Aufnahme-8233 Das Bild zeigt ein Lamellenstück, das etwa einen Millimeter hinter der Schneide abgetrennt wurde, bei geringer Vergrößerung (Obj. 10x). Das Lamellenstück wurde in Ammoniak 10% vorsichtig mit einem Pinsel von der Sporenmasse befreit, so dass die Pigmentierung der Schneide (stets braun unter dem Mikroskop) deutlich hervortritt. In diesem Übersichtspräparat erkennt man, dass sich die Pigmentierung ohne Unterbrechungen entlang der Schneide fortsetzt (von Verletzungen abgesehen). Man erkennt auch, dass die Cheilocystiden recht spitz sind und eine dichte Palisade entlang der Schneide bilden. Beide Merkmale werden zur Entscheidung in den einschlägigen Psathyrella-Schlüsseln benötigt. Aufnahme-8235 Psathyrella-Arten besitzen immer "echte" Cheilocystiden und weniger auffällige und kleinere keulige, kugelige oder birnenförmige "Paracystiden". Erstere heißen ganz korrekt pleurocystidioide Cheilocystiden, weil sie in der Regel eine ähnliche Gestalt haben wie die Pleurocystiden. Ich sage immer etwas schlampig einfach "Cheilocystiden" und "Paracystiden". Bei dieser Art sind die Cheilocystiden so dominant, dass man im Übersichtspräparat die Paracystiden noch nicht gut sehen kann. Aufnahme-8237 ff. Um Einzelheiten der Pleuro- und Cheilo-/Paracystiden beurteilen zu können, fertigt man für beides getrennte Präparate an. Ich nehme immer sorgfältig von den Sporen befreites Material, präpariere in Kongorot/NH3, trockne vorsichtig über kleiner Spiritus-Flamme ein und wasche den überschüssigen Farbstoff mit KOH 5% aus. Danach quetsche ich zunächst nur ein ganz kleines bißchen. Danach bei Bedarf noch mehr. Übertreibt man die Quetscherei, so werden zu viele Zellen zerstört. Mit etwas Übung kann man bei solchen Präparaten ganz gut einzelne Cystiden und Basidien isolieren und dann einzeln beurteilen. Aufnahme-8243 Psathyrella-Schlüssel wollen oft wissen, ob die Pleurocystiden "oft spitz" oder "oft stumpf" (acute/obtuse) sind. Leider muss man erst ein paar Psathyrellen gesehen haben, um das sicher entscheiden zu können. Irgendwann kriegt man aber spitz, dass z.B. diese hier als "spitz" zählt. Aufnahme-8245a Psathyrella-Arten können mit 4-sporigen oder 2-sporigen Basidien ausgestattet sein oder auch mit einem Mix aus beiden. Viele Arten legen sich dabei fest. Andere nehmen es nicht so genau und sind variabel, so auch P. microrhiza, die meistens in der 4-sporigen Version mit seltenen 2-sporigen Basidien auftritt. Man darf sich aber nicht wundern, wenn es mal ganz anders ist. Isolierte Basidien helfen auch, die oft ähnlich geformten Paracystiden abgrenzen zu können. Diese verwechselt man leicht mit jungen Basidien ohne Sterigmen. Aufnahme-8250 Wenn man das Präparat mit den Cheilocystiden ein wenig quetscht, werden auch die Paracystiden zwischen den pleurocystidioiden Cheilocystiden sichtbar. Hier sind es unauffällige birnenförmige Zellen. Unten rechts im Bild ist eine Basidie zu sehen. Sie ist bei dieser Art fast kugelig auf einem kurzen Stiel. Es gibt auch viele Psathyrella-Arten, bei denen die Lamellenschneide fast nur von Paracystiden besiedelt ist und nur vereinzelt echte Cheilocystiden auftauchen. Auch dieses Merkmal wird oft in den Schlüsseln abgefragt. Diagramm mit den Sporenmaßen Eine typische Stichprobe mit ca. 30 Sporen sieht bei dieser Art meistens so aus wie hier. Neben der üblichen Verteilung gibt es meist 1-3 Ausreißer nach oben, die von 2-sporigen Basidien produziert wurden. Alles in allem handelt es sich hier um ein Exemplar von P. microrhiza, an dem alle arttypischen Merkmale auf einmal nachvollzogen werden können. Dass ist leider nicht immer so: - Die Scheinwurzel kann fehlen. - Die Pigmentierung der Lamellenschneide kann komplett fehlen. - Die leicht bräunliche Farbe der gewaschenen Lamelle kann auch blass ausfallen. - Es gibt auch 2-sporige Versionen. - Das Velum am Hutrand kann abgewaschen sein. - Die meist lange bleibende dunkle Hutfarbe kann ausgetrocknet sein. Allerdings habe ich noch keine einzige Kollektion gesehen, bei der alles auf einmal so schief war, dass die Zuordnung zu P. microrhiza nicht möglich gewesen wäre. Man muss nur auf dem Schirm haben, dass die Schlüsselei nicht ganz so einfach ist, wenn Merkmale fehlen und dann mehrere Möglichkeiten prüfen. Immerhin: Auf die dicht sitzenden, recht spitzen und regelmäßig verteilten Cheilocystiden war bis jetzt immer Verlass.