Hallo, Ihr hitzeentwöhnten, hitzeverwöhnten oder hitzeverhöhnten Pilzologen,
man nehme - für einen sommerlichen Cocktail - 3 F's, ein bisschen von allem: Funga, Flora, Fauna.
Rühren - nicht schütteln!
Eiswürfel - nach Gusto - hinein, megagroßes Schirmchen drauf ...
... hmmhhh, aber aber ??? Kann man ja gar nicht trinken, was da kommt ... aber anschauen
Da hätten wir
01 am Rhein (Altrhein, aufgestaut) viel Gestrüpp und keine Pilze
aber
02 auf der Wiese an zwei Stellen Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades), ein Erstfund für mich, nur schwach aromatisch, das Sößchen hat trotzdem geschmeckt (nur von den "Schönlingen" davon)
03 im Gebüsch eine Libelle, wegen des vorletzten Abschnittes halte ich es für eine Große Pechlibelle, Ischnura elegans. Da gibt es solche Farbvarianten, habe ich nachgelesen (vermutlich ein Weibchen mit der Farbmorphe "infuscans-obsoleta".)
04, 05 im Auwald nicht weit davon sah ich auf einem Hainbuchen-Dürrständer (nur ca. 10-15 cm Stammdicke mit abgebrochenem Seitenast) diese seltsamen intensiv orangefarbenen Stromata (nur 1-2 mm groß) ... orange Färbung auch unter der obersten Rindenschicht
(Für Eingeweihte: Baumgnolm, der traurig guckt, weil er so viele Pickel auf der Nase hat - und auf der Stirn und auf dem Hals).
Suche ich mit geeigneten Begriffen komme ich auf cf. Cryphonectria parasitica (Endothia p.), eine Pilzerkrankung hauptsächlich bei Kastanien (Castanea spec.), vor allem bei der amerikanischen Kastanie sehr schädigend.
Man findet aber auch Texte, die vom Befall weiterer Baumarten berichten (dann weniger gefährlich), Hainbuche (Carpinus) wird auch genannt.
http://www.issg.org/database/species/ecology.asp?si=124
http://www.ksuturf.org/blog/wp…/2010/06/oak_endothia.jpg
http://www.cpt-ti.ch/fito/inde…k=organismo&id=37&lang=it
Was haltet von der Benennung? Es gibt wohl auch noch ähnliche Arten, da sehen die Stromata aber etwas anders aus (länglicher, radial um den Ast)
An einem anderen Tag:
im Wald in Hanglage komme ich an "meinem" wulstigen Lackporling vorbei (am Wurzelbereich einer lebenden Esche, mit abgebrochenem Teilstamm). Ich hatte den Pilz schon mal gezeigt und über die Zeit beobachtet. Zitzengallen sind nicht vorhanden, jetzt scheint er mal etwas gesport zu haben. Leider hat mein kleines Messer nur ein Fitzelchen herausgelöst. Die Tramafarbe erscheint mir intensiv rot-braun ("kühler" Farbton) im Gegensatz zu etwas gelblichem Braun-rot bei Ganoderma applanatum (ebenso frisch betrachtet).
06 cf. Ganoderma adspersum
07 an einem teilentrindeten dicken Eschenast fand ich diese Käferlarven-Fraßgänge, lt. Web müsste es sich um die Gänge von Hylesinus crenatus, dem Großen Schwarzen Eschenbastkäfer handeln.
08 viel blüht zur Zeit da nicht, aber die Winterlinde (Tilia cordata) - Bienen sind begeistert - was für ein hektisches Herumgefliege, können die nicht mal stillhalten!
09 ich bin mit der Bienenfotografie schwer beschäftigt - da ein dunkler Schatten ... ein Rotmilan (Milvus milvus) ganz nah ... bevor ich ihn erwische, ist er natürlich schon wieder weiter weg (Ausschnitt aus der 100 Prozent Ansicht, man erkennt aber deutlich den gegabelten Schwanz)
10 die Wiese hatte ich nur deshalb aufgesucht, um nochmal nach dem alten Birnbaum mit den vielen Schwefelporlingen (Laetiporus sulphureus) zu schauen (mein Foto vom Juni-Wettbewerb, Ende Mai entstanden, zu dem Zeitpunkt stand das Gras ganz hoch). Die Porlinge waren Ende Mai schon trocken, jetzt noch trockener, keine Neubildungen.
11, 12 Es gibt an dem Baum 3 Gruppen von Schwefelporlingen am Stammfuß, 3 Gruppen weiter oben und 2 Gruppen auf einem dicken horizontalen Ast (Bilder von Ende Mai)
13, 14 und noch weitere Pilze hoch oben, wo ich die Unterseite für glatt halte (aber es nicht richtig sehen kann).
Können das Schichtpilze sein (Stereum spec.), am lebenden Baum ?
Es soll möglich sein (an verletzten Stellen, an absterbenden Ästen) - ich habe es aber so noch nie gesehen.
Ausschnitt aus der 100 Prozent-Ansicht ---> FALLS Stereum, dann Stereum hirsutum
15, 16 zur Abwechslung was Geflügeltes, auf einer Naturschutzwiese (wird nur 1 mal gemäht), viele viele Schachbrettfalter (Melanargia galathea) ganz versunken nektartrinkend (auf Flockenblumen, Centaurea spec. u. Witwenblumen, Knautia arvensis)
17 auch dort: eine Zikade, ohne Schaum ... ich vermute trotzdem, dass das eine Wiesenschaumzikade (cf. Philaenus spumarius) sein könnte (auf Acker-Kratzdistel, Cirsium arvense)
18 in der Nähe wieder ein hübsches Zotteltier, hier ein kleiner Bulle (von zweien), die getrennt von der Herde auf einer separaten Wiese standen, Rasse "Belted Galloway" (wurde auf einem Schild erläutert).
Dann gab es ja mal Regen, viel Regen ...
Im Wald "oben rechts" (wo ich vorher so gut wie nie war, weil man erst mit dem Auto hinfahren muss) kann man sich (fast) verlaufen ... und man sieht, ständig sogenannte Dolinen, trichterförmige Vertiefungen im Erdboden, unterschiedlich groß und tief, bis untenhin bewachsen. Im Wald "oben links" - obwohl da die gleiche Geologie ist, ist mir das noch nicht aufgefallen.
Manchmal sind es kleine tiefe Löcher, manchmal große flache Senken. Leider kann man den Eindruck, den man vor Ort hat, irgendwie nur schlecht mit einem Foto vermitteln.
19a,b kleine tiefe und breite flache Doline
Ich hätte auch "Myxo, der Schnelle" titeln können, denn an dem Tag sah ich fast nur Schleim(nicht)pilze.
Meist waren sie auch noch im Plasmodienstadium, so dass die Benennung wohl nicht funktioniert, bis auf ein paar Ausnahmen.
Ich zeige trotzdem mal die Bilder.
20, 21 gelbes Plasmodium, man denkt an Fuligo septica (cf.), aber es gibt ja auch noch andere mit solch fädigem gelben Plasmodium (Physarum polycephalum z.B.), obwohl ich hier irgendwie doch von der Lohblüte ausgehe (wg. der Anhäufung rechts) und weil es zur Zeit davon so viel gibt...
---> KANN ALLES SEIN , was gelbes Plasmodium hat
22, 23 ist dann klar, Ceratiomyxa fruticulosa (aber die Form steht "irgendwie" noch zwischen beiden Varianten)
24,25,26 kann ich nicht einordnen, der Schleimer war flächig (größte Ausdehnung 8 cm), Plasmodium transparent, Oberfläche "schülferig-kalkig", dann rechts unten die beiden kleinen Strukturen mit etwas "blattartigen" Formen. Kann das Mucilago crustacea sein?
Da habe ich jedenfalls auf Bildern solche Strukturen wie auf Bild 26 gesehen, allerdings soll der Myxo eher außerhalb des Waldes an Grünzeug klettern, und hier handelt es sich um die Schnittkante eines Baumstammes.
Ausschnitt aus der 100 Prozent-Ansicht
---> DIESE FORM SPRICHT FÜR EINGETROCKNETE CERATIOMYXA FR. POROIDES
27,28,29 ist mir auch rätselhaft. Erst dachte ich, dass es gar kein Schleimpilz sei (handgroß die Fläche ungefähr), sehr grobporig, sehr flach, gelb eintrocknend am Rand. Aber so etwas wie Ceriporia kann es meiner Meinung nach doch nicht sein, weil es IST schleimig, man kann die Poren weich verschmieren, nicht Festes, kein Trama etc. ablösen. Kann Ceratiomyxa so aussehen, wenn das Plasmodium eintrocknet ohne zu reifen?
---> KEIN SCHLEIMPILZ, möglicherweise Trechispora mollusca oder ähnliche Arten
30, 31 wohl unbestimmbar, hirnartig gewundenes Geglibber, gelblich-grün. Möglicherweise auch Ceratiomyxa (weil ich mir vorstellen kann, dass aus den Windungen Poren entstehen und farblich käme es auch hin)?
Ich hatte eine Probe mitgenommen, ist mir aber "zerlaufen".
---> UNBESTIMMBAR
32, 33 der dürfte eindeutig sein, jedenfalls nach dem zu urteilen, was ich gelesen habe. Den hatte ich noch nicht: Arcyria obvelata, Nickender Kelchstäubling auf Buchenholzschnittkante. Der Fruchtkörper war minimal gestielt und man konnte das ganze Teil an den Capillitium-Fäden in die Länge ziehen.
---> EINDEUTIG
34, 35 dann stank es merklich nach Mottenkugeln und siehe da, an einem sehr morschen dicken Ast (auf der Unterseite) fand ich einen Pilz, den ich für Scytinostroma portentosum, den Mottenkugelpilz halte. Jedenfalls hatte ich einen identisch aussehenden (und immer stinkenden) Fund schon mal. Die kräftige Farbe war damals als möglicherweise abweichend vom typischen Bild der Art genannt worden, es gibt aber auch Vergleichsbilder im Web (z.B. auf der Seite von Rudi Markones), wo der Pilz genauso aussieht (und es stank der Pilz, nicht das Holz).
Nach soviel Gemüffel müsste ein bisschen Blütenduft her...
36 aber es blüht nur etwas an lichteren Wegrändern, auf großen Flächen der Feinstrahl (Erigeron annuus), sehr hoch gewachsen.
37 auf den Blüten mehrfach der Kleine Schmalbock, Stenurella melanura
und die Schmetterlinge umfliegen einen und fliegen hierhin dorthin und bleiben so gut wie niemals sitzen...
38 habe ich hoffentlich richtig mit Aphantopus hyperantus, Brauner Waldvogel benamst.
39 auch der Weiße Waldportier, Brintesia circe, war da, aber fotoscheu. (der Waldportier wäre auch extrem selten, habe ich gerade gelesen, schon auf der roten Liste!!)
--> WEGEN DER GRÖSSE EIN LANDKÄRTCHEN (SOMMERFORM f. prorsa ), Araschnia levana
Lepiforum
40 doch noch ein schöner Blütenfund auf einer trockenen Wiese: Betonia officinalis, die Echte Betonie (Heil-Ziest)
UND
41 ERSTFUND (und eigentlich eine Anfrage, kommt separat, ich habe noch ein paar Bilder hier ) von Ama-so-gut-wie-nie-da.
Ich vermute hier Amanitopsis lividopallescens, den Ockergrauen Riesenstreifling - auch wg. der Ökologie (sehr kalkhaltiger Boden) oder aber Amanita vaginata, den Grauen Scheidenstreifling (in Ungrau)
--> AMANITA SPEC. (SEKT. VAGINATAE), mikroskopierpflichtig, eventuell Aufgliederung in neue Arten
Gestern dann, 35 Grad (oder mehr)
42 Lohblüte am Abgrund (Fuligo septica eventuell var. rufa) --> eher normale FULIGO SEPTICA
43,44,45 und es leuchtete in der Sonne so orange-braun - und ich dachte an Hymenochaete rubiginosa - und sah mir den dicken Ast nicht zu genau an (dachte "Eiche", kann aber auch Buche gewesen sein, sehr wahrscheinlich nichts anderes, weil es liegen da Teilstücke von Eichen- und Buchentotholz)
Zu Hause habe ich dann mit der Verwechslungsart Pseudochaete tabacina, Tabakbrauner Borstenscheibling verglichen (wäre für mich ein Erstfund)
Passt besser, oder? Auf der Unterseite des Astes waren große resupinate Anteile, aber auch deutliche Hüte an den Rändern. Vor allem aber sehr intensive orange Kanten an der Zuwachszone (im Gegensatz zu weißlich-gelb bei Hymenochaete rubiginosa). Okay?
---> doch HYMENOCHAETE RUBIGINOSA (wg. Färbung und wg. relativ dickem Substrat, s.u.)
46,47,48 und noch ein pers. Erstfund, Seitlinge im Sommer, auf Buchentotholz, unterschiedlich lang gestielt, Lamellen teilweise am Stiel bis fast unten, teils auch nicht - aber niemals queradrig verbunden. Dünne Fruchtkörper mit der Tendenz am Rand zu gilben, sehr feiner angenehmer süßlich anisiger Duft - ähhhm, und ich verzehre auch Erstfunde.
Gut waren sie, die Lungenseitlinge (Pleurotus pulmonarius) !