4 Grad Süd (8,9: Zahn (--> cf. Flavodon flavus) und Fächer (cf. Neonothopanus, 2016)

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.879 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,


    in meiner Tropenpilz-Sammlung (Mahé, Seychellen) befinden sich auch einige "peinliche" Altlasten, die ich damals nicht nach allen Regeln der (makroskopischen) "Pilzbestimmungs-Kunst" betrachtet habe ...


    Trotzdem ... hier kommen sie:


    Pilz 8
    An einem noch aufrecht stehenden abgebrochenen Laubholzstamm, fand ich diese teils flächigen, teils hutbildenden Beläge.
    Eigentlich sagen die Bilder alles, was ich weiß. Ich habe nicht versucht, etwas abzulösen oder daran zu riechen.
    Die Pilze waren trocken, gelblich, die Hüte eventuell 2-3 cm abstehend, leicht zoniert und behaart, die Stacheln relativ grob, unregelmäßig geformt und abgeplattet. Poren waren nirgendwo zu erkennen.


    Mein erster Gedanke: Steccherinum spec.
    Da gibt es ja auch viele Arten, die möglicherweise auch etwas auffälliger sind als unsere Steccherinum ochraceum, z.B.hätte Steccherinum bourdotii längere und grobere Stacheln (bis 4 mm), das soll aber eine rein europäische Art sein (?)
    http://aphyllopower.blogspot.d…urdotii-rundsporiger.html


    Bei der Suche nach Steccherinum (tropical, african) bin ich auf Steccherinum confragosum (Irpex confragosus) gestoßen, die Beschreibung sieht nicht schlecht aus, leider gibt es keine (GAR KEINE) Vergleichsbilder.
    http://www.mycobank.org/BioloM…00063&Rec=7895&Fields=All


    Aber der "Zweitname" Irpex erinnerte mich daran, dass es ja noch (viel) mehr Gattungen mit Zähnchen UND Hüten geben könnte.
    Eher zufällig bin ich dann auf Antrodiella zonata (Irpex zonatus) gestoßen, eine weit verbreitete tropische Art (Südamerika, Australien, Pazifikraum, Indien wird genannt, Afrika nicht ...)


    Das war bis jetzt mein "heißester"Kandidat
    http://www.mycobank.org/BioloM…0063&Rec=45143&Fields=All
    http://mushroomobserver.org/name/show_name/20681
    http://www.terrain.net.nz/frie…i/antrodiella-zonata.html
    http://www.mycodb.fr/fiche.php…pece=zonata&source=search ---


    ... leider passt die Beschreibung der Hutoberfläche nicht (sieh Mycobank) : "coriaceus" (ledrig), "glabrous" (glatt) etc. ...


    also zurück zu cf. Steccherinum spec.


    Pilz 8, cf. Steccherinum spec. (eventuell Steccherinum confragosum)
    8a

    8b

    8c




    Pilz 9
    Dann, nach heftigeren Regenfällen sah ich mehrmals (aber nur einmal fotografiert) diese weißen, relativ weichen fächerartigen Pilze an Laubtotholz (Baumstumpf, aber auch an liegenden Stämmen)
    Oft einige Pilze zusammen, aber auch einzeln, nicht groß, max. Breite ca. 5 cm
    Aufällig: wenn sie trocknen, werden sie von den Rändern her braun.


    Sporenpulver: nicht überprüft, müsste aber weiß sein (weil man braunes Spp. in dem Reifezustand schon sehen müsste)
    Geruch: unbedeutend
    Geschmack: nicht getestet
    Hut nicht durchgerissen, deshalb weiß ich nicht, ob es eine gelatinöse Schicht gibt.


    Erster Gedanke: Pleurotus, verworfen (warum nur?), vielleicht weil teilweise einzeln und relativ klein
    Zweiter Gedanke: Crepidotus, verworfen: Sporenpulver höchstwahrscheinlich nicht braun, Stielchen relativ deutlich erkennbar
    Dritter Gedanke: Hohenbuehelia (obwohl nicht auf gelatinöse Schicht überprüft)


    Da gibt es dann tatsächlich eine Art, die von der Farbe und Form und Oberflächenbeschaffenheit sehr ähnlich aussieht:
    Hohenbuehelia angustata
    http://www.mycobank.org/BioloM…0063&Rec=37406&Fields=All
    http://www.mycodb.fr/fiche.php…buehelia&espece=angustata
    http://mushroomobserver.org/97824?q=2XGCW


    aber passt nicht: da wird betont, dass die Lamellen sehr eng stehen ("angustata", aha!)


    über
    Panus copulatus = Lentinus copulatus, die als Verwechslungsart genannt wurde (aber KAUM Bilder und keine Beschreibung)


    dann doch zurück zu Pleurotus:
    Da gibt es mit vielen Farbvarianten und sehr weiter tropischer Verbreitung
    Pleurotus djamor, zur Zeit mein "Favorit"
    http://www.mycobank.org/BioloM…0063&Rec=18022&Fields=All
    (Hutgrößen um 4 cm (!!!!), weiß, bei Trocknung bräunend, pantropisch)


    http://www.bio.utk.edu/mycolog…otus/Species/P_djamor.htm
    http://www.cortland.edu/nsf/pleudjam.jpg
    http://www.botany.hawaii.edu/faculty/wong/BOT135/LECT10.HTM (in dem langen Text ein sehr ähnliches Bild)


    Pilz 9: cf. Pleurotus djamor
    9a

    9b

    9c

    9d

    9e




    Alternative Vorschläge sind natürlich hochwillkommen :)

  • Lieber abeja,
    ich möchte Dich eigentlich nicht frustrieren, aber was Du da versuchst ist zum Scheitern verurteilt.
    Die Pilzbestimmung in unseren Gefilden ist schon schwierig, trotz vergleichsweise wenigen Arten und sehr guter Literatur. Bei den Artengruppen, die Du uns da zeigst, ohne Mikroskop nur in Ausnahmefällen mal möglich. Und nun willst Du versuchen, deine tropischen Funde makroskopisch mit Hilfe des Internets zu bestimmen?? Das ist zwar eine nette beschäftigung wenn man Zeit hat, aber wenn Du es auf eine Bestimmung anlegst, dann ist es Zeitverschwendung.
    Die Tropen sind allgemein sehr unerforscht, von ganz wenigen gegenden viellicht abgesehen, und von den Seychellen gibt es meines Wissens keine nennenswerte Inventarisierung. Auch wenn die tropischen Holzpilze im Vergleich zu den terrestrischen doch etwas besser bekannt sind, so muss man immer damit rechnen, dass der auf den Seychellen gefundenen Pilz bisher nur z.B. in Puerto Rica oder Tanzania gefunden wurde. Und natürlich sind auch aus DIESEn Gegenden nur selten zusammenhängende Publikationen vorhanden.
    Ich war letzten Dezember für 14 Tage in den afromontanen Nebeläwldern Äthiopiens. Da habe ich etwa 400 verschiedene Kollektionen an Pilzen mitgebracht. Mittlerwiele habe ich so etwa 50 auf die Art oder wenigstens als cf. auf Artebene bestimmt. Davon sind mindestens drei noch nicht beschrieben, eine erst 2011 aus Thailand beschrieben und von den restlichen etwa 4/5 neu für Äthiopien. Die restlichen 350 Kollektionen gehören zu schätzungsweise etwa 320 verschiedenen Arten, davon 110x "Corticiaceae spec." und 50x "Porling spec." - weiter bin ich bisher nicht gekommen, und ohne Sequenzieren wird es auch nicht mehr sehr viel weiter gehen. Trotz Mikroskop, einigem an Literatur, und der freundlichen Hilfe namhafter, tropenerprobter Mykologen.
    Noch ein Beispiel: Ich habe 12 verschiedene (bzw. mir verschieden erscheinende) Kollektionen von Stummelfüßchen (Crepidotus), darunter ein intensiv rosafarbener und ein leuchtend schwefelgelber. Da dachte ich schon, dass da bestimmungstechnisch einiges gehen würde. - Alleine in Nordamerika inkl. Floraida sind 110 Crepidotus-Arten beschrieben, gelbe gibt es mindestens 20 und nochmal soviele die noch keinen Namen haben .... Natürlich könnte ich mich an den Computer setzen und nach gelben Stummelfüßchen in den Tropen googeln. Und sicherlich fände ich da auch eine Art heraus, die sehr gut (optisch) zu meinem passt. Aber diese "Bestimmung" dann aber richtig wäre, das wäre schon ein arger Zufall!
    Die Schwierigkeit, tropische Pilze zu bestimmen, ist ungleich höher als bei unseren paar einheimischen Sachen!
    Dennoch gibt es auch dort hin und wieder mal Funde, die so charakteristisch sind, dass "man" (also jemand der sich mit gerade dieser Gruppe Pilzen in den Tropen auskennt) sie mit guter Sicherheit benennen kann.


    Z. B. der Pilz im angehängten Foto: Coniolepiota spongodes. (Leider war nur blitzen möglich, was hässliche Schatten machte)
    Ich hätte mir einen Wolf gesucht und ihn doch nie gefunden, aber da es auf jeden Fall ein Schirmlingsverwandter sien musste, habe ich DIE Spezialistin dafür angemailt. Else Vellinga in Berkeley. Sie erkannte darin eine tropische Art, bisher nur aus Südostasien bekannt, und von ihr 2011 in eine neue Gattung verfrachtet. Selbst einen so krass auffälligen Pilz, mit 15 cm Hutgröße, bei dem ich eigentlich auch schon ziemlich genau die Gattung wusste (Cystolepiota oder Echinoderma dachte ich), hätte ich nicht bestimmen können ohne ihre Hilfe. Und obwohl er so auffällig ist, muss jetzt wegen geringer Unterschiede in den Sporenmaßen doch noch sicherheitshalber eine Sequenzierung gemacht werden.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    vielen Dank für deine ausführlichen Bemerkungen zur "Sinnhaftigkeit" des "Unternehmens".
    Im Prinzip ist mir das natürlich alles bewusst - vieles ist nicht beschrieben, nicht abgebildet - und für mich als Anfängerin noch nicht mal in eine grobe Schublade einzusortieren.


    Ich habe allerdings schon bemerkt, dass es "Schubladen" gibt - und viele Pilze sind wirklich pantropisch oder kosmopolitisch verbreitet.
    Außerdem neige ich zum Spekulieren - und möchte mein Tun auch gar nicht "Bestimmen" nennen.


    Und ich lade euch (von denen - ja ich weiß es, ja ich vermute es - doch ein paar weitgereist sind) ein, dabei mit zu spekulieren.
    Deshalb werde ich auch meine weiteren Funde hier einstellen, dann sind es eben Porlinge spec. und cf. Gattungen.


    Dein Beispielpilz entspricht übrigens (optisch, nach anderen Bildern im Web) exakt einer Anfrage im Pflanzenbestimmungsforum.
    Hier der Link (mir war da noch ganz und gar nicht klar, dass es einer aus der Schirmlingsverwandtschaft ist ....)
    http://forum.pflanzenbestimmung.de/viewtopic.php?f=3&t=25757

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Und trotzdem: Diese Bidler schaue ich mir gerne an und lese gerne die Beschreibungen. Sehr wohl in dem Wissen, daß die Pilze auch ein erfahrener Experte ohne ein Exsikat in der Hand kaum auflösen können wird.
    Ein bisschen rantasten kann man sich, und sieh es mal so: Das, was du dir jetzt bei der Recherchearbeit einprägst, wird auf weiteren Reisen und bei weiteren Funden nützlich und hilfreich sein.


    Unter Berücksichtigung dessen, was Andreas schreibt: Es ist so vieles unbeschrieben, große zusammenhängende Publikationen gibt es nicht, das meiste ist Stückwerk.
    Persönlich würde ich bei tropischen Funden (wenn ich denn mal in den Tropen lande) auch von global verbreiteten, bei uns bekannten Arten ein Fragezeichen stehenlassen.
    Klar, Ganoderma australe kommt weltweit vor. Die Art ist bei uns in Europa sicher und recht einfach zu bestimmen.
    Aber sind in Sumatra wachsende Kollektionen wirklich das Gleiche, auch wenn sie morphologisch identisch sind?
    Muss nicht sein.


    Umso spannender ist es dann aber, sich damit zu beschäftigen.


    Viel schreiben könnte man nun noch dazu, warum in manchen Gegenden die Funga so lückenhaft bekannt und beschrieben ist. Das würde zu weit führen.
    Letztlich lässt sich eine ähnlich verlässliche Bearbeitung wie in Nordamerika, Japan oder Europa nur erreichen, wenn sich genug einheimmische Experten damit befassen.


    Dennoch kann man ja auch mal als Besucher ein paar Sachen angucken. Idealerweise dann aber so, wie Andreas das macht: Man muss auch Herbarmaterial mitnehmen und entsprechend mit den Fundnotizen archivieren.
    Mirkoskopisch und genetisch untersuchen können das auch entsprechende Spezialisten, aber mit so einer Sammlung an untersuchbarem Material kommt man immerhin schon mal ein Stückchen weiter. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    genau so sehe ich das - als vorsichtiges Herantasten, als (erst mal makroskopisches) Vergleichen von bekannt erscheinenden Merkmalen.
    So gehe ich auch bei Pflanzen vor, erst mal versuchen, anhand bekannter Merkmale die Familie einzugrenzen. Dann schauen, was gibt es da? Wenn "da" nichts zu finden, was gibt es auf dem Kontinent - und sieht das ähnlich aus, und so weiter ...


    Dann - obwohl es natürlich in der Funga extreme Raritäten geben mag, schadet es ja nicht, sich die pantropischen (oder "Gondwana-Land-Vertreter") anzuschauen, bzw. die Arten, von denen gesagt wird, sie seien tropenweit HÄUFIG.
    (Zu Hause finde ich ja auch erst mal die häufigen Pilze :( :D - oder auch nicht.)
    Wenn dann die Merkmale keine bzw. keine groben Widersprüche ergeben, ist man wahrscheinlich in der richtigen Richtung unterwegs. Ein großes dickes ÜBERFETTES cf. sollte natürlich immer dabei stehen.


    Interessant fand ich z.B. so etwas hier:
    http://www.cpbr.gov.au/fungi/mycogeography-distant.html#asia


    Übrigens: von einigen meiner aktuellen Funden habe ich ein schönes Päckchen im Koffer gehabt - man weiß ja nie ...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Genau so. :thumbup:
    Auch bei den heimischen Pilzen haben wir ja nicht anders angefangen, oder?
    Irgendwo muss man ja ansetzen, wenn man es spannend findet. Mir geht's oft so, daß ich aus Pilzen die unbekannt bleiben, genauso viel lerne wie aus bekannten Pilzen.



    LG, pablo.

  • Hallo abeja,


    ich wollte Dich ja nicht davon abhalten, deine Funde zu präsentieren (die auch ich spannend finde!), sondern nur sicher gehen, dass Du nicht irgendwann frustriert bist, weil kaum mal ein Name dabei rüberkommt - oder noch schlimmer, den Namen dazuschreibst der nach Internetbildern am ähnlichsten aussieht.


    Wie ich schon schrob: Ein netter zeitvertreib, sofern man/frau es nicht darauf anlegt, unbedingt einen Namen erhalten zu müssen.


    beste Grüße,
    Andreas

  • Tanzania, Äthiopien, Seychellen...tolle Gegenden zum Studieren von Ascomyceten. Ich habe letztes Jahr eine Kiste mit Xylariales aus Réunion erhalten, von den 8 Kollektionen habe ich nur 3 bestimmen können, einer nur mit sp und der Rest war abgestorben. Sicherlich, es wurde ja nur oberflächlich nach Kleinpilzen gesucht und die waren schon recht augenfällig, sind daher auch in der Literatur hier und da beschrieben. Wenn man tiefer einsteigt und richtig feine Sachen wie Astrosphaeriella oder Bitrimonospora sucht und findet, sieht die Sache wieder anders aus: alles bekommt ein sp. und muss sequenziert und mit hoher Wahrscheinlichkeit erstbeschrieben werden.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo,
    hier hatte Frank/ Tomentella mir noch eine Vermutung geschrieben, möglichweise könnte es sich bei dem Pilz "mit Zähnen" um Flavodon flavus handeln, falls die Farbe auch in Wirklichkeit so grünlich wäre.


    Tatsächlich kam mir der Pilz "in Erinnerung" (Fund ist nicht aktuell) relativ gelb vor -allerdings hat meine damalige Kamera auch häufig einen Gelbstich produziert, den ich nicht immer ausgemerzt hatte. Die hier vorgestellten Fotos hatte ich aktuell sogar noch etwas auf "neutraler" getrimmt - also war der Pilz vermutlich stark gelblich-grünlich.
    Leider habe ich damals nicht die Farbe der Fruchtschicht etc. mir näher angesehen.


    Hier die Beschreibung bei Mycobank, wer etwas dazu nachlesen möchte.
    Die Beschreibung scheint sehr gut zu passen.


    Mycobank: Flavodon flavus


  • Hallo,
    es gibt Zuwachs in meiner Tropenpilz(bild)-Sammlung (Mahé, Seychellen 2016).


    Hier dieser "Fächer" (Nr. 9) war ja noch völlig unklar - und das hat mich "geärgert" :evil: , weil der Pilz unglaublich häufig vorkommt ... dem müsste man doch - so ein bisschen - auf die Spur kommen können.
    Auch in diesem Jahr habe ich die Art häufig gesehen, er wächst fast an jedem Totholz, das ein bisschen dauerhaft feucht liegt.
    Nach Regenfällen sprießt er, allerdings bleibt es häufig bei ein paar Exemplaren.
    Und sobald die Sonne scheint, fangen sie an am Rand zu bräunen.


    Die Pilze sind oft sehr klein, nur 1- 2 cm breit, maximal 5 cm, alle deutlich gestielt, je jünger die Pilze sind, desto dicker wirkt der Stiel
    Sie wachsen teils einzeln, teils übereinander und nebeneinander,
    sie sind sehr dünnfleischig (unter 1 mm, bis 1-2 mm an der dicksten Stelle des Hutfleisches bei den größten Pilzen), manchmal fast schon durchscheinend,

    sehr weit stehende Lamellen, teilweise anastomisierend, nicht gesägt
    keine Gallertschicht, kein auffälliger Geruch,
    eindeutig weißes Sporenpulver.


    Damit sind Crepidotus und Clitopilus wg. Sporenpulverfarbe heraus,
    Hohenbuehelia wg. fehlender Gallertschicht (und engeren Lamellen),
    Lentinusähnliche Arten sollte gesägte Lamellen haben,


    Cheimonophyllum (u.a. Cyphellaceae) erschienen mit auch nicht ganz passend (noch "zarter")
    und meine bisher "angedachten" Pleurotusarten waren alle dicker und wachsen nicht so einzeln - außerdem hat keine dieser Gattungen so entfernt stehende Lamellen.
    Bein puren Bildvergleich blieb ich auch immer ein bisschen bei Pleurocybella porrigens hängen (obwohl der ja größer und dicker ist, an Nadelholz wächst, enger stehender Lamellen hat und keinen Stiel) -
    aber dieser Pilz gehört zu den MARASMIACEAE (und ich habe noch weitere Vertreter der Marasmiaceae gefunden, die haben ja oft so entfernt stehende Lamellen.)


    Also da ein bisschen herumgezappt und da bin ich bei der Gattung Nothopanus (bzw. Neonothopanus) angekommen.
    (Und was die schon mal alles für Namen hatten....)
    http://mushroomobserver.org/ob…page=1&pattern=nothopanus


    Da vor allem auffällig dieses Bild von Funden aus Madagascar, die Pilze sehen optisch identisch aus:
    http://mushroomobserver.org/213573?q=2lOin


    Sucht man "Nothopanus Seychelles" findet man: Neonothopanus hygrophanus
    http://www.catalogueoflife.org…69d1dac37864d9edaa05fa803


    Neonothopanus ist z.Zt. lt. div. Listen der akzeptierte Name,
    Neonothopanus hygrophanus soll die afrikanische Art sein, die 2011 in die Gattung Neonothopanus integriert wurde.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Neonothopanus


    Also ich nenne den Pilz jetzt mal (frech) cf. Neonothopanus spec. (cf. hygrophanus) (Proben sind vorhanden).


    9f (ganz jung und klein)


    9g (Detail)


    9h (ganz dünn und durchscheinend)


    9i Oberseiten von 9h


    9j die größte Ansammlung

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Durchaus nachvollziehbare Spur, deiner Recherche nach.
    Ob sich wohl noch jemand findet, der diesen Pilz untersuchen kann?
    Bei einer so auffälligen erscheinung wäre es doch gut möglich, daß der schon mal beschrieben wurde und dadurch bestimmbar ist (wenn man Zugang zur entsprechenden Literatur hat).



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    genauere Informationen zu diesem "Fächer"-Pilz konnte ich erst nicht finden, mein "Kandidat" heißt komplett:
    Neonothopanus hygrophanus (Mont.) De Kesel & Degreef, 2011
    vorher
    Nothopanus hygrophanus (Mont.) Singer, 1969


    Nur zu Neonothopanus gardneri (aus Südamerika, bioluminescent) findet man bei Mycobank eine ausführliche Beschreibung, die aber zum Teil auch auf die Eigenschaften der Gattung eingeht.
    http://www.mycobank.org/BioloM…0063&Rec=47931&Fields=All
    Daraus:

    Zitat


    Neonothopanus was established by Petersen and Krisai-Greilhuber (1999) as a monotypic genus based on Agaricus nambi Speg....For a complete discussion of the taxonomy and nomenclature of Nothopanus and Neonothopanus see Petersen and Krisai-Greilhuber (1999)...


    ... contain species that form luminescent basidiomes with decurrent, distant lamellae, eccentric, solid stipes, smooth, hyaline, inamyloid basidiospores, and non-gelatinized, inamyloid hyphae with clamp connections. Indeed the morphological features of Neonothopanus and Omphalotus are overlapping and the distinctions subtle, with Neonothopanus forming unpigmented or pale pigmented (white to grayish tan) marasmielloid to pleurotoid basidiomes and Omphalotus forming more brightly pigmented (yellow to orange) pleurotoid to clitocyboid basidiomes.


    ABER: jetzt habe ich doch noch die gesuchten Informationen gefunden,
    Wiki gibt die Quelle ja an:
    "Ndong HE, Degreef J, de Kesel A. (2011).:
    "Les champignons comestibles de l'Afrique centrale". Abc taxa (in French) 10: 168."
    Autor Degreef auf:
    http://www.br.fgov.be/RESEARCH…/staff_Jerome_Degreef.php
    Der Link zum Buch als PDF funktioniert da aber nicht, aber es wird auch auf Bücher hingewiesen zur Afrikanischen Pilzflora (falls man so was mal sucht ...)
    Das Buch als PDF findet man einsehbar und frei herunterladbar auf Researchgate (15 MB 263 Seiten, franz.)
    https://www.researchgate.net/p…ibles_des_forets_denses_d'Afrique_centrale_-_Taxonomie_et_identification


    daraus zu meinem Kandidaten:


    Also die makr. Beschreibung passt perfekt, Verwechslungsgefahr mit Pleurotus (der aber dicker im Fleisch und nicht bitter und nicht bräunlich, rötlich, schwärzlich verfärbend.) Ein Bild ist auch im Buch, da sind die Lamellen aber etwas dichter gezeichnet (?) als bei meinen Beispielen.


    Den Geschmack habe ich gerade mal überprüft an einem trockenen Stückchen: verzögert, aber anhaftend, schwach aber deutlich BITTER.


    In dem Buch habe ich dann auch noch weitere Arten gefunden, die ich hier eingestellt hatte, ich verlinke das dann jeweils.