Auf dem Holzweg (mit und ohne Poren)

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Am Samstag haben Anna und Stefan mich zu einem kleinen Ausflug in einem hübschen Waldstück in der Rheinebene nahe Wiesloch mitgenommen.
    Mit recht unterschiedlichen ökologischen Charakteristika, da war also einiges geboten.
    Und das ganze bei wuderbarem, warmem Frühlingswetter, in dem sich sogar erste Bärlauchspitzen an die Sonne wagten.
    Mit der ganzen Nässe im Boden stellte sich so nebenbei auch ein ganz enormes Spektrum an verschiedensten Pilzen zur Schau.
    Ein paar Rindepilze und Porlinge habe ich mal eingesammelt und versucht, denen einen Namen zu geben.
    Der eine oder andere name wird dabei schon stimmen.
    Kritik und Korrekturhilfen dazu werden gerne gelesen.


    Anfangen wir mal mit was Anderem, nämlich dem Glibberkram. Da bestimmt sich vieles auch im Vorbeigehen, wie zum Beispiel Tremella encephala = Alabaster - Kernling

    an Fichtenast, Fruchtkörper von Stereum sanguinolentum ebenfalls am Substrat


    Dacrymyces lacrymalis agg. = Gewundene Gallertträne

    Die habe ich mitgenommen, sah komisch aus diese ziemlich fetten Gestalten an Nadelholz (Fichtenzweig). Und optisch passte das nicht zu Dacrymyces stillatus (Zerfließende Gallertträne), was sich dann mikroskopisch auch bestätigt hat, denn da wären die reifen Sporen erkennbar dickwandig und hätten auch dickwandige Septen.


    Außerdem relevant zu Bestimmungs ind die schnallenlosen Hyphensepten und daß die Sporen maximal 3-fach septiert sind.
    Für mich ist das momentan ein Aggregat, denn je mehr ich dazu lese, desto diffuser erscheinen mir die Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen D. capitatus, D. minor und D. lacrymalis.


    An einem Kiefernstamm eine witzige Kollektion von
    Mucronella calva = Rasiges Pfriempilzchen



    Auffällig sind hier die Sporen, die ich bei anderen Kollektionen der Art etwas schlanker erlebt habe. Diese hier sind schon ganz schön breit elliptisch. Im grunde wäre das ein Hinweis auf die Nachbarart (Mucronella bresadolae), aber das sollte bei der Sporengröße ausgeschlossen sein, die von Mucronella bresadolae müssten schon deutlich größer (vor allem breiter) sein.
    Um da in die richtige Gattung zu kommen, sind die isolierten (auch wenn gedrängten), konischen Stacheln, das monomitische Hyphensystem mit Schnallen und das völlige Fehlen von (Gloeo-)Zystiden relevant.


    Porlinge gab es natürlich massenhaft. Da nehme ich mal nur eine kleine Auswahl von Pilzen.


    Zunächst an liegenden Kieferstämmen
    Skeletocutis carneogrisea = Fleischgrauer Knorpelporling


    Neulich hatten mich die stark gekrümmten Sporen reichlich irritiert. Nachdem ich nun weiß, daß das ok ist, war diese Kollektion kein Problem mehr.


    Diplomitoporus flavescens = Ockergelbe Kieferntramete



    Die Sporen sind hier erneut am oberen Rand des Möglichen, passen aber nun in die Variationsbreite der Art.
    In diesem Fall also einfacher als bei >dem älteren Fund<, den mittlerweile Frank bestimmt hat.
    Makroskopisch scheint das erstmal total unterschiedlich auszusehen, aber Porenform, Form der Einzelhütchen und Hutoberfläche: Da gibt es schon Parallelen.
    Substrat auch hier natürlich ein Kiefernstamm.


    Junghuhnia separabilima (= Junghuhnia lacera) = Weitporiger Resupinatporling




    Um in die richtige Gattung zu kommen, sind erstmal mikroskopische Merkmale relevant: Der Pilz muss dimitisch sein (echte Skeletthyphen), an den Septen der generativen Hyphen gibt es Schnallen und im Hymenium finden sich grob inkrustierte, dickwandige Pseudozystiden (die aus Trama oder Subhymenium kommen).
    Die gleichen Gattungsmerkmale hat Steccherinum, der einzige Unterschied ist die Ausprägung des Hymenophors.
    Makroskopisch kaum zu unterscheidende Porlinge gibt es vor allem auch in den Gattungen Schizopora, Ceriporia und Ceriporiopsis.
    Bei dem Fund hatte ich noch kurz mit der seltenen Junghuhnia fimbriatella geliebäugelt, die hat allerdings deutlich kleinere Sporen. Die Spoen sind hier extrem ähnlich denen von Junghuhnia nitida (Schönfarbiger Resupinatporling), unterscheiden kann man die beiden Arten vor allem durch die kräftigen Rhizomorphen bei J. separabilima und durch die größeren, mehr irregulär geformten Poren.


    Ceriporiopsis pannocincta = Blassgrüner Wachsporling



    Ein außergewöhnlich hübscher Pilz mit dem Farbspiel.
    Definiert sich neben optischen Merkmalen (sehr feinporig, irgendwie grünlich-gelb) auch über die teils fast gelatinöse Haptik, eine gelatinöse Schicht zwischen Röhren und Kontext, ein monomitisches Hyphensystem, Septen mit Schnallen und die extrös dünnen Sporen, die denen von Skeletocutis nivea (engporiger Knorpelporling) sehr ähnlich sehen.


    Von den Porlingen zu den Rindenpilzen, auch da hat man es oft mit gut ansprechbaren Arten zu tun, wie zB
    Serpula himantioides = Wilder Hausschwamm

    an Fichte


    Noch öfter aber geht ohne Mikroskop nichts mehr, wie zB bei den meisten Arten, die so aussehen wie
    Peniophora lycii = Lilagrauer Zystidenrindenpilz




    Die rissig - feldrig aufreißende Oberfläche ist nicht bestimmungsrelevant. Bestimmungsrelevant sind hier eher die verscheidenen, hübschen Zystiden und zystidenartigen Elemente. Als da wäre: Dünn- bis dickwandige, breit keulige bis spitz zulaufende Gloeozystiden, deren Inhalt sich in Sulfovanillin komisch lilagraugrün verfärbt + dickwandige und breit kopfige, inkrustierte Lamprozystiden, die sich größtenteils recht weit unten in den hauchdünnen Fruchtkörpern versteckeln + fein inkrustierte, hyaline Dendrohyphidien, die teils aus verdickten Hyphen, teils aber scheinbar (?) auch aus Basidiolen herauszuwachsen scheinen und ziemlich zerbrechlich sind.
    An nicht näher bestimmtem Laubholz - Ast im Bärlauch - Buchenwald.


    Radulomyces confluens agg. = Zusammenfließender Reibeisenpilz:


    Das sind zwei unterschiedliche Kollektionen an zwei verschiedenen Laubholzästen. In der Haptik sind sich beide ähnlich (Phlebia - artig wachsig) und so unterschiedlich beide Kollektionen optisch wirken, mikroskopisch ist beides die gleiche Art. Wenn nicht...



    Also: Mikroskopisch sind da keine Unterschiede erkennbar: Beide haben ein monomitisches Hyphensystem, Septen mit Schnallen, generative Hyphen stzark verzweigt, Basidien groß und unregelmäßig keulig, Basidiolen auch annähernd zylindrisch, keine Zystiden. Sporen breitellipsoid bis kugelig, teils etwas dickwandig (oder doppelwandig?), bei dickwandigen Sporen vereinzelt mit ganz fein warzigem Epispor. Insgesamt eher klein für die Art: Kollektion a bei 7-10 x 6,5-8; Kollektion b (der rissige) mit 6-9,5 x 5,5-7.
    Mit den Merkmalen landet man recht zielstrebig bei Radulomyces confluens. An Nadelholz sollte es noch ähnliche Arten geben mit größeren Sporen (Globulicium hiemale) und kleineren Sporen sowie Leptozystiden (Flavophlebia sulfureoisabellina & Flavophlebia sphaerospora).
    Allein die teils kugeligen und gelegentlich fein warzigen Sporen sind merkwürdig. Zwar wird beschrieben, daß das bei Radulomyces confluens vorkommen darf, aber ich bijn momentan nicht in der Lage, dann die trennung von Radulomyces rickii nachzuvollziehen. Wenn ich das richtig verstehe, kann das genauso gut diese Art sein, aber dann könnte jede Aufsammlung von R. confluens mit teils fein warzigen Sporen R. rickii sein?!?
    Ich mache da mal ein Aggregat draus, dann kann niemand meckern.


    Wie man sich's so schwer machen kann...


    Neben dem zweiten (rissigen) Radulomyces confluens sitzt dicht an dich ein weiterer Rindenpilz, der seinen Fruchtkörper mit einer hübschen Trennlinie abgegrenzt hält:


    Das ist Radulomyces molaris = Gezähnter Reibeisenpilz




    Der sich neben der Gestalt des Hymenophors von Radulomyces confluens auch durch etwas mehr elliptische Sporen unterscheidet. Und an den Spitzen der Satcheln natürlich mit zylindrischen Hyphenenden (steril).


    Ein Stückchen weiter hat man ein Stück Glück, da sitzt an einigen Ästen von Wildkirschen der klassische Doppelgänger von Radulomyces molaris, nämlich
    Basidioradulum radula = Reibeisen-Rindenpilz



    Das ist also der mit den länglichen, dünneren Sporen und den moliniformen Zystiden.
    Was der halt auch kann ist zu größeren Belägen zusammenwachsen.
    Für mich selbst sehe ich momentan die unterschiedliche Haptik (Radulomyces wachsig, zerkratzbar vs. eher fest /stoffartig bei Basidioradulum) als ein halbwegs brauchbares makroskopisches Trennmerkmal. Das Lieblingssubstrat von Radulomyces sollte Buche oder Eiche sein, bei Basidioradulum Kirsche. Aber verlassen sollte man sich darauf nicht.


    Wenn man die Fruchtkörper antrocknen lässt, passiert aber etwas Interessantes:

    Die Zähnchen von Basidioradulum radula behalten ihre Form, während die von Radulomyces molaris sich zusammenziehen, dünner werden, als würde man ihnen den Saft rausziehen.


    Wo wir gerade bei Stacheln sind:
    Steccherinum bourdotii = Rundsporiger Resupinatstacheling:


    Ich überlege momentan ja auch, ob eigentlich Steccherinum die einzige Gattug ist, wo es effus - reflex wachsende, gestachelte Fruchtkörper mit dimitischem Hyphensystem gibt. Von Mycorrhaphium natürlich mal abgesehen und in Europa.
    An liegendem Laubholz.


    Der folgende hat mich ewig im kreis herumgeführt.
    Fibrodontia gossypina = Zähnchen - Rindenpilz   ---> Schizopora paradoxa = Veränderlicher Spaltporling (REV.: DÄMMRICH)



    Sieht erstmal aus wie eiine Hyphodontia, hat aber erstens gar keine richtigen Zystiden, zweitens eine recht extravagante Basidienform und drittens kein wirklich monomitisches Hyphensystem.
    Jedenfalls hielt ich das aus vollster Überzeugung für klar dimitisch, da sind lange, parallel verlaufende Skeletthyphen in der Trama der Zähnchen. Aber die Autoren, die die Art als "pseudodimitisch" bezeichnen, haben wohl recht: Diese "Skeletthyphen" sitzen nämlich im Subikulum an ganz normalen, generativen Hyphen. Mit Schnalle. nur von da aus machen sie sich halt unseptiert auf den weiten Weg bis in die Spitzen der Zähnchen, wo sie allerhand vorwiegend irgendwie platte Kristalle mit sich herumtragen.
    Die Hyphen im Subikulum sind übrigens dünn- bis dickwandig, reich verzweigt und tragen reichlich Schnallen.
    Die Form der Baisien würde ich schon als urniform bezeichnen, wobei die Form erst im Alter ausgeprägt ist: Junge Basidien sind keulig und werden dann immer "schlabbriger" in der Form.
    Maximal irritierend waren bei der Bestimmung diese Hyphenenden mit dicker, harzig-kristalliner Kappe knapp über dem Subikulum in der Trama. Die sind alleridngs nur in Wasser sichtbar, schon in 3% KOH verschwindet diese Kappe, die ein wenig an zu klein geratene Halozystiden von Resinicium erinnert.
    Ich habe mich jetzt mal entschieden, diese Dinger zu ignorieren und den Pilz Fibrodontia gossypina (oder gossypium) zu nennen.
    Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Fibrodontia brevidens eine tropische bis subtropische Spezies. Was ich nicht evrstanden habe, ist wie da eine morphologische Trennung möglich sein soll.


    OK, viel zu viel Text. Soll nur heißen: Ich habe eigentlich keine Ahnung von solchen Pilzen. Aber würd's gerne besser verstehen.


    Nach wie vor unbestimmt, ein Steccherinum spec.:

    keine Ahnung. Die inkrustierten, skeletoiden Hyphidien sind ziemlich diffus, haben ihre Inkrustierung größtenteils verloren. Das Hymenium ist so gut wie weg, da ist keine saubere Basidie mehr zu sehen. Die 5 oder 6 Sporen, die ich finde, können ganz gut dazu gehören, müssen aber nicht.
    Pilz ist dimitisch, wächst an manchen Stellen resupinat, bildet aber auch recht regelmäßig kleine Hutkanten und Hütchen. Stacheln fibrös - elastisch, Stachelspitzen teils mehrfach fein geteilt (ausgefranst oder gehört das so?), Schnallen vorhanden, (echte) Skeletthyphen auch.
    Ich denke schon, daß das Steccherinum ist. Aber der passt zu keiner Art, dieich bisher angeguckt habe. Wird wahrscheinlich unbekannt bleiben, ist halt schon zu verwittert.


    Zum Schluss noch etwas Farbe.
    Am Samstag im Wald:

    Stammstück von Nadelholz (wohl Fichte).


    Am Montag im Döschen:


    Heute morgen im Döschen:


    Tolles Farbspiel. Ich hoffe mal, der schafft es bis zur Reife und man kann den noch untersuchen und einen Namen geben.
    Nachtrag: Zur Identität des Schleimpilzes >siehe hier!<



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    inhaltlich kann ich zwar nix beitragen, von der Bestimmung von Rindenpilzen bin ich noch meilenweiiiit entfernt (und wahrscheinlich nie auch nur in der Nähe). Ich bin schon froh, wenn ich die Allerweltspilze hin und wieder auf Anhieb bestimmt bekomme. Aber ich wollte mal sagen, dass mich deine akribische Herangehensweise beeindruckt, mit der du dir offensichtlich eine neues "Pilzgebiet" erschließen willst. :thumbup:


    Grüßle
    Heide

    Liebe Grüßle

    Heide



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    Hier entlang gehts’ zu meinen Themen.

    Erebus-Pilzkalender 2019:


    ... 70 - 2 + 20 Mausis OsterBRrätzel - 2 Nobis Wirbelrätsel - 10 APR 2018 - 5 + 10 nochn-Pilz-Bilder-Rätsel = 81 + 2 von Unki - 2 APÄ-Spende = 81 - 10 APR 2020 = 71 - 1 Heilige Gral = 70 + 5 GnuspaGnolm = 75

  • Hallo Pablo!


    Was du alles erkennst und definieren kannst! Mono-, di- und trimitisch oder doch pseudodimitisch? Ein pilziges Kapitel, dass ich nie richtig begriffen habe.


    Von Junghuhnia separabilima habe ich noch nie was gehört, und wie zielsicher du auch die Peniophora lycii oder Ceriporiopsis bestimmst, das ist schon beeindruckend.


    Sehr viel kann ich da nicht mitreden, aber lesen tue ich das schon gern. Nur einmal habe ich was entdeckt, dass du sicherlich anders meinst:

    Zitat


    ....da sitzt an einigen Ästen von Wildkirschen der klassische Doppelgänger von Radulomyces confluens, nämlich
    Basidioradulum radula = Reibeisen-Rindenpilz.....


    Da meinst du sicherlich Rudulomyces molare als Doppelgänger zu Basidioradulum radula.


    Mir würde zu den schönen Vorstellungen auch immer noch die Angabe des Substrats gefallen, das fehlt bei eingen Arten.
    Ansonsten großes Kino!


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo Pablo,


    Mono-, di-, tri-pseudodimitisch also. Bahnhof meinerseits. Die Zeichnungen dazu, z.B. in den PdS = eh klar. Was ich im Mikro sehe = nix ist klar.



    St. bourdotii und Junghuhnia lacera unterscheiden sich nur durch die Ausprägung des Hymenophors? Da habe ich so meine Zweifel.
    Ersterer wurde ev. sogar zu Unrecht auf "resupinat" getauft, die pileate Form scheint häufiger anzutreffen sein.


    Ist schon extrem, was du auf dem Kasten hast. Stimmt das Gerücht, du wirst in Kärnten eine Pilzschule aufmachen?


    Herbei mit dir,


    ;)


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Naja, das "Erschließen" dieses Gebietes wird noch Jahrzehnte dauern. Das ist ein unheimlich großes Betätigungsfeld und die wirklich schwierigen Sachen (dünne, häutchenartige, wattige oder wachsige Schichten von Athelia bis Trechispora) gucke ich mir ja im Moment gar nicht an.
    Bis ich mich da anfange auszukennen, das wird dauern. Was halt auch daran liegt, daß das nicht viele in Deutschland ernsthaft machen.
    Also eine Pilzschule in Kärnten...
    Andererseits, das hätte was.


    Nahe verwand sind nur die Gattungen Steccherinum und Junghuhnia, peter. Wegen dem mikroskopischen Aufbau der Fruchtkörper.


    Zitat


    Da meinst du sicherlich Rudulomyces molare als Doppelgänger zu Basidioradulum radula.


    Richtig, Ingo. Das korrigiere ich oben gleich.
    Und natürlich ist die Schreibweise Rudulomyces in diesem fall auch genau richtig und bestimmt auch gewollt gewählt, eben weil Radulomyces ja hier im Rudel auftritt. :thumbup:


    In Sachen Substratangabe kann ich es mir einfach machen:
    Junghuhnia separabilima (in den großpilzen übrigens sogar drin, als nitida var. separabilima), Ceriporiopsis pannocincta, Fibrodontia gossypina und Steccherinum spec. wuchsen alle an einem dicken, etwa 150cm langen, modrigen Laubholz - Aststück im Bärlauch - Buchenwald:

    Zu den anderen schreibe ich oben noch was, dofern was fehlt.


    Das Hyphenchaos ist auch nicht einfach zu entwirren. So langsam eranhe ich etwa, um was es geht und lerne ein paar Tricks, wie was zu interpretieren und zu beobachten ist.
    Aber das dauert momentan bei mir alles ewig. Auch wenn es in der Theorie erstmal ganz einfach ausschaut, in der Praxis ist das oft schwer nachzuvollziehen am Mikroskop.



    LG, pablo.

  • Guten Morgen lieber Pablo, guten Morgen Ihr Lieben,



    toll........Pablo, großes Szenario. Und wenn Du echt eine Pilzschule in Kärnten aufmachst......dann mach bitte eine Zweigstelle in Mannheim auf. Ich bin dann Deine erste Schüler(in).


    Unglaublich, was Du alles so siehst. Und bestimmen kannst. Beeindruckend. Der eine........ockergelbe Kieferntramete........erinnert mich an mein Pilzchen aus dem Mainzer Sand. Weißt Du noch?
    Aaach wenn ich doch bloß meine Kamera wieder hätte. Ich fühl mich richtig amputiert. :(:(




    Liebe Grüße




    Heidi

    Jeder Tag an dem Du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Tag.
    Auch von mir gibt es keine Essensfreigabe.



    100 Chips, da Islandwette verloren = 95 Chips
    95-2 Chips für Jan-Arnes Rätsel = 93 Chips
    93-5 Chips für Grünis Grauen Wulstling= 88 Chips
    88-10 Chips für APR 2017 = 78
    78 + 10 (APR 2017 als erste über die Hälfte der Gesamtpunkte gekommen) = 88

    88-3 Chipse für OPR = 85

    85 - 10 Chips für APR 2018 = 75

    75 + 5 fürs APR = 80

    80 -10 Chipse für APR 2019 = 70 Chipse

    70 +5 Apr 2019 = 75


    Keine Veröffentlichung ohne mein Einverständnis!!!!!!

  • Hallo Pablo,


    toll und hochinteressant Deine Dokumentation, gerade da ich aktuell über resupinate Pilze auch erstmals "gestolpert" bin. Mein Exemplar war wohl total unreif (?), keinerlei Basidien oder Sporen konnte ich entdecken.
    Was nutzt Du als Literatur ? Corticiaceae of North Europe kennst Du ? Siehe http://www.mykoweb.com/systematics/literature


    Ebenfalls Dacrymyces sp. hatte ich kürzlich unterm Mikro. Insbesondere weil ich die gegabelten Basidien, die Du auch so schön zeigst, einmal selbst sehen wollte.
    Gibt es da Bestimmungsschlüssel im Internet ? Nach Pilze der Schweiz bin ich nicht zum Ziel gekommen. Dort ist zB die von Dir genannte Art Dacrymyces lacrymalis auch gar nicht aufgeführt.
    Ebenso war ich wegen der Sporen unsicher, bei mir ohne Septen. Aber nach https://de.wikipedia.org/wiki/…%9Fende_Gallerttr%C3%A4ne weisen sie auch nur im reifen Zustand bis zu drei Septen auf.
    Woher weiß ich nun, ob mein Exemplar schon reif war ?


    lg Günter

    Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben. (A. Gide)

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Du meinst die Antrodia ramentacea, die Frank bestimmt hat?
    In der Tat gibt es da eine ganze Reihe an ähnlichen Porlingen. Die ähnlichsten Arten zu Diplomitoporus finden sich sicher bei Antrodia, neben Antrodia ramentacea kämen auch noch untypische Fruchtkörper von Antrodia serialis und Antrodia sinuosa in Frage, sowie Fribroporia (Antrodia) gossypium, Antrodia vaillantii usw.
    Glücklicherweise sehen bei denen die Sporen jeweils anders aus.


    Prima Literaturliste, Günter! :thumbup:
    Da ist sicher noch einiges an Nützlichem dabei, wenn auch das Meiste ja speziell Nordamerika betrifft. Aber diverse Arten kommen ja auf beiden Kontinenten vor, insofern...
    Das habe ich mir mal abgespeichert und hinterlege auch noch eine Notiz in der Schlüsselsammlung im Forum.
    Corticiaceae of Northern Europe hatte ich als Print mal in der Hand. Ein gutes Werk, das aber sicher nicht alle Spezies enthält, die bei mir so in der Ecke vorkommen. Die Oberrheinebene gehört ja zum submediterranen Klimaraum, bietet also noch mal ein anderes Artenspektrum als der nordeuropäische / fennoskandinavische Raum.
    Ich arbeite da meist mit "Corticiaceae s.l." von Annarosa Bernicchia aus der Reihe Fungi Europaei.
    Und ansonsten auch mit den "Großpilzen BaWüs", wobei da freilich auch nicht alles drin ist und / oder nicht dem aktuellen Stand entspricht. Aber das perfekte Buch gibt es ohnehin nicht. Ganz gut in dem Gebiet ist auch Mycobank: Neben den üblichen Quellenangaben sind da im bereich Porlinge / Rindenpilze auch Dokumente zu den jeweiligen Arten hochgeladen, entweder aus gängigen Gesamtwerken, oder auch Erstbeschreibungen und Artikel aus Fachzeitschriften weltweit. Dazu dann auch Bilder, meist auch Mikrozeichnungen. Nicht zu allen Spezies, aber zu vielen ist da was zu finden.


    Dacrymycetales und Tremellales finde ich auch schwer zu beurteilen, da fehlt mir Literatur. Die Schlüssel und Beschreibungen in den Großpilzen BWs sind aber ok, die meisten Arten sollte man damit schon erreichen.
    Wie reif solche Pilze sind, finde ich auch schwer zu beurteilen. Zur Not kann man die aber auch mal ein paar tage im Döschen nachreifen lassen und gucken, ob sich die Sporen dabei irgendwie verändern.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    deine Bestimmungen sind alle gut nachzuvollziehen. Da hast du dich ja schon ganz schön in die Krusten eingearbeitet!
    Allein an Fibrodontia gossypina will ich nicht so recht glauben. Sieht eher aus wie Xylodon (Hyphodontia) nespori!
    Fibrodontia gossypina ist eine eher seltene Art mit elliptischen Sporen 3,5-4 x 2,5-3 µm. X. nespori hat zylindrische Sporen (mit Tropfen) 4-5,5 x 2-2,5 µm.


    Beste Grüße
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Schön, daß du das Thema geufnden hast und danke für's Drüberschauen. :)
    Das Einarbeiten dauert aber noch an. Da gibt es so vieles, was ich nicht verstehe und ich bin auch einigermaßen selektiv bei der Vorsortierung im Wald. Wenn ich bei einem Pilzchen schon so ein Gefühl habe, daß das ganz schwer wird, dann lasse ich den auch mal liegen. Insgesamt hätte man da noch reichlich viel mehr aus dem Wald schleppen können.
    Und könnte man sicher auch jetzt, nur hält mich gerade ein Infekt fest. Immerhin eine gute gelegenheit, so nach und nach ein paar Daten einzutragen...


    Nun doch eine Hyphodontia statt Fibrodontia?
    Die Gattung (s.l.) hatte ich nur grob durchgeschlüsselt und kam nirgendwo raus. Auch nicht bei nespori: Was wohl daran lag, daß gar keine richtigen Zystiden zu finden waren, auch nicht an den Spitzen der Zähnchen. Die Hyphenenden sind da unseptiert, nach unten zu dickwandig:


    Die Sporen erscheinen mir schon ellipsoid, nicht zylindrisch. Die Maße hatte ich mir notiert: "~ 3,5-4,5 x 3"
    Dem gehe ich aber auf jeden Fall noch mal nach und versuche noch ein paar bessere Sporenbilder zu machen.
    Die Form müsste sich hier erkennen lassen, in KongoSDS:

    Wird also nochmal überprüft.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    wenn es Fibrodontia gossypina ist, wäre das ein toller Fund. Ich habe sie erst dreimal gefunden. Xylodon nespori hingegen ist die häufigste Art der alten Gattung Hyphdontia! Sie hat ziemlich dickwandige Basalhyphen und viele große Kristalle an den Hyphen der Aculei.
    Du wirst die Microzeichnung von Fibrodontia gossypina (copyright John Eriksson, Nordic Corticiaceae) sicherlich kennen, aber ich möchte sie hier nochmal zeigen.


    Beste Grüße
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Ja, die Zeichnung kenne ich. Danke aber hier für's Zeigen!
    Das ist es ja im Grunde, was ich so passend finde. Die Kristalle in den Hyphen finden sich zwar hier nicht wieder, aber dafür in anderen Darstellungen, wie zB >hier<. Das Bild unten wird beim Anklicken groß. Was aber auch da nicht gezeigt wird, sind Kristalle / Inkrustierungen auch im Hymenium an den Basidien. Aber das kann auch ein Artefakt durch unvorsichtiges Präparieren oder eine Laune der Natur sein.
    Dazu unten gleich mehr.


    Manchmal ist der Zufall ja auch ein Glücklicher: Bei mir lag noch ein Fund herum, den ich bisher noch gar nicht untersucht hatte. Das wurde eben nachgeholt.


    Xylodon nespori (30.12.2015, Oberitalien, Lago Maggiore, Eichen- Esskastanien Wald auf saurem Granitboden, ca. 600m üNN, liegender, morscher Laubholzast:



    Was mich makroskopisch irritiert, sind die wirkliich sehr kurzen Zähnchen, die deutlich unter 1mm lang sind. Dafür ziemlich regelmäßig verteilt, rundlich und mit bewimperter Spitze.


    Mikroskopisch verunsichern mich die Sporen ein wenig, die scheinen mir etwas zu kurz zu sein:

    Da messe ich 4-5 x 2-2,5 µm; immerhin würde ich die als mehrheitlich zylindrisch bezeichnen.


    Im vergleich interessant ist der Aufbau. Das Subikulum besteht aus septierten, verzweigten, etwas dickwandigen, locker verflochtenen generativen Hyphen mit Schnallen:

    In den Zähnchen ist das Hyphengeflecht etwas dichter, aber alles dünnwandig, da sinid keinie skeletoiden Hyphen zu finden.
    Im Hymenium finden sich vielfach Zystiden (oder zystidenartige Elemente), die meist etwas kopfig sind, selten auch einfach bis mehrfach eingeschnürt und deutlich über die Basidien herausragen.
    Die Spitzen der Zähnchen sind auch eher hymeniform, d.h. die Hyphen dort sind septiert (mit Schnallen), die Endzellen teils schwach dickwandig, keulig - eingeschnürt bis etwas kopfig.


    Die Basidien sehen allerdings ganz ähnlich aus.
    Also wenn das hier Hyphodontia (= Xylodon) nespori ist, dann sollte der Pilz von letztem Samstag schon etwas Anderes sein.
    ---> conf. Dämmrich


    Ich bin mir da allerdings auch nicht mehr sicher, ob das nun Fibrodontia ist.
    Beim Nachmessen der Sporen heute fand ich doch einige, die irgendwie zu groß erscheinen. Also in der Breite bis 3,5 µm und in der Länge bis 5 µm. Das sind dann allerdings die Extremwerte und da sind auch zweisporige Basidien zu beobachten.
    Von der Form her aber auf jeden Fall breitelliptisch.
    (folgende Bilder zeigen wieder Schizopora paradoxa:)


    Die Spitzen der Zähnchen habe ich abgesucht, bei 5 Zähnchenspitzen finde ich bei den Endzellen genau eine einzige mit Septierung:

    Keine Ahnung, warum der Pilz sowas macht. Höchstwahrscheinlich um mich zu verwirren.


    Was mir persönlich am stärksten aufgefallen ist beim vergleich ist aber der unterschiedliche Aufbau. Diese im Subikulum entspringenden, skeletoiden Hyphen, die bis in die Spitzen der Zähnchen durchlaufen fehlen bei dem Fund aus Italien völlig.
    Weil das schwer zu fotografieren ist, hier mal als schematische Skizze:


    Makroskopisch sind bei der cf Fibrodontia die Zähnchen etwas länger, dichter und unregelmäßiger geformt also auch mal zusammenwachsend oder gespalten). Die Spitzen sind nicht so bewimpert wie bei Hyphodontia cf nespori.


    Tja.
    Also mir fällt es schwer, den beiden sichere Namen zu geben, dazu fehlt mir die Erfahrung.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,


    deiner letzten Dokumentationen nach ist der italienische Fund höchstwahrscheinlich Xylodon nespori und dein anderer Grandinoider doch Fibrodontia gossypina, mit wenigen Prozenten an Zweifeln. :)


    Wenn du wieder mal eine Sendung an mich zusammenstellst, können wir ja die restlichen Zweifel zerstreuen.


    Beste Grüße
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Das Angebot nehme ich doch gerne an. Dann werden entweder die letzten zweifel ausgeräumt oder neue Namen verteilt. :thumbup:
    Am liebsten würde ich ja noch den oben als letztes vor dem Schleimpilz gezeigten Steccherinum spec. noch dazulegen.
    Der wuchs zusammen mit Junghunhia separabilima, Ceriporiopsis pannocincta und Fibrodontia cf gossypina zusammen auf dem selben, modrigen Laubholzast.


    Die Frage ist nur: Macht das Sinn? Denn die Fruchtkörper sind ganz schön verwittert, ich finde zB so gut wie gar kein Hymenium mehr und nur sehr wenige, vereinzelte Sporen, von denen ich noch nicht mal sicher bin, ob die überhaupt dem Fund zuzuordnen sind.


    Wenn allerdings die Sporen dazu gehören sollten und wenn das eine Steccherinum - Art ist, dann passt der nicht wirklich zu irgendwas. Die Kombination aus effus - reflexem Wuchs, Schnallen und elliptischen Sporen mit 4,5-5,5 (6) x 3-4 µm bringt mich jedenfalls zum verzweifeln.
    Auch die blassen Farben und die kleinen (unter 1mm lang), gespaltenen Stacheln sind recht merkwürdig, da weiß ich allerdings nicht, ob das Zerfallserscheinungen sind.


    Ein paar Ansichten zu dem Fund habe ich noch, das oben schon gezeigte Bild packe ich noch mal mit dazu:




    Hutoberseite:


    stark inkrustierte, skeletoide Hyphidien; Sporen; generative Hyphen mit Schnallen; Überreste des Hymeniums mit spitz zulaufenden, skeletoiden Hyphidien:


    Stachelspitzen:


    Wenn du meinst, daß das nichts mehr wird, dann lege ich den als Steccherinum spec. beiseite. Wenn du ihn dir angucken möchtest, packe ich ihn gerne mit dazu.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Hm, jetzt ist es mir wieder passiert. :shy:
    Ich wollte eigentlich nur ein paar Schritte tun nach überstandenem Infekt am Sonntag. Ich wollte gar nichts mitnehmen und wenn überhaupt, dann nur was gaaaaaaaaaaanz Einfaches und Triviales.


    Hat nicht geklappt. Jedenfalls nicht völlig.


    Da war dieses eher dünne, optimalmorsche Kiefernstämmchen:

    mit einem dünnen, körnelig - warzigen Belag drauf, der sich trocken in kleinen Fetzchen abziehen lässt.
    Das sollte dann wohl Hyphodontia alutaria (Ledergelber Zähnchenrindenpilz) sein:


    Mikroskopisch mit monomitischem Hyphensystem, hyphen dünnwandig bis etwas dickwandig, mit allerhand großen Schnallen;
    Basidien viersporig, Sporen hyalin, glatt, sehr dünnwandig (leider einen Tick zu groß mit 4-5,5 x 3-4 µm);
    Reichlich Lagenozystiden vorhanden, Leptozystiden in allerhand wunderlichen Formen, gerne auch kopfig und / oder mit mehreren "Bäuchen", bisweilen abgeknickt, gelegentlich septiert, dünnwandig bis etwas dickwandig (meist mehr an der Basis).


    Das Problem ist aber nicht diese Hyphodontia, sondern der dünne, cremefarbene, extrem feinporige Porling dazwischen:


    Beim Einsammeln hatte ich mich gefreut, weil solche ähnlichen Bilder hatte ich ja schon von der seltenen Junghuhnia luteoalba gesehen.


    Ist es aber nicht. Die Idee hat sich schon beim ersten Blick auf die Sporen zerlegt.
    Das sollte eine Skeletocutis bzw. Sidera sein. Die Hyphenstruktur ist dimitisch (mit unseptierten Skeletthyphen bis in die Porenmündungen), keine dick inkrustierten, ins Hymenium ragenden Enden von Skeletthyphen (wie sie bei Junghuhnia vorhanden wären), keine erkennbaren Bindehyphen (macht das den Unterschied zwischen Skeletocutis und Sidera aus?).
    Inkrustierungen mangelware, nur wenige kleine Kristalle zwischen den Skeletthyphen in den Porenwänden nahe der Mündungen.
    Hyphenenden der Skeletthyphen an den Porenmündungen glatt.
    Skeletthyphen in KOH unveränderlich.
    Basidien winzig, ganz breit keulig bis fast kugelig, 4 - Sporig, mit Basalschnalle;
    Zystiden vorhanden, +/- flaschenförmig mit kurzem, gelegentlich auch mit lang über die Basidien hinausragendem Hals;
    Vorwiegend im Bereich des Röhrenbodens mit kopfigen Elementen, die aus dem Subhymenium zu kommen scheinen (AHA!)
    Sporen winzig, mondförmig; 3-4 x 1-1,5 µm




    Mit der Sporengröße und den kopfigen Elementen lande ich da bei Sidera vulgaris.
    Sidera (Skeletocutis) lenis wäre aber wohl sehr ähnlich, mit etwas größeren Sporen und ohne kopfige Elemente?
    S. brevispora und S. papyracea meine ich ausschließen zu können...
    ...aber möglicherweise habe ich auch etwas übersehen oder bin schon früher beim Schlüsseln falsch abgebogen?


    Ich würde den mal jedenfalls gerne noch dazu packen, muss aber erst noch durchgetrocknet werden.


    Ansonsten...
    Ich mach hier einfach mal noch mit ein paar Pilzen weiter. >In diesem Beitrag< revidiere ich, daß da Hyphoderma setigera auf einem Porling wachsen soll. Anscheinend geht die unter bestimmten Bedingungen einfach mächtig auseinander.
    Sowas wie Hyphoderma setigerum var. adipositas (nom. illeg.). ;)



    Anbei auch Stereum ochraceoflavum (Ästchen - Schichtpilz):




    Eine Art, die mir eher selten begegnet.


    Viel häufiger ist Peniophora quercina (Eichen - Zystidenrindenpilz)




    So häufig, daß ich nie daran gedacht habe, von der mal ein paar einigermaßen passable Bilder zu machen. Oder mal reinzugucken.


    Auch sehr häufig, Phellinus ferruginosus (Rotbrauner Feuerschwamm)


    Hymeniale Setae:

    Subikularsetae:

    Irgendwann finde ich Phellinus ferreus auch noch. Vielleicht sollte ich dann lieber Proben an Eichen statt an Weiden sammeln. ;)


    Also hier bei Stereum gausapatum (Eichen - Schichtpilz) vielleicht?


    Dann war ich noch am Standort von Lenzites warnieri (Auenblättlng) nachgucken, und tatsächlich gibt's auch dieses jahr wieder einen Fruchtkörper, der im Sommer nicht da war:

    An der Stelle scheint es also kein Einmalfruchter zu sein. Da erscheinen ja nun schon im dritten Jahr Fruchtkörper.


    Dominante Spezies an dem Standort ist übrigens Auricularia mesenterica (Gezonter Ohrlappenpilz):


    Ab und an muss man auch gucken, ob man ein bissel was gelernt hat.
    Voreinschätzung = Radulomyces confluens

    Und mikroskopisch sieht's aus wie oben, nur die Sporen sind schicker und aus einem Abwurf:

    Passt, zusammenfließender Reibeisenpilz.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Nochmal Hallo!


    Das bunte Schleimpilzchen aus dem Startbeitrag sieht nun so aus:

    Ist also reif und sollte Arcyria ferruginea heißen.
    >Ausführliche Präsentation hier<



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, in die Runde (falls noch jemand mitliest)! ;)


    Es ist ein hartes Brot (ja, auch wenn manche der gezeigten Pilze eher weichfleischig sind), aber zwei Funde von letzter Woche zeige ich trotzdem mal noch. Die habe ich so nebenbei eingesammelt.


    Zunächst mal die Art, die bei mir in der Gegend an Nadelholz der wohl häufigste einjährige Porling nach Trichaptum abietinum (Violetter Knorpelporling) ist.
    Nämlich Cinereomyces lindbladii = Grauender Resupinatporling

    Wenn der so aussieht, ist er mit etwas Erfahrung schon fast makroskopisch anzusprechen.
    Jedenfalls liege ich bei typischer Ausprägung mittlerweile meistens richtig.
    Mikroskopisch sind die mittelgroßen, etwas allantoiden Sporen charakteristisch:

    Noch mehr aber die Skeletthyphen, die sich schlagartig in einer gelatinösen Masse auflösen, wenn man KOH ins Präparat laufen lässt:

    Und da reicht auch schon 3%iges KOH. Darum mikroskopiert man Tramapräparate besser erst mal in Wasser, sonst meint man ja, einen gelifizierten, monomitischen Porling vor sich zu haben und kommt auf die völlig falsche Spur.


    Der nächste ist etwas kniffliger, weil ich die Wuchsform so noch nicht gesehen hatte, und die Sporenbreiten bis zu 7 µm die (meisten) Angaben in der Literatur und auch bisherige eigene Messungen bei anderen Aufsammlungen übersteigen.
    Dennoch kann ich da nichts anderes bestimmen als
    Antrodia serpens (=Antrodia albida) = Weiße Braunfäuletramete



    Die Wuchsform kenne ich mit mehr Reflexanteilen, also mehr in die Höhe statt in die Breite. Das liegt hier aber an der Dicke und an der Lage des Substrats. Das übrigens ein niedriges Geländer aus schwer bestimmbarem Laubholz (vermutlich Eiche) sein dürfte.


    Mikroskopisch ein deutlich dimitischer Pilz mit Schnallen, ohne Zystiden und mit recht großen, keuligen Basidien:


    Die Sporen messsen bei dieser Aufsammlung 8-14 x 3,5-7

    In der Länge ganz ok, nur in der Breite würde das schon besser zu Antrodia heteromorpha (Vielgestalte Braunfäuletramete) passen, die aber auf meinem Breitengrad nur in montanen Regionen an Nadelholz vorkommen dürfte.
    Die Sporenlänge schließt die mediterrane / subtropische Antrodia albidoides aus (Sporen deutlich länger) sowie die weniger pileat wachsende Antrodia macra (Sporen kürzer) und die stärker gefärbte Antrodia malicola (Sporen ebenfalls kürzer).
    Was genau da mit den Sporen passiert ist, kann ich nicht sagen. Interessant ist neben der Breite auch, daß einige Sporen im Abwurf merkwürdig deformiert sind.


    Alle Maße natürlich in KOH 3%.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Na?
    Hält noch jemand ein paar Baumpilze aus? :evil:
    Hier erstmal einige Funde von Arten, die mir schon bekannt waren.


    Zunächst von einer Exkursion am samstag mit dem MAK bei Speyer.
    Hier im Thema bereits vorgestellt waren ja Cinereomyces lindbladii (Grauender Resupinatporling):

    Diesmal an recht frischem, noch berindetem Substrat (Kiefernast), vergesellschaftet mit Serpula himantioides (für den so frisches Susbtrat ebenfalls untypisch ist).
    Sporen und KOH - reaktion der Skeletthyphen analog zum oben vorgestellten Fund.


    Hyphoderma setigerum:

    Diesmal mit dünnen Fruchtkörpern, aber eben auch bei trockenerer Witterung in den vorangegangenen Tagen.
    Sporen und Septozystiden wie oben, aber auch mit nicht inkrustierten Leptozystiden dazwischen.


    Noch ein weiterer Fund von Radulomyces confluens:


    Hier an einem komplett entrindeten, liegenden Laubholzast (Ahorn oder Esche). Erstaunlich glatter, unwarziger Fruchtkörper. Da war meine makroskopische Voreinschätzung jedenfalls total falsch.


    Der Beifang zum Radulomyces sollte Hysterium angustatum (Schwarzbrauner Spaltkohlenpilz) sein:



    Der hat wenig brauchbares Sporenmaterial geliefert, aber ausgehend von Größe und Aussehen (alle Glieder gleich gefärbt) sollte nichts anderes in Frage kommen.


    Auf einer Exkursion am Sonntag mit Anna, Stefan und Max fanden sich auch ein paar alte Bekannte.


    Ceriporiopsis gilvescens (Fleckender Harzporling):



    An einem liegenden, morschen Buchenstamm, unterseits flächig resupinat, an den Seiten auch etwas stufenförmig.
    vergesellschaftet mit Merulius tremellosus (Gallertfleischiger Fältling). Makroskopisch auffallend ist die fleischrosa Färbung und die recht feinen Poren.
    Mikroskopisch sind zur bestimmung entscheidend das monomitische Hyphensystem, nur im Subikulum mit einigen dickwandigen (skeletoiden) Hyphen mit Schnallen (Gatungsmerkmale), die in der Röhrentrama stark mit prismatischen Kristallen besetzten Hyphen und die kleinen, vor allem schmalen Sporen. Von den Sporen gibt's leider kein Bild, die sind kamerascheu (3,5-5 x 1,5-2 µm). Bei Ceriporiopsis pseudogilvescens bis 3 µm breit.


    Schizopora radula (Breitporiger Spaltporling oder so):



    Fällt makroskopisch durch entweder anguläre, weite Poren oder auch labyrinthische, geschlitzte Poren auf und durch von fleischbraun ins ockergelbliche wechselnde Farben (jung und angetrocknet aber weißlich).
    Weil andere Pilze aber auch so aussehen können, sind mikroskopische Charakteristica: pseudodimitisches Hyphensystem, also zumindest im Subikulum mit deutlich dickwandigen (aber dennoch septierten) Hyphen mit sichtbarem Lumen. Hier setzen sich die dickwandigen Hyphen teilweise auch in der Röhrentrama bis zu den Röhrenmündigen fort, was nicht ganz typisch ist, aber durchaus vorkommen kann. Die Röhrenmündungen (Porenränder) sind steril und bestehen aus zylindrischen hyphidien (meist dünnwandig, hier auch dickwandig), die normalerweise stärker inkrustiert sind als hier.
    Wichtig sind auch die kopfigen elemente, die hier recht häufig zu sehen waren. Die spindeligen Zystidiolen auch, aber die haben ja viele Porlinge. Die Sporen sind breitelliptisch, teils auch subglobos bei 3,5-5 x 3-4 bei dieser Aufsammlung.


    Meruliopsis taxicola (Weinroter Kiefernfältling):



    An einem Kiefernstumpf. Den aknn man an dem Substrat und bei dem Aussehen im Grunde schon makroskopisch gut ansprechen. Reingeguckt habe ich trotzdem mal. Da sind die kleinen, würstchenförmigen sporen auffällig in Verbindung mit den keuligen Basidien und schlank spindeligen Zystiden.
    Hyphensystem monomitisch, ohne Schnallen, hyphen im Subikulum auch dickwandig (aber auch septiert).


    Hypochnicium vellereum (Chlamydospor - Membranrindenpilz):


    Auch als Granulobasidium vellereum bekannt. Die Art hatte ich in dem Gebiet schon gefunden, allerdings viel heller und an stehenden Laubholzstämmen. Hier wächst er an einem liegenden, recht morschen laubholzstammstück und zeigt mehr rosa, als ich bisher bei der Art gesehen habe.
    Mikroskopisch ohne Zystiden, aber in diesem Fall etwas aushyphend mit teils etwas knorrigen Hyphenenden im Hymenium, Basidien irregulär zylindrisch; Hyphensystem monomitisch mit Schnallen, die genereativen Hyphen sind seltsam vielförmig und bilden dickwandige, spindelige (in der Aufsicht runde) Chlamydosporen, die in Melzer einen dextrinoiden Inhalt haben. Basidiosporen unregelmäßig rundlich, manche fast eckig und warzig - rauh.


    Morgen geht's weiter mit den für mich neuen Funden vom Wochenende.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Danke dir für's reinschauen und virtuelle Mitgehen. :)
    Mich begeistert derzeit die ungeheure Vielfalt der Funde, die unterschiedlichen Farben, Formen und Mikromerkmale.
    Das Tolle dabei: Bei jedem Ausflug findet sich momentan etwas für mich Neues. Und ein Ende ist da nicht in sicht.


    Apropos neu: Folgende Funde hatte ich zum ersten mal in der Hand. Zumeist nichts besonders Seltenes. Aber die häufigen Arten kennen zu lernen ist ja fast noch wichtiger, die seltenen Funde kommen irgendwann von alleine (siehe Sidera vulgaris).


    Zunächst wieder die von der MAK - Exkursion am Samstag.


    Ceriporia purpurea (Purpurner Wachsporling):


    An feucht liegendem, morschem Laubholzast, vergesellschaftet mit >Mollisia cf olivaceocinerea<.
    Ein monomitischer Porling ohne Schnallen, Hyphen im Subikulum bestenfalls schwach dickwandig, Sporen gekrümmt, recht lang und schmal, Tramahyphen fein rotbraun inkrustiert, Porenränder steril mit schlanken Hyphidien ohne Kristalle.


    Amphinema byssoides (Fransiger Wollrindenpilz):


    Hat Rolf A. an morschem Kiefernholz aufgestöbert. Diese Löcher in den locker fusseligen Belägen sollen wohl sogar typisch sein.
    Mikroskopisch sind die lang aus dem Hymenium ragenden, an den Spitzehn oder auf ganzer Länge fein inkrustierten und teils septierten Zystiden auffällig. Die Hyphenstruktur ist monomitisch mit Schnallen, die Hyphen oft rechtwinklig verzewigt und recht locker verwoben. Sporen klein und elliptisch.


    Trechispora microspora (Winzigsporiger Stachelsporling):


    An total durchmorschtem, bemoostem Kiefernast. Die Fruchtkörper sind spinnwebartig dünn, da glaubt man kaum, einen fertigen Basidiomyceten in der Hand zu haben.
    Mikroskopisch auffällig sind die gattungstypisch an den Septen angeschwollenen Hyphen (vor allem in Subikulum und Rhizomorphen). Dazu kommen die vielen auffälligen Kristalle (nadelförmig), die sich im grunde im gesamten fruchtkörper finden.
    Die Sporen sind winzig und fast rundlich bis tropfenförmig, stachelig. Zystiden fehlen, Schnallen vorhanden.


    Cristinia helvetica (Schweizer Körnchenrindenpilz):


    An noch größtenteils berindetem Kiefernast.
    Die kleinen, fast runden und etwas dickwandigen Sporen sind wichtig zur Bestimmung. Die Dickwandigkeit sieht man besonders gut in Kongo, wie ich finde. BWB geht auch, zumal die Sporen wie auch die Basidien stark cyanophil sind.
    Zystiden fehlen, Schnallen vorhanden. Hyphen im Subikulum recht regelmäßig horizontal parallel.


    Bei den dann am Sonntag gefundenen Pilzen wächst der erste vergesellschaftet mit dem oben vorgestellten Hypochnicium vellereum, also an total morschem Laubholz.
    Sistotrema brinkmanii (Brinkmanns Schütterzahn):


    Es ist also nicht alles eine Hyphodontia, was wie eine Hyphodontia aussieht.
    Auffällig sind hier gleich mal die Basidien, die jeweils bis zu 8 Sporen tragen und im Reifestadium urnenförmig sind.
    Hyphenstruktur monomitisch, mit Schnallen, Hyphen im Subikulum mit reichlich Öltröpfchen angefüllt, Dazwischen viele rosettenförmige Kristalleinlagerungen. Sporen klein, elliptisch bis zylindrisch, teils gekrümmt.


    So ganz ohne Hyphodontia geht es aber nicht, wobei die folgende nun auch zu Xylodon gestellt wird.
    Xylodon crustosus ( Krustiger Zähnchenrindenpilz):

    An morschem, liegenden Laubholzast, großteteils auf Überresten der Rinde sitzend.

    Bei den ganzen Algen, die der im Subikulum einlagert frage ich mich, ob der lichenisiert ist, also zu den Flechten gehört.
    Neben Algen finden sich auch hier wieder reichlich fette Kristalle, die eine vernünftige Mikroskopie stark erschweren. Allerdings sollen die immerhin auch zu den Artkennzeichen gehören. Basidien anfangs keulig, dann lang unregelmäßig zylindrisch auswachsend; Zystiden irregulär spindelig, oft irgendwie eingeschnürt oder seitlich verdallert. Schwer zu sehen in dem Kristallgedöns.
    Sporen:


    Neben Xylodon crustosus saß noch ein völlig verwester Phellinus an dem Ast und auf den Überresten einer Hypoxylon (Kohlenbeere) gabs als Beifang noch Polydesmia pruinosa (Bereiftes Kernpilzbecherchen):


    Das ist so der Moment, wo man nachts um 2 merkt, daß man zu lange an den Pilzen saß, wenn man die Kamera nicht mehr in der Hand und gleichzeitig die Lampe halten kann. :yawn:


    In diesem Sinne, bis zum nächsten Pilz.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Es haben sich wieder ein paar Pilze bemerkbar gemacht.


    Ohne weitere Untersuchungen ist so was vielleicht ganz hübsch:

    Dominante Species im Bild ist Trametes ochracea (Ockertramete), zu der auch der umgedrehte Fruchtkörper rechts oberhalb der Bildmitte gehört.
    rechts vom umgedrehten Fruchtkörper sitzt eine Trametes suaveolens (Anistramete) und die ältreren, dunkleren Fruchtkörper unter Trametes suaveolens und zwischen Trametes ochracea wären noch Trametes versicolor (Schmetterlingstramete).


    Als nächstes eine gut bedeckte Perenniporia fraxinea (Eschen - Baumschwamm):

    An einer noch lebenden, stehenden Robinie.


    ein Stück weiter in einer Roteichenschonung an einem "Dürrholzständer" findet sich wieder Ceriporia purpurea (Purpurner Wachsporling):

    Diesmal in etwas älter, die Fruchtkörper sitzen nicht nur auf dem Holz, sondern überwachsen auch alte Fruchtkörper von Diatrype spec (indet. Eckenscheibchen).
    Mikroskopisch ananlog zum zuvor vorgestellten Fund.


    Es gibt ja auch so absolut allgegenwärtige Arten, die man immer vermeidet zu untersuchen.
    Eine solche wäre Lyomyces sambuci (Holunder - Zähnchenrindenpilz):


    Der hieß auch schon Hyphodontia sambuci und Hyphoderma sambuci, ist an so ziemlich jedem abgestorbenen Holunderstamm zu finden, besiedelt darüber hinaus noch zahlreiche weitere Gehölze und kann sicher als eine der häufigsten Arten in unseren breiten gelten. Nur leider ist es wohl eher ein Aggregat, d.h. da stecken möglicherweise noch mehr Arten drin, die aber schwer abzugrenzen sind.
    Natürlich können sich auch andere weiße Rindenpilze mit warziger Oberfläche mal auf Holunder verirren. Den makroskopisch anzusprechen, ist somit Glückssache (mit immerhin hoher Gewinnwahrscheinlichkeit). Weitere Arten aus den Gattungen Hyphodontia, Xylodon, Sistotrema usw. können auch so aussehen.
    Mit den oft kopfigen, meist mehr oder minder inkrustierten Zystiden und den doch recht breitelliptischen Sporen ist er aber mikroskopisch wohl recht gut ansprechbar.


    In meiner Ecke ebenfalls häufig ist Coniophora puteana (Gemeiner Kellerschwamm):



    Die besiedelt zwar bevorzugt Nadelholz, kommt aber auch immer wieder an allerlei Laubholz vor. Substrat ist hier ein liegender Rotbuchenstamm. In so hübschen Farben ist sie mir noch nicht begegnet. Vorgestellt hatte ich die in diesem Thema auch schon mal. Was mir immer noch bisweilen kopfzerbrechen bereitet, ist die Unterscheidung zu Coniophora arida, die sich wohl vor allem durch die dünneren Fruchtkörper unterscheiden soll. Was hier keiin Problem war, die Beläge sind teils klar über 1mm dick und gut ablösbar. Allerdings sind mir auch schon so Zwischendinger begegnet, die ich am liebsten links liegen lasse. ;)


    Außerdem eingesammelt wurde Scytinostroma hemidichophyticum (Mottenkugel - Lederrindenpilz):


    In mehreren Vorkommen an liegenden Buchenholz - Stammstücken und allesamt recht frisch mit kräftigem, charakteristischem Geruch nach Mottenkugeln. Den wollte ich eigentlich gar nicht untersuchen, aber aus aktuellem Anlass habe ich's dann doch gemacht.
    Erstmal die Sporen, rundlich und teilweise schwach warzig:

    und amyloid, was aber bei dünnwandigen Sporen wie so oft am besten in der Masse darstellbar ist. Hier verzichte ich mal drauf.
    So. Und dann hat der Pilz recht charakteristische, dünne und verzweigte Skeletthyphen, die im Hymenium in Dendrohyphidien übergehen. Die sind sehr charakteristisch dextrinoid, was dann ein gutes Merkmal sein soll, wenn der Pilz mal nach nichts riecht.
    Das wollte ich nachweisen, und Folgendes ist passiert:

    Nix.
    Die dünneren Elemente weiter unten sind die Skeletthyphen.
    Eine andere Art kann ich nicht draus machen, also muss man mal gucken was schief gegangen ist.
    Zwei drei weitere Versuche brachten die Erkenntnis: Die Kalilauge.
    Ob es sowas gibt wie eine umgekehrte Hemiamyloidität...
    Egal, jedenfalls funktioniert das hier nicht, wenn man das Material zuvor in KOH 3% betrachtet hat. Weder die Amyloidität der Sporen, noch die Dextrinoidität der Skeletthyphen ist dann nachweisbar.
    Wenn man das Präparat in Wasser einlegt und dann erst Melzer drüber kippt, sieht das schon besser aus:


    Soviel dazu in aller Kürze.


    In Beitrag #14 ist ein Steccherinum vorgestellt, der aufgrund der völlig verwitterten Fruchtkörper nicht mehr bestimmbar ist.
    Lustigerweise ist mir in einem anderen Gebiet ein makroskopisch sehr ähnlicher Pilz begegnet. Auch da ist mikroskopisch kaum noch was rauszuholen, die meisten Strukturen sind einfach weg.
    Aber daneben und darüber wachsen frische Fruchtkörper, und die sind bestimmbar. Nämlich handelt es sich um
    Steccherinum ochraceum (Ockerrötlicher Resupinatstacheling):





    Schnallen, dick inkrustierte Skeletohyphidien, elliptische Zwergsporen. Makroskopisch passt es auch.
    ich gehe davon aus, daß die alten, kaum mehr bestimmbaren Fruchtkörper zumindest an diesem Buchenast vom selben Organismus gebildet wurde, wie die Frischen.
    Und dann ist beides Steccherinum ochraceum.


    Achja, und an dem Buchenast hatte sich noch ein beifang eingeschlichen, nämlich
    Hypocrea crystalligena (Kristallin - Kissenpustelpilz):



    Die Art ist vermutlich nicht selten, wird aber wohl oft nicht erkannt. Wurde ja auch von Jaklitsch erst 2006 beschrieben.
    Normalerweise kann ich solche Pilze (Kernpilze) ja gar nicht bestimmen, aber da mir kürzlich dankenswerterweise die wunderbare monografische Bearbeitung von Jaklitsch in die Hände fiel, kann man ja mal...



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Ein paar Pilze aus der letzten Woche hätte ich noch. Eingesammelt zwischendurch mal auf dem Hauptfriedhof Mannheim.
    Sehr hübsch und makroskopisch mit den wachsartigen Fruchtkörpern erstmal an eine Phlebia erinnernd:
    Gloeocystidiellum luridum (Fahlgelber Gloeozystidenrindenpilz):


    an einem Buchenast, auf einem Laubhaufen liegend.
    Sehr hübsch und auffällig sind natürlich die dicken, sehr großen Gloeozystiden zwischen den langgezogenen Basidien.

    Die Gloeozystiden sind teils im Hymenium eingesenkt und dann etwas versteckt, in KOH aber gut zu sehen. Mit Sulfovanillin sollen sie noch zusätzlich anfärbbar sein, was ich nicht getestet habe.
    Ein wenig schwierig sind die Sporen, die dazu tendieren, irgendwie schnell zu kollabieren und dann ziemlich ramponiert aussehen.
    In Melzer färben die Sporenwände stark blau, was auch bei kaputten Sporen funktioniert und sich am besten in der Masse bzw. geringerer Vergrößerung sehen lässt. links unten Sporen in Wasser:

    Und weil es sonst ja zu einfach wäre, habe ich auch noch was Auffälliges gefunden, was in den Beschreibungen nicht erwähnt wird, nämlich Dendrohyphidien, hier mal mit Kongo angefärbt:

    Möglicherweise ist da einfach was in der Entwicklung schief gegangen.
    Und gerne hätte ich auch den Urheber der kugeligen, warzigen Sporen gefunden. Habe ich aber nicht, an dem mitgenommenen Holzstück war er jedenfalls nicht dran. Es gibt ja auch Gloeocystidiellum - Arten mit stacheligen Sporen, aber die wären dann nicht braun.


    Ganz in der Nähe liegt ein dickeres Aststück von Rotbuche, dessen BEwohner ich seit zwei Jahren schon kenne, und der immer wieder fleißig Fruchtkörper bildet.
    Cerrena unicolor (Aschgrauer Wirrling):


    Mikroskopisch ein dimitischer Pilz ohne Zystiden, aber mit ins Hymenium ragenden Enden von Skeletthyphen.
    Sporen eher klein und elliptisch bis subzylindrisch:


    Ein wenigt im Randbereich ist eine zugewucherte Böschung, wo man mal versuchen kann, es sich in den Brombeerranken gemütlich zu machen, im Schlamm nicht abzurutschen und gegen die Sonne die Schnittfläche eines bemoosten, liegenden Laubholzstammstückes zu fotografieren.
    Das sieht dann etwas bemitleidenswert aus:

    Das Holz halte ich für Weide (Salix sp.), übernehme aber keine Garantie. Pappel kann auch sein, kleine Option auf Robinie, Eiche ist es nicht.


    Der Pilz rechts mit den dünnen Hütchen ist schnell geklärt, das ist
    Phellinus conchatus (Muschelförmiger Feuerschwamm)


    Also der mit den komisch deformierten Setae mit den unvollständig entwickelten Wänden im Hymenium.


    Der andere ist eine echte Phellinuss (also eine harte Nuss in der Bestimmung).
    Sieht ja makroskopisch erstmal aus wie Phellinus punctatus (Polsterförmiger Feuerschwamm), hat aber Setae im hymenium (wenn auch selten), und muss daher eine andere Art sein.
    Phellinus rhamni würde Faulbaum bewohnen und sollte kleinere Sporen und etwas größere Setae haben.
    Alle Phellinus - Arten mit Seten im Subikulum scheiden aus: Die fehlen hier. Für weitere resupinat wachsende Arten (Phellinus ferreus, Phellinus laevigatus usw.) stimmen immer irgendwelche Details nicht (Substrat, Sporenform, Anordnung der skeletthyphen, Länge oder Form der Setae)
    Also muss es eine eigentlich pileate Art sein, die hier mal +/- resupinat ausgeprägt ist.
    An Weide logisch wäre Phellinus igniarius. Der sollte aber in der Röhrentrama chaotisch verflochtene Skeletthyphen haben. Hier sind sie subparallel (würde ich mal so interpretieren), was zusammen mit den ziemlich großen (bis 8x7 µm) Sporen zu Phellinus tuberculosus (Pflaumen - Feuerschwamm) führt.
    Gefällt mir aber auch nicht, denn das ist definitiv keines der Substrate, an denen der auftauchen sollte.
    Bleibt also nur, demnächst mal eindeutige Phellinus igniarius und Phellinus tuberculosus einzusammeln und noch mal intensiv zu vergleichen.
    Solange nenne ich den erstmal morphologisch Phellinus cf. tuberculosus:



    Kann aber sein, daß ich den bei Gelegenheit nochmal revidiere.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Tja, es reißt nicht ab. Weiterhin ist alles voller Pilze.


    Den ersten hat im Grunde Ursula Sauter bestimmt; ich wäre nicht drauf gekommen, weil ich mich in der falschen Gattung verbissen hatte.
    Weil aber die Basidien in der großen mehrheit unregelmäßig zylindrisch (und jung auch keulig) sind, und nur vereinzelt angedeutet urnenförmige dazwischen (was wohl zufällige Wuchsformen sind), gehört der nicht in die Gattung Sistotrema, sondern zu Sistotremastrum.
    Und da passt nur eine Art, auch wenn die Sporen im unteren Bereich der Literaturangaben sind.


    Sistotremastrum niveocremeum (Cremeweißer Trugschütterzahn):


    Der überzieht großflächig einen liegenden Rotbuchenstamm, zumeist die Unterseite.
    Die Fruchtkörper sind deutlich warzig und recht üppig auch in der Dicke (bis knapp 1mm), fühlen sich frisch wachsartig an, das Holz darunter ist massiv weißfaul, regelrecht schwammig. Ob der Pilz diese Fäule verursacht oder eine der anderen Arten an dem Stamm, da wage ich keine Zuordnung.
    Nach und nach fräst er sich regelrecht in das weiche Holz hinein, was dann auch interessant aussieht:


    Die Hyphen sind durchgehend dünnwandig, Septen mit Schnallen, im Subikulum eher locker verknüpft und teilweise mit Öltröpfchen angefüllt. Ampullenförmige Anschwellungen an den Septen finden sich nur andeutungsweise und auch eher spärlich.

    Zystiden fehlen, im Hymenium finden sich recht vielgestalte Basidien (meist schlankkeulig bis zylindrisch) mit meistens 4 oder 6, seltener 2 oder ganz selten 8 Sterigmen:


    Die Sporen sind zylindrisch, teils angedeutet elliptisch oder mal angedeutet allantoid (durch konkave Seitenwand) und messen so bis 7,5 x 3 µm:


    Am selben Stamm sitzt an einer anderen Stelle auch Sistotrema brinkmannii (Brinkmanns Schütterzahn), der hier im Thema zwar schon vorgestellt wurde, aber gerne noch mal dran darf:

    Also nur das Weiße in der Mitte, versteht sich. Drum rum sind noch die Ruinen einiger anderer Rindenpilze, aber aus Ruinen ist nicht mehr viel rauszuholen.



    Zwei Rotbuchenstämme weiter, Stereum insignitum (Prächtiger Schichtpilz):

    Natürlich nur echt mit 32 Zähnen Acanthohyphidien:

    Das sind die kleinen, Stachelartigen Auswüchse an den Spitzen der dünneren, länglichen Elemente.


    An einem entrindeten Kiefernstamm, Dacryobolus karstenii (Nördlicher Höckerrindenschwamm):

    Da habe ich leider kein schönes Standortbild geschossen.
    Mikroskopisch hat der einige ziemlich exklusive Eigenschaften.
    Zunächst mal gibt es nicht viele Rindenpilze mit so einem Aussehen, die dimitisch sind (also Skeletthyphen entwickeln).
    Sodann wären da diese riesigen, skeletoiden und stark inkrustierten Pseudozystiden, die aus dem Subhymenium aufsteigen und teils recht weit die Basidien überragen:

    die kleinen, schmalelliptischen Sporen dagegen sind wenig spektakulär und zudem schwer auf Bild zu bringen...
    Also bleiben wir noch einen Moment bei den Pseudozystiden, die nämlich eine weitere, nur bei eher wenigen Rindenpilzen auftretende Eigenschaft haben: Die sind als Lyozystiden ausgebildet.
    Das heißt, die Wände quellen in KOH zunächst stark auf, die Zystiden verlieren völlig ihre Form und werden diffus im Aussehen, die hübschen Inkrustierungen werden ins Orbit geschleudert, und schließlich lösen sich die Zystidenwände einfach auf.
    Das passiert alles schon bei KOH3%, also besser diesen Pilz zunächst mal in Wasser angucken.
    Oben in Wasser, unten bei einlaufendem KOH 3%:


    Was es sonst noch so gab...
    Schizopora paradoxa hätte mich beinahe noch mal an der Nase herumgeführt.

    Siehe dazu auch Diskussion auf Seite 1 sowie die dortige Mikrodokumentation.


    Steccherinum ochraceum wurde nochmal (an anderer Stelle an Ahorn) eingesammelt, auch um noch ein schönes Bild der Pseudozystiden zu bekommen:


    Die winzigen Sporen habe ich nicht nochmal fotografiert.


    An einem liegenden, eher dünnen und noch kaum vermorschten Laubholzast im Auwald noch ein Porling, der mich erst etwas verwirrt hatte.
    War aber dann doch kooperativ und hat noch reichlich passende Sporen gezeigt.
    Antrodia malicola (Zimtfarbene Braunfäuletramete):


    Die Art war mir bisher nur deutlich dickfleischiger und also auch mit dickeren Porenwänden begegnet. Allerdings waren das auch zwei Funde an dicken Baumstämmen (+ einer ebenfalls von Stammholz von Abeja).
    Zudem gibt es anscheinend Pilze, die einen ganz intensiven, sehr prägnanten Geruch entwickeln. Der allerdings nicht spezifisch ist, sondern möglicherweise ein Artefakt oder irgendwas. So als hätte sich ein mensch mit irgendeinem Parfüm eingerieben.
    Im letzten jahr hatte ich eine Antrodia gossypium, die frisch außerordentlich stark nach Bonbons (Nimm2) roch.
    Diese Antrodia malicola roch intensiv und wunderbar nach Ananas.
    Mikroskopisch ist es ein deutlich dimitischer Porling, generative Hyphen mit Schnallen, Wände der Skeletthyphen vor allem in KOH blass gelblich.
    Zystiden fehlen, Sporen elliptisch bis fast zylindrisch, nicht gekrümmt (im Gegensatz zu denen von Trametopsis cervina, die auch schlanker wären); 6,5-8,5 x 3-4 µm



    Und manchmal ist ein Pilz auch einfach ein hübsches Motiv.

    Trametes gibbosa (Buckeltramete) muss man nun wirklich nicht lange untersuchen. Toll sieht sie aber dennoch aus.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo!


    Ich habe auf eine ruhige Stunde gewartet, um mir diesen Thread mal im Ganzen zu Gemüte zu führen. Ich kann einmal mehr sagen: Hut ab! Was du für ein Engagement und Wissensdurst an den Tag legst, ist unglaublich. Und dadurch, dass du deine Erkenntnisse so frei mit allen teilst, sind Threads wie dieser hier sehr lehrreich - gerade für Laienaugen, für die diese Holzpilz-Arten fast alle gleich aussehen (inklusive großem Bogen darum im Feld/Wald) und für Leute, die ihre allerersten Schritte mit dem Mikroskop machen und durch deine mikroskopischen Betrachtungen bei jedem einzelnen Fall mitdenken und dadurch lernen können. Danke dafür! :thumbup: ;)


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jan - Arne!


    Du hast das echt alles durchgelesen? 8|
    Respekt! :thumbup:
    Daß das in einem Schub mal ganz schön happig ist, kann ich mir vorstellen.
    Für die allerersten Schritte mit dem Mikroskop würde ich im Grunde eher andere Fachgebiete empfehlen (operculate Ascomyceten, "Lamellenpilze" mit schicken Merkmalen wie zB Dachpilze oder Täublinge). Da ist die Präparation und die Darstellung der merkmale wesentlich angenehmer und befriedigender.
    Spaß macht es aber schon. Es ist wohl wie in allen mykologischen Bereichen: Je mehr man sich reinarbeitet, desto vertrauter wird alles und damit steigt der Spaßfaktor.


    Muss man aber immer individuell festlegen, was gerade interessant ist und sich dann damit beschäftigen.


    Wenn das Thema der einen oder dem anderen hilft, selbst ein paar Dinge besser zu verstehen oder sogar einen Pilz zu bestimmen, dann ist das wunderbar.
    Es hilft mir aber auch ganz persönlich, die Pilze so aufzuarbeiten, daß die Bestimmung auch für einen Betrachter nachvollziehbar wird. Schärft das Auge und hilft, die bestimmungsrelevanten Merkmale herauszuarbeiten.
    Auch wenn es nicht immer einfach ist, da liegen schon noch eine ganze Reihe ungeklärte Fälle rum bei mir.


    Mit ein paar geklärten Fällen mache ich aber mal eben weiter.


    Nochmal Hypochnicium vellereum (Chlamydospor - Mebranrindenpilz):


    An einem entrindeten, toten Laubholzast "im Luftraum". Diesmal etwas heller und üppiger als in Beitrag #18.
    Und mit einer deutlich größeren masse an Chlamydosporen im Subikulum. Vermutlich macht das auch die Dicke der Fruchtkörper aus: Je älter die werden, desto dicker wird das Subikulum und besteht irgednwann fast nur noch aus diesen dicken, dickwandigen Sporen.
    Sieht mikroskopisch trotzdem nicht groß anders aus als in Beitrag #18, soll heißen: Die wesentlichen Merkmale sind gleich.


    Am selben Ast saß auch Peniophora incarnata (Fleischroter Zystidenrindenpilz):


    Klar, eine Allerweltsart, die man im Flachland und an anderen Gehölzen als Erlen auch schon makroskopisch recht sicher ansprechen kann.
    Mikroskopisch hätten die anderen beiden Arten, die nicht unter der Rinde wachsen und keine Stemmleisten bilden, jeweils wesentlich breitere Sporen und bei einer fehlen die Schnallen (die hier vorhanden sind, aber ganz doof zu fotogrfieren.
    Im Bild dafür: Schicke Lamprozystiden und Gloeozystiden:


    War in Beitrag #1 schon mal da:
    Peniophora lycii


    an dünnen, bodenliegenden Buchenzweiglein, die aber wohl erst kürzlich abgefallen waren.
    Solche grauen Flecken muss man generell mikroskopieren, kann ja auch was aus dem Peniophora - cinerea - Komplex sein oder noch was Anderes.

    ...und dann zahlt sich manchmal auch aus, wenn man sich vorher schon mit den Pilzen auseinandergesetzt hat. Aus dem mirkoskopischen Chaos fallen gleich mal drei Dinge spontan ins Auge:
    hyaline Dendrohyphidien vorhanden
    Gloeozystiden vorhanden, teils dickwandig
    Lamprozystiden vorhanden, rundlich, dick inkrustiert und im Subhymenium versteckt:
    ---> Bestimmung abgeschlossen.


    Was im Grunde nie ausgeht, sind diverse dünnhäutige weiße Krusten.
    Die hier ist in schönem Zustand und nennt sich Phanerochaete sordida (Cremeweißer Zystidenrindenpilz)


    Den deutschen namen habe ich mir nicht selbst ausgedacht. Aber ich finde ihn eher unbefriedigend. "cremeweiße Zystidenrindenpilze" gibt es in Mitteleuropa mindestens fünf Dutzend aus zehn verschiedenen Gattungen...
    Hyphen im Subikulum:

    die pp deutlich dickwandig sind.
    Dort dürfen auch hin und wieder Schnallen vorkommen, und zwar sogar mehrere an einer Septe (sog. "Wirtel - Schnallen"), ich habe aber in der Kollektion keine gesehen.
    Die Schnallen müssena uch spärlich sein, im Hymenium und Subhymenium müssen sie ganz fehlen, sonst wäre man in einer anderen Gattung.
    Auffällig sind hier die auch die recht unteschiedlich geformten Zystiden, die mit dem Alter zwar mehr und mehr dickwandig werden, aber nie extrem dickwandig auswachsen. Was die Art von teils sehr ähnlichen Nachbararten unterscheidet.
    Wichtig auch, daß die Zystiden nicht septiert sind (sonst wäre man in einer anderen Gattung).

    und noch die Sporen:


    Zum Abschluss noch was Putziges.
    Stypella dubia (Länglichsporige Stachelkruste):



    Zuvor in der Gattung Heterochaetella bzw. Heterochaete eingeordnet, Stypella ist allerdings aktuell.
    Also ein Heterobasidiomycet (Basidien septiert, sehen aus wie bei Tremella - Arten zB). Zunächst nimmt man den mal gar nicht wahr, das ist nur ein kleiner, unscheinbarer Fleck am Holz. Sieht aus wie ganz feiner Schimmel oder so.
    Mit Lupe oder durchs Bino entpuppt sich aber die ganze Pracht dieses Pilzes.
    Die glitzernden Stacheln setzen sich zusammen aus teils büschelig veschlungenen Lamprozystiden:

    Die Sporen sind ellipsoid, manche fast subzylindrisch:

    was auch ein wichtiges Merkmal zur Abgrenzung zu ähnlichen, rundlichsporigen Arten ist.
    Ansonsten fährt der Pilz volles Programm auf, da sind Dendrohyphidien, kleine Zystidenartige Elemente, Kristalle in Trama und Subikulum, die Basidien kugelig und gestielt, der Stiel mit Schnalle an einer generativen hyphe verbunden, aber ohne Schnalle durch eine Septierung mit der eigentlichen Basidie verbunden.

    Bestimmungsrelevant ist aber abgesehen von Sporen und den dickwandigen Zystiden nur die Größe der Basidien (meist unter 10 µm, ohne Stiel), und daß überhaupt irgendwo Schnallen vorhanden sind.


    So, weiter geht's frühestens ein Stück nach Ostern.



    LG, Pablo.