Bevor ich mich in die Nesseln setze...

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 8.218 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von MarionS.

  • ...ich hab da einen Trupp Ziegenlippchen?


    Hi, @all!


    direkt vor meiner Garage, zwischen aufgeplatztem Beton, etwa 6m von der großen Birke entfernt. Sind mir da noch nie aufgefallen, vielleicht aber auch nur neu zugezogen :D
    Blauen schon vom anfassen.


    Und was ist mir denn da über den Weg gelaufen?
    Größe vielleicht 3x4mm, auf Pinienrinde.

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marion!


    Der Filzröhrling ist jedenfalls ganz interessant.
    Lass den mal noch etwas wachsen, damit man auch mal reife Fruchtkörper beurteilen kann. Interessant wäre, ob die Huthaut mit der Zeit aufplatzt und gleichzeitig sehr glatt wird, ob der Stiel mit dem Alter von der Basis her zunehmend braun wird, ob das Fleisch wirklich so hell ist, wie es hier den Anschein hat, ob der immer dieses Muster im Querschnitt im Hut zeigt und ob sich irgendwo in der Kollektion in der untersten Stielbasis winzige, orangerote Pünktchen zeigen.
    Ich denke, daß auch hier wieder nur Xerocomellus engelii (bzw. X. communis) rauskommt, aber den kann man schon mal mit einem kleinen Xerocomus bubalinus - Verdacht belegen.



    LG, pablo.

  • Hallo Zusammen,


    auch wenn Ich zur Bestimmung nicht viel beitragen kann... Dürfte der Mittlere als Flockenstieliger Hexenröhrling in der winzigen größe (also so jung) nicht auch noch gelbe Röhren haben? Bei älteren Schnittbildern dürfte ja das Blau auch wieder etwas gewichen sein, oder?
    Ich sehe schon, dass u.a. der Fraß darauf hindeutet, dass es kein Flockie ist. Mich würde halt interessieren, anhand welcher Merkmale Pablo immer so flott zum Ziel kommt, zumal es sich ja um so winzige Exemplare handelt. Die Fleischfarbe? Dürfen die Xerocomellus / Xerocomus so eine helle Hutkante haben und so vielfarbige, eingedellte Hüte? Der X. pruinatus, der mich bis heute nicht loslässt, hat das ja anscheinend auch.


    Oh mann, fast genau ein Jahr im Forum und es wird immer schwieriger... Gerade diese elenden Filzer machen mich fertig!


    Bester Gruuz
    Fips
    [hr]
    P.S. Marion: Ich hätte auch gerne ne Garage, vor der man Pilzbestimmungen üben kann! Klasse!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fips!


    Du hast aber recht, die Filzröhrlinge sind auch schwierig.
    Am besten kommt man da voran, wenn man immer und immer wieder Kollektionen untersucht. Also wirklich Kollektionen (mehrere Pilze, die offensichtlich zum selben Mycel gehören).
    Und untersuchen heißt, sich da mit allen Merkmalen zu beschäftigen.
    Dann evrsuchen, zu einer Bestimmung zu kommen, und dabei aber möglichst alles in Frage zu stellen, was in den Standard - Pilzbüchern dazu steht.
    Für Xerocomus s.l. braucht es Spezialliteratur und vor allem auch solche neueren Datums, da die Gattung zwischen 2005 und 2010 stark überarbeitet wurde.


    Der in der MItte ist der selbe Fruchtkörper, der auch links daneben mit der Schnittfläche nach oben liegt. Würde ich so jedenfalls vermuten.
    Ansonsten sind junge flockis am Hut nicht so grubig und blauen auch sofort auf Berührung an der Huthaut.
    Ansatz war hier in der Tat der Habitus (Erfahrungswerte) und die Hutoberfläche mit den Dellen und Grübchen. Klar gibt es das bei X. pruinatus auch, aber auch bei Arten in der X. communis - Gruppe.
    Und X. pruinatus kann es nicht sein, weil das Fleisch nicht leuchtend gelb ist, der Pilz im Hutfleisch blaut (passiert bei X. pruinatus fast nie und wenn dann nur sehr schwach) und diese gelbe Randzone am HUt auch icht unbedingt ins Bild passt.
    Gegen X. bubalinus würde hier übrigens auch das Blauen im und am Stiel sprechen. Aber wie gesagt mit Vorbehalt, ich bin ja bei dem Pilz auch nicht sicher, wie er einzuordnen ist.



    LG, Pablo.

  • Ich sehe schon, das ist im Vorbeigehen eben nicht erledigt. Der Hinweis auf die (fehlenden) blauenden Hutstellen ist insofern super, weil das genau so ein Punkt ist, den Ich selbst hätte merken können.


    Für deine sehr präzise Beantwortung und die Mühe, um mir weiterzuhelfen, dafür kann Ich mich nur herzlich bedanken! Für mich bist du der Schweinsteiger des Forums ;)


    Ein letzter Punkt: dürfen die X. communis mit Birke (wie bei Marions Garage)? Ich hätte da gerne Literatur, Tipps wären gern genommen. Vor allem, damit Ich mir nicht was veraltetes andrehen lasse und dann in zwei Monaten hier mit Wissen aus den 80ern glänzen kann...


    Marion: danke für den Thread.


    Bester Gruuz
    Fips


  • Der in der MItte ist der selbe Fruchtkörper, der auch links daneben mit der Schnittfläche nach oben liegt. Würde ich so jedenfalls vermuten.


    Ist so.
    Was ich gerade bemerke: nach dem Durchschneiden war das Fleisch vom Hut noch deutlich rötlich und blaute erst von der "Sollbruchstelle" vom Stiel her nach oben. Das sieht man auf dem Foto nicht wirklich (es hat auch keiner von euch erwähnt) und inzwischen sieht man von dem rot gar nichts mehr.


    Da das Ganze doch so interessant wird, krame ich mal noch zwei verworfene Fotos vom Chip, vielleicht können die noch ein wenig zur Aufklärung beitragen:


    Ich hab übrigens Spaß daran, wenn ich euch vor ein interessantes Rätsel stellen kann mit vermeintlichen Allerweltspilzen, die mir hier so im Stadtgebiet über den Weg laufen :cool:
    [hr]
    Beim Googeln von "Xerocomus bubalinus" fand ich zwar keinen deutschen Namen, aber bei den Bildern ein sehr interessantes Foto, das einen deutlichen, geradezu dreischichtigen Schnitt durch den Hut zeigt: oben deutlich rot, darunter ein Streifen geblaut und Röhren gelb.

    Gruß,
    Marion


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marion!


    Ich hatte X. bubalinus noch nicht selbst in der Hand.
    Bei vielen Bildern im Netz bin ich aber skepzisch, eben weil X. communis / engelii ein Chamäleon ist, das auch rosa durchfärbtes Hutfleisch haben kann.


    Für ziemlich zuverlässig würde ich diese Abbildungen halten:
    >Entoloma.nl<
    Da kann man sich auch mal durch die Beschreibung hangeln (wenn man ein wenig Holländisch versteht), Machiel Noorderloos ist ja ein sehr rennomierter Pilzkenner.



    LG, Pablo.

  • Hallo Miteinander,


    ich hänge mal zwei Bilder dran von meinem Fund vor drei Jahren.


    Immer an der selben Stelle bei Pappeln im Sand. Allerdings war es schon ziemlich trocken.


    Gruß Ingo

  • Endlich haben sich noch welche blicken lassen. Von den vorherigen war zwar noch einer übrig gewesen, aber irgend ein Depp hat den zertreten.
    Die drei hier (einen sieht man nicht) haben sich zwischen den Betonbrocken durchgequetscht und sind jetzt mindestens drei Tage alt (Sonntag war ich nicht an der Garage).





    Was mir so, auch nach Lektüre des Threads auffällt: gestern waren die Hüte noch samtig, heute begannen sie zu glänzen. Der gelbe Rand um den Großen verwäscht so langsam, der war vorher deutlicher abgesetzt. Ich habe ihn berührt, um die Festigkeit zu prüfen, wie alt er sein mag, und er hat davon offensichtlich keine Verfärbungen davongetragen.

    Gruß,
    Marion


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marion!


    Das ist interessant!
    Nach wie vor mag ich da X. bubalinus (kann man übrigens mit sowas wie "Blassgelbbrauner Filzröhrling" übersetzen) nicht ausschließen. Eine sehr ähnliche Kollektion habe ich mittlerweile aufgetrieben, die makroskopisch sehr gut auch zur Originalbeschreibung von Oolbekkink und Duin passt, aber mikroskopisch sind die Sporen ziemlich grenzwertig (im Schnitt Q-Wert genau 2,5).



    LG, pablo.

  • Sooo, hier also eine Bilderstrecke...


    Mit fiel auf, dass die Pilze einen sehr angenehmen Geruch haben, pilzig halt, während ich das von Rotfüßen kenne, dass die spätestens eine Weile nach dem Pflücken einen unangenehmen, dumpfen Geruch annehmen.



    Ich habe die Pilze nur vorsichtig angelangt, also halten sich die Blaufärbungen in Grenzen. Der Hut blaute obenauf überhaupt nicht, aber am Stiel entstanden ein paar Stellen.




    Wieder ein paar zeitlich versetze Fotos, um das Blauen nach dem Aufschneiden zu dokumentieren:


    Zwei oder drei Babys saßen noch an der Basis, eins davon verblieb in dem Erdloch.


    Da ich meine Funde normalerweise nicht auffuttere oder länger aufbewahre, stellte ich etwa 90 Minuten zu meiner Verblüffung fest, dass das ganze Blau wieder weg war:


    Eine Sporenprobe läuft gerade.

    Gruß,
    Marion


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marion!


    Achten auf...
    Sorry, das hatte ich überlesen. Aber du hast das ja schon sehr gut dokumentiert.
    Was ich jetzt hier nicht mehr sehe, ist deutlich rosa druchfärbtes Hutfleisch. Das war ja aber bei deiner ersten Kollektion gut zu sehen. Möglicherweise ist das hier verwaschen oder inkonstant ausgeprägt.


    Bis auf dieses Detail spricht makroskopisch nichts gegen Xerocomus bubalinus.
    Da es sich da aber durchaus um eine kritische art handelt (schwer abzugrenzen) müsste man eigentlich schon noch mindestens mal den durchschnittlichen Länge - Breite - Quotient der Sporen kennen und sich mal die Huthaut angucken. :/



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marion!


    Ich bin zwar mit meiner schlechten Ausrüstung der Falsche um da irgendwas durchzumikroskopieren, aber du kannst mal Folgendes machen:
    Sporenabwurf auf Alufolie durchführen. Die Alufolie anschließend zusammenfalten, dann hat man schon mal eine Probe vom Pulver konserviert. Einen Pilzfruchtkörper vierteln oder in Scheiben (nicht zu dünn) schneiden und trocknen. Wenn du's im Dörrex machst, dann nicht über 50 °.
    Dann Sporenasservat + Exsikat in eine luftdichte Dose oder ein Plastebeutelchen geben.
    So geht mal immerhin nichts verschütt und die Probe hält sich sehr lange.



    LG, Pablo.

  • Bislang hatte ich vergeblich vor meiner Garage auf neue Exemplare gewartet, da brüllte mich am letzten Tag vor dem Urlaub von der Nachbargarage aus dieser Kamerad praktisch an. Die Sammlerkollegen aus der Arbeitsgemeinschaft durften ihn und seinen Farmumschlag schon bewundern, bei dem erneuten Anschnitt Stunden später fiel der Effekt aber nur schwach und zudem recht schnell aus.


    Hier die Fotos vom ersten Anschnitt mit Zeitangaben:
    11:19


    am deutlichsten 11:33


    da wars wieder weg um 11:58


    Der Hut war an einer Stelle rot und blieb es auch.

    Gruß,
    Marion


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marion!


    Ui, der ist nun ja auch schon ein älteres Kaliber. Zumindest die Huthautmerkmale sind da ziemlich hinüber.
    Aber hast du die getrocknete Kollektion vom letzten jahr noch?



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marion!


    Sorry. Im Dörrex nicht über 50 °. Wenn du dazu kommst: Ja, bitte! Am besten zwei oder drei Fruchtkörper in verschiedenen Altersstufen (nur ganz alte kannst du weglassen, die sind mikroskopisch recht uninteressant).



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Marion!


    Echt? Naja, wenn du den Deckel offen lässt, könnte es vielleicht trotzdem gehen. Oder aber, du viertelst oder achtelst die Fruchtkörper und trocknest sie auf einem Küchentuch auf der Heizung. Dauert etwas länger und gerade bei Filzern gibt es dann ein Schimmelrisiko. Aber ich habe so die meisten meiner Belege getrocknet. Und bislang hat das immer geklappt, selbst Sequenzierungen waren kein Problem.



    LG; pablo.