Bienwald Dezemberpilze - Teil 1 - Pinus

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.865 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ZiUser.

  • Hallo zusammen,
    ich befürchte dass ich dieses Jahr nicht mehr dazu komme, aus meinem Ausflug am 6.12. in den Bienwald / Südpfalz wo nötig ordentliche Bestimmungsanfragen zu machen. Stattdessen präsentiere ich euch einfach die Funde, wo mir bekannt oder vermutet, schreibe ich die Namen dazu, wo nicht - evtl. hat ja dann jemand eine Idee. Wo es zweifel gibt oder Diskussionen, würde ich dann einfach noch einen separaten Thread mit mehr Bildern aufmachen, hier lasse ich es immer bei 1 - 2 pro Art bewenden.


    Beginnen möchte ich mit den "Pinus-Bewohnern":


    1. - weißer Winzling - Hut max. 1 cm - auf schon ziemlich vermullten Stamm. Ich habe den schon irgendwo mal gesehen, komme aber leider nicht drauf, wo ich suchen soll:


    2. - weißer Porling - das Bild ist vom gleichen Stamm wie jetzt gefunden (schon etwas matschig), aber von Anfang November:

    Und hier noch der Stamm - den wollte ich euch nicht vorenthalten:


    3. - den rotstieligen Milchling von Anfang November gab es auch noch, allerdings in geringer Anzahl und schon etwas angegangen, aber auch jetzt ausschließlich an Pinus, was der Diagnose Lactarius subumbonatus - Olivbrauner Wanzen-Milchling entgegensteht:


    4. - Skeletocutis amorpha - Orangener Knorpelporling, der wurde Anfang November mit Hilfe des Forums rausgearbeitet, ich konnte ihn am gleichen Stamm wiederfinden, vielleicht etwas überblitzt:


    Dies der Stamm mit der gesamten Kolonie, hier wuchsen auch noch ein paar der folgenden:


    5. - vom gleichen Stamm, aber wohl doch nicht Phlebia tremellosa, wie ich zuerst dachte (die "darf" ja auch nicht an Pinus ...) - aber was es ist, leider keine Idee. Leider sind die Pilze auch schon etwas "spät dran":




    Oder ist es einfach auch eine späte Skeletocutis amorpha?


    Auf einem liegenden Stamm direkt gegenüber habe ich die nachfolgenden 3 gefunden, erstmal der Stamm:


    6. - das ist jetzt der von der Stirnseite - sieht auf den ersten Blick auch wie Skeletocutis amorpha aus, auf den zweiten Blick aber mehr Zweifel als Sicherheit:


    7. - das ist der von der Seite unter der Rinde - wieder das Gleiche oder etwas Anderes?


    8. - und als letztes noch Gloeoporus dichrous - Zweifarbiger Knorpelporling - aber der darf doch eingentlich garnicht an Pinus, oder?

    Oder bewerte ich das Bild falsch? Ist es vielleicht das Gleiche wie 6 und/oder 7??


    Würde mich freuen, wenn es euch gefällt, der ein oder andere zu den offen gebliebenen eine Idee hat, es folgt noch "Fagus" und "Quercus".

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rainer!


    Nummer 5 ist Trichaptum fuscoviolaceum (Zahnförmiger Violettporling)
    6, 7 und 8 sind allesamt ebefalls Skeletocutis amorpha. Wenn die jung sind, ist die Färbung noch nicht so ausgeprägt. Ich hatte heute eine schöne Kollektion an einem Kiefernstamm, an der einen Seite waren sie noch ganz jung und fast weiß, am anderen Ende älter und dann auch schön satt orange.


    Die Farbe sieht man manchmal nur im Schnitt. Was zuerst Farbe annimmt ist die Trennschicht zwischen Hutfleisch und Röhren.



    2 ist einer der Saftporlinge (Oligoporus, Posta usw.), aber das lässt sich so auf die Distanz nicht sagen welcher.


    1 ist höggschd interessant. Den kann ich momentan gar nicht einordnen, wenn es nicht ein verblasster orangener Heftnabeling (Rickenella fibula) ist.


    Ich freue mich auf "Fagus" und "Quercus". :)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    Danke für Deine Einschätzungen, Trichaptum fuscoviolaceum passt gut. Und auch dass die anderen fraglichen Partien alle Skeletocutis amorpha sind, überrascht im Nachhinein nicht wirklich, der ist eben sehr variabel, vor allem auch über die Entwicklungsstadien, wie Du ja auch beschreibst.

    Rickenella fibula lockt natürlich, ich würde aber beim jetzt trockenen Pilz (liegt noch neben mir) eine geriefte Hut-OS erwarten, die ist aber nicht zu sehen. Vielleicht bring ich nochmal ein paar Fotos.


    Oligoporus ist auch interessant, zumal der auch im "Fagus"-Teil wieder auftaucht - und mit diesem Weiß gibt es Oligoporus lacteus - schwerpunktmäßig an Fagus - und Oligoporus stipticus - schwerpunktmäßig an Pinus und Picea.


    PS: Fagus ist "in Arbeit".

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rainer!


    Oligoporus lacteus (= Oligoporus tephroleucus) kann auch an Nadelholz vorkommen. Und unterscheidet sich dann von Oligoporus stipticus durch den milden Geschmack. An Laubholz übrigens auch, denn Oligoporus stipticus kann gelegentlich wohl auch mal an laubholz vorkommen. Aber da gibt es schon noch ein paar mehr Arten...


    Der kleine Weiße wird immer interessanter. Ob's möglicherweise was Nabeliges ist?



    LG, Pablo.

  • Hallo ZiUser,
    Pilz Nr. 1 lässt sich mMn makroskopisch nicht seriös klären (auch nicht mit Exsikkatenfotos, wie du vorschlägst) - es ist ja nicht mal die Gattung klar. Es gibt bestimmt 100 Arten, die in etwa so aussehen. Wenn man so etwas bestimmen will, geht es nicht ohne Mikroskop (du müsstest wohl als erstes feststellen, ob Zystiden vorhanden sind und wie die aussehen; auch wäre die Sporenform sicher sehr interessant). Als ich selber noch keins hatte, habe ich um solche Arten immer einen weiten Bogen gemacht und nur versucht, Pilze zu bestimmen, denen man rein makroskopisch überhaupt beikommen kann, und bei denen eine realistische Chance der Bestimmung von Vornherein vorlag. Klar ist das Herumspekulieren und das wilde Hineinschmeißen von Namen lustig, aber nach dem Erkenntnisgewinn darf gefragt werden.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Karl, hallo Oehrling,


    Karl, Lactarius hepaticus hatte ich Anfang November schon auch auf dem Schirm, mit gutem Willen kommt man z.B. im Schlüssel Pilze der Schweiz auch da hin, auch rein makroskopisch - dann muss aber mein Sinn fürs Scharfe unterentwickelt sein, ich glaube ich hatte den gekostet. Vielleicht aber einfach viel zu wenig, bin da etwas zurückhaltend (und esse auch gern richtig scharf). Und das mit der Milch habe ich vielleicht nicht lange genug beobachtet - da steht was von "nach 2 - 3 Minuten gelb...". Die jetzt hier von Anfang Dezember waren schon zu angegangen, da kam schon keine Milch mehr so dass ich auch nicht kosten wollte. Aber hepaticus wäre mir auch deutlich sympathischer als subumbonatus. Die Bindung an Pinus war schon sehr absolut und galt für hunderte Pilze, nicht nur für ein paar Ausreißer.


    Oehrling - machst Deinem Zweitnamen wieder alle Ehre - ;) - aber mir fehlt ja selbst noch die Erfahrung, um entscheiden zu können, um welche Gattungen man vielleicht eher einen weiten Bogen machen sollte. Also stelle ich sie lieber zur Diskussion um auch für mich da etwas Ordnung ins System zu bekommen. Und das geht auch gut mit Misserfolgen. Und man muss ja nicht wild spekulieren - was nicht geht geht nicht und dann soll das auch gesagt sein. Aber es gibt auch noch ein paar Frischbilder mehr, das war ja nur ein Exkursionsbericht mit ein paar Fragen nebenbei - evtl. gehts ja doch noch bis zur Gattung. Dann auf Morgen, vielleicht schaust ja trotzdem wieder rein.

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen!


    Bei Lactarius hepaticus spüre ich schon eine deutliche Schärfe, auch wenn ich nur einen Tropfen von der Milch nasche. Klar, ist nicht vergleichbar mit einigen Arten aus der Piperates - Sektion, aber mild finde ich den kei9neswegs. Und esse selbst auch viel und gerne Chilischarf. ;)


    Oehrling hat schon recht mit der Klärrbarkeit solcher Pilze. Ist aber nicht schlimm. Eine zeit lang habe ich auch einen haufen an unbestimmbaren Pilzen gesammelt, irgendwann aber auch damit aufgehört. Dennoch: Stell ihn ruhig ein. Viel Hoffnung kann ich dir nicht machen, aber: Es trägt ja eben auch dazu bei, sich immerhin grob zu orientieren. Und sich ein Bild davon zu machen, was man sich lieber nicht anguckt.



    LG, Pablo.


  • mir fehlt ja selbst noch die Erfahrung, um entscheiden zu können, um welche Gattungen man vielleicht eher einen weiten Bogen machen sollte.


    Hallo ZiUser,
    was du solltest, entscheidest ja du allein. Ich habe nur geschrieben, wie ich es machen würde.
    Ich (!) finde es besonders sinnvoll, sich die ersten paar Jahre auf diejenigen Arten zu konzentrieren, die in den gängigen 300-Arten-Pilzführern der Preislage 10 bis 20 Euro drin sind. Ich würde also in den Wald gehen, um genau diese Arten zu finden - und alles Andere (macht sicher 70 bis 80 % des Fundgutes aus) links liegen lassen. Danach würde ich versuchen, eben diese Arten rein makroskopisch zu bestimmen, die ja sehr griffige Makromerkmale besitzen - was mMn schon sauschwer genug ist.
    Sobald man diese Arten bestimmungsmäßig wirklich drauf hat, dann könnte man sich eventuell den kleinen grauen, braunen, weißen Pilzchen, die sich alle so verdammt ähnlich sehen, zuwenden. Aber warum die schwierigsten Bestimmungsaufgaben zuerst angehen?
    FG
    Oehrling

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  • Hallo Stephan!

    Zitat


    ....Ich würde also in den Wald gehen, um genau diese Arten zu finden - und alles Andere (macht sicher 70 bis 80 % des Fundgutes aus) links liegen lassen....


    Das klingt sehr logisch, vielleicht auch vernünftig. Aber ich glaube, der Mensch funktioniert häufig anders. Etwas finden und dann links liegen lassen? Das wäre wie Pfifferlinge suchen wollen und schöne Steinpilze stehen lassen.
    Natürlich sehe ich, dass du von dir selbst sprichst und kenne dich als relativ klar strukturiert und prinzipientreu, könnte es mir bei dir vielleicht sogar vorstellen, dass du das schaffen würdest....................oder doch nicht?


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

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  • Danke ihr drei für die netten Tipps - und als nichts anderes habe ich es verstanden.


    Aber jeder tickt eben anders, wie Ingo auch schon sagt. Und viele der Pilze aus den Bilderbüchern kenne ich eben auch schon, habe damit schon in meiner Kindheit insbesondere meine Mutter zur Verzweiflung getrieben, wenn ich meinte, der ist doch essbar, steht hier im Buch und ich will den in die Pfanne. Sie kannte eben nur 3 - 5 Arten von ihren Eltern ...


    Und nun muss man eben schauen, dass man diese Grundordnung auch in weitere Gruppen bekommt, eh es sich dann lohnt sich evtl. zu spezialisieren und diese auch mit dem Mikroskop zu bearbeiten. Insofern ist eine Einordnung in die verschiedene Gattungen ohne konkrete Artzuordnung oder mit einem cf. im Sinne von "sieht so aus wie xy, müsste man aber mikroskopisch absichern" auch ein lohnendes Ziel. So jedenfalls mein Plan, wenn man davon sprechen möchte.


    In diesem Sinne versuch ich mal mein Glück und probier es hier mit verschiedensten Formen der Dokumentation. Schauen wir mal was in einem Jahr ist, bin ja erst ca. genau ein Jahr hier im Forum.


    Mit den 70 - 80% halte ich es trotzdem so, nehme nicht mehr wahllos alles mit sondern selektiere im Wald vor, und versuche auch nur eine begrenzte Anzahl von Arten mitzunehmen (was leicht fällt, die Schachtel / der Korb ist irgendwann voll) bzw. zu fotografieren (was schwerer fällt, der hat ja unendlich Speicher). Aber die Ergebnisse einer Exkursion benötigen dann eben 4 Wochen und länger bis sie bearbeitet sind und das erzieht auch zur Mäßigung.