Boletus erythropus Fr.
Flockenstieliger Hexenröhrling, Schusterpilz, Zigeuner
Synonyme:
- Neoboletus luridiformis (Rostk.) Gelardi, Simonini & Vizzini
- Neoboletus erythropus (Pers.) Hahn
- Boletus erythropus Pers.
- Boletus luridiformis Rostk.
- Boletus luridiformis var. discolor (Quel.) Krieglst.
- Boletus discolor (Quel.) Boud.
- Boletus luridiformis var. junquilleus (Quel.) Krieglst.
- Boletus erythropus subsp. discolor (Quel.) Dermek, Kuthan & Singer
- Boletus erythropus var. junquilleus (Quel.) Bon
- Boletus junquilleus (Quel.) Boud. ss.auct.
- Boletus queletii var. discolor (Quel.) Alessio
- Boletus immutatus (Pegler & A.E. Hills) Pegler & Watling
- Boletus luridiformis var. immutatus Pegler & A.E. Hills
- Boletus praestigiator R. Schulz
- Neoboletus praestigiator (R. Schulz) Svetash., Gelardi, Simonini & Vizzini
Familie: Boletaceae
Ordnung: Boletales
Klasse: Agaricomycetes
Hut: bis 30 cm im Durchmesser; feinfilzig bis samtig, im Alter verkahlend, bei Nässe dann schmierig, bei Berührung intensiv blauend; in Form und Farbe extrem variabel; meist mit Brauntönen (hell milchkaffefarben bis schwarzbraun), aber auch gelblich und / oder mit Olivtönen, seltener rosalich oder rötlich; Fraßstellen gelblich oder rötlich; Huthaut am Hutrand gerne etwas überstehend; Huthaut ein Trichoderm aus zylindrischen, fein inkrustierten Zellen
Stiel: kräftig, meist keulig bis bauchig, seltener schlank zylindrisch; bei Berührung stark blauend; zur Stielbasis hin bisweilen von weißlichem oder cremegelblichem Mycelfilz überlaufen; auf gelblicher oder rötlicher Grundfarbe mehr oder weniger stark von groben bis sehr feinen, rötlichen oder rotbräunlichen Flocken bedeckt; Fraßstellen gelblich oder rötlich
Röhren: gelb, im Alter mit olivlichem Einschlag; lang, fest; Poren fein, ganz jung (bei noch geschlossenem Hut) den Röhren gleichfarben, bald orangegelb über rot bis dunkelrot, zum Hutrand bisweilen heller, selten auch im Alter mit blass orangeroten oder auch gelblichen Poren, oder Poren im Alter wieder zu olivgelb entfärbend; Röhren beim Kontakt mit Sauerstoff sofrot stark blauend, Poren auf Druck ebenfalls intensiv blauend
Fleisch: Fleisch derb, sehr fest, auch im Alter (dann Stiel oft regelrecht holzig); überall gelb (auch Röhrenboden), nur in der Stielbasis gelegentlich rotgefleckt bis großflächig weinrot (insbesondere bei Parasitenbefall); beim Kontakt mit Luftsauerstoff sofort blau bis schwarzblau anlaufend; die Verfärbung blasst nach einiger Zeit über grau wieder zu gelb aus; Fleisch wegen der Festigkeit kaum jemals von Maden befallen; Hyphen der Stieltrama inamyloid
Speisewert: sehr guter Speisepilz, roh giftig
Sporenpulver: olivbraun
Vorkommen: in ganz Europa weit verbreitet und häufig, Mykorrhiza mit Laub –“ und Nadelbäumen, besonders häufig bei Fichte und Buche, seltener bei Eichen, Kiefern, Linde, Ulme usw–¦; Mai bis Dezember (je nach Witterung); bevorzugt auf sauren Böden, kann aber auch auf kalkhaltigem Untergrund Fruchtkörper bilden
Verwechslungen: Der Flockenstielige Hexenröhrling (Boletus erythropus) ist ein besonders wandelbares –žChamäleon–œ. Die Variationsbreite dieser Art, insbesondere was Hutfarben, Stielbeflockung, Habitus und Ökologie betrifft, ist enorm. Achtet man auf die wesentlichen Merkmale (ungenetzter Stiel; sehr festes, derbes Fleisch; negative Amylonreaktion; intensive Blaufärbung überall; Röhrenboden gelb; Hutoberfläche zumindest jung deutlich feinfilzig) lässt er sich gut von anderen Arten abgrenzen.
Glattstieliger Hexenröhrling (Boletus queletii): Hyphen der Stielbasis amyloid ; Hutoberfläche mit mehr Rot- und Rosatönen (*); Stieloberfläche weniger stark und feiner beflockt (*); Stielfleisch mit mehr Rotanteilen, vor allem bei jungen Pilzen (*); auf kalkhaltigen Böden (*); weniger massiv im Wuchs (*); Fleisch weicher, weniger derb und kompakt, häufiger von Maden befallen (!)
Blutroter Hexenröhrling (Boletus dupainii): Hutoberfläche nicht filzig, sondern glatt, glänzig, feucht schmierig; Hutoberfläche mit deutlichen Rottönen
Wolfsröhrling (Boletus lupinus): Hutoberfläche meist mit Rosatönen, Stieloberfläche nicht oder kaum erkennbar beflockt + gelb
Boletus adalgisae: nur mediterran verbreitete Art; von schlankerem Wuchs und mit mehr Rot- oder Rosatönen der Huthaut (*), Hut im Alter stark aufschirmend, Röhren dabei zerreißend (Vgl. auch B. queletii)
Netzstieliger Hexenröhrling (Boletus luridus): Stiel wenigstens an der Stielspitze mit Netzzeichnung; Hyphen der Stielbasis amyloid; kalkgebunden (*); Röhrenboden orangerot bis rötlich (*)
Boletus comptus: Hyphen der Stielbasis amyloid; mit rudimentärer Netzzeichnung an der Stielspitze (*); Stiel mehr gelblich, ockerlich oder bräunlich (*)
Abweichender Hexenröhrling (Boletus mendax): Hyphen der Stielbasis amyloid; Stiel zumindest an der Stielspitze genetzt; Hutoberfläche meist mit Rottönen (*); Röhrenboden orangerot bis weinrot (*)
Ochsenröhrling (Boletus torosus): Stiel mit Netzzeichnung; Poren meist gelb oder orangegelb bis olivgelbrostrot; Hyphen der Stielbasis amyloid
Satansröhrling (Boletus satanas): Stiel mit (jung sehr feiner) Netzzeichnung; Hutoberfläche nicht blauend, Hut meist grauweißlich bis hell grauelblich oder hell lederfarben
Mit –ž(*)–œ versehene Merkmale sind weiche Kriterien, es gibt hier Überschneidungsbereiche und Übergänge zwischen den jeweiligen Arten!
Anmerkungen: Um die gelblichen Formen von B. erythropus wird gerne ein munteres Verwirrspiel gespielt, so daß man meinen könnte, dahinter würde sich noch ein gutes Dutzend Arten oder wenigstens Varietäten verbergen.
Tatsächlich ist das so: Alles, was komplett gelb bleibt, niemals irgendwelche Rottöne an Hut, Poren und Stiel entwickelt und inamyloide Hyphen der Stielbasis hat, kann man als Boletus pseudosulphureus einordnen. Zur Taxonomie siehe dort.
Sind irgendwo irgendwelche roten Flöckchen vorhanden, entwickeln sich Brauntöne am Hut, die nicht Flecken von Berührungen sind oder färben die Poren irgendwann während der Entwicklung ins Rötliche um, gehört der Pilz zu den teilweise gelben Formen und damit zu Boletus erythropus im eigentlichen Sinne (siehe Synonymie oben von Boletus luridiformis var. discolor bis zu Boletus queletii var. discolor).
Lässt sich bei einer dieser Farbformen eine positive Amylon –“ Reaktion feststellen, dann ist es Boletus queletii.
Boletus immutatus ist eine Form von Boletus erythropus, der die Pulvinsäuren fehlen.
Der Name Boletus erythropus wurde teilweise schon verschieden interpretiert (manche Autoren verstanden darunter Boletus queletii oder Wuchsformen dieser Art), warum insbesondere britische und amerikanische Autoren Boletus luridiformis als eindeutigen Namen bevorzugen.
Allerdings ist in Europa der Name B. erythropus mittlerweile quasi durch Eingewöhnung konserviert.
Links zu verwandten und ähnlichen Arten:
>Boletus pseudosulphureus = Gelber Hexenröhrling<
>Boletus queletii = Glattstieliger Hexenröhrling<
>Boletus dupainii = Blutroter Hexenröhrling<
>Boletus lupinus = Wolfsröhrling<
>Boletus adalgisae = Aufschirmender Hexenröhrling<
>Boletus luridus = Netzstieliger Hexenröhrling<
>Boletus comptus = Täuschender Hexenröhrling<
>Boletus mendax = Abweichender Hexenröhrling<
>Boletus torosus = Ochsenröhrling<
>Boletus satanas = Satansröhrling<