Die Gattung Boletus / Dickröhrlinge
Eine kleine Zusammenfassung zur Gattungs- und Artauffassung,
Versuch eines Bestimmungsschlüssels zu europäischen Arten,
stichwortartige Kurzdiagnose der Arten
& Abgrenzung zu weiteren Gattungen
Inhalt:
1) Gattungsbeschreibung und Kurzdiskussion zum derzeitigen Status
2) Bestimmungsschlüssel
3) Artenliste
4) Gattungsabgrenzung, ähnliche Arten in anderen Röhrlingsgattungen
http://www.pilzforum.eu/board/…ssel?pid=230807#pid230807
1. Kurzbeschreibung der Gattung Boletus
- Fruchtkörper deutlich in Hut und Stiel gegliedert;
- Hutunterseite mit Poren, Poren meist fein, rundlich, weiß, gelb, rot oder oliv;
- Röhren vom Hutfleisch gut ablösbar (ebenso voneinander ohne Beschädigung trennbar), ausgebuchtet oder breit angewachsen, nicht herablaufend;
- Hut fleischig, Hutoberfläche sehr vaiabel gefärbt, samtig, feinfilzig, bereift oder glatt
- Stiel meist kräftig, keulig bis bauchig, bei einigen Arten auch schlank und zylindrisch
- Stieloberfläche genetzt oder mit Flöckchen besetzt, selten auch glatt
- Fleisch weiß oder gelblich, bei einigen Arten besonders im unteren Stielteil auch rötlich;
unveränderlich oder blauend (nicht rötend oder schwärzend);
fest, kompakt, mild oder bitter
- Sporenpulver olivocker bis (oliv-)braun; Sporen spindelig & meist glatt
- Alle Arten bilden Mykorrhiza –“ Verbindungen mit Bäumen und / oder Sträuchern
- Keine tödlich giftigen Arten in der Gattung, aber mindestens eine stark magen –“ darm –“ giftige (Satansröhrling), zwei stark giftverdächtige (Ochsenröhrling und Wolfsröhrling) ,einige zweifelhafte Arten (sämtliche Purpurröhrlinge, diverse seltene und daher kaum untersuchte) und einige ungenießbare (Schönfußröhrling, Wurzelnder Bitterröhrling, Fahler Röhrling).
Einige Arten sind hervorragende Speisepilze und dazu noch häufig (Steinpilze, Maronen, Flockenstieliger Hexenröhrling).
Sämtliche Steinpilze sind zudem roh essbar, alle anderen Speisepilze dieser Gattung müssen vor dem Verzehr gründlich erhitzt werden.
Es ist unnötig, die seltenen Arten mit unbekanntem Speisewert zu Küchenzwecken zu sammeln.
Die Gattung Boletus –“ Dickröhrlinge kann in sechs Sektionen unterteilt werden, wobei das auch von Autor zu Autor etwas unterschiedlich gehandhabt wird und möglicherweise in der Zukunft durch weitere Untersuchungen anders strukturiert wird.
Sektion Boleti (Edules): B. aereus, B. edulis, B. pinophilus, B. reticulatus
Sektion Appendiculati: B. appendiculatus, B. fechtneri, B. pseudoregius, B. regius, B. roseogriseus, B. subappendiculatus
Sektion Subpruinosi: B. flavosanguineus, B. pulverulentus
Sektion Fragrantes: B. adonis, B. fragrans, B. spretus, B. badius (?)
Sektion Calopodes: B. calopus, B. kluzakii, B. radicans
Sektion Luridi: alle Arten mit +/- roten Poren, sowie die Gelbporer B. gabretae und B. pseudosulphureus & Gelbe Farbformen der Rotporigen Röhrlinge.
Wo nun B. depilatus und B. impolitus einzuordnen wären, ist mir nicht ganz klar, ebensowenig, wo die bald einzugliedernden –žFilzröhrlinge–œ hingehören. Siehe unten.
Weltweit sind an die 200 Arten in der Gattung beschrieben, insbesondere in Nordamerika finden sich etliche Gattungsvertreter, die den hier heimischen Arten auch recht ähnlich sehen können.
Die Gattungsabgrenzung hat ihre Tücken. Es gibt einige –žGrenzgänger–œ, deren Zuordnung umstritten ist. So wurde zB der Maronenröhrling (Boletus / Xerocomus badius) auch bisweilen zu den Filzröhrlingen gezählt. Insbesondere die mikroskopischen Eigenschaften der Röhrentrama zeigen aber eine klare verwandschaft zu Boletus s.str.
Der Fahle Röhrling (Boletus impolitus) und der Gehämmerte Röhrling (Boletus depilatus) stehen ebenfalls nahe bei Xerocomus, werden aber manchmal auch in einer eigenen Gattung (Hemileccinum) geführt. Möglicherweise wird hier irgendwann entweder eine Eingliederung zu Xerocomus s.l. erfolgen oder eine eigene Gattung geschaffen.
Die Arten der Sektion Appendiculati (Anhängselröhrlinge, Silberröhrling, Königsröhrling & Verwandte) werden zukünftig voraussichtlich auch in einer eigenen Gattung (Butyriboletus) geführt werden.
Die Arten werden für diese Aufstellung aber mit berücksichtigt.
Dafür werden in nächster Zeit etliche –žFilzröhrlinge–œ wohl in die Gattung Boletus eingeordnet (IndexFungorum hat diese Umordnung bereits vollzogen), nämlich fast alle Arten aus dem Umkreis der Ziegenlippe (Xerocomus / Boletus subtomentosus).
Das wären außerdem Xerocomus ichnusanus (???), Xerocomus ferrugineus (Brauner Filzröhrling) und Xerocomus roseoalbidus (???).
Xerocomus moravicus (Mährischer Filzröhrling) würde allerdings zu Aureoboletus gestellt, Xerocomus silwoodensis (Purpurbrauner Filzröhrling) würde bei Xerocomus belassen (und wäre dann nahezu die einzige Art der Gattung in Europa, da die meisten übrigend Arten zu Xerocomellus / Rotfußröhrlinge gehören!). Ebenfalls bei Xerocomus würde noch Xerocomus heterodermus (Zedern - Filzröhrling) verbleiben, der optisch einer hellhütigen Marone extrem ähnlich ist und nur durch die nicht gelatinierten Hyphen der Huthaut mit in Kongorot anfärbbarem Inhalt zu unterscheiden wäre (die genaue Abgrenzung wäre noch weiter zu untersuchen).
Diese Filzröhrlinge werden hier vorerst nicht berücksichtigt.
Von den hier vorgestellten Arten sind sie durch die zumindest im Alter recht weiten und eckigen Poren und die weniger gut vom Hut ablösbare Röhrenschicht zu unterscheiden.
Weitere Vergleiche zu anderen Gattungen siehe unten.