Hallo liebe Dungpilzfreunde,
ich hoffe ihr hattet schöne, stressfreie Weihnachten.
Ich habe von der letzen Dünenpilztagung Ende Oktober frischen Schafdung mitgenommen und im Garten geparkt. Nun erscheinen nach und nach verschiedene Pilzchen. Unter anderem dieser hier, den ich für Cheilymenia insignis halte.
0,05 mm breites und 0,04 mm hohes Apothezium etwas fassförmig mit kaum wurzelnden Haaren, Sporen 27-28 x 13-15 µm, hyalin, fein warzig bis unvollständig netzig. Asci 200-260 x 22-30 µm, uniseriat, Ascuswand Jod negativ. Paraphysen keulig, apikal bis 10 µm breit mit gelblichem Inhalt. Die Haare sind blassbräunlich, setenartig ohne Wurzeln (bisher?), mit Pseudosepten, bis 202 x 25 µm lang. Apikal spitz zulaufend und unterhalb der Spitze 4,5 µm breit. Excipulum aus Textura angularis.
Mit so großen Sporen kommt trotz der (noch) nicht wurzelnden Haare nach Moravec eigentlich nur C. insignis in Frage. Oder gibt es andere Möglichkeiten?
Die Frage, die sich mir hinsichtlich der Kartierung stellt ist, welche Angaben nehme ich für Fundort (Hamburger Hallig oder mein Garten) und Funddatum (Ende Oktober oder gestern). Wie sieht es mit dem Finder aus, wenn ich Köttel von jemandem bekomme und der Pilz noch nicht drauf war, ist er trotzdem der Finder?
Herzliche Grüße
Maren
Cheilymenia insignis und Kartierung von Dungpilzen
- Maren
- Erledigt
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Hallo Maren,
ein schöner Fund und sehr gut dokumentiert. Jedoch kann ich mich mit C. insignis nicht so recht anfreunden. Mich stört da besonders die Ornamentation der Sporen.
Von daher, und auch von der Sporengröße, könnte C.raripila besser passen.Was die Kartierung angeht, ist die Aufbewahrung im Freiland natürlich etwas fragwürdig. Ich weiß nicht, ob sich Cheilymenia erst nach der Aufnahme und Ausscheidung der Sporen durch das Tier entwickeln, oder auch durch Anflug.
Ist letzteres der Fall, ist der Fundort unsicher und streng genommen für die Kartierung nicht als gesichert anzusehen.Das Funddatum ist eindeutig, nämlich das der Entwicklung der Fruchtkörper.
Was den Finder angeht, kann man das halten wie ein Dachdecker. Normalerweise werden ja zwei Angaben gemacht, der Name des Finders (leg.) und der des Bestimmers (det.). Wichtiger ist der "det". Ich gebe in solchen Fällen den Namen des Substratfinders als "leg." an, denn der hat den Mist ja eingebrockt:D.
Wie auch immer, Nobi wird sich sicher auch noch melden.
Abschließend hoffe ich, in Zukunft mehr von Deinen schönen Dokumentationen zu sehen.:)
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Hallo Maren!
Zitat
0,05 mm breites und 0,04 mm hohes Apothezium......
Da ist eine Null zu viel: 0,5 mm ist richtig (= halber Millimeter)
Die Asci sind mit 200 µm schon 0,2 mm.VG Ingo W
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Hallo Ralf, hallo Ingo
vielen Dank, C. raripila passt wirklich besser, nach Bildvergleich scheint die Haarbasis tatsächlich nicht kollabierend zu sein, wie ich erst angenommen hatte und deshalb die Raripilosae ausgeschlossen hatte.
Aber man steckt immer wieder in einem Schlüssel fest und kriegt sich allein nicht mehr befreit.
Die Deutung der Sporen bei Cheilymenia ist auch eine besondere Herausforderung, wenn man die Gattung noch nicht so häufig gesehen hat.Klar Ingo, ich verkaufe zwei Nullen an den Höchstbietenden.
LG Maren
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Aber man steckt immer wieder in einem Schlüssel fest und kriegt sich allein nicht mehr befreit
Wem sagst Du das.:D
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Hallo Maren,
schön, dich mal wieder in diesem Forum zu lesen!
Du weißt ja, mit Dungpilzanfragen bist du genau richtig hier.Auch wenn ich denke, dass die Art mit Cheilymenia raripila bereits richtig bestimmt ist, möchte ich doch noch eine kurze Einschätzung anfügen.
Von der Haar- und von der Sporengröße her kann man die beiden Arten durchaus verwechseln. Für die Bestimmung kommt es nun auf die Details an, und die hast du hervorragend dokumentiert.
C. raripila hat nie wurzelnde Haare, während die Basen der Haare von C. insignis oft bifurkat sind und die Haare selbst sogar in zwei Arme gegabelt sein können.
Ein vollständiges feines Retikulum, wie es auf den Bildern 8 und 10 zu sehen ist, verweist ebenfalls zu C. raripila. Bei C. insignis ist das Perispor meist völlig irregulär und nur ausnahmsweise unvollständig genetzt.Nun zu den anderen Fragen.
Das Funddatum ist eindeutig, nämlich das der Entwicklung der Fruchtkörper.Was den Finder angeht, kann man das halten wie ein Dachdecker. Normalerweise werden ja zwei Angaben gemacht, der Name des Finders (leg.) und der des Bestimmers (det.). Wichtiger ist der "det". Ich gebe in solchen Fällen den Namen des Substratfinders als "leg." an, denn der hat den Mist ja eingebrockt:D.
Was den Finder angeht, halte ich es genau wie Ralf.
Beim Funddatum bin ich anderer Meinung. Hier zählt für mich das Datum der Aufsammlung der Probe. Denn da ist meiner Meinung nach der später erscheinende Pilz bereits vorhanden (ob als Sporen, Mycel oder Primordien). Mache ich das anders, kann es passieren, dass ich im Sommer eine typische Winter- oder Frühlingsart notiere.
Beispiel: Ich sammle im März etwas Mäuselosung und ein paar Rehköttelchen, trockne die Proben aus Zeitgründen ab und untersuche sie im August in Feuchter Kammer. Nun entdecke ich mit Ascobolus brassicae und Sporormiella vexans zwei Arten, die unter natürlichen Bedingungen im Sommer nicht fruktifizieren. Für meine Notizen bekommt so ein Fund dann sogar 3 Daten (Aufsammlung in der Natur - Beschickung der Feuchtkammer - Erscheinen der Species).
Für die Kartierung relevant ist für mich die Aufsammlung in der Natur, zusätzliche Daten sollten als Bemerkung angefügt werden.Fundort ist für mich analog der Fundort, wo in der Natur die Probe aufgesammelt wurde. Garten ist dahingehend etwas problematisch, weil dem dort abgelegten Substrat Fremdsporen aus dieser Umgebung zugefügt sein können.
Das sind interessante Probleme, über die zur nächsten Dungpilz-Tagung diskutiert werden sollte. Ich habe mir soeben eine Notiz gemacht!
Viele Grüße nach Kiel und gern mehr solcher Fragen!
Nobi
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Vielen Dank Nobi, für die ausführliche Antwort und die erläuternden Worte.
Für die Kartierung habe ich mich zunächst auch dazu entschieden, das Datum der Aufsammlung und deren Fundort in der Natur zu nehmen und damit die Einbeziehung des Fundes in das dazugehörige Fundprotokoll zu gewährleisten. In Mykis müsste man sonst ein neues Fundprotokoll mit einem Datum anlegen, das Monate später liegen kann. Dann wären dort weitere Verweise nötig um beide wieder zusammenzuführen.
Um aber klar zu machen, dass es sich um einen kultivierten Fund handelt, der später erschienen ist, habe ich in den Bemerkungen das aktuelle "Funddatum" und die Lagerung im Garten (Fundort Garten) dazugetragen. So kann man bei Auswertungen einen eventuellen Fremdsporenanflug berücksichtigen.LG Maren
Vielen Dank euch allen für die Blumen
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Beim Funddatum bin ich anderer Meinung. Hier zählt für mich das Datum der Aufsammlung der Probe. Denn da ist meiner Meinung nach der später erscheinende Pilz bereits vorhanden (ob als Sporen, Mycel oder Primordien). Mache ich das anders, kann es passieren, dass ich im Sommer eine typische Winter- oder Frühlingsart notiere.
Beispiel: Ich sammle im März etwas Mäuselosung und ein paar Rehköttelchen, trockne die Proben aus Zeitgründen ab und untersuche sie im August in Feuchter Kammer. Nun entdecke ich mit Ascobolus brassicae und Sporormiella vexans zwei Arten, die unter natürlichen Bedingungen im Sommer nicht fruktifizieren. Für meine Notizen bekommt so ein Fund dann sogar 3 Daten (Aufsammlung in der Natur - Beschickung der Feuchtkammer - Erscheinen der Species).
Für die Kartierung relevant ist für mich die Aufsammlung in der Natur, zusätzliche Daten sollten als Bemerkung angefügt werden.Da habe ich mal wieder nicht alle Aspekte bedacht. Das liegt sicher darin begründet, dass ich keine Trockenproben zur späteren Kultivierung zurücklege. Nobi hat natürlich Recht.