Cortinarius orellanus Fr.
Orangefuchsiger Raukopf
Synonyme:
- Dermocybe orellana (Fr.) Ricken
- orangefuchsiger Schleierling
Basidiomycota --> Agaricomycetes --> Agaricomycetidae --> Agaricales --> Cortinariaceae --> Cortinarius --> Cortinarius orellanus
Hut: bis 8 cm breit; jung glockig bis kegelig; bald ausgebreitet, flachkonvex bis flach, dabei oft mit stumpfem Buckel, der bisweilen recht kräftig ausfallen kann; Hutränder lange Zeit nach unten gebogen, erst sehr spät aufsteigend; Oberfläche trocken, fein faserschuppig; ziemlich einheitlich orangebraun, ockerbraun oder rostbraun, nur Hutmitte oft etwas dunkler, nicht hygrophan, nicht gezont; Hutränder kaum mit Cortinaresten
Stiel: bis 8 cm lang, selten dicker als 1 cm im Durchmesser; zylindrisch, oft etwas gebogen (besonders in der Nähe der Stielbasis), Basis etwas angeschwollen bis leicht zugespitzt; messingfarben, gelbbräunlich bis holzfarben; fein mit ockergelben bis rostbraunen (bei Sporenreife) Velumfasern bedeckt, die keine Ringzonen oder Gürtel bilden; Basismycel weißlich
Lamellen: einigermaßen entfernt stehend; breit; Schneiden unregelmäßig; ausgebuchtet bis breit angewachsen; orangeocker bis rostbraun; jung von einem feinhaarigen, ockergelben bis hell orangeockerlichen Schleier (Cortina) geschützt
Fleisch: relativ fest; blass ockergelblich, zur Stielbasis hin dunkler bis ockerbräunlich; ohne besonderen Geruch (selten möglicherweise schwach nach Rettich) und Geschmack (besser nicht probieren!)
Speisewert: lethal. Der orangefuchsige Raukopf ist einer der giftigsten Pilze Europas. Er enthält in höchstem Maße nierenschädigende Stoffe (Orellalin). Die entsprechenden Symptome (ständiges Durstgefühl, Kopfschmerzen, Nierenschmerzen: meist als Rückenschmerzen wahrgenommen, Mattigkeit bis zur Erschöpfung, Proteine sowie Hämoglobin (Blut) im Urin) treten oft erst nach einer Latenzzeit von zwei Tagen bis zwei Wochen auf, bis dahin hat das Gift allerdings meist schon immensen Schaden angerichtet. Je früher die Anzeichen auftreten, desto massiver ist die Vergiftung. Gelegentlich gehen den Nierensymptomen unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen voraus, die einige Stunden nach der Pilzmahlzeit auftreten und dann wieder abklingen.
Sporenpulver: ockerbraun bis rostbraun; Sporen elliptisch, warzig, 8-11 x 5,5-6,5 µm
Vorkommen: wärmeliebende Art, bevorzugt saure Böden und sonnige Standorte, in Eichen –“ und Buchenmischwäldern gerne auch mit eingestreuten Kiefern; eher im niedrigen bis mittleren Bergland zu finden (dort aufgrund der Vorlieben bei uns eher zerstreut und nur im Süden häufiger), im Flachland sehr selten; auf Kalk fehlend; meist Spätsommer und Herbst; Mykorrhiza mit Laubbäumen (Eiche, Esskastanie, Buche), seltener mit Nadelbäumen (Kiefer), eventuell auch mit Fichte; gerne gesellig; schonenswert
Verwechslungen: Mit diversen anderen unschleimigen Schleierlingen mit eher schlankem Wuchs und bräunlichen Farbtönen. Eine kleine (wohl nicht vollständige) Zusammenstellung an Verwechslungsmöglichkeiten siehe unten.
Schwere Vergiftungsfälle rührten allerdings aus Verwechslungen mit Pfifferlingen und sogar Hallimasch her. Da empfiehlt es sich, gerade bei jungen Pilzen genau hinzusehen.
Wissenswertes: Der Pilz gehört zur Untergattung der Rauköpfe (Leprocybe), nicht zu den Hautköpfen (Dermocybe). Insofern ist das Synonym oben doppelt obsolet.
Nach Mycobank und Speciesfungorum soll Cortinarius rutilans bzw. Cortinarius orellanus var. rutilans (Quel.) Moenne-Loc. & Reumaux eine eigenständige Art sein. Alle anderen mir zugänglichen Quellen sehen C. rutilans aber nur als Synonym zu C. orellanus an, eine aussagekräftige Beschreibung zu C. rutilans finde ich nicht.
Falls da jemand Zugang zu besserem Material hat, immer her damit. Speziell interessant wäre da freilich die entsprechende Passage aus Atlas des Cortinaires von 2005.
Bilder:
Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
>Cortinarius speciosissimus<
>Cortinarius bolaris<
>Cortinarius cinnamomeus<
>Cortinarius sommerfeltii<
>Cortinarius croceus<
>Cortinarius venetus<