Der riecht wie Champignon...

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 16.304 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Craterelle.

  • ... so verlautet es allenthalben, gerade wenn Neulinge Pilzgerüche zu beschreiben versuchen.
    Ich habe mir mal das Vergnügen gemacht, aus dem Pilzkompendium Band 2 von 51 näher beschriebenen Champignons die Gerüche zu notieren. So riechen also Champignons:


    rettichartig
    Jodoform
    urinartig
    Anis
    Bittermandel
    pilzig
    cristatoid (wie Stink-Schirmling)
    Pelargonien/Lerchensporn
    fruchtig
    Parfüm-blütenartig
    Maggi
    Chicoree
    Lakritze
    frisch geschältes Kiefernholz
    muffig
    süßlich-seifig
    fischig
    angenehm würzig
    unbedeutend
    Karbol
    Phenol
    nussartig

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Harald!


    Eben, so ist es. Aber das braucht auch Training, um diese Gerüche auch zuordnen zu können.
    Ich muss auch gestehen, daß ich Rettich, Lepiota cristata, Geranien, Lepista nuda (meine individuelle Übersetzung von Parfüm - blütenartig), Maggi, Chikoree (Salat? angemacht oder ohne alles?), und süßlich - seifig noch bei keinem Champi gerochen habe.
    Aber ich kenne ja auch längst nicht alle und erst recht nicht in allen Entwicklungszuständen (Champis sind ja auch Geruchswechsler).



    LG, Pablo.

  • Unabhängig von den Champignons sind div. Einflüsse des Substrates
    auch nicht "ohne" Ich erinnere mich an den Kleinen ( kleinsporigen ) Waldegerling vom letzten Jahr, der stank bestialisch.


    Bis wir später darauf gekommen sind: es ist die Walderde, in welcher Pilze steckten.


    Nach 3 Stunden und Entfernung der Stielbasis, da roch der halbwegs normal.


    Eine lustige Geruchsdefinition finde ich


    "spermatisch" ;)


    Auf den Menschen oder Tiere bezogen ??


    Ich weiss nicht, wie das riechen soll, hab aber mehrfach gehört,
    dass z.b. Spargel diesen Geruch, den ich nicht kenne, verändern könnte.


    Dann haben wir ja auch noch Marzipan vs. Bittermandel usw.


    Tja und dann: 50 % der Menschen ( oft Raucher ) da funktionieren die entsprechenden Nerven im Riechkolben nicht 100%-ig

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Helmut,


    wenn du einen spermatischen Geruch, außer bei Risspilzen wahrnimmst, ist das ein gutes Indiz, dass der Pilz verdorben/arg überständig ist (erste Eiweißzersetzungsprodukte); selbiges gilt für Fischgeruch bei Pilzen, die eigentlich nicht nach Fisch riechen sollen.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Harald,


    Klasse Thema um die Variationsbreite an möglichen Gerüchen zu
    "riecht wie Champignon" darstellen zu können.


    Die Thematik lässt sich ja durchaus ausbauen.


    Wie Pablo schon schrieb, dazu bedarf es einiger Erfahrung.


    Kürzlich las ich, dass der Kopf (oder das was darin sitzen sollte) schon entschieden hat, nach was es riecht oder schmeckt, bevor es zum eigentlichen Test kam.


    Jedenfalls eine interessante nachvollziehbare Auflistung, das Thema habe ich abonniert.


    LG,
    Markus

  • Hallo Harald,


    Du hast noch wie vergammelter Fisch vergessen (Agaricus bernardii);).


    Viele Grüße

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Harald,


    Du hast noch wie vergammelter Fisch vergessen (Agaricus bernardii);).


    Viele Grüße


    Hallo,


    laut Literatur soll der aber eher nach Pferdeurin riechen. :D


    l.g.
    Stefan

  • sehr interessantes Thema. für den Laien riecht ja alles "nach Pilz" wie ein (Supermarkt)champignon und im anderen Thread war zu lesen daß ja wohl wirklich ein bestimmter Stoff für diesen so empfunden Geruch zuständig ist und eine Komponente sein kann- wär toll, wenn sich derjenige hier miteinklinkt in die Diskussion, der da gestern zu geschrieben hatte.
    Ich finde der "Pilzgeruch" ist schon bei manchen Arten neben dem wie Rettich,bergamotte, Anis o.ä noch zusätzlich dabei.Meine Nase ist auch noch nicht sehr geübt aber vieles erkenn ich inzwischen am Geruch ( wie den anistrichterling neulich)Den Geruch von Lepista nuda würde ich als bergamotteartig bezeichnen.
    Was mir beim "Grundgeruch" auffällt ist daß viele Porlinge (Trameten besonders) einen eignen etwas anderen haben ( der dann natürlich auch wieder kombiniert mit Zusatzdüften ist,eine roch für mich neulich zitronig dazu). da würde mich ja mal interessieren ob dem "Grundgeruch" dort ein anderer Stoff zugrunde liegt oder ob ich mir den typischen Porlingsgeruch einbilde, er riecht irgendwie süßlicher für mich .


    War das eigentlich schonmal ne Wette bei Wetten daß, kann 1000 Pilze am Geruch erkennen?:D

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


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    *JE SUIS CHARLIE*

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  • laut Literatur soll der aber eher nach Pferdeurin riechen. :D


    l.g.
    Stefan


    Hallo Stefan,


    ich weiß zwar nicht wie Pferdeurin riecht aber Du kannst mir glauben das der wie vergammelter Fisch stinkt<X. Lege einmal einen Fisch ein paar tage in die Sonne und schnüffle daran. Nach Urin riechen alte Vertreter von Agaricus subperonatus.


    Viele Grüße

  • Hallo Lucki!
    Für michgibt es auch diesen süßlichen Geruch bei einigen Baumschwämmen. So z. B. der Birkenporling, aber ichhabe es auch schon beianderen gerochen. Für mich hat das eine Honignote.



    hallo @All!
    Ich finde das Thema Geruch bei Pilzen total interessant, und es ist schon erstaunlich, was die Pilze da auch so drauf haben. Letztens bekam ich einen zu riechen, der roch nach Lebertran. :(


    Aber zur Verteidigung der blutigen "Geruchs- und Pilzanfänger" möchte ich behaupten, dass die meisten wohl den Geruch der Zuchtchampignons in der Nase haben, wenn sie einen Pilz so beschreiben.


    Als "typisch pilzigen Geruch" habe ich auch verschiedenen inder Nase. Dabei meine ich z. B. keine "Zusatzgerüche" wie Bergamotte, Anis und Co. sondern Gerüche, die ich nur von Pilzen kenne.
    So z. B. der Geruch den man in der Nase hat, wenn man durch den Wald geht und denkt, hmmm, hier riechts nach Pilz. Immer bei so schönem Pilzwachstumswetter.


    Aber so subjektiv wie Gerüche empfunden werden, ist das immer schwer, kann aber geschult werden!


    Ich empfinde z. B. den Geruch von Nebelkappen, wenn sie Zimmertemperatur erreicht haben, als dem von Biertreber unglaublich ähnlich. Hat mir bisher noch niemand bestätigen können.

  • Aber zur Verteidigung der blutigen "Geruchs- und Pilzanfänger" möchte ich behaupten, dass die meisten wohl den Geruch der Zuchtchampignons in der Nase haben, wenn sie einen Pilz so beschreiben.


    Ja, so ist es. Und ich würde die am häufigsten! wild vorkommenden vorkommenden Champis, den Wiesenchampignon und den Stadtchampignon zumindest im jungen Zustand, der gleichen Geruchskategorie zuordnen.


    Die anderen Champis sind meiner Erfahrung nach, zumindest im Vergleich, seltener.

  • Hallo Harald,
    wie wäre es denn, wenn du in Laasphe mal ein Seminar über Pilzgerüche halten würdest anstelle der üblichen Anfänger- und F1-Kurse? Für ein solches Seminar würde ich weit fahren.
    LG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!


  • Hallo Harald,
    wie wäre es denn, wenn du in Laasphe mal ein Seminar über Pilzgerüche halten würdest anstelle der üblichen Anfänger- und F1-Kurse? Für ein solches Seminar würde ich weit fahren.
    LG
    Oehrling


    Das ist durchaus Bestandteil der Kurse. Die Teilnehmer bekommen zumindest beigebracht, dass sie alles erstmal an die Nase halten.


    Im Übrigen habe ich von Ingo (der eine wahre Hundenase hat) gelernt, dass Rettichhelmlinge auch schon mal nach Mohnkuchen riechen können - Sachen gibts...

  • Hallo zusammen,


    wie ich gestern schon in einem anderen Thread geschrieben hatte gibt es eine Substanz namens 1-octen-3-ol, welche für den "typischen" Pilzgeruch, wie Tuppie ihn ja so schön beschrieben hat verantwortlich ist. Die meisten unserer beliebten Speisepilze enthalten diese Substanz in hohen Konzentrationen. Wenn also jemand von "typisch pilzigem" Geruch spricht, sollte dieses Molekül gemeint sein. Betonung liegt dabei auf "sollte", denn Geruchsempfinden ist immer auch subjektiv und muss, wie schon richtig bemerkt, trainiert werden.


    Das Aromaprofil von Pilzen hängt auch von den Umweltbedingungen ab, so kann das Profil durch Anzucht auf verschiedenen Substraten beeinflusst werden. Einen Überblick über das Thema vermittelt folgende Arbeit:
    HIER


    Auf den Dokumentseiten 4-7 (351-356) ist eine schöne Übersicht über einzelne Substanzen, die aus Pilzen isoliert werden konnten und die dazugehörigen Geruchseindrücke. Wenn man sich dabei Agaricus bisporus anschaut, so sind die Hauptsubstanzen verschiedene Kohlenwasserstoffe mit 8 Kohlenstoffatomen, darunter insbesondere das typische Pilzaroma 1-octen-3-ol, gefolgt von leicht metallischen Geruchseindrücken.


    Wenn also nun ein Neuling "Geruch wie Champignon" schreibt, so würde ich von einem kräftigen Pilzaroma, hervorgerufen durch 1-octen-3-ol ausgehen, in der Annahme, dass der Zuchtchampignon gemeint ist. Da ich jedoch finde, dass Pilzgerüche für jemand, der neu in der Materie ist nur schwer zu beschreiben und einzuordnen sind gebe ich auf diesen Geruchseindruck nicht allzu viel, sondern gehe eher von einem angenehmen Geruch aus.


    Da ich selbst ja noch nicht lange in der Materie drin stecke tue ich mir selbst mit Gerüchen und deren Zuordnung noch schwer. Oft habe ich dann zwar einen starken Geruchseindruck, kann ihn aber nicht mit etwas assoziieren. Wenn ich dann eine Assoziation lese, dann kann ich den Eindruck oft auch zuordnen (z.B. "Heftpflaster" oder "Jod" beispielsweise beim fahlen Röhrling). Manches rieche ich allerdings auch gar nicht, z.B. riechen für mich die verschiedenen Anischampignons nur angenehm süßlich, aber Anis rieche ich da nicht, ganz im Gegensatz zu meiner Frau, auf die ich mich dann bei der Bestimmung verlassen muss:P:).
    Kürzlich habe ich drei Personen einen langstieligen Knoblauchschwindling gezeigt und nur eine Person konnte den Geruch gleich zuordnen, die anderen beiden erst, als ich den Namen des Pilzes nannte.
    Fazit: Richtig riechen und Gerüche einordnen will gelernt sein:).


    Viele Grüße,
    Florian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    leider funzt dein Link nicht. Trotzdem kenne ich mich ein klein wenig mit Geruchsstoffen und Geruchsempfindungen aus. Es ist wirklich ein Übungssache Gerüche detailiert wahrzunehmen und als 2. Schritt mit Worten zu beschreiben. Da hilft dir die DIN Norm 10964 (Einfach Beschreibende Prüfung) und ein Aromarad für Weinsensorik extrem weiter. ;)


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Danke Florian! Deinen Beitrag meinte ich. finde das hochinteressant!
    Tuppie, stimmt mit dem Honig- ob das daran liegt daß sie auf Holz wachsen?

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

    Einmal editiert, zuletzt von luckenbachranch ()

  • Hallo zusammen,


    leider funktioniert der Link tatsächlich nicht, ich weiß leider auch nicht, wie man das besser und ohne große Umstände hin bekommt. Da es ein PDF ist, kann ich es aber bei Interesse gerne als E-Mail verschicken:)


    Viele Grüße,
    Florian

  • Hallo Florian!
    So funktioniert es glaube ich. Öffne diesen Link und klicke auf Kapitel 55. (Rechts in der Textleiste)


    http://wsmbmp.org/Previous_Conference_2.html


    Edit: funktioniert so leider doch nicht...

  • Hallo Tuppie,


    danke für den Link, aber das ist wiederum speziell für den Zuchtchampignon. Das Buchkapitel (?), das ich meine heißt "mushrooms as a source of natural flavor and aroma compounds". Wenn man das bei Google eingibt sollte das PDF der erste Treffer sein:).


    Viele Grüße,
    Florian

  • Uuups, da hab ich wohl falsch geschaut. Schad, ich dachte, das klappt so. Ich nehme das dann noch raus, damit ich nicht noch mehr Verwirrung stifte.

  • Die Diskussion ist zwar schon ganz alt, aber weil ich das Thema und insbesondere auch das PDF interessant finde: Man findet es wie Florian schon geschrieben hat mit den Suchmaschinen, aber irgendwie zerhaut es hier im Forum immer den Direktlink, deshalb verlinke ich ein Suchergebnis von Google Scholar.


    https://scholar.google.de/scho…and+Aroma+Compounds&btnG=


    LG, Craterelle