präsentierten uns am vergangenen Wochenende die Organisatoren der 1. Dungpilztagung Deutschlands.
Ich hatte versprochen zu berichten. Also Vorhang auf!
Doch der Reihe nach.
Zu Anfang sollt ihr wissen, dass ich mich seit über 15 Jahren schwerpunktmäßig mit einer von nur wenigen beachteten Pilzgruppe beschäftige, mit Pilzen, die auf Dung vorkommen.
Etwa 400 Arten konnte ich in diesem Zeitraum weltweit nachweisen!
War ich anfangs ziemlich allein auf Deutschlands Fluren, so sind auch dank dieses Forums in den letzten Jahren einige Pilzfreunde dazugekommen, die dieses spezielle Hobby mit mir teilen.
Während einer gemeinsamen Tour mit zwei Dungpilzfreunden aus Sachsen-Anhalt im Jahre 2013 entstand die Idee, die deutschen Spezialisten auf diesem Gebiet zu einer kleinen Tagung einzuladen.
Nennen wir es einen Traum!
Wer den Beitrag damals verpasst hat, kann ihn gern nochmal hier nachlesen.
Nach einigen Vorbereitungen konnten schließlich im Frühjahr die Einladungen auf deutschlandweite Reise gehen.
Die –žBlume–œ auf der Einladung ist übrigens einer der winzigen Dungtintlinge, der auf den Namen Borstiger Zwerg-Misttintling (Coprinellus hepthemerus) hört.
Am vergangenen Wochenende war es nun soweit und trotz einiger begründeter Absagen, die natürlich von beiden Seiten bedauert wurden, traf sich in Naumburg hoch über dem Saaletal ein Kern von sieben Pilzfreunden, denen sich bei Vorträgen und Exkursionen stets noch einige Gäste regionaler Pilzvereine anschlossen.
Blick vom Tagungsort auf das Saaletal.
Die ersten Teilnehmer trafen am Freitagnachmittag ein und wurden von Wolfgang aus Naumburg, der die Tagung hervorragend vorbereitet hatte, herzlich empfangen.
Anschließend ging es in das nahe gelegene Sperlingsholz zu einer kleinen Vorexkursion. Dabei konnten wir bereits viele tolle Pilze entdecken, wie den Weißen Stoppelpilz (Hydnum albidum), den Getropften Schleimschirmling (Limacella guttata) oder riesige Scharen von Halskrausen-Erdsternen (Geastrum triplex) und den Gewimperten Erdstern (Geastrum fimbriatum), den ich euch auf dem folgendem Bild zeigen möchte.
Nachdem der Freitag nach einigen Vorträgen in geselliger Runde ausklang, starteten wir am Samstagmorgen nach nächtlichem Dauerregen bei zwar nebeligem, aber ansonsten trockenem Herbstwetter zur ersten großen Exkursion auf eine extensiv beweidete Hochebene, den Rödel.
Die folgenden Bilder von der Tour sollen euch einen kleinen Eindruck vermitteln.
Sollte nicht nach Dung besiedelnden Pilzen Ausschau gehalten anstatt nach kleinen Moosbecherchen auf Ameisenhügeln gesucht werden! Naja–¦
So ist es richtig, Matthias!
Doch selbst ich wurde schwach und ließ mich von der Schönheit einiger Nichtdungpilze faszinieren. Die flachgrasige Kalk-Trockenweide ist Standort manch nicht alltäglicher Pilze, wie dem Zitzen-Stielbovist (Tulostoma brumale).
Auch der Braungrüne Rötling (Entoloma incanum) ist dort recht verbreitet.
Einen Pilz auf Dung will ich euch natürlich auch zeigen, auch wenn es mit dem Bleigrauen Teuerling (Cyathus olla) einer ist, der lediglich fakultativ auf diesem Substrat wächst.
Für die Beweidung sorgt übrigens eine Herde Koniks, die an dem Tag leider nur Peter zu Gesicht bekam.
Deshalb an dieser Stelle ein früheres Foto dieser kleinen Wildpferde aus einem vergleichbaren Habitat.
Farbtupfer setzten an diesem stimmungsvollen Herbsttag auch einige Pflanzen.
Hier die noch tropfnassen Fruchtstände des Eingriffeligen Weißdorns (Crataegus monogyna).
Ebenfalls in großartigem Kontrast zum Grau des Tages stand der Gewöhnliche Fransenenzian (Gentianopsis ciliata).
Ach ja.
Noch etwas.
Auf dem Pferdedung soll es so merkwürdige weiße Gebilde mit schwarzen Punkten gegeben haben. Hörte ich munkeln.
Falls mich da mal einer der Teilnehmer aufklären könnte!
Die anschließende Nachmittagsexkursion führte in den Ostteil des "NSG Göttersitz" bei Naumburg auf sporadisch von Schafen beweidete Xerothermrasen. Auf diesen Orchideenwiesen konnte an mehreren Stellen die blaugrün gefärbte Nacktfüßige Stielzunge (Microglossum nudipes) entdeckt werden. Die Art ist neben Färbung und Standort auch durch die oft zuspitzenden Köpfchen charakterisiert.
Diese hier fand ich besonders schick.
Ein weiterer interessanter Fund gelang an einem Flaumigen Milchling (Lactarius pubescens). Danke, Wolfgang!
Es handelt sich um Hypomyces torminosus/lithuanicus/spadiceus (über den aktuellen Namen ist man sich nicht einig), einen Schmarotzerpustelpilz, der die Lamellen befällt und diese deformiert.
Was ihr seht sind Tausende winzige Fruchtkörper (Perithecien).
Auch am Samstagabend waren wieder interessante Vorträge zu hören, in deren Anschluss noch bis weit nach Mitternacht mikroskopiert und gefachsimpelt wurde.
An den Mikroskopen besonders fleißig waren Sven (antilocal) und Steffen (Toffel).
Bei der Gelegenheit möchte ich noch die anderen Teilnehmer nennen. Das waren außer mir Peter (Peter W.) und Matthias (Mreul) sowie die beiden –žLokalmatadore–œ Wolfgang und Eberhard.
Nicht alles bekennende Dungpilzler, aber was nicht ist kann ja noch werden!
Am Sonntagmorgen ging es nochmal hinaus in die Natur.
Als ein wiederum sehr interessantes Gebiet hatte Wolfgang extensiv mit Schafen beweidete Xerothermrasen unweit von Freyburg ausgesucht. Konkret war es der Lange Berg bei Müncheroda.
Sehr zu unserer Freude stießen mit Ulla (lamproderma) und Gunnar (hengu) zwei weitere Foristen zu uns!
Außerdem mit dem 85jährigen Manfred eine Legende zumindest der ostdeutschen Mykologen!
Objekte der Begierde.
Zwischen geschredderten Holzstückchen und Schafdung gab es wunderschöne Tintlinge zu bewundern.
Andreas (pilzmel), der leider einer der –žVerhinderten–œ war, konnte mir die folgenden beiden Arten inzwischen bestätigen. Danke nochmals, Andreas!
Beeindruckend die gerade mal reichlich einen Zentimeter großen Schirmchen des Beschleierten Tintlings (Coprinopsis cortinata), der in großen Gruppen fruktifizierte.
Und der Kahlköpfige Rädchentintling (Parasola lactea) macht doch seinem Namen alle Ehre, oder etwa nicht!
Ebenfalls ein sehenswerter Pilz, wenn auch ein recht kleiner, ist der von Sven gefundene Igel-Schüppchenschnitzling (Phaeomarasmius erinaceus). Obwohl bereits leicht ausgetrocknet, ist er immer noch schön anzuschauen.
Den goldenen Abschluss soll eine Pflanze machen. Die Golddiestel (Carlina vulgaris).
Und weil es gerade –žin" ist, gibt es als Bonus noch ein Selfie von mir.
Nobi mit Landschaft!
Übrigens.
Auf dem Pferdedung sowie den aufgesammelten Schaf- und Hasenkötteln wurden natürlich auch reichlich obligate Dungpilze entdeckt, die in der Regel erst zu Hause bearbeitet wurden und immer noch werden. Den mitgebrachten Dung habe ich auf 13 kleine Feuchtkammern, sozusagen Minibiotope in Dosen, verteilt. Bis jetzt konnte ich daran 36 Arten bestimmen, einige werden sich in den nächsten Tagen vermutlich noch entwickeln.
Soweit mein hoffentlich nicht zu lang geratenes Resümee einer gelungenen Veranstaltung, die förmlich nach Wiederholung ruft!
Und wo der eingangs erwähnte Traum wahr wurde!
Ich würde mich freuen, alle diesjährigen Teilnehmer und manch anderen zur 2. Dungpilztagung in zwei Jahren begrüßen zu dürfen!
Ideen dazu gibt es bereits.
Nochmals ein Dankeschön an Wolfgang für die tolle Organisation und an alle, die dabei waren, für ein unvergessliches Wochenende.
Den Lesern danke ich für ihre Geduld!
Und nicht zuletzt möchte ich den hervorragend wirkenden Admins dieses Forums danken (ganz besonders natürlich Ralf (Rada), den wir übrigens schmerzlich vermissten), die es geschafft haben, mit dem Unterforum "Coprophile Pilze" eine zumindest für die deutschsprachigen Länder einmalige Plattform für uns Dungpilzler einzurichten!
So, und nun hoffe ich, dass hier noch der ein oder andere ergänzt.
LG Nobi