Feuchter Wegrand 2: Scutellinia

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.121 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Folgende kleine Pilzchen fand sich am Sonntag im Odenwald, in einem feuchten Talgrund, wo vom Wanderweg ein verlassener Forstweg abzweigt. Die Fruchtkörper wachsen gedrängt auf dem lehmigen Erdboden, wo sich die Fahrspuren langsam mit Moos und Gräsern bedecken.
    Der Boden ist dort wohl eher kalkig, in der Umgebung stehen Eschen, Ahorn, Rotbuchen (vor allem an den Talhängen), Wildkirsche und vereinzelt in der Umgebung Eichen und Hainbuchen.
    An Begleitpilzen aus der gleichen Gattung wäre Scutellinia crucipila in nachhaltigen Massen erwähnenswert.


    Die Fruchtkörper sind recht klein (~5mm), die Haare sehr kurz (am Rand bis 180 µm), die Färbung schwankt von einem trüben, aber recht hellen Weinrot bis zu einem ebenso trüben Rostrot.



    Haare:


    Neben den Haaren finden sich am Becherrand auch solche Marginalzellen:


    Die Paraphysen sind keulig, an der Basis oft verzeigt, septiert, die Glieder im unteren Bereich etwas angeschwollen:



    Leider sind die Becherchen größtenteils nicht völlig reif. Ein paar Sporen schwimmen aber schon ungequetscht frei, einen Abschuss konnte ich immerhin live verfolgen. Auf den reifen Sporen zeigt sich ein feines, schwer zu definieredes Ornament, das teils fein aderig - netzig, teils fein punktiert - warzig ist. Die reifsten Sporen, die ich finde, messen 11-15,5 x 7-9 µm:


    In BWB:


    Beim Erhitzen mit BWB scheint sich das Exospor mit dem Ornament zu lösen:

    Leider hatte ich in dem Präparat kaum freischwimmende Sporen. Ich weiß nicht, ob das auch innerhalb des fastreifen Ascus zählt.


    Tja. Ein komisches Ding eben. So in etwa habe ich mich durchgehangelt nach Scutellinia minutella, aber jenseits jeder Sicherheit.
    Ideen, Anregungen und weitere vergleichsmöglichkeiten wären sehr willkommen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    das sieht schon sehr nach S. minutella aus. Von der ähnlichen S.torrentis unerscheidet sich diese Art durch die kleineren Sporen, die Anzahl der Septierungen der Haare und deren Wurzeln. Die Größe und Farbe der Apothecien ist kein sicheres Merkmal. Das Sporenornament bei S.minutella zeigt zudem fast ausschließlich zusammenfließende Warzen und Grate. Bei S.torrentis kommt öfter auch ein Ornament aus eher einzeln stehenden Warzen vor.
    Ein kleines Fragezeichen bleibt noch, weil die Probe nicht ausgereift ist. Vielleicht lässt Du sie noch etwas nachreifen und schaust dann nochmal. Dabei kannst Du auch gleich die Haare nochmal genauer betrachten. Deren Aufbau ist meist wesentlich wichtiger für die Bestimmung, als die Paraphysen.

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Vielen Dank für eure Hilfe, Karl & Ralf! :thumbup:
    Ich versuche ja nun scho seit Sonntag die Becher etwas nachreifen zu lassen. So ganz will das nicht klappen, anscheinend fühlen die sich etwas unwohl, einige sind zerflossen (ohne reif zu werden) andere angeknabbert (nicht von Nadel und Rasierklinge) und sie verlieren auch ihre rötliche Farbe.
    Hm.
    Die Haare sind gar nicht oder einfach septiert, ganz vereinzelt findet sich mal ein Haar mit zwei Septen. Die Haarwurzeln sind ebenfalls einfach, unverzweigt, sehr selten mit einerm oder zwei schwach ausdifferenzierten Fortsätzen.
    Die Sporen sind leider in der Tat schwer zu beurteilen, über Bilder ist dann ja auch noch das Schärfeebenen - Problem.
    Die kann man ja nicht durchfokussieren (und ich nicht stacken).
    Bei dem Ornament ist es jedenfalls so, daß das in der Tat sehr ungleichmäßig ist. Leicht überwiegend schon mit gratigen bis unvollständig netzigen Strukturen, unwesentlich seltener mit isolierten Pünktchen. Das Lustige dabei: Das kann auch innerhalb nur einer einzigen Sporen variabel sein. Ich hatte da welche rumschwimmen, die am einen Ende punktiert und am anderen netzig waren.
    Wahrscheinlich ist die Beurteilung hier auch wieder eine Abwägungssache bzw. beruht auf einem stocchastischen Wert.
    Und der wird natürlich unsicher, je weniger reife Sporen zur Verfügung stehen. :(



    LG, Pablo.

  • Die Haare sind gar nicht oder einfach septiert, ganz vereinzelt findet sich mal ein Haar mit zwei Septen. Die Haarwurzeln sind ebenfalls einfach, unverzweigt, sehr selten mit einerm oder zwei schwach ausdifferenzierten Fortsätzen.


    Dann kannst Du getrost S. minutella dranschreiben.


    Das Lustige dabei: Das kann auch innerhalb nur einer einzigen Sporen variabel sein. Ich hatte da welche rumschwimmen, die am einen Ende punktiert und am anderen netzig waren.
    Wahrscheinlich ist die Beurteilung hier auch wieder eine Abwägungssache bzw. beruht auf einem stocchastischen Wert.
    Und der wird natürlich unsicher, je weniger reife Sporen zur Verfügung stehen. :(


    Deswegen schreibe ich ja immer, dass man Kollektionen untersuchen muss. Erst die Summe der Merkmale gibt die letzt Sicherheit.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Darum hatte ich auch eine ganze Reihe Becherchen mitgenommen und auch etliche angeguckt.
    Nur blöd, wenn keiner davon so richtig reif ist. ;)
    Aber wenn die Haare in dem Fall ausreichend sind, um eine Bestimmung festzunageln (solche Haare hatten alle der unetrsuchten Becher), dann bin ich zufrieden. :thumbup:



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Klaro. :thumbup:


    Es ist immer eine Kombination. Wenige reife Sporen sind besser als keine. Das Ornament ist ja schon sichtbar, eine ungefähre Größe gibts auch.


    Bonuserkenntnis: Wenn man das BWB heiß macht, sieht das insgesamt irgendwie eleganter aus unterm Deckgläschen. Da sind nicht mehr diese Klumpen und Placken zu sehen, der Farbstoff klebt auch nicht so an den Strukturen.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn du so willst... :D


    Kaltblauer: Schönes Wort.
    Irgendwie war das an mir völlig vorbeigegangen, daß man das Zeug erhitzen kann. Oder es hat mir mal jemand gesagt und ich hab's vergessen. Aber das Ergebnis ist wirklich beachtlich.



    LG, Pablo.