Gyromitra esculenta - Mikroskopische Merkmale

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 7.058 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Hallo Pilzfreunde,


    dank der GPS-Daten von Harrys Fund, ist es mir jetzt endlich gelungen, Frühjahrslorcheln an ihrem Original-Standort zu sehen und auch ein paar Aufnahmen zu machen.


    Die Frühjahrslorchel, (Gyromitra esculenta) ist einer der ersten Pilz im Frühjahr. Sie wächst gerne auf sandigen Böden unter Kiefern, aber auch an Wegrändern, in Parks und auf Rindenmulch.


    Ihr Aussehen ist unverwechselbar: rot- bis dunkelbraun mit hirnartig gewundenen Wülsten. Sie hat einen sehr intensiven und würzigen Pilzgeruch. Roh genossen gehört die Frühjahrslorchel zu den giftigsten Pilzen in unseren Wäldern.


    Früher wurde die Frühjahrslorchel hierzulande als Speisepilz gehandelt. In manchen Ländern, beispielsweise Finnland, wird sie in Privathaushalten noch heute in Soßen verarbeitet. Der lateinische Name "esculenta" bedeutet essbar. Die Frühjahrslorchel wurde früher sogar als Marktpilz gehandelt, was heute nicht mehr erlaubt ist. Die Pilze wurden abgebrüht und das Kochwasser weggeschüttet. Offenbar vermag diese Zubereitungstechnik tatsächlich einen großen Teil des Pilzgiftes herauszulösen.
    Ob Vergiftungen auftreten, hängt von der Konzentration des Giftes in der jeweiligen Pilzcharge und von der Dauer des Kochens ab. Sogar durch die beim Kochen ausströmenden Kochdünste kann man sich vergiften.


    Das Gift Gyromitrin ruft schwere Leber- und Nierenschädigungen hervor und wirkt auf das Zentralnervensystem und die Atmung. Viele Todesfälle belegen, dass die Frühjahrslorchel auch bei vermeintlich –žrichtiger Zubereitung–œ sehr giftig ist.



    Da es von Harry schon sehr viele schöne Fotos gibt (und auch von anderen Pilzfreunden), beschränke ich mich hier auf das eine als Dokument.


    Einen Fruchtkörper der Frühjahrslorchel habe ich mir zum Mikroskopieren mit nach Hause genommen.


    Die Frühjahrslorchel ist durch ihre großen Sporen ein dankbares Motiv für Mikroskopier-Anfänger wie mich:


    Sporen angefärbt mit Baumwollblau: Die Eindellungen werden durch das Färbemittel verursacht:


    Die Paraphysen sind zylindrisch und teilweise verzweigt. An der Spitze sind sie keulig verdickt:


    Ascus mit Sporen und sterilen Paraphysen:


    Asci mit Baumwollblau gefärbt:


    Dieser schöne, und bei uns relativ seltene Pilz, ist unbedingt zu schonen, zumal er kein Speisepilz ist!


    LG
    Rita

  • hallo Rita,
    deine Mikrofotos sind ein guter und interessanter Beitrag zur Beschreibung.
    gibt es denn eigentlich Unterarten dieser Lorcheln, die sich nur mikroskopisch unterscheiden lassen?
    ich habe da so Holzbewohner...

  • Hallo Schleimrüpel,


    verwechseln könnte man sie noch mit der Riesenlorchel, Gyromitra gigas, die schon mal um Strünke oder auf vergrabenem Holz vorkommt. Sie hat allerdings ganz andere Sporen (feinwarzig und noch größer). Mit einer anderen Hutform gibt es dann noch Gyromitra infula, die Bischofsmütze.
    Aber die Frühjahrslorchel kommt auch schon mal auf vermorschtem Nadelholz vor, genau wie andere Pilze, die normalerweise auf dem Erdboden wachsen (z.B. Maronenröhrling).
    Vielleicht ist Dein Findling daher auch eine Frühjahrslorchel.


    LG
    Rita

  • Hallo und guten Tag Rita,


    alle Achtung –“ schönes Pilzportrait!
    Gute Beschreibung und alle Details des Pilzchens gezeigt, trotzdem nicht, wie schon oft gesehen mit Bildern –žüberladen–œ.


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber

  • Hallo Rita,


    große Klasse :thumbup::thumbup:! Vielen Dank für die fantastische Präsentation einer Art, die ich in meiner Gegend noch nie finden konnte :rolleyes:.


    LG,
    mäxxi

    We shall by morning
    Inherit the earth.
    Our foot's in the door.

  • Hallo Rita,


    ja, da kann ich mich nur anschließen:


    ---> Eine hervorragende Dokumentation von Gyromitra esculenta, die im Ulmer Raum eine absolute Rarität ist.


    Zitat von Rita


    verwechseln könnte man sie noch mit der Riesenlorchel, Gyromitra gigas, die schon mal um Strünke oder auf vergrabenem Holz vorkommt. Sie hat allerdings ganz andere Sporen (feinwarzig und noch größer). Mit einer anderen Hutform gibt es dann noch Gyromitra infula, die Bischofsmütze.
    Aber die Frühjahrslorchel kommt auch schon mal auf vermorschtem Nadelholz vor, genau wie andere Pilze, die normalerweise auf dem Erdboden wachsen (z.B. Maronenröhrling).
    Vielleicht ist Dein Findling daher auch eine Frühjahrslorchel.


    - Nur eine kleine Anmerkung zu G. gigas, die im Ulmer Raum standorttreu an wenigen Stellen vorkommt:


    ---> Immer an oder in direkter Nähe von stark vermorschten Fichtenstümpfen. G. esculenta bevorzugt nach Literatur Kiefer.


    ---> Mikroskopisch lassen sich beide Arten recht gut bereits an Hand unausgereifter Sporen trennen. Bei G. gigas-Sporen entwickeln sich an den Sporenpolen typische Ausstülpungen bereits in den Ascis. Die von dir erwähnten Warzen-Ornamente, die teilweise sogar vernetzt sind, findet man bevorzugt bei reifen Sporen. Unreife Sporen sind +-glatt und zeigen auch Öltropfen.


    ---> Und da muss man viel Geduld (es kann Wochen dauern, bis diese Art reife Sporen erzeugt) haben und muss warten, bis die Fruchtkörper fast vergammelt sind.


    ===> Die Spoprenmaße kann man ignorieren, wenn man die Ausstülpungen an den Sporenpolen beachtet.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Pilzfreunde,


    ich danke Euch allen fürs Lob.
    Danke Gerd, für die ergänzenden Hinweise, die die Beschreibung von G. esculenta und ihre Verwechslungsmöglichkeiten perfekt abrunden. Als alter Pilzkenner weißt Du um die "kleinen und wesentlichen" Details immer bestens Bescheid und lieferst Fakten, die man sonst in keinem Pilzbuch finden kann. Da spricht halt die Erfahrung! :thumbup:


    LG
    Rita

  • Hallo und guten Tag,


    Zitat

    –¦–¦–œMikroskopisch lassen sich beide Arten recht gut bereits an Hand unausgereifter Sporen trennen. Bei G. gigas-Sporen entwickeln sich an den Sporenpolen typische Ausstülpungen–¦..–œ


    die von Gerd erwähnten Ausstülpungen an den G. gigas Sporen lassen sich im optischen Schnitt sehr gut darstellen. Ein Sporenfoto mit Bemaßung füge ich an.


    Eine gute Zeit
    Gelbfieber


    [center]ari007.jpg

  • Hallo Uschi,


    Zitat von Gelbfieber
    Zitat

    –¦–¦–œMikroskopisch lassen sich beide Arten recht gut bereits an Hand unausgereifter Sporen trennen. Bei G. gigas-Sporen entwickeln sich an den Sporenpolen typische Ausstülpungen–¦..–œ


    die von Gerd erwähnten Ausstülpungen an den G. gigas Sporen lassen sich im optischen Schnitt sehr gut darstellen. Ein Sporenfoto mit Bemaßung füge ich an.


    - Herzlichen Dank für's zeigen der G. gigas-Sporen, bei denen man die "Ausstülpung" an den Sporenpolen hervorragend sehen kann.


    Liebe Grüße
    Gerd