Hommage an die Farbe Grün et al.

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 5.514 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo, liebe Pilz- und Naturfreunde,


    so oder so gehe ich gerne in den Wald - egal, ob da nun Pilze sind oder nicht, das erwarte ich gar nicht.
    Aber ein paar Ansprüche habe ich schon: ich möchte entweder etwas (fast) "Neues" sehen (noch nie oder sehr selten gesehen) oder etwas besonders "Schönes" oder etwas besonders "Interessantes" (was dann gar nicht schön sein muss) - oft gelingt sogar der "Hattrick" ... :)


    Fünf Minuten von der Haustür weg, da ist er schon, der Wald - aber, aber: trockene Südhanglage, doch auch mit tiefen Einschnitten, die dauerhafter feucht sind. "Oben" (200-250 m höher) ist es meist in puncto Pilz interessanter - und die Nordhanglage jenseits von "oben" ist eigentlich nur in Verbindung mit einer Autotour sinnvoll und dann insgesamt zeitaufwendiger.


    Ab Mitte Mai, nach dem ersten Blütenrausch, machen sich sogar die pflanzlichen Highlights rar, alles so grün, so mittelgrün, so dunkelgrün, sogar das Licht im Wald ist grün.
    Und dann sieht man so was:


    01_uralte Schmetterlingstrameten (Trametes versicolor), auf Buchenholz, sehr hell, grau bis grünlich (mit Algen) mit wenigen farbigen Akzenten, sehr seltsame Wuchsform, fast stielartig verlängert im Ansatz.
    Hier habe ich mal das Grün an der "Wurzel gepackt" und (fast) mit Rumpf und Stumpf herausgezogen (obwohl die Pilze eindeutig - nicht nur in diesem Licht - grünlich sind) und die bläulichen und rötlichen Bänder betont, den Vordergrund zusätzlich abgedunkelt (weil es mir hier nur auf die Form ankam).


    Einer meiner "üblichen" Wege zieht sich nach dem ersten Waldstück an einer Wiese entlang (im Moment fast ohne Blumen), aber im Gebüsch am Waldrand fängt nun


    02_der Wald-Ziest (Stachys sylvatica) an zu blühen


    03_die Hundsrose (Rosa canina) ist in Knospe


    04_und aufgeblüht


    05_das Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum) legt auch los


    06_die gemeine Schmerwurz (Dioscorea communis, Tamus communis), männliche Pflanze, windet sich um sich selbst


    07_der Holunder (Sambucus nigra) fehlt natürlich nicht (das muss so dunkel ... und so mittig)


    In mittlerer Höhenlage befindet sich ein - von Buchen umzingeltes - kleines Nadelholzareal, mit überwiegend jüngeren Tannen (auch einige Fichten, sowie angepflanzte Schwarz-Kiefern sah ich dort vor kurzem - noch nie darauf geachtet), wo ich schon mal interessante Pilze gesichtet hatte. Aber gar nichts (offensichtlich) Pilziges zu sehen da, aber


    08_Fichtenspargel (Monotropa hypopitys), nicht nur einer, ist auch wieder da, dort wo im Herbst die Seifenritterlinge sind


    09_der Springfrosch (Rana dalmatina) springt!!! ... mir an den Arm ... und dann sitzt er da, und ich kann ganz nah heran ... goldener "Lidschatten" und rosa (!) Füße ... und ich kann auf "Hautfühlung" gehen (so kühl!!!) --> beim Frosch könnte es sich auch (oder eher) um Rana temporaria (Grasfrosch) handeln


    Ein Stück noch weiter, der Weg, der zieht sich ... hier ist die Erde feucht ... und das Holz ist morsch.


    10_morsches Totholz, teils orange, teils dunkelrot verfärbt, noch mit Rhizomorphensträngen von Armillaria (Hallimasch)


    11_und das erste "Baiser" in diesem Jahr, Stäublingsschleimpilz (Enteridium lycoperdon)


    Kleine Stippvisite am Rhein, an einem kleinen ufernahen Pfad liegt eine Weide umgestürzt im Wasser. Im Oktober hielt ich sie für (fast) tot, aber welch ein Irrtum. Damals fand ich auf der "Innenseite" des offenen Wurzelbereichs einen einzelnen kleinen hellen Pilz mit bräunlichem Hut, hellen Lamellen, vergänglichem Ring und dunkelbr. Sporenpulver, möglicherweise Agrocybe aegerita (den hatte ich nicht gezeigt, keine gute Doku). Ich bin gespannt, ob da noch mal was kommt.
    Also jetzt: die Weide lebt und auf ihr lebt


    12_ein Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), schon älter und sowieso unerreichbar.


    In der Nähe ist ein kleiner "Auwald", wenn auch nicht sehr ursprünglich (nach Kiesabbau), einige "Dürrständer" gibt es da, zur Zeit mit Trockenpilzen (Stereum hirsutum etc.), aber was leuchtet da aus der Ferne, auf einem sehr morschen Laubholz (vermutlich Robinie)?
    Mmmmh - so unordentlich, so viele Blütenblätter, so viele Brennnesseln (autsch!) - wo ist mein Westentaschen-Akku-Laubpuster/-sauger?
    Egal: Dokufotos


    13 bis 16_meine bisher größte Ansammlung vom Lachsfarbenen Schleimpilz (Fischeierschleimpilz)(Tubifera ferruginosa), in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, von blasser orange über leuchtend rot zu bräunlich-rot. Deutlich sieht man die weiße faserig erscheinende Unterlage (Subiculum).
    Ich hatte zwei Teilchen mitgenommen, vom hellsten und vom dunkelsten Schleimpilz. Beide haben sich zu Hause auf feuchtem Küchenpapier (in einer Box) weiterentwickelt. Zwischen den beiden farblichen Stadien liegen zwei Tage "Entwicklungsunterschied", beide wurden dunkelbraun und dann im stäubenden Zustand wieder heller braun.



    Man kann ja mal nach "oben" fahren, und dann in den Wald "nach rechts"- und auch ein bisschen "Blümchengucken".


    Mit Blümchen ist erst mal nichts, der Feldweg ist grün, das Gerstenfeld ist grün, so ein bisschen Mohn täte dem Feld optisch nicht schlecht.
    Aber vermutlich gereinigtes Saatgut, vernichtendes Know-how, dem "Unkraut" keine Chance.


    17_Gerstenfeld - auf der Suche nach der Struktur


    18_frische Gerste (Hordeum spec.) ziemlich blau


    19_der Wald, teils "hallig" mit wenig Unterbewuchs (vielleicht vielversprechend im Herbst), teils überraschend grasig, aber auch am Holzstapel kein Pilz zu sehen - nur ein schöner roter Käfer, aber der war zu schnell, und ich habe ihn geärgert. (Vermutlich war es Pyrochroa coccinea, der Scharlachrote Feuerkäfer)



    Das Auge fällt auf drehbare dicke Äste ... drehen...drehen...drehen
    20-21 ein Feuerschwamm, Phellinus cf. ferruginosus (auf entrindetem Laubholz, vermutlich Buche). Nach Seten habe ich nicht geschaut, aber möglicherweise im Detailbild welche gesehen, das kann aber auch eine optische Täuschung sein.


    22-24 schon seltsam, davon hatte ich bisher keine Bilder (und den Pilz auch noch nicht bewusst angeschaut), Ziegelrote Kohlenkruste (Hypoxylon rubiginosum), auf (fast vollständig) entrindetem dicken Eschenast.


    Auf einer Waldwegkreuzung stand sogar noch Wasser in der Fahrspuren. Meist hatte es in den letzten Wochen an einem Tag pro Woche einmal heftig geregnet. An manchen Stellen war die Erde (unter der Blätterschicht) noch deutlich feucht. Trotzdem kein nennenswertes Pilzwachstum (einen unidentifizierten halben roten Täubling ohne Hutkante und ohne Lamellen zeige ich jetzt nicht) - ich vermute fast, Pilze hängen nicht vom Regen ab, sondern von was ganz ganz ganz anderem, so etwas wie kosmischer Strahlung, Magnetfeldern in der Erde oder auch davon wer sein Tellerchen leergegessen hat oder nicht. :cool: ;)


    Auf liegendem und stehendem Buchen und Fichtentotholz an besagter Wegkreuzung dann Zuwachs für meine mit unendlich viel Platzangebot versehenen Ordner "FomFom" und "FomPini". Es gab viele Exemplare, aber auch einige, die abgestorben waren (ganz leicht und ganz dunkle Unterseite).


    25_Rotrandiger Baumschwamm an Buchentotholz (Fomitopsis pinicola)


    26_Rotrandiger Baumschwamm an Fichtenstumpf (Fomitopsis pinicola)


    27_Zunderschwamm (Fomes fomentarius) an Buchentotholz


    Nach so viel "drögem" Material steht mir der Sinn nach Blüten, aber Fehlanzeige, zumindest nichts, was ich unbedingt (oder schon wieder oder noch einmal) fotografieren "müsste".
    Aber im Nachbarort, in Nordhanglage, da fließt ein Bächlein (an wenigen Punkten zugänglich, Stöckchen gedreht, Stöckchen aus Wasser geholt - niente) durch eine interessante Wiesenlandschaft (die dann auch wieder steil nach oben geht und am Hang recht trocken ist - Trockenrasen, unbewirtschaftet. Vielleicht auch interessant im Herbst?)


    Ist das grün hier!
    Was meinst du, Zauselchen?


    28_Zausel: "mmmmpf, mmmpfff, grummmpsss, greppps, GROOOOOUUUUEENSCH MUUUUHHHHSCHTUUU MUUUOOOOAAAAGENNSCH, gremmmppss, mmmpppff, grupfff"
    Was hat er gesagt, ich versteh' ihn so schlecht (bovine Lautverschiebung?), und außerdem, mit vollem Maul spricht man nicht!! - "Grunge am Morgen?" ... ahh: "Grün muss du mögen", alles klar!


    29_Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Schattenstandort


    30_Rotes Leimkraut (Silene dioica), "frischer" Standort


    31_Große Sternmiere (Stellaria holostea), "frischer" Standort


    32_Behaarter Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), hier rosaliche Blüten, weiß daneben, feuchter Standort am Bach


    33_Großes Mädesüß in Knospe (Filipendula ulmaria), feuchter Standort am Bach


    34_Warzen-Wolfsmilch (Euphorbia verrucosa), trockener, sonniger Standort


    35_Hybrid-Flockenblume (Centaurea spec., jacea x nigra (?)) mit Weichwanze, Hadrodemus m-flavum, trockener, sonniger Standort


    36_Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium), trockener, sonniger Standort



    So weit, so schön, aber keine Pilze ...
    Dann noch, mal eben: Friedhof (Baselland), im oberen Bereich selten gemähte Wiesen und naturnahe Übergänge in waldiges Umfeld



    37_können Schnecken eigentlich Farben sehen, alle (viele) saßen auf dem roten Holz, keine auf anderen Flächen, Hain-Schnirkelschnecke (Cepaea nemoralis)


    38_Blattfleckenkrankheit an Morus alba pendula (weißer Maulbeerbaum, hängende Form) = komplizierte Namensfindung: "Cercospora" auf Morus = Cercospora moricola = Pseudocercospora mori = weil mit sexuellen Stadien (lt. Internetinfo), sieht zumindest makroskopisch so aus, jetzt: Mycosphaerella mori
    Blattoberseite links, Blattunterseite rechts


    39_auf der Wiese, ganz oben, am Waldrand, bei Buchen und Lärche, noch blühende (und verblühte) Exemplare vom Großen Zweiblatt (Listera ovata)


    40_immer noch auf Friedhofsgelände:
    das Rehbraune in der Bildmitte ist ein Reh (Capreolus capreolus), nein, eigentlich 3 Rehe (Mama-Reh und 2 Jungtiere), nur ein Foto möglich ... und wie ist die Kamera eigentlich gerade eingestellt .... zu spät ....


    Im angrenzenden Wald war es an dem Tag entsetzlich - entsetzlich dunkel, entsetzlich dunkelgrün-braun.
    Habe ich eigentlich die Sonnenbrille auf - nein, habe ich nicht, ich sehe:
    41_Eschenstamm mit Efeu und Spinnweben


    42_Angebrannter Rauchporling (Bjerkandera adusta), noch klein und frisch, nicht extrem feinporig, aber deutlich schwärzend, an Eichenstumpf


    43_Knotige Braunwurz, Scrophularia nodosa, mal geblitzt, das "kam" besser


    44_Blutmilchpilz, Lycogala epidendrum s.l., in diversen Stadien (auch geblitzt, "knackiger" und schärfer als das 800 ISO-Bild)


    45, 46 Flacher Lackporling, Ganoderma applanatum, an einem liegenden Eichenstamm. Da war 2012 mein Erst- oder Zweitfundort der Art.
    Inzwischen ist der Stammanteil, den ich damals fotografierte morsch und abgebrochen, aber die Pilze fruktifizieren an anderen Stellen des Stammes.


    47_Porling, unidentified .... ich habe eine Vermutung ... und noch mehr Bilder, siehe Anfrage (kommt gleich --> hier).
    Entweder hat er "sich verkleidet" und ich erkenne eine "gängige" Art nicht, oder es ist was "Neues", "Interessantes" (wenn auch nicht unbedingt "Schönes") ---> dank mikroskopischer Unterstützung durch Pablo können wir den Pilz jetzt Antrodia malicola (Hellbräunliche Tramete) nennen.



    Das war es mal wieder!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Ein toller, stimmungsvoller Bericht, kurzweilig geschrieben und mit schönen Bildern.
    Danke! :thumbup:
    Bei dem roten Holz musste ich eben an Hyphodiscus denken, eine Diskussion dazu gab's kürzlich >hier<. Eine andere Art, die Nadelholz rot verfärbt, wäre Phanerochaete sanguinea, aber den Rotton kenne ich irgendwie anders.


    Behalt die Auwälder ruhig auch zu dieser Jahreszeit im Auge, Insbesondere Gebiete, in denen viel dickes Totholz am verrotten ist. Da treiben sich mitunter ein paar ganz nette Pilze herum, während es in den Buchenwäldern eben erst sehr zögerlich losgeht.



    LG, Pablo.

  • Ahoi, abeja!


    Daumen hoch für diesen launigen Text
    mit ebenso schönen
    und kompetent benamsten Bildern!
    :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Danke für's Mitnehmen;
    hat Spaß gemacht.


    LG
    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

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  • Hallo Abeja!


    Toller Bericht mit schönen Bildern und Text dazu.
    So gefällt es mir besonders. Vielleicht bleibt ja auf diese Art und Weise bei mir auch was hängen, z.B., wenn es um Pflanzenbestimmung geht.


    Zitat


    01_uralte Schmetterlingstrameten (Trametes versicolor), ...... sehr seltsame Wuchsform, fast stielartig verlängert im Ansatz.


    Und deswegen kann ich es auch nicht glauben.
    Würde ich doch glatt mal 2 Chips setzen, dass der überhaupt keine Poren hatte.


    Bei der Nr. 10 mit dem farbigen Holz würde ich auch an Phanerochaete sanguinea (Rötender Zystidenrindenschwamm) denken, für Hyphodiscus (Staubhaarbecherchen) ist das Holz zu morsch, denke ich.
    Wird wohl Fichtenholz sein(?) wegen der Armillaria, so reime ich mir das zumindest zusammen. Die eigentlichen Fruchtkörper der Phanerochaete sind ja recht unauffällig, weiß nicht, ob du da ein Übersichtsbild hast, bei dem man mal schauen könnte.


    Zitat


    32_Behaarter Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum),


    Dort wächst am Boden ein relativ unbekannter Becherling, der die Samen besiedelt. Nennt sich Symphiosirinia chaerophylli, ist weiß und langstielig, Scheibe ein paar Millimeter breit.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Zitat


    01_uralte Schmetterlingstrameten (Trametes versicolor), ...... sehr seltsame Wuchsform, fast stielartig verlängert im Ansatz.


    Und deswegen kann ich es auch nicht glauben.
    Würde ich doch glatt mal 2 Chips setzen, dass der überhaupt keine Poren hatte.


    Gute Idee! :thumbup:
    Da steige ich gerne ein und halte mit "2 Chips auf Poren+" dagegen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Gebon(g)t!


    VG

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo,
    danke allerseits für die super Kommentare und besser "launig" als "launisch" ;)
    @Gerd/ Mykovino: mit Blümchen/ Pflanzen (aber eigentlich mit Betonung auf die "Großen" = Bäume und Sträucher) habe ich mich ja schon vor den Pilzchen beschäftigt, deshalb ja (u.a.) auch der "Bienen"-Name.
    Aber auch dort kenne ich natürlich nicht "alles" und bin auch oft unsicher und muss die Schlüssel bemühen (aber meist klappt die grobe Einordnung) und ich picke Rosinen und mache z.B. um Gräser immer (noch) einen Bogen - obwohl ich im Allgemeinen schon benennen können (bzw. herausfinden können) möchte, was ich sehe.


    Und wie immer :) , ich stelle hier was ein, schon komme ich mit der "Nacharbeit" ins Rotieren - und hatte erst heute Abend hier mal kurz hereingeschaut.



    Zum roten Holz:
    ich hatte mal gelesen: Armillaria verursacht "Rotfäule" (= chem. Prozess mit Weißfäule gleichzusetzen, aber mit rötlicher Färbung des Holzes - aber das soll hauptsächlich im Wurzelbereich von lebenden Bäumen stattfinden, und so intensiv rote Bilder habe ich dazu nicht gefunden). Das scheint aber doch etwas völlig anderes zu sein hier.


    Sehr interessant der Phaenerochaete-Vorschlag - und die Bilder sehen auch so aus.
    Bisher hatte ich das Holz aber für Laubholz gehalten (keine Rinde mehr, und wenig Strukturen) und in diesem Waldstück gibt es z.Z. keine Fichten, sondern ganz überwiegend Buchen, und fast alles Totholz dort ist Buche.
    Dieses morsche Holz hatte ich im Herbst (November 2014) schon mal gesehen, in feuchtem Zustand.
    Damals habe ich EINEN deutlichen Pilz darauf gesehen, den halte ich für cf. Physisporinus sanguilentus (Poren, die deutlich röten).
    Unterhalb des Pilzes war das Holz intensiv braun-rot.
    Von diesem morschen Stück hatte ich (weil ich die Farben so interessant fand) im Herbst ein Stück mitgenommen. Es blasst stark aus beim Trocknen. (Auch im Wald ist diese Färbung nur nach Regen deutlich zu sehen.)
    Ich habe das Holz eben mal wieder nass gemacht: orange Farbe + knallige rote Farbe und den Porenpilz erkennt man auch noch deutlich. Auf der orangef. Fläche nur eine ganz schwache Andeutung (wie ein "weißes Netz")
    Aktuelle Fotos von diesem Stück habe ich noch nicht gemacht.


    Deshalb hatte ich von dem Totholz jetzt im Frühjahr keine weiteren (kompletten) Übersichtsaufnahmen gemacht, ich zeige die Bilder vom Herbst.
    01 Ansicht des Holzes

    02 orange Färbung und Weißfäule

    03 Porenpilz, darunter feucht, dunkel-rot

    04 siehe 3

    05 siehe 3



    06 Ausschnitt vom gleichen Holz (vom Mai), auf dem verbleibenden Holz habe ich außer den Rhizomorphen keine Pilze erkennen können.




    Zu den Trameten:
    jetzt bin ich aber platt - ihr wollt wetten ??
    Wer glaubt denn hier nicht, dass ich den Pilz von unten angeschaut habe :/ ,
    oder spekuliert darauf, dass ich meine Pilznamen nicht beweisen kann :/ , doooooooch, kann ich:
    ich brauche sogar nicht in den Wald, um neue Fotos zu machen, ich HABE zwei Stücke von dieser Rarität.
    Abrakadabra.... eben geblitzt:
    oben-unten

    unten-oben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Damit dürften Ingos Zweifel an deiner Schmetterlingsbestimmung ausgeräumt sein. Und ich um zwei Chips reicher. ;)


    Physisporinus sanguinolentus ist sehr wahrscheinlich bei deinem Porenpilz, daß der aber das Holz rot verfärben kann, war mir noch nicht bekannt.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    ja das mit dem Physisporinus habe ich gerade noch mal versucht nachzulesen (und mir ist natürlich nicht hundertprozentig klar, wie viele Verwechslungsarten es geben könnte) - aber ich finde auch keinerlei Hinweis zur Verfärbung des Holzes, nur immer zu Verfärbung des Pilzes selbst.

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Es ist ja auch durchaus möglich, daß die verfärbung andere Ursachen hat und gar nicht mit dem Physisporinus zusammenhängt.


    Verwechslungsmöglichkeiten gibt es sicherlich einige, nicht nur bei den "Porlingen", sondern auch bei Rindenpilzen wie zB Trechispora mollusca. Da sollte dann aber nichts röten. Dieser Farbwechsel bei verletzung sollte hier dann auch recht zügig vonstatten gehen.
    Wenn das der Fall ist (innerhlab von Minuten) kannst du auch Gattungen wie Ceriporia + Ceriporiopsis ausschließen. Diplomitoporus ebenfalls (wären auch Nadelholzarten), Junghuhnia sieht auch etwas anders aus und rötet nicht, also: Wenn P. sanguinolentus einigermaßen typisch ausgeprägt ist und rötet, ist es wohl eine auch makroskopisch gut ansprechbare Art.



    LG, Pablo.

  • Hallo abeja!

    Zitat


    Wer glaubt denn hier nicht, dass ich den Pilz von unten angeschaut habe Hmmm ,
    oder spekuliert darauf, dass ich meine Pilznamen nicht beweisen kann....


    Äääähhhhhmmmm........
    ......................................
    ....nun ja.......................
    ....wie soll ich sagen........
    ......................................
    also...............................
    ......jetzt fällt ´s mir ein: mein Zweifel-Gnolm war das......ja, genau! Der Rüpel!
    Aber der kann sich was anhören!


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Liebe abeja,


    vielen Dank für die wunderschöne Bilderstrecke!


    Nun weiss ich, wie die Knotige Braunwurz (Scrophularia nodosa) aussieht und dass sie jetzt wächst. Ich habe über dieses Kraut im letzten Winter viel recherchiert als in unserem Familienkreis jemand an eine spezielle Art der lymphatischen Leukämie erkrankt ist. Habe getrocknete Wurzel gekauft und wollte gerne nun auch selbst mal danach suchen.


    Kannst Du bitte einen Tipp geben, wo sie vorzufinden ist?

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

    Einmal editiert, zuletzt von Joli ()

  • Hallo Joli,
    freut mich, dass dir der Bericht gefällt und auch noch nützliche Informationen liefert.
    Im Prinzip ist die Knotige Braunwurz weit verbreitet, man übersieht sie nur leicht, weil die Blüten sehr unauffällig sind. Allerdings ist die gesamte Pflanze schon recht hoch, auch die Blätter (unten) sind nicht klein. So ist sie mir vor Jahren zum ersten Mal aufgefallen: so groß (noch ohne Blüten) und ich konnte sie nicht identifizieren.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Knotige_Braunwurz
    Wiki schreibt exakt einen Satz zur Verbreitung

    Zitat


    Sie wächst an mäßig nährstoffreichen, feuchten Stellen in Wäldern, an Waldrändern, in Gebüschen oder an Flussufern.


    Bei mir (hauptsächlich Buchenwald) ist sie an schattigeren, feuchteren Stellen zu finden, oft direkt am Wegesrand, auch gemischt mit Brennnessel und Knoblauchrauke.


    Ich habe geschaut, ob ich im Haeupler-Muerr (Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands) noch genauere Angaben finde. Dort werden immer sehr kryptisch (Liste gibt es vorn im Buch) die Pflanzengesellschaften angegeben.
    Also "übersetzt":
    in jeglichem Buchenwald ,
    im Schlehen-Gebüsch auf reicheren Böden
    an stickstoffbedürftigen Säumen und Krautfluren: da dann besonders
    an frischen Brennnessel-Giersch-Säumen und halbschattigen Knoblauchrauken-, Kälberkropf-, Klettenkerbel-Säumen AHA :)
    (also sauer oder basisch spielt bei der Pflanze z.B. dann keine Rolle)

  • Hallo abeja,
    Vielen Dank für die Recherche und ausführliche Informationen!


    Heute war ich in einem ziemlich feuchten Waldstück am See mit mäßig nährstoffreichem Boden und habe leider keine Braunwurz gesehen. Dort wuchen aber z.B. keine Buchen. Ich werde aber Augen auf haben bei meinem nächsten Waldbesuch. :)

    LG
    Joli

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    - Paulo Coelho, Der Zahir -

  • Hallo Abeja,


    ein kurzweiliger Bericht und tolles, nicht nur grünes, "Farbkino" für die Augen :thumbup:


    Danke.


    LG
    Dodo

    Die Welt ist schön, weil sie bunt ist==Gnolm16

    "Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt"

    (Lucius Annaeus Seneca)

  • Hallo Abeja,



    ein sehr sehr schöner Beitrag. Es ist ja schon einiges gesagt, um ehrlich zu sein, mir fehlt die Zeit und Muße, eingehender auf deine wunderbaren Bilder und die gute, informative Betextung einzugehen. Aber meine Anerkennung und mein Lob wollte ich doch da lassen


    LG,
    Uli

    • Offizieller Beitrag

    Aber Hallo! :cool:


    Das ist ein feiner Bericht, garnicht so grün, eher bunt!
    Ganz tolle Fotos, sehr ansprechend und dazu so toll beschriftet.


    Und was mag ich am Liebsten anschauen? :D Das Zotteltier natürlich :D Dem würde ich gern die Strähnen verstrubbeln :giggle:


    vielen Dank für den schönen Ausflug,


    mit lieben Grüßen,
    Melanie

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
    _________________________________________________
    Keine Verzehrfreigabe im Internet! Hier, PSV-Liste, findest du deinen nächsten Pilzsachverständigen

  • Hallo,
    jetzt war ich aber schluuuuuuudrig beim Rekommentieren :shy: ,
    lieber Uli, liebe Melanie, eure lobenden Worte gehen 'runter wie ein grüner Smoothie :)


    @ Melanie:
    aber siehst du denn nicht den gefährlich glitzernden Blick beim Zotteltier - bei ihm oder ihr, ich gestehe, ich habe gar nicht richtig hingeschaut, es war wohl auch noch ein halbes Kind - und überall Zottel, nicht nur Stirnfransen.
    Aber diese Rasse soll einen sehr friedlichen Charakter haben und von der Größe her ist es noch (fast) Wohnzimmerformat - aber Zottelnstrubbeln geht nicht, doch zu weit hinterm Zaun (wie so ein Bild mal wieder täuscht ... ;) ) und dann hat er/sie auch sofort wieder seine/ihre Hauptaufmerksamkeit dem fressbaren Grün zugewandt


    Zu der Schnecke (eine von mehreren) auf dem roten Zaun, zu diesem Thema ("Können Schnecken Farben sehen?") habe ich eben etwas nachgelesen, das hat mich interessiert. Es herrscht die Ansicht vor, dass die Schneckenaugen nicht genügend Sinneszellen dafür besitzen bzw. keine spez. Sinneszellen für das Farbensehen haben.
    Bei Schneckenbestimmung und -info schaue ich immer hier:
    http://www.weichtiere.at/Weichtiere/index.html
    (obwohl ich den Aufbau der Webseite sehr gewöhnungsbedürftig finde, wie extrem Breitbandfilm auf altem Fernseher)
    Die Frage mit dem Farbensehen taucht aber immer wieder auf, und es gibt auch Experimente, die zumindest ein teilweises Farbensehen nahelegen.
    http://www.sciencebuddies.org/…viewtopic.php?f=28&t=7719


    Hier bei meinem Beispiel (es gab rote Zaunlatten, daneben rel. unangestrichene braune holzfarbene Anteile und schwarze Querhölzer - und die Schnecken saßen nur auf "Rot") könnte es auch sein, dass die rote Farbe anders gerochen oder geschmeckt hat. :/