Ich stelle die Giftigkeit der Erdritterlinge und Nebelkappen in Frage.

Es gibt 38 Antworten in diesem Thema, welches 12.468 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Caesar85.

  • Hallo liebe Pilzfreunde!


    Nachdem ich vor kurzem zum ersten Mal ganz vorsichtig Erdritterlinge probiert habe, wundere ich mich um so mehr über die Reaktion auf die gewisse wissenschaftliche Publikation aus dem Jahr 2014, die dafür gesorgt hat dass Erdritterlinge von manchen Medien als giftig eingestuft wurden. Ich habe jetzt Erdritterlinge zwei Mal nacheinander in geringen Mengen gegessen (etwa 100g pro Malzeit) und habe, wie erwartet, keinerlei Beschwerden. Ich habe dann auch den Rest der Pilze mit Essig und Gewürzen eingekocht - siehe Bild. Nicht mein Lieblingspilz, aber angenehm pilzig im Geschmack und durchaus akzeptabel.



    Kennt jemand einen dokumentierten Vergiftungsfall mit Erdritterlingen, egal welcher Art? In Frankreich scheint der Pilz ja schon lange sehr beliebt zu sein und wird offenbar ohne Probleme verzehrt. Die Katalanische Regeierung hat eine extra Seite zum Thema "Pilze sammeln" eingerichtet und listet dort den Gemeinen Erdritterling als sehr populären Pilz für Pilzsammler, neben Leistlingen, Reizker- und Schnecklingsarten. Wikipedia-Artikel in manchen anderen Sprachen (u.a. Spanisch und Französisch) stuft den Erdritterling als Speisepilz ein.


    In Wikipedia wird, mit entsprechenden Verweisen auf die Informationsquellen, folgendes festgehalten:

    • chinesische Wissenschaftler haben im Rahmen ihrer Studie die Stoffe aus (Zitat) "Previously Unknown Poisonous European Mushroom Tricholoma terreum" isoliert. Diese Inhaltsstoffe wurden isoliert und dann vermutlich hoch dosiert an Mäuse verfüttert. Die Ergebnise wurden am 17 April 2014 veröffentlicht mit dem Fazit: "...Both compounds were found to increase serum creatine kinase levels in mice, indicating that T. terreum may be the cause of mushroom poisoning ultimately leading to rhabdomyolysis."
    • weiter, Zitat aus Wikipedia mit Verweis auf "Tintling":
      "Entwarnung gab es von Prof. Dr. Siegmar Berndt, Toxikologie der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, der errechnete, dass Menschen von 70 kg Körpergewicht ca. 46 kg Frischpilze zu sich nehmen müssten, damit durchschnittlich die Hälfte von ihnen einen Schaden erleiden würde."


    Ich bin zwar kein Wissenschaftler sondern nur ein pragmatischer Informatiker, aber dadurch bin ich mit Logik ein bisschen vertraut. Also, was ich daraus schließe ist folgendes:

    • Mäuse mit hochdosierten und isolierten Stoffen zu füttern töten die armen Mäuse nicht mal, erhöht aber bestimmte Werte.
    • Diese erhöhten Werte implizieren dass Erdritterlinge vielleicht zur Vergiftung führen könnten ("may be the cause of mushroom poisoning") die zur Rhabdomyolyse führt.
    • Ein Toxikologe der DGfM hat Entwarnung gegeben.


    So weit so gut, da wundert micht erst mal nichts. Die Wissenschaftler haben also Stoffe aus Pilzen isoliert und evtl. negativen Einfluss auf Mäuse beobachtet. Sowas tuen manche Wissenschaftler offensichtlich. Hätten sie Stoffe aus Knoblach, Zitronen, Erdnüssen oder sogar aus Steinpilzen isoliert und sie an irendwelche Tiere verfüttert, dann hätten sie wahrscheinlich was ähnliches oder viel schlimmeres herausgefunden, aber warum auch immer fiel die Wahl auf Erdritterlinge.


    Was ich nicht verstehe - warum bezeichnet man man den Erdritterling danach als Giftpilz? Ich gehe oft auf 123pilze.de. Die Seite mag ich, sie ist wie ein gutes Pilzbuch mit tabellarischen Darstellung der Merkmale. Aber dort sind die Erdritterlinge sogar aus "tödlich giftig" eingestuft. Bitte nur als konstruktive Kritik verstehen, kein Angriff - ich schätze 123pilze.de wirklich sehr!
    Warum soll man überhaupt auf den Verzehr verzichtet - 46 kilo schafft doch kein Mensch in kurzer Zeit zu essen! Und 70kg Körpergewicht ist sowieso beneidenswert :D Habe ich irgendwas übersehen? Denke ich zu einfach oder naiv?


    Mir ist sehr bewusst, dass Inhaltstoffe in Pilzen und anderen Nahrungsmitteln ein sehr komplexes Thema ist. Ein PSV muss auf die mögliche Allergien, individuelle Unverträglichkeiten usw hinweisen, und das tut ein PSV auch, das ist alles korrekt. Aber darf man solche Pilze wie Erdritterlinge unter Generalverdacht stellen, oder sogar als giftig bezeichnen und dadurch sie in die gleiche Schublade wie den Grünen Knollenblätterpilz stecken? Wenn man Nüsse oder Zitrusfrüchte essen oder Milch trinken möchte wird man doch nicht gleich davon mit möglichen Unverträglichkeiten abgeschreckt!


    Diese Diskussion habe ich bereits gefunden und gelesen.


    Als nächstes habe ich die Nebelkappe probiert. Die Nebelkappe soll u.a. in Frankreich nach dem Abkochen als meist gut verträglicher Speisepilz gelten (etwa wie Hallimasch bei uns - die meisten vertragen ihn doch). Und Rita Lüder empfielt in ihrem bekannten Buch "Grundkurs Pilzbestimmung" die jungen Exemplare zu probieren. Das habe ich auch gemacht und gut vertragen. Geschmacklich ein interessantes Erlebnis! Die Nebelkappen rochen beim Braten fast wie ein süßes Gebäck, sehr witzig. Die Kinder kamen angerannt und haben gefragt ob wir Weihnachtsplätzchen backen ;) Man muss den Pilz nicht mögen, aber man kann ihn durchaus probieren - das ist meine Meinung dazu. Was meint ihr?

  • Hallo Alex,


    ich kenne diese Diskussion und bin der gleichen Meinung wie du und über die Nebelkappe habe ich mich vor einigen Tagen hier geäußert.


    http://www.pilzforum.eu/board/…cher-lamellenpilz-ist-das


    Die Meinungen gehen sehr weit auseinander und wir sind viel zu schnell dabei, etwas aus einer "wissenschaftlichen" Studie zu übernehmen. Ich habe auch keine Probleme mit Erdritterlingen, aber Unverträglichkeiten gibt es wohl auch bei allen anderen Lebensmitteln.

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.


  • Hallo Veronika,


    über die Nebelkappe - da scheinen die Meinungen genau wie beim britischen Marmite klar polarisiert zu sein - entweder man mag das Aroma oder man hasst es. Dazwischen gibt es keine Stufen. Ich persönlich mag Nebelkappen und kann Marmite nicht leiden. Und ich vertrage seit Kindheit auch Hallimasch und Butterpilze.


    Unverträglichkeit bei anderen Lebensmitteln ist ein sehr guter Punkt! Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass man im asiatischen Restaurant hierzulande vorgewarnt wird dass ein Gericht die Erdnüsse enthällt auf die manche Leute sehr allergisch reagieren, dann Shiitake - der Pilz steht sogar auf der Giftpilz-Liste der DGfM, und dann vielleiht noch Soja, Sellerie, Zitrusfrüchte, Geschmacksverstärker, und sonstige Dinge die ganz üble Auswirkung auf "sensible Personen" haben könnten.

  • Für mich ist das ganz einfach.


    Pilze sind eine Delikatesse und kein Grundnahrungsmittel. Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, zweifelhafte Arten zu verspeisen. Wer das dennoch auf eigene Gefahr macht, soll das gerne tun.


    Wenn mich jemand nach der Eßbarkeit einer Art fragt, stehe ich in der Verantwortung für dessen Gesundheit. Daher gibt es beim leisesten Zweifel ein klares "Nein".


    Zwischen der Toxizität des Erdritterlings und der Nebelkappe gibt es übrigens große Unterschiede. Es ist außerdem nicht auszuschließen, dass die gleiche Art in einer südeuropäischen Gegend einen anderen Gehalt an Wirkstoffen hat, als die in einer mitteleuropäischen.


  • Hallo
    Ich vergleiche das immer mit Sauerkraut. Die Menge macht es! Aber auch verträgt nicht jeder Sauerkraut.
    Jedenfalls sind Nebelkappen besser als ihr Ruf! Ich mag die!


  • Für mich ist das ganz einfach.


    Pilze sind eine Delikatesse und kein Grundnahrungsmittel. Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, zweifelhafte Arten zu verspeisen. Wer das dennoch auf eigene Gefahr macht, soll das gerne tun.


    Das sehe ich auch so. Nur die potentielle Gefahr soll man aber nicht überschätzen, das wollte ich mit diesem Thema sagen. Auto fahren finde ich gefährlicher.
    [hr]


    Ich vergleiche das immer mit Sauerkraut. Die Menge macht es! Aber auch verträgt nicht jeder Sauerkraut.


    Wirklich?! Ich kenne niemanden wer Sauerkraut nicht verträgt. Manche mögen Sauerkraut halt nicht, aber das ist was anderes.
    Aber bis vor kurzem habe ich auch nicht gewusst dass manche Leute Butterpilze, Hallimasch oder Shiitake nicht vertragen. Unverträglichkeit von Speisepilzen ist mir aus eigener Erfahrung nicht bekannt. Da bin ich wahrscheinlich ziemlich robust gebaut, zum Glück. Ich mag zwar nicht alle Pilze in großen Mengen (Pilzragout ist definitiv nicht mein Ding), aber ich vertrage sie alle.


    Ich habe folgende Pilze ohne Folgen probiert, die von DGfM als "Pilze mit uneinheitlich beurteiltem Speisewert" eingestuft werden:
    Gemeiner Erdritterling
    Hallimasch
    Netzstieliger Hexenröhrling
    Schwefelporling
    Butterpilz
    Körnchenröhrling
    Gallenröhrling - schmeckt extrem bitter, ich habe nur ein angebratenes Stück probiert und wollte nicht mehr.
    Nebelkappe

  • Hallo Alex,


    ich glaube du gehst das Thema falsch an...


    Der Punkt ist doch schlicht, dass unabhängig von irgendwelchen Studien oder Erfahrungswerten..
    keine generelle Aussage über die Giftigkeit dieser Arten getroffen werden kann.
    Der Empiriker bräuchte breit angelegte Menschenversuche :P


    Das ist schlicht nicht möglich, insofern ist jede Diskussion sinnlos...
    Sprich es bringt nichts etwas in Frage zu stellen, von dem keiner weiß wie es sich genau darstellt..


    Mensch ist nicht gleich Maus, Mensch nicht gleich Mensch und Pilzsippe nicht gleich Pilzsippe, und Fruchtkörper nicht gleich Fruchtkörper...


    Autofahren halte ich aber ebenfalls für gefährlicher :P


    VG
    Konrad

  • Hallo zusammen,


    ich persönlich vertrete die Meinung, dass wir uns generell auf die Positivliste der DGfM verlassen können, denn diese entspricht dem derzeit aktuellen Stand der Forschung.


    Alles andere ist höchstwahrscheinlich von regionalen und insbesondere individuellen höchstpersönlichen Faktoren abhängig, weshalb jeder für sich selbst entscheiden muss, ob und in wieweit man einen Versuch ins Kritische hinein wagt.


    "Überreden" würde ich ohnehin niemand dazu, weil wenn der Kopf nicht mitmacht, schmeckt es ohnehin nicht. Diejenigen, die die Nebelkappen verzehren, oder anderes, tun dies meist seit Jahren ohne Probleme, zumindest nicht offenkundige oder wirksam gewordene.
    Diejenigen, die einen persönlichen Versuch wagen, haben das meist auch gedanklich irgendwie schon abgecheckt was an Risiken oder Nebenwirkungen möglicherweise beim Verzehr auf sie zukommen kann.


    Wir können allerdings als seriöses Forum nur zum Verzehr dessen raten, was von der DGfM aktuell auf die Positivliste gesetzt ist.


    http://www.dgfm-ev.de/sites/de…tivliste_V06-17052015.pdf


    VG, Markus

  • Hallo Alexander, hallo Pilzfreunde,
    Paracelsius (oder irgend so ein anderer oller Grieche??? 😜) sagt, die Dosis mache das Gift. Das ist aber offenbar nur die halbe Wahrheit. Die Giftig- bzw. Unverträglichkeit ist nicht nur von der Dosis, sondern auch von individuellen Befindlichkeiten abhängig.
    Wenn die DGfM, ein Pilzbuch oder der Leibarzt des Kaisers von China sagt, der Pilz XY sei giftig, dann heißt das, dass dieser Pilz
    - einen Giftstoff in bedenklicher Konzentration enthält, egal ob er schon mal einen umgebracht hat oder nicht, UND/ODER
    - nachweislich bei mehreren Personen Vergiftungssymptome verursacht hat UND/ODER
    - ein Risiko besteht, dass DU durch den Genuss dieses Pilzes gesundheitliche Beeinträchtigungen erfährst.
    Wir sind ein freies Land. Natürlich darfst Du Kahle Kremplinge essen. Einst galten sie als tolle Speisepilze. Heute wissen wir aber, dass sie auch schwere (tötliche) Reaktionen hervorrufen können. Selbiges aber zum Glück wohl seltener gilt für den Grünling. Bei Erdritterlingen ist es vermutlich ähnlich. Mag sein, dass Du die Nebelkappe gut verträgst. Ich Vertrage sie auch gut (finde sie aber nur so "mittellecker"). Meine damalige Freundin hatte von der selben Mahlzeit aber schlimme Magenkrämpfe. ...und hier muss ich mir Vorwürfe machen!
    Also, was ich sagen möchte. DU entscheidest selbst, was DU für Pilze sammelst und isst. Du sammelst sicher keine "klassischen" Giftpilze. Aber wenn Du zweifelhafte Arten essen willst, dann lass Dir hier in diesem Forum ernsthaft abraten. Es ist letztendlich aber DEINE Entscheidung. Nur bitte, ziehe keine Unbeteiligten mit rein!
    Viele Grüße
    Manfred

    Ich sag immer "egal", obwohl es nicht egal ist.
    ...naja, egal...

  • Hi Konrad,


    stimme Dir mal "tendenzlich" (hoffe hab das richtig geschrieben) zu. Obwohl ich etwas Probleme mit dem Vergleich vom Autofahren habe.


    Bin auch der Meinung: Dass keine generelle Aussage über die Giftigkeit dieser Arten und anderer Arten getroffen werden kann, zumal sie an verschiedenen Orten (Gegenden, Ländern und sogar Kontinenten) vorkommen. "Absolute Ausssagen" in Bezug auf einen Pilz beziehe ich immer nur auf die Pilze, die hier (XY) gefunden werden. Und genau darum geht es mir. Na Ja, vielleicht hab ich ja mal wieder wat verkehrt verstanden. Aber Alex hat das schon gut getroffen, wat ich meine.


    LG. Heinz

  • Hallo Alexander,


    du bist in dieser Sache absoluter Herr deiner Meinung und deines Willens. Niemand kann dir verbieten, Gemeine Erdritterlinge zu essen oder darf sie dir wegnehmen. Es zwingt dich auch niemand dazu, ein Pilzbuch zu verwenden/zu kaufen, in dem der GER (reißerisch?) als tödlicher Giftpilz bezeichnet wird. Aber aus Sicht des eine Beratungshaftung übernehmenden Pilzsachverständigen stellt sich die Sache anders dar. Er gibt die Pilze nicht frei, ja darf das gar nicht, ohne seinen Versicherungsschutz zu verlieren. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass er selbst die am nächsten Tag gefundenen Pilze der gleichen Art fröhlich und genussvoll isst. Das ist die rechtliche Sicht.


    Nun zur wissenschaftlichen Sicht. In den letzten Jahren hat sich in der Lebensmittelforschung ein hysterischer Alarmismus breit gemacht. Insofern stehen die tödlich giftigen Gemeinen Erdritterlinge auf einer Stufe mit anderen "Erkenntnissen", bei denen sich so Mancher an den Kopf fasst (z. B. potenziell tödliches Acrylamid in goldbraunen Pommes frites & Co., obwohl schon Omma immer für mich sachte: Junge iss das angebrannte Zeugs nich!) Je gefährlicher das, was herausgefunden wird, desto bereitwilliger fließen künftige öffentliche Forschungsgelder. Wer nie etwas Interessantes herausfindet, verliert sicher schnell seinen Forschungsjob. Das Problem dabei: wer zu oft Alarm schlägt, ohne dass danach Weltbewegendes passiert, wird irgendwann nicht mehr ernst genommen, und wenn dann mal wirklich Alarm angesagt ist, hört keiner mehr hin...


    Manchmal glaube ich, GER haben bloß nicht die richtige Lobby, weil sie nicht von Unternehmen industriell produziert oder gehandelt werden, und stehen der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung sowie dem darauffolgenden Bashing sozusagen wehrlos gegenüber. Würden Wissenschaftler im Mäuseversuch herausfinden, dass fettige Hamburger oder farbige zuckerhaltige Blubbergetränke bei Überdosierung zum Tod führen können, und stellte man sich vor, dass sie diese bahnbrechenden Erkenntnisse auch noch veröffentlichen bzw. an die Presse geben (etwa unter der Überschrift: "Neue Forschungserkenntnis: Hamburger vom Schnellrestaurant tödlich giftig!"), hätten sie sofort die Lebensmittelindustrie gegen sich und würden mit Unterlassungs- bzw. Schadensersatzklagen überzogen. Dabei kann ich mir durchaus vorstellen, dass ein Erdritterling nicht gesundheitsschädlicher ist als ein mit Farb- und Aromastoffen aufgepimpter Industriefraß.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Miteinander!


    Dazu möchte ich mich gerne äußern/einbringen.


    Ich bin da voll und ganz bei Rada und vermittle in meinen Kursen immer: Pilze sind ein Genußmittel und kein Grundnahrungsmittel.


    Zum Thema Erdritterling:
    Ich habe vorletztes Wochenende in Hornberg das Seminar "Giftpilze und Krankenhausdiagnostik" in Hornberg, geführt von Dr. Siegmar Berndt (DGfM-Toxikologe) besucht und in diesem Seminar wurde auch das Thema Erdritterling und dessen Giftigkeit behandelt.
    Untersuchungen von Prof. Dr. Berndt, haben keine Toxine in T.Terreum ergeben und nach seinen Aussagen wird der Erdritterling wieder in die Positivliste der DGfM aufgenommen. (Die übervorsichtigen Schweizer übrigens, haben diesen nie von der Speisepilzliste genommen)
    Auch wird, so scheint es nach diesem speziellen Seminar, der Netzstielige Hexenröhrling als ungiftig eingestuft. Weder Coprin noch andere Gifte konnten nachgewiesen werden. Lediglich vereinzelte Unverträglichkeitsreaktionen (die es aber auch immer wieder bei anderen Pilzen gibt) sind bekannt.


    Ich hoffe ich konnte ein wenig beitragen! :)


    Gruß von Rabbit

  • Untersuchungen von Prof. Dr. Berndt, haben keine Toxine in T.Terreum ergeben und nach seinen Aussagen wird der Erdritterling wieder in die Positivliste der DGfM aufgenommen. (Die übervorsichtigen Schweizer übrigens, haben diesen nie von der Speisepilzliste genommen)
    Auch wird, so scheint es nach diesem speziellen Seminar, der Netzstielige Hexenröhrling als ungiftig eingestuft. Weder Coprin noch andere Gifte konnten nachgewiesen werden.


    Genau das meine ich mit Alarmismus. Zwei Wissenschaftler forschen an der gleichen Frage, nämlich ob der GER giftig ist. Einer scort positiv, der andere negativ. So jetzt, wer von den beiden hat recht und wer hat nur Bullshit herausgefunden? Aber der Alarm ist erstmal da. Das hält die Wissenschaft am Kochen, es fließen weitere Forschungsgelder, denn man muss ja schließlich rauskriegen, wer letztlich recht hat.
    Für mich hat der Begriff "giftig" bzw. "Giftpilz" die Bedeutung, dass der Verzehr bei einer Großzahl an Menschen zu Gesundheitsproblemen führt, nicht bei einer verschwindend kleinen Minderheit von vielleicht 0,1 Prozent. Bei der Nebelkappe kenne ich ganz viele Leute, die mit ihr Probleme haben, beim Hallimasch und beim Netzi niemanden, beim GER ebenfalls niemanden.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo und vielen Dank an alle für ihre tolle Kommentare! :thumbup:



    Hallo Konrad,


    es gibt aber doch zahlreiche "Selbstversuche"! Die Menschen haben doch Erdritterlinge öfters schon gegessen. Es gab leider bis vor kurzem keine zuverlässigen Statistiken über die Auswirkung, aber freiwillige und implizite "Menschenversuche" gibt es doch.



    Mensch ist nicht gleich Maus, Mensch nicht gleich Mensch und Pilzsippe nicht gleich Pilzsippe, und Fruchtkörper nicht gleich Fruchtkörper...


    Autofahren halte ich aber ebenfalls für gefährlicher :P


    Da bin ich ganz bei Dir. Ich finde dass man da wie bei allen Allergien und Unverträglichkeiten ein bisschen Detektiv spielen soll um rauszufinden was man verträgt.



    ich persönlich vertrete die Meinung, dass wir uns generell auf die Positivliste der DGfM verlassen können, denn diese entspricht dem derzeit aktuellen Stand der Forschung.


    Hallo Markus,


    ich kann Dir leider nur bedingt zusimmen. Sich verlassen - ja, definitiv... Aber ist vom Verzehr anderer Pilzarten abzuraten?
    DGfM finde ich persönlich ganz toll, aber wenn Shiitake auf der Giftpilzliste steht, da kommen Zweifel zumindest an den Listen an. Das passt irgendwie überhaupt nicht zusammen. Shiitake wird nicht nur in Asia-Läden sondern auch in manchen Bio-Läden angeboten und soll ein Vitalpilz sein. Wir hatten schon mehrmals eine Pfanne voll eingeweichter trockenen Shiitake gebraten, und auch die Kinder haben reichlich davon genascht. Und alles ziemlich gut vertragen.



    Alles andere ist höchstwahrscheinlich von regionalen und insbesondere individuellen höchstpersönlichen Faktoren abhängig, weshalb jeder für sich selbst entscheiden muss, ob und in wieweit man einen Versuch ins Kritische hinein wagt.


    Volle Zustimmung von mir.



    Wir können allerdings als seriöses Forum nur zum Verzehr dessen raten, was von der DGfM aktuell auf die Positivliste gesetzt ist.


    Das finde ich richtig, aber gleichzeitig finde ich dass man die akute Gefahr nicht übertreiben soll. Ich habe schon in Pilzberatungen erlebt, dass Hallimasch nach der berechtigten Warnung des PSV komplett abgelehnt wurde. Das ist für mich reine Pilzverschwendung.



    Wir sind ein freies Land. Natürlich darfst Du Kahle Kremplinge essen. Einst galten sie als tolle Speisepilze. Heute wissen wir aber, dass sie auch schwere (tötliche) Reaktionen hervorrufen können. Selbiges aber zum Glück wohl seltener gilt für den Grünling. Bei Erdritterlingen ist es vermutlich ähnlich.


    Hallo Manfred,


    ich finde dass es doch Unterschiede gibt. Es gibt Menschen die nach dem Verzehr von Grünlingen und Kahlen Kremplingen verstorben sind! Die Fälle sind auch dokumentiert. Eine der Fragen die ich hier gestellt habe ist ob es Menschen gibt die wegen der Erdritterlinge Probleme hatten.



    ...
    Aber aus Sicht des eine Beratungshaftung übernehmenden Pilzsachverständigen stellt sich die Sache anders dar. Er gibt die Pilze nicht frei, ja darf das gar nicht, ohne seinen Versicherungsschutz zu verlieren.


    Hallo Oehrling,


    aus der Sicht des PSV würde ich das ganze auch so sehen.
    Dieser Versicherungsschutz ist wahrscheinlich sogar das Hauptproblem...



    Manchmal glaube ich, GER haben bloß nicht die richtige Lobby, weil sie nicht von Unternehmen industriell produziert oder gehandelt werden, und stehen der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung sowie dem darauffolgenden Bashing sozusagen wehrlos gegenüber. Würden Wissenschaftler im Mäuseversuch herausfinden, dass fettige Hamburger oder farbige zuckerhaltige Blubbergetränke bei Überdosierung zum Tod führen können, und stellte man sich vor, dass sie diese bahnbrechenden Erkenntnisse auch noch veröffentlichen bzw. an die Presse geben (etwa unter der Überschrift: "Neue Forschungserkenntnis: Hamburger vom Schnellrestaurant tödlich giftig!"), hätten sie sofort die Lebensmittelindustrie gegen sich und würden mit Unterlassungs- bzw. Schadensersatzklagen überzogen. Dabei kann ich mir durchaus vorstellen, dass ein Erdritterling nicht gesundheitsschädlicher ist als ein mit Farb- und Aromastoffen aufgepimpter Industriefraß.


    Da bin ich ganz Deiner Meinung!



    Hallo Rabbit!
    Es sind sehr interessante Erkenntnisse über die Du berichtest!

  • Kann man über die giftigkeit des Erdritterlings ja noch streiten, wo bitte liegt der Zweifel bei der Nebelkappe?


    Außerdem findet man zu deren Wachstumszeit mehr als ausreichend unkritische Arten, weshalb es keinen vernünftigen Grund gibt, kritische Arten zu verspeisen.


    Solche Themen wie dieses hier machen es den Leuten draußen im Feld recht schwer, die unbedarften Pilzsammler vor möglichen Schäden zu bewahren. Oft genug murren die Leute etwas, wenn ich denen die Nebelkappen aus dem Korb nehme. Irgendwo haben sie gelesen, dass man die doch essen kann.


    Bei mir gibt es das definitiv nicht. Und bei jedem verantwortungsbewussten Pilzkundigen sollte es das auch nicht geben.

  • Hallo Ralf,



    Kann man über die giftigkeit des Erdritterlings ja noch streiten, wo bitte liegt der Zweifel bei der Nebelkappe?


    So wie es aussieht, viele Leute vertragen sie zwar, werden aber vom Verzehr abgeschreckt weil es Personen gibt die sie doch nicht vertragen.
    Stell Dir vor, Du kaufst ein Käsebrötchen und wirst gleich von Gluten- und Laktoseintoleranz gewarnt bzw. wirst vom Kauf ganz abgeraten!



    Solche Themen wie dieses hier machen es den Leuten draußen im Feld recht schwer, die unbedarften Pilzsammler vor möglichen Schäden zu bewahren. Oft genug murren die Leute etwas, wenn ich denen die Nebelkappen aus dem Korb nehme. Irgendwo haben sie gelesen, dass man die doch essen kann.


    Bei mir gibt es das definitiv nicht. Und bei jedem verantwortungsbewussten Pilzkundigen sollte es das auch nicht geben.


    Wenn man es so richtig streng und konsequent durchzieht, dann soll man vollkommen vom Pilzgenuss abraten. Denn es gibt ja Leute die nicht mal Steinpilze vertragen (schwer zu glauben, wurde mir aber von einem PSV bestätigt). Ich respektiere zwar Deine Position, denn sicher ist sicher, aber mir persönlich ist es einfach viel zu sicher. Die Eigenschaften von Inhaltsstoffen vieler Pilzarten sind nicht mal erforscht. Wir haben ja über alle "sichere" Pilzarten kaum Studien und Erkentnisse. Ein kleines Risiko ist ja immer dabei, genau wie beim Autofahren.


    Übrigens, in letzter Zeit müsste ich öfters anderen Pilzsammlern mit denen ich entweder unterwegs war oder die ich im Wald getroffen habe Tipps geben. Ich habe sie bei Nebelkappen, Hallimasch & Co immer auf mögliche Nebenwirkungen angewiesen. Dabei bin ich immer auf völlige Ablehnung dieser Pilzarten gestoßen. Zu den Reizkerarten wurde ich auch schon mehrmals von Pilzsammlern befragt ("Dient diese giftige Farbe zur Abschreckung?"), und ich habe sie als sehr empfehlenswert und schmackhaft gelobt. War es vielleicht doch etwas fahrlässig von mir? Aus den Reizkern haben Wissenschaftler wahrscheinlich noch keine Stoffe isoliert getestet...

  • [quote pid='343647' dateline='1478551726']
    Bei der Nebelkappe kenne ich ganz viele Leute, die mit ihr Probleme haben, beim Hallimasch und beim Netzi niemanden, beim GER ebenfalls niemanden.
    [/quote]


    Zum Hallimasch habe ich hier im Forum mal eine Umfrage gestartet, weil es mich interessierte, wieviele mit dem Probleme haben und es waren nicht wenige. Der Prozentsatz ist also nicht SOOO gering. Aber immerhin, gibt es bei denen, die sie nicht vertragen, keine lebensbedrohlichen Folgen. Und ich bin froh den zu vertragen: Ich liebe Hallimasch.


    Zu den Erdritterlingen:ist ja prima, wenn das mittlerweile weiter untersucht wurde. Aber die Gefahr einer Rhabdomyolyse würde ich mich nicht aussetzen, wenn sie gegeben wäre,selbst bei 0,1 oder weniger Wahrscheinlichkeit. O.k. ich habe jetzt den Grünling trotzdem mal probiert, da bei sehr kleiner Dosierung keine Gefahr gegeben ist. Aber nein ich werde die nicht zu meinen Speisepilzen zufügen. Wenn die Gefahr jetzt nach neueren Untersuchungen bei Erdritterlingen nicht mehr gegeben sein sollte: prima.


    Kremplinge werde ich weiterhin nicht mal probieren- auch wenn die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben, sehr gering ist.


    Und nun ja, ein weiterer der kritischen:Wenn bei der Nebelkappe es nur um Verträglichkeit ginge , würde ich die sammeln und gar keine Bedenken haben- ich liebe übrigens Nebelkappen geschmacklich, finde die phantastisch im Geschmack , aber ich warte da doch lieber eventuelle weitere Untersuchungen zur Mutagenität ab.

  • Hallo Alexander,


    ich finde die angeregte Diskussion zum Erdritterling spannend - auf dem Gebiet ist ja gerade einiges in Untersuchung und es ist gut den neusten Stand zu erfahren. Aber: wenn ich Deine Beiträge hier lese habe ich eher das Gefühl Du möchtest eine Legitimation dafür dass Du Pilze isst die die DGfM aktuell als giftverdächtig deklariert. Die wirst Du aber von uns nicht bekommen.


    Öhrling schrieb schon: "Du bist in dieser Sache absoluter Herr deiner Meinung und deines Willens." Wenn Du also Pilze isst dann kann Dich niemand davon abbringen. Aber ein Hinweis sei mir dennoch gestattet. Die Faktenlage zu den Erdritterlingen ist ohne Frage dünn. Ebenso zum Grünling. Und beim Kahlen Krempling sind die exakten Mechanismen ebenso nicht wirklich offengelegt. Diese Pilze können bzw. könnten unter Umständen tödlich wirken. Ab welchen verspeisten Mengen setzt die Giftwirkung ein? Spielt der regelmäßige Verzehr eine Rolle? Was bedeutet "regelmäßig"? Gibt es regionale Unterschiede in der Giftigkeit? Spielen individuelle Verträglichkeiten eine Rolle? All das weiß man nicht wirklich. In diese ziemlich unklare Faktenlage hinein bereitetst Du Dir nun diese Pilze einmal zu und sagst "Also ich hab sie gut vertragen." Davon kann man - mit Verlaub - überhaupt nichts ableiten, nicht mal für Deine eigene individuelle Verträglichkeit.


    Ich persönlich kann nicht nachvollziehen wieso man hier mit der eigenen Gesundheit spielt und sich zwanghaft auf die Pilze stürzt die Experten zumindest als giftverdächtig deklariert haben. Der Wald steht voll von herrlichen Speisepilzen - was kostet es Dich diese wenigen Arten welche gerade umstritten und in der Diskussion sind wegzulassen? Welchen Schaden hast Du vom Verzicht? Wenn man Arten probieren möchte die als minderwertig oder als magen-darm-kritisch angesehen werden (Netzhexe bspw.) - warum nicht. Aber wozu muss man mit potentiell tödlich giftigen Arten herum experimentieren?

  • Hallo Safran!



    Zu den Erdritterlingen:ist ja prima, wenn das mittlerweile weiter untersucht wurde. Aber die Gefahr einer Rhabdomyolyse würde ich mich nicht aussetzen, wenn sie gegeben wäre,selbst bei 0,1 oder weniger Wahrscheinlichkeit.


    Genau diese scheinbare Gefahr stelle ich in Frage. So wie ich es verstehe, die Wahrscheinlichkeit der Rhabdomyolyse existiert erst mal rein theoretisch, und selbst die theoretische Gefahr betsteht nach dem Verzeher von unrealistischen Mengen. Die ganze Geschichte mit der chinesischen Studie scheint mir einfach von Sensationalismus angetrieben zu sein.



    Kremplinge werde ich weiterhin nicht mal probieren- auch wenn die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben, sehr gering ist.


    Das würde ich auch nicht machen. Beim Kahlen Krempling ist aber die Lage ganz anders.



    ich finde die angeregte Diskussion zum Erdritterling spannend - auf dem Gebiet ist ja gerade einiges in Untersuchung und es ist gut den neusten Stand zu erfahren. Aber: wenn ich Deine Beiträge hier lese habe ich eher das Gefühl Du möchtest eine Legitimation dafür dass Du Pilze isst die die DGfM aktuell als giftverdächtig deklariert. Die wirst Du aber von uns nicht bekommen.


    Hallo Thomas!


    Da kann ich versichern dass es nicht meine Absicht ist eine Legitimation zu bekommen. Diese gibt es für Erdritterlinge und Nebelkappen weder hier im Forum noch bei PSV. Essen oder nicht essen ist meine eigene Entscheidung auf meine eigene Verantwortung.



    Öhrling schrieb schon: "Du bist in dieser Sache absoluter Herr deiner Meinung und deines Willens." Wenn Du also Pilze isst dann kann Dich niemand davon abbringen. Aber ein Hinweis sei mir dennoch gestattet. Die Faktenlage zu den Erdritterlingen ist ohne Frage dünn.


    Gibt es aber mindestens eine einzige Speisepilz-Art zu der die Faktenlage nicht dünn ist?



    Ebenso zum Grünling. Und beim Kahlen Krempling sind die exakten Mechanismen ebenso nicht wirklich offengelegt. Diese Pilze können bzw. könnten unter Umständen tödlich wirken.


    Was Grünlinge und Kahle Kremplinge betrifft - ja, und da gibt es auch entsprechende Erfahrungen und Beweise.



    In diese ziemlich unklare Faktenlage hinein bereitetst Du Dir nun diese Pilze einmal zu und sagst "Also ich hab sie gut vertragen." Davon kann man - mit Verlaub - überhaupt nichts ableiten, nicht mal für Deine eigene individuelle Verträglichkeit.


    Individuelle Verträglichkeit der Pilze von einer bestimmten Stelle im Wald kann ich nach mehrmaligen Verzehr aber schon ableiten.



    Ich persönlich kann nicht nachvollziehen wieso man hier mit der eigenen Gesundheit spielt und sich zwanghaft auf die Pilze stürzt die Experten zumindest als giftverdächtig deklariert haben.


    Da kommen wir genau auf den Punkt! Ich kann beim besten Willen da kein Spiel mit Gesundheit oder gar mit dem Leben erkennen (betrifft nur Erdritterlinge und Nebelkappen). Ich sehe keine Legatimation für so eine Deklaration. Wären die Arten tatsächlich giftig und nicht nur potentiell unverträglich wie alle Lebensmitteln, dann sollten sie zumindest EU-weit als solche deklariert werden. Es kann doch nicht sein dass man im 21. Jahrhundert die selbe Pilzart in Deutschland nicht zum Verzehr freigibt aber in einem Nachbarland auf dem Markt verkauft! Was die Leute bei DGfM sich dabei gedacht haben kann ich leider bei allem Respekt nicht nachvollziehen. Ein Toxikologe aus eigenen Reihen gibt Entwarnung, aber der Pilz bleibt auf der Liste der giftverdächtigen. Das passt nicht zusammen. Und was Shiitake auf der Giftpilzliste macht verstehe ich überhaupt nicht. Diese Beispiele können solche Listen leider sogar diskreditieren. Und das wäre sehr Schade.


    Heute 15 Minuten zur Arbeit zu fahren war verhältnismäßig viel gefährlicher. Es hat regenet, die Bundesstrasse war sehr naß. Schon wieder gab es heute Morgen auf der Strecke einen Unfall. Soll ich jetzt komplett auf ÖPNV umsteigen? Die Möglichkeit gibt es ja. Aber die wenigsten tun es.



    Der Wald steht voll von herrlichen Speisepilzen - was kostet es Dich diese wenigen Arten welche gerade umstritten und in der Diskussion sind wegzulassen?


    In so ein Wald will ich hin :D Bei uns hier habe ich bis jetzt Pilze meist suchen müssen. Erdritterlinge und Nebelkappen gibt es aber stellenweise reichlich, im Gegensatz zu meisten herrlichen Speisepilzen. Nebelkappen wachsen auch gerne in großen Truppen und in der Zeit wo andere Pilze schon weg sind.


  • Da kommen wir genau auf den Punkt! Ich kann beim besten Willen da kein Spiel mit Gesundheit oder gar mit dem Leben erkennen (betrifft nur Erdritterlinge und Nebelkappen). Ich sehe keine Legatimation für so eine Deklaration. Wären die Arten tatsächlich giftig und nicht nur potentiell unverträglich wie alle Lebensmitteln, dann sollten sie zumindest EU-weit als solche deklariert werden. Es kann doch nicht sein dass man im 21. Jahrhundert die selbe Pilzart in Deutschland nicht zum Verzehr freigibt aber in einem Nachbarland auf dem Markt verkauft! Was die Leute bei DGfM sich dabei gedacht haben kann ich leider bei allem Respekt nicht nachvollziehen. Ein Toxikologe aus eigenen Reihen gibt Entwarnung, aber der Pilz bleibt auf der Liste der giftverdächtigen. Das passt nicht zusammen. Und was Shiitake auf der Giftpilzliste macht verstehe ich überhaupt nicht. Diese Beispiele können solche Listen leider sogar diskreditieren. Und das wäre sehr Schade.


    Ich kann absolut nachvollziehen dass die Faktenlage nicht geklärt und in höchstem Maße diskussionswürdig ist. Auch darüber wie sich die DGfM bezüglich solcher verdächtiger Pilze offiziell stellt. Aber ich wiederhole noch einmal: was ist so schlimm daran wenn ich vorerst den besagten Pilz einfach weglasse und nicht esse? Andererseits: mit welchem Argument setzt man sich über die Experten-Bewertungen hinweg? Und warum?


    Zu persönlichen Verträglichkeit: insbesondere bei Arten denen krebserregende Wirkungen nachgesagt werden oder die im Verdacht stehen Autoimmun-Rhabdomyolyse auszulösen ist die Aussage bezüglich der individuellen Verträglichkeit auf Basis einiger weniger Mahlzeiten - ganz vorsichtig ausgedrückt - schwierig. Diese Vergiftungsprozesse scheinen über Jahre abzulaufen bzw. häufigen Verzehr. Systematisch betrachtet kann eine einmalige (bzw. wenig häufigere) beobachtete Verträglichkeit nahezu alles bedeuten.


  • Aber ich wiederhole noch einmal: was ist so schlimm daran wenn ich vorerst den besagten Pilz einfach weglasse und nicht esse? Andererseits: mit welchem Argument setzt man sich über die Experten-Bewertungen hinweg? Und warum?


    Wie ich bereits geschrieben habe - sowohl Erdritterlinge als auch Nebelkappen sind stellenweise Massenpilze. An manchen Tagen, wo kaum was besseres zu finden ist, könnte ich mein Korb nur damit voll kriegen. Geschmacklich sind die beiden Arten OK. Zwar nicht sehr lecker, aber auch nicht gerade schlechter als manche Täublinge oder Rotfussröhrlinge.


    Als Experten-Meinung möchte ich die Entwarnung durch DGfM-Toxikologen bei Erdritterlingen und die Empfehlung (mit Unverträglichkeits-Warnung) der Frau Dr. Rita Lüder bei Nebelkappen noch mal erwähnen. Erfahrungen in anderen europäischen Ländern, wo beide Arten gegessen werden, ist auch ein Argument. Die Liste der DGfM heißt ja auch nicht "giftverdächtige Pilze" sondern "Pilze mit uneinheitlich beurteiltem Speisewert".



    Zu persönlichen Verträglichkeit: insbesondere bei Arten denen krebserregende Wirkungen nachgesagt werden oder die im Verdacht stehen Autoimmun-Rhabdomyolyse auszulösen ist die Aussage bezüglich der individuellen Verträglichkeit auf Basis einiger weniger Mahlzeiten - ganz vorsichtig ausgedrückt - schwierig. Diese Vergiftungsprozesse scheinen über Jahre abzulaufen bzw. häufigen Verzehr.


    Da muss ich Dir Recht geben und das sind meine einzige Bedenken bei der Frage ob ich solche Arten essen möchte oder nicht.


  • Der Wald steht voll von herrlichen Speisepilzen - was kostet es Dich diese wenigen Arten welche gerade umstritten und in der Diskussion sind wegzulassen?


    In so ein Wald will ich hin :D Bei uns hier habe ich bis jetzt Pilze meist suchen müssen. Erdritterlinge und Nebelkappen gibt es aber stellenweise reichlich, im Gegensatz zu meisten herrlichen Speisepilzen.


    Hallo Alex,
    und die Kiefern-Habichtspilze von neulich waren dir nicht gut genug in Vergleich zu Erdritterlingen? Sei nicht bös, aber da komme ich gerade nicht mit. ;)
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Ich finde die Nebelkappe geschmacklich nicht nur o.k. sondern excellent, aber zur Zeit lasse ich die stehen ;( .
    Rotfußröhrlinge gehören ganz nebenbei auch zu meinen Lieblingspilzen, woran man wieder sieht, wie unterschiedlich Pilze bewertet werden.


    Erdritterlinge noch nie probiert.


    Auch bei mir geht es nur um die 2.Frage.


  • Hallo Oehrling,


    die Erklärung ist sehr einfach :) Die Kiefern-Habichtspilze waren nur vier Stück und fast alle recht groß, ziemlich fest, evtl. etwas zu alt um sie zu essen. Und - ganz wichtig - ich hatte davor bereits kiloweise Pilze eingesammelt - die meisten waren Reizker und Maronen. Da muss ich nicht unbedingt noch eine Pilzart probieren, von der ich gelesen habe dass sie sowieso nicht jedem schmeckt.
    Am Sontag war ich noch mal im Wald und habe den Korb mit Riesenschirmlingen und Maronen voll gekriegt. Da habe ich auch Erdritterlinge und Nebelkappen gesehen, diese aber nicht mitgenommen - es gab ja genug andere Pilze die mir besser schmecken. Erdritterlinge und Nebelkappen sind für mich eher was für "schlechte Zeiten" falls menn Korb sonst leer bleiben würde.


  • Da muss ich nicht unbedingt noch eine Pilzart probieren, von der ich gelesen habe dass sie sowieso nicht jedem schmeckt.


    Dann versäumst Du aber u.U. die besten Pilze. Einige, die manche! sogar als ungenießbar ansehen, gehören zu meinen Lieblings!pilzen, z.B. der schuppige Porling, der große Scheidling, grüne Anistrichterlinge, aber auch diverse andere. Die sammeln wir nicht nur nebenbei, sondern fahren gezielt zum sammeln, weil ich die soo gerne mag Meine Tochter mag beide übrigens auch gerne.


    Ich probiere mittlerweile jeden Pilz, der irgendwo als eßbar angesehen wird und SICHER ungiftig ist.


    Und das verrückte ist , daß mein Töchterchen und ich, obwohl uns im allgemeinen (auch da gibt es natürlich Ausnahmen) ähnliches gut schmeckt, bei Pilzen oft zu ganz anderen Urteilen kommen. Und ja, wir kochen unsere Pilze oft in anderen Töpfen. Jeder Rotfußröhrling geht an mich- ich liebe die- mein Töchterchen findet die auch nur o.k. Sie hingegen bekommt die Steinpilze, weil sie die noch lieber mag als ich, um Maronen würden wir uns beide fast prügeln ;) - Kuschel, hier vom Forum mag die nicht.


    O.K. es gibt auch Pilze, wo mein Töchterchen und ich sich einig sind . Z.B. Amanita fulva bleibt stehen, rehbrauner Dachpilz bleibt stehen, breitblättriger Rübling bleibt stehen- ..... aber jemand anderes mag die sicher ebenfalls gerne.