Lactifluus (Lactarius) glaucescens (vs. piperatus) - Merkmale

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.638 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,
    im Küchen-Unterforum hatte ich einiges zu den Pfeffermilchlingen geschrieben (kulinarisch), aber auch zu den Merkmalen und zur Reaktion mit KOH, inkl. Links von diversen Webstellen - ab diesem Beitrag


    Ich bin inzwischen zu der Ansicht gekommen, dass ich bisher bei mir ausschließlich Lactifluus (Lactarius) glaucescens gesehen habe.
    Denn das Merkmal Stiel länger als Hut breit für L. piperatus (und umgekehrt Stiel kürzer als Hut breit für L. glaucescens) , sowie das Merkmal des zylindrischen (kaum zugespitzten Stiels) für L.piperatus sind KEINE GUTEN Merkmale.... heute erfahren.


    Einziges gutes makroskopisches Merkmal (außer der Milchfärbung) sind eventuell die bei jungen, frischen Pilzen schon leicht gelblichen, fast apricotfarb. extrem eng stehenden Lamellen bei L. glaucescens.
    Zumindest bei Bildern im Web sehen die sehr jungen Lamellen bei L. piperatus weißlicher aus, und etwas weniger dicht.
    Natürlich ist der Vergleich schwierig, wenn man nicht beide nebeneinander liegen hat (ebenso wie die manchmal genannten Unterschiede in der Hutoberfläche)


    Die Grünung (oft nur "Grauung") tritt manchmal extrem verzögert ein und ist nicht immer so sehr deutlich zu sehen - oft nur ein "Hauch". (L. piperatus soll da ganz und gar nicht verfärben oder ins Gelbliche gehen, nicht ins Gräuliche).


    Da ich denke, dass die "Geschichte" im Küchenforum etwas untergehen könnte, hier noch mal der Hinweis darauf.
    Viele L. piperatus sind vielleicht nicht ganz richtig bestimmt und in Wirklichkeit L. glaucescens ... könnte zumindest sein (wenn man nicht am anderen Tag die Schnitte schaut, wenn man nicht mit KOH testet etc. - und sich auf die Stiellängen verlässt ... und wenn man denkt, dass auch L. piperatus so einen leichten "apricot"-Hauch an den Lamellen hat - hat er vielleicht ... aber so wie es aussieht, erst später und eher gelblich.)


    Ergänzungen von euch, andere Erfahrungen etc. ... gern gelesen. :)

  • Hallo abeja


    Die KOH-Reaktion habe ich noch nie getestet, werde es aber sicher in Zukunft mal ausprobieren. Die graugrüne Verfärbung der Milch bei L. glaucescens kommt extrem verzögert, aber nach meiner Erfahrung bei frischen, reichlich milchenden Exemplaren zuverlässig und sehr deutlich. Man muss sich aber schon über Nacht gedulden.


    LG Karl

  • Bei mir ist L. glaucescens auch die häufigere Art. L. piperatus war zwischendurch mal jahrelang quasi weg, kam dann aber plötzlich wieder - dennoch seltener als L. glaucescens.


    Das schmutzige Graugrün empfinde ich (wenn man Geduld hat) als zuverlässig. Die KOH-Reaktion geht halt direkt im Gelände (wie auch beim Artenpaar L. vellereus vs. L. bertillonii) und ist m.E. eindeutig und glasklar.


    LG
    Christoph

  • Hallo,
    danke für eure Antworten. :)


    Dass ihr beide damit keine Probleme habt, das glaube ich ja schon ;).
    Interessant, dass bei dir, Christoph, auch L. glaucescens der häufigere Pilz zu sein scheint.
    Im Gröger steht bei L. piperatus "ccc" und bei glaucescens "rr" (auf kalkreichem Boden, bei mir vorhanden.)


    Wie gesagt, ich bin da - nachdem ich im letzten Jahr ganz deutlich grünende Pfeffermilchlinge gefunden hatte - fälschlicherweise davon ausgegangen, dass das immer so deutlich wäre...


    Hier ein gutes Beispiel von meinen Funden vom letzten Jahr, auch andere sahen zumindest zu Hause nach Transport so aus (aber manche eben auch nicht, und die habe ich damals falsch "einsortiert".)
    https://www.pilzforum.eu/board/attachment.php?aid=141325
    https://www.pilzforum.eu/board/attachment.php?aid=141326


    Und wenn man das als Normalfall ansieht, dann rechnet man nicht damit, dass dieser extrem dünne Grauschleier an einer frischen Bruchstelle oder Schnittstelle erst nach Stunden eintreten könnte - und dann noch nicht mal an jeder Stelle, wo Milch geflossen ist.
    Hat man also vor Ort eine Menge an diesen Pilzen, und nimmt per Zufallsauswahl einen davon zum Testen mit - dann kann es durchaus sein, dass dieser Pilz (obwohl es genauso einer ist, wie die anderen) nicht oder nicht sehr deutlich graut, bzw. nur an einer winzigen Stelle, die man leicht übersehen kann - und dass man daraus dann die falschen Schlüssel zieht.
    Das konnte ich feststellen, als ich über 20 Stück mitgenommen hatte (zu Verzehrzwecken) - wie unterschiedlich die doch reagierten (aber es waren alles schwach-milchende Exemplare).


    Noch eine Feststellung vom Montag:
    da hatte ich die stärker milchenden Milchlinge vor Ort am Stiel gekürzt und alle Pilze an den Lamellen angekratzt, überall floss Milch (und alle Pilze habe ich mitgenommen).
    Diese ERSTE Schnittkante war nach 2 Stunden bei allen Pilzen leicht gräulich, aber da wo Milch auf die Lamellen geflossen war, da war nur bei der Hälfte der Pilze eine gräuliche Verfärbung zu sehen, ansonsten entwickelten sich nur überall bleibende Braunverfärbungen.


    Dann habe ich zu Hause noch mal etwas vom Stiel abgeschnitten (Pilze knapp 1 Std. "alt") .
    Diese NEUE Schnittkante hat nicht mehr so deutlich gemilcht, man sah aber einen leichten feuchten Glanz beim Abschneiden.
    Die NEUE Schnittkante blieb sehr hell, am anderen Morgen leicht gelblich-braun, der gräuliche Schimmer war dort nicht zu sehen.
    Am Abend (ca. 24 Std später) waren alle Schnittkanten relativ braun, so dass man auch die Grauung auf der ERSTEN Schnittstelle nur noch mit Schwierigkeiten feststellen konnte.
    (Mit KOH konnte man an jedem Pilzstückchen/ Stielscheibchen irgendwo (aber nicht großflächig) intensiv orange-gelbe Pünktchen hervorzaubern, auch da wo die Grauung nicht so offensichtlich war.)

  • Hallo abeja


    Ich habe zwischenzeitlich typisch Schlankstielige Pfeffermilchlinge mit zugespitzter Basis gesammelt und zu meiner Überraschung wurde die Milch beim Eintrocknen blass grau. Die KOH-Reaktion war je nach Stelle des Frk. mehr oder weniger deutlich. Orange war sie eigentlich nur auf dem Hut an gelblich verfärbten Stellen :rolleyes: .
    Das bestätigt zunächst deine Beobachtungen. Gestern habe ich erfahren, das die Arten weder über den Habitus noch über Milchverfärbung oder KOH-Reaktion zu trennen sind.
    Eine sichere Trennung sei nur über die Huthautstruktur möglich.


    LG Karl


    https://link.springer.com/article/10.1007/s11557-013-0931-5

  • Hallo Karl,


    danke (etwas verspätet, ich war aus familiären Gründen längere Zeit nicht zu Hause und mal "off-Forum") für deine Rückmeldung. Das scheint ja wirklich nicht so einfach zu sein, wie man bisher geglaubt hatte. Andreas/ Mollisia hatte das in dem anderen Thread (Küche) auch schon angedeutet (sein Beitrag)