was bisher passierte.
Lagotage 1
Lagotage 2
Erebus lebt in K., einer Stadt mit einundzwanzigtausend Einwohnern, hat drei Einkaufsparadiese mit Lebensmittelvorliebe und sieben Discounter zur Betäubung der vordringlichsten Konsumsüchte zur Verfügung. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie über unzulänglich gemulchte Parkplatzrabatten verfügen, ein Merkmal, auf dass Erebus Wert legen würde, wenn–™s eben nicht so wäre. Nicht, dass er einen irgendwie besonders gearteten Tick hat, nein, dass nicht. Aber es würde die Auswahl des Wochenendeinkaufskandidaten entschieden vereinfachen. Zur Zeit bedient er sich des Gießkannenprinzipes.
Und in Trarego? Sicher, Herr Biscotto wäre erfreut, würden Isa und Erebus ein wenig ihres schönen Geldes bei ihm lassen, aber vor größeren Investitionen als kwattropanini scheut das Paar zurück. Man muss aber wissen: in dieser Ecke Italiens herrscht ein katastrophaler Frischmulchmangel. Weil die Vorraussetzung –“neuer Discounter vor den Toren der Stadt- fehlt. Man muss bis Verbania, fahren um einen Supermarkt zu finden.
Die Höhenlinien in Verbania liegen vertrauenerweckend weit auseinander, deshalb wird Verbania Ziel der Mittwochsplanung. Pilze findet man keine, der Supermarkt ist von Beton umgeben, so dass dieser Tag unter ferner liefen archiviert werden wird. Schöne Ruinen säumen die Uferstraße, auf der man kostümierte Radfahrer um den See hetzt. Ein Ort zum Träumen.
Donnerstag.
Zeit, die nahegelegenen Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Tatsächlich gibt es für Trarego eine kleine Tour im mitgebrachten Wanderführer. Eine blaue Tour. Blau, das bedeutet: seniorengerecht und für Familien mit Kleinkindern geeignet, nur eine Stunde zur römischen Brücke weiter zum Wasserfall und untenherum zurück.
Bei näherem Studium der Streckenmerkmale stellt sich heraus, dass ein Höhenunterschied von 150m zu überwinden ist. Mhh.
Man beschließt, nicht ins offene Messer zu laufen und wird deshalb Autowandern. Womit nicht zu rechnen war: die Straßen in Traregos Westen sind verhältnismäßig eng. Klick. Klack. Die Außenspiegel würden sowieso nicht zum Einsatz kommen, wer käme schon auf die Idee, in diesen Gassen rückwärts zu fahren?
Bald fühlt man sich wie in einer Touristenreuse. Die Kurven werden auch nicht weiter, im Gegenteil. Endlich, am Dorfausgang eine Stelle, wo man den Wagen abstellen kann. Ein Piaggio-Dreirad käme möglicherweise dran vorbei. Zwei Damen mit Hund staunen nicht schlecht, als ihnen berichtet wird, dass man von dort -man weist auf den schmaler Einlass zwischen zwei Häusern- kommt, woher auch sonst? Na, das ist ja allerhand!
Den Anblick der Brücke über dem klaren Bächlein vermag Erebus nicht zu genießen, er ist aufgewühlt. Der Gedanke, durch diesen steinernen Dünndarm zurückzumüssen, beschert ihm ein flaues Gefühl im Magen. Zudem steht ein aufwändiges Wendemanöver mit aussichtsreichen Tiefenblicken bevor.
Aber unsere Helden meistern die Situation. Und vor der Kirche Traregos wird dann tief ausgeatmet. Das Schlimmste ist überstanden.
Die Straßen werden wieder breiter. Wagemutig und unbelehrbar geht es jetzt Richtung Wasserfall. Natürlich im Auto, dessen Spiegel man kurzerhand im Sparmodus belässt. Zurück durch den Ort, dann abwärts und am südlichen Ortsrand wieder nach Westen. Selbstverständlich werden die Gassen auch hier wieder enger. Was hat man sich nur bei der Städteplanung gedacht. Das fragt man sich.
Jedoch bleibt das Sträßchen in erträglicher Breite, bis es an einem Parkplatz endet. Ab hier wäre Maultier angebracht oder eben zu Fuß weiter.
Wundersamerweise ist der Hang terrassiert, und die Terrassen sind zudem recht breit, eben, und stellen keine Ansprüche in vertikaler Hinsicht. Edelkastanien, Birken Hollunder und Hasel beherrschen die untenliegenden Terrassen, weiter oben gibt es Apfel und Steinobst, Wiesen und glöckchenläutende Ziegen.
Der Wasserfall ist natürlich keiner. Da hat man sich auch nicht zu viel davon versprochen. Der Wanderführer versprach kein Iguacu. Auf den letzten Metern steigert sich das Rauschen, das durch die Bäume dringt, die Ziegen bimmeln Almgefühl. Aber immerhin eine lange, steile Rinne, durch die das Wasser herab rauscht.
Auf dem Rückweg hält man sich noch etwas auf und fotografiert.
01 Wasserfall von Trarego, 02 Daedaleopsis confragosa - Rötende Tramete,
03 Vuilleminia comedens - Rindensprenger Gemeiner (?)
04 Exidia plana - Warziger Drüsling auf Castania sativa
05 unbekannt Runzelschorf auf Blatt von Castania sativa - Dank an Eike
06 Dacrymyces cf stillatus - zerfließende Gallertträne (?)
07
08 Edelkastanienwälder
09
10 Daedaleopsis confragosa - Rötende Tramete
11 Käfer von oben
Ja. Und am Freitag scheint die Sonne. Zumindest unten am See, hier oben sieht es noch diesig, nebelig aus, doch gegenüber, am Rinnstein vor der Mauer zur Villa Emma, schmolz letzte Nacht der letzte Schnee.
Jetzt können wir aus verschiedenen Gründen, aufgrund der gesammelten Erfahrung, des sehr routinierten Gebrauchs der Serpentinenstraße, der Gunst des Wetters etc. pp. beginnen, den Urlaub so richtig zu genießen. Morgen ist Abreisetag.
Bei der Planung der Verbaniafahrt fiel eine Gegend weiter südlich auf, das Mündungsgebiet eines Flusses in den Lago, das neben der Ausweisung als Naturschutzgebiet einen unbezahlbaren Vorzug besitzt: es ist frei von Höhenlinien. Komplett.
Das man da nicht früher drauf kam! Und wie die Sonne lacht! Fröhlich klicken die Außenspiegel, ein Mercedesfahrer lacht, ein Opelfahrer blickt sehr grimmig –“ verkehrte Welt! - Fahrradfahrer stauen kleine Kolonnen hinter sich auf, lassen sich zu persönlichen Bestleistungen verleiten, Menschen verlassen ihre Häuser, Hund kacken in Rabatten, es riecht nach Pizza und Dieselöl.
Im Naturschutzgebiet, in der Hauptsache stehen hier Silberweiden, ein typischer Schneeschmelze-Auenwald, hört man aus der Ferne das Drehen der Baukräne, Kettensägen kreischen, die Rettungswagen stoßen ins Martinshorn.
Man wandert durch Sonnenflecken! Die Temperatur der Luft beträgt sieben oder gar acht, aber in der Sonne liegt sie sicherlich bei fünzehn, achtzehn Grad
Eine erste Eidechse chillt auf einem Baumstumpf, der Wald riecht nach Wald und trockenem Moos.
12 Trametes hirsuta - Striegelige Tramete
13 Clorociboria aeruginascens - Kleinsporiger Grünspanbecherling
14 Trametes versicolor - Schmetterlingstramete, 15
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17 Panellus stipticus - Herber Zwergknäueling
18 Panellus stipticus - Herber Zwergknäueling
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22 Auricularia auriculae-judae - Judasohr
23 Trametes versicolor - Schmetterlingstramete
24 Daedalea quercinus - Eichenwirrling
25 Lycogala epidendrum - Blutmilchpilz
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27 Turbaria furfuracea - Gemeiner Trompetenschnitzling (?) Coprinus spec. - Dank an Jan-Arne und Pablo
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30 Phellinus punctatus Polsetrförmiger Feuerschwamm auf Salix
31 Phellinus punctatus Polsetrförmiger Feuerschwamm auf Salix, 32 Podarcis muralis - Mauereidechse
Herrlich!