Hallo zusammen,
nun war ich eine Woche lang ohne Pause unterwegs und habe Pilze, Tiere und Blumen aufgetrieben oder auftreiben lassen. Nun kann ich endlich wieder zur Ruhe kommen, lassen Revue passieren lassen und möchte euch in zwei Teilen ein paar Bilder zeigen.
Los ging es beim Schlauchpilz-Kurs am Heiligen Meer (Münsterland, nicht Eifel) unter der Kursleitung von Dr. Heinrich Terlutter und Klaus Siepe. Ein leider nur sehr kurzer Kurs, bei dem man aber dennoch einige interessante Sachen lernen durfte und gleichzeitig nette Leute kennenlernen durfte - absolut empfehlenswert! Ein paar von mir bisher nicht beachtete oder nicht gefundene Arten waren auch dabei:
1)
Nitschkia grevillei - Was in eingetrockneter Form aussieht, wie ein Becher, ist tatsächlich ein Kernpilz, dessen Gattung schon gut makroskopisch zu erkennen ist.
2)
Chaetosphaerella phaeostroma - Die Art ist wohl gar nicht so selten. An dem Filz als Basis kann man sie gut auf Totholz ausmachen und mit der Lupe dann die sehr kleinen Kügelchen erkennen.
3)
Schilf-Spaltlippe (Lophodermium arundinaceum) - Spaltlippen gibt es ja auf verschiedensten Substraten. Blattstielen, Nadeln, aber eben auch auf alten Halmen von Schilf.
4)
Das Heilige Meer (übrigens mit gerade mal rund 320 x 130 Metern der größte natürliche Binnensee Nordrhein-Westfalens) bietet verschiedensten Insekten und Amphibien einen wunderbaren Lebensraum.
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CUT
Um die Mittagszeit war der Kurs am Heiligen Meer zuende und ich fahr mit Pilzfreund Michael (hier: Strubbelkopfröhrling) zurück nach hause, um schnell meine Sachen zu packen und meiner Familie in die Eifel zu folgen. Nach meiner Ankunft, musste ich erst einmal raus und sammelte mir einiges ein.
5)
Phragmotrichum chailletii - die Art ist in jedem Fichtenbestand auf Fichtenzapfen zu finden. Was makroskopisch sehr unscheinbar ist, wird unter dem Mikroskop zum absoluten Hingucker. Bisher undokumentiert, habe ich mir im Wald einfach mal einen Zapfen mitgenommen.
6)
Und auch Köttel schaute ich mir an. Hier Wildschwein-Losung. Diese skurrilen Gestalten sahen schon aus, wie ich mir den ein oder anderen Dungpilz vorstellen würde, die ja gerne Fruchtkörper mit engstehenden Asci/Sporen bilden. Nach erfolglosem Mikroskopieren und einem darauffolgenden "Leider kein Pilz" von Nobi, muss es sich hier wohl um ein Insekteneiergelege handeln. Spannend!
7)
Nectriopsis violacea - Diese Art parasitiert vor allem Gelbe Lohblüten und wird sehr gerne übersehen. Der Grund: Fuligo septica wächst gerne auf Baumstümpfen. Vögel lassen genau dort gerne ihr Stoffwechselendprodukt liegen. Wenn Vögel Beeren zu sich nehmen, ist das benannte Produkt gerne violettlich. Es lohnt sich aber durchaus, mal genauer hinzusehen.
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NEXT CUT
8)
Am nächsten Tag waren meine Mutter und ich mit Rainer (Wald) und Karl (Wehr) verabredet. Rainer kennt die Eifel wie seine Westentasche und ich wollte mich unbedingt davon überzeugen, dass die genialen Bilder, die er so häufig bei Facebook zeigt, nicht doch nur Attrappen zeigen. In der Eifel ist nämlich Kalk zu finden, was für NRW eine absolute Besonderheit ist. Gesagt getan. Wir verbrachten einen tollen Tag bei schönem Wetter und interessanten Funden in der Eifel. Danke noch einmal an dieser Stelle. Zwei meiner pilzlichen Bildungslücken gehörten mit dem Morchel-Becher und der Spitz-Morchel nun endlich der Vergangenheit an.
Speisemorchel (Morchella esculenta) - In der Eifel hatte es auch seit 3 oder 4 Wochen nicht geregnet. Dementsprechend war die Hoffnung zunächst gar nicht so groß. Netterweise waren an dieser für Rainer und Karl neuen Fundstelle der Speisemorchel Schläuche gelegt worden, die nicht nur den jungen Bäumen, sondern auch der Feuchtigkeit der Speisemorcheln und einiger Morchelbecherlinge dienten.
9)
Name wird ergänzt. Skurril anmutend war dieser Rostpilz, den wir auf einer Wiese voller Küchenschellen bei der Suche nach einer Orchidee, die dort wachsen sollte, fanden. Auf gut Glück zeigten wir die Bilder Jule, die sofort eine Idee hatte. Es könnte sich um was Besonderes handeln, weshalb ich am Tag meiner Abreise noch einige der Fruchtkörper einsammelte und bald getrocknet an Jule schicke. Das Ganze wird dann natürlich noch aufgelöst.
10)
Nicht nur, aber auch in den Kalkgebieten sind Weinbergschnecken allgegenwärtig.
11)
Wenig später waren an einem Bach zwischen Bärlauch noch einige Bilderbuch-Spitzmorcheln (Morchella elata), wobei einige Fruchtkörper auch eingetrocknet bzw. im Wachstum unterbrochen waren, was die gegenwärtige Trockenheit anschaulich zeigte. Hier ausnahmsweise mal zwei Bilder
12)
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Hypomyces rosellus - Die auffällige Pinkfärbung, die dieser Phellinus spec. beim Stöckchendrehen aufwies, zeigte punktuell auch Fruchtkörper des Porlingsbesiedlers.
14)
Hasel-Kleiebecherling (Encoelia furfuracea) - Überall Hasel in der Eifel. Da wird doch wohl auch... Ah jetzt ja. Ein typischer Frühjahrspilz, den man wohl nur so selten sieht, weil man falsch sucht. Auf den horizontalen Blick muss man sich gezielt konzentrieren, weil die Becher ja nur sehr selten in Bodennähe wachsen. Insgesamt fanden wir die Art in den 5 Tagen letztlich an 3 oder 4 Stellen.
15)
Morchelbecherling (Disciotis venosa) - Zweite Bildungslücke. Bei uns kann man diese Becherlinge nicht finden. In der Eifel auf Kalk schon öfter mal. Hier ein sehr schönes Exemplar.
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Überall Bäche oder kleine Flüsse. Da sieht man auch mal den ein oder anderen Frosch.
17)
Maulbeerkugelpilz (Bertia moriformis) - Wieder ein Kernpilz, der im Detail gar nicht so schlecht aussieht. Hier wuchs er - anders als mir sonst bekannt - auf Nadelholz (Picea).
18)
Schuppenwurz (Lathraea squamaria) - Am Ende der Tour gab es noch einmal ein Highlight zu bewundern, nämlich diese eher seltene Pflanze, deren Standort Rainer ebenfalls bereits kannte.
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Auf dem Rückweg zur Ferienwohnung "sammelten" wir noch - nach einem weiteren wertvollen Tipp - diese Süntel-Buche ein. Ganz alleine auf einem Hügelgrab stehend, machte sie optisch schon einiges her.
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Wieder ein CUT und der Besuch einiger Bachtäler in den folgenden Tagen:
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Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) - Welche der ersten "richtigen" Pilze, wenn auch schon eingetrocknet und in der Form wirklich nur anhand der Unterseite zu identifizieren.
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Zuerst entdeckte meine Mutter das Lebermoos, dann die Eidechse, die gerade vom heruntertropfenden Wasser trank. Hier war übrigens keine Mniaecia zu finden.
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Die Touristen-Attraktion des Eifeler Frühjahrs sind wohl die Narzissenwiesen.
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Nicht weniger Attraktion sind aber natürlich die kleinen Tierchen, die sich beim Stöckchendrehen zeigen, wie diese dicke Raupe.
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Wir waren unmittelbar in der Nähe der Belgischen Grenze. Dementsprechend würde ich das für Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg halten. Hier mit osterlichem Weihnachtsbaum on top.
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Am folgenden Tag fuhren wir hinüber in fremdes Land (Nein, nicht Belgien, sondern Rheinland-Pfalz) und fanden am Meerfelder Maar eine wenig pilzversprechende, aber dennoch sehr idyllische Gegend vor.
26)
... und auch Sunny genoss Wetter und Wasser...
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als plötzlich... Wieder ein Erstfund. Strike! Inmitten eines alten ausgehöhlten Pappelstumpfs etwa 50 cm unter dem Boden und etwa 1 m unter dem äußeren Rand des Stumpfes entdeckte ich Pilze. Das Daumendrücken lohnte sich, weil nicht meine zweite Option der Von-Oben-Bestimmung, der Löwengelbe Stielporling, sondern tatsächlich der Orangeseitling (Phyllotopsis nidulans) sich darin verbarg. In NRW ist die Art wohl durchaus recht selten.
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Nach kurzer Mittagspause weiter Stöckchendrehen... Hier gab es unter anderem Hypoxylon petriniae zu sehen, eine Art, die mit rötlichen Flecken und schwarzem Rand recht typisch daherkommt.
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Sehr flächig und mit einer extrem ungewöhnlichen Farbe, die auf den Fotos leider nur bedingt herüberkommt, zeigte sich ein fädiger Pilz, den ich normalerweise (als typischen Pablo-Pilz) im Wald lassen würde. Aufgrund der Farbe hat das Blättern in den Pilzen der Schweiz aber einen guten Tipp gegeben, der am Ende zu Byssocorticium atrovirens führte.
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Eutypella alnifraga - Und am Ende kamen noch Finger aus schwarzen Punkten. Skurrile Optik wieder einmal, irgendwo im Forum hatte ich sowas schon mal gesehen. Mithilfe von Bildvergleichen kam ich schnell auf die richtige Gattung, mit der ich ich bisher noch keinen Kontakt hatte (E. quaternata zählt in dem Fall nicht). Schön auch, dass es nicht die wohl häufigste Art war, die kleinere Sporen hätte. E. alnifraga wird häufig zu Eutypella cerviculata gezählt. Danke an der Stelle an Klaus Siepe für die Bestätigung und Diskussion über die Taxonomie.
Das war es fürs Erste von mir. Ich hoffe, ich konnte einen vernünftigen Mittelweg finden zwischen Nerdpilzen und normalen. Im nächsten Teil, für den es noch einige Bestimmungen und Zeit braucht, wird es dann auch ein paar Schleimpilze und einen Molch geben.
-> Hier <- geht's zu Teil 2.
Liebe Grüße und danke fürs Mitgehen!
Jan-Arne