Mein 2014 Teil 2 - die Spröden ohne Milch

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 5.947 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mykovino.

  • Liebe Forianer,


    auch der zweite Teil meines Jahresrückblicks beschäftigt sich mit Spödblättlern; diesmal sind die Täublinge dran.


    Ich mag die oftmals kräftigen Farben in den verschiedensten Tönen und habe in diesem Jahr einige neue Russula kennengelernt.


    Und los geht es mit den Schwärztäublingen (die wurden alle im Schwäbischen Wald gefunden).


    Durch die grauschwarze Farbe und die dicken, weit stehenden Lamellen leicht zu erkennen ist der
    Dickblättrige Schwärztäubling Russula nigricans

    Hier setzt schon langsam das Röten ein

    Mit seinem rosa Schimmer in den Lamellen verrät sich der
    Kohlentäubling Russula anthracina

    Der dritte im Bund ist der
    Dichtblättrige Schwärztäubling Russula densifolia


    Die Hutfarbe kann irgendwo zwischen grün und lila liegen, aber die weichen, nicht splitternden Lamellen kennzeichnen ihn eindeutig - ein ausgezeichneter Speizepilz dazu:
    Frauentäubling Russula cyanoxantha


    Etwas ähnlich im Farbton, aber jung am kleinen Buckel zu erkennen ist der ebenfalls essbare
    Buckeltäubling Russula coerulea - gefunden jeweils auf saurem Boden


    Im Sommer war in der Eifel pilzmäßig richtig was los; im Fichtenwald auf Kalk konnte man diesen schönen, aber sehr scharf schmeckenden Zeitgenossen finden
    Stachelbeertäubling Russula queletii

    Auf saurem Boden dagegen wächst der änlich gefärbte, ebenfalls sauscharfe
    Zedernholz-Täubling Russula badia

    Wenn ein Täubling mit solch einem Farbton in der abgebrochenen Stielbasis nach Heringslake (oder Krabben) riecht, dann handelt es sich um den
    Roten Heringstäubling Russula xerampelina - essbar, aber schmackhaft?


    Auf jeden Fall essbar und auch schmackhaft ist der auf Kalkboden zu findende
    Goldtäubling Russula aurea - gefunden im Schwäbischen Wald

    Den habe ich zwar noch nicht probiert, aber er soll auch essbar sein und er wuchs in der Ville in einem sauren Fichtenwald in Massen (laut Bon kommt er sonst im Laubwald vor); zu erkennen ist er an dem zur Mitte hin deutlich helleren Ton (gelb-orange)
    Ziegelroter Täubling Russula velenovskyi


    Anfang Juli fand ich in Harzpilzchens Reich diesen schönen Pilz auf Kalk unter einer uralten Eiche (Hartmut hat ihn bestimmen können)
    Freudiger Täubling Russula laeta - ebenfalls essbar


    Und den habe ich dieses Jahr auch als guten Speisepilz kennengelernt
    Fleischroter Speisetäubling Russula vesca


    Hier haben wir noch einen zart-roten Vertreter, der zwar essbar ist, aber nicht wirklich eine kulinarische Bereicherung. Er wächst meist auf sauren Böden und ist neben seinem hellroten Farbton vor allem an dem sehr harten Stiel erkennbar - gefunden im Schwäbischen Wald
    Harter Zinnobertäubling Russula rosea


    Nun genug mit den roten Exemplaren, die gelben haben auch ihren Reiz.
    Der häufigste Vertreter auf sauren Böden ist der eher ungenießbare
    Ockertäubling Russula ochroleuca

    Ein scharf schmeckender gelber Vertreter, der eher auf alkalischen, mageren Böden vorkommt, ist der
    Sonnen-Täubling Russula solaris - gefunden bei Hann.Münden

    Als leckeren Speisepilz habe ich in diesem Jahr einen in der Ville gar nicht so seltenen und leicht erkennbaren Gelben entdeckt; er hat oft einen violett überhauchten Stiel und die gelbe Hutfarbe hat immer irgendwie einen Olivstich
    Violettstieliger Täubling Russula violeipes


    Zu manchen Zeiten sind die Stinktäublinge ja allgegenwärtig (war bei uns im Juli so). Wie man sich schon denken kann, sind das keine Speisepilze.
    Stinktäubling Russula foetens

    Ein naher Verwandter ist der
    Morse-Täubling Russula illota - gefunden im Schwäbischen Wald, der seinen Namen von den Lamellenschneiden mit dem Morse-Code hat


    Im Fichtenwald auf Kalk in der Eifel habe ich einen Täubling mit sehr dunklem Sporenpulver gefunden
    Brauner Ledertäubling Russula integra


    Ziemlich leicht zu erkennen, wenn man seine Nase an der richtigen Stelle einsetzt, ist eine (notfalls essbare) Art; an der Stielbasis riecht er extrem medizinisch
    Jodoform-Täubling Russula turci

    Farblich ist er verdammt variabel, wie man hier erkennen kann


    Und der hier gilt als einer der besten Speisepilze unter den Täublingen
    Grüngefelderter Täubling Russula virescens - gefunden im Schwäbischen Wald


    Und die drei - nicht näher bestimmten - Farbkleckse gibt es noch als Dreingabe
    Russula spec.



    So, ich hoffe, der Beitrag war nicht zu spröde 8|


    Für das nächste Jahr habe ich mir vorgenommen, mich intensiver mit den Täublingen zu befassen. Dazu muss ich mir bei Andreas mal ein paar Chemikalien besorgen; vielleicht geht dann ja noch was ...


    Die Fotos der Funde aus dem Schwäbischen Wald stammen überweigend von Lothar Krieglsteiner, der dort ein Seminar veranstaltet hat.


    edit: An dieser Stelle möchte ich mich bei Karl, Hartmut und Lothar bedanken, die mich dieses Jahr bei den Täublingen (aber nicht nur da) ein ganzes Stück vorangebracht haben durch ihre Bestimmungen und Erläuterungen auf den gemeinsamen Exkursionen.


    Spröde Grüße
    Gerd


    Hier geht es zu Teil 1:
    http://www.pilzforum.eu/board/showthread.php?tid=27931

  • Hallo Helmut,


    der Fund stammt aus dem Harz im Juli; zu dem Zeitpunkt kannte ich Russula vesca auch noch nicht. Hartmut (Harzpilzchen) hat ihn benannt.


    Die Farbe kommt sicherlich gut hin; was etwas ungewöhnlich ist, dass die Huthaut keinen erkennbaren Abstand zum Hutrand hat, aber vielleicht ist das beim jungen Pilz noch nicht so deutlich zu sehen.


    Wenn Du Dich als Täublings-Anfänger bezeichnest, was bin ich denn dann? Vielleicht bestenfalls Täublings-Interessierter, aber keinesfalls Täublings-Experte.


    Viele Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd,
    ich glaube, dass ich weniger Täublinge kenne als Du, so wirklich gut
    eigentlich nur den Wieseltäubling und 4 andere traue ich mir auch die Bestimmung zu, wenn die Merkmale passen.
    Drum war ich eben gerade sehr neugierig.


    Ach, ein schönes Portrait gibt es hier, auf italienisch


    RUSSULA VESCA


    durchaus möglich, dass die jüngeren noch schüchtern sind, das Röckchen noch nicht hochziehen möchten.

  • Super Beitrag, Täublinge finde ich sind ein extrem interessantes Feld, dem ich mich bei Zeiten auch mal etwas intensiver widmen werde............

  • Diese Auflistung und all das Gesagte zu den Täublingen ist schon große klasse.
    Da ist vollgestopft mit guten Informationen und sehr gelungenen Bildern.


    Ich denke das qualifiziert dich schon zum gehobenen Interessierten. :)


    Ich selber mache ja gerne mal einen Bogen um die Täublinge. Die leckeren steuere ich natürlich auch gerne an, die interessanten begutachte ich hin und wieder, die Masse aber kommt mir nicht über die Zunge. Vielleicht in ein paar Jahren mal ändert sich das wieder.


    Danke für den lesenswerten Beitrag.


  • Hallo Gerd,
    ich glaube, dass ich weniger Täublinge kenne als Du, so wirklich gut
    eigentlich nur den Wieseltäubling und 4 andere traue ich mir auch die Bestimmung zu, wenn die Merkmale passen.


    Helmut:
    Dann hast Du mir schon den Wieseltäubling voraus, den kenne ich nämlich noch nicht (er soll ja auch gut schmecken).


    Bei dem italienischen Porträt von Russula vesca kann man auf manchen Fotos ganz gut sehen, dass die zurückgezogene Huthaut beim jungen Pilz nur von unten gut zu erkennen ist, nicht jedoch von der Seite.


    Bjoern:
    Ja, die Täublinge sind schon spannend. Und sie sind oft auch in trockeneren Zeiten zu finden, wenn sonst nicht so viel wächst.


    Tuppie:
    Lob nehme ich auch zu so später Stunde noch gerne entgegen - danke Dir!


    Mausmann:
    Mein grundsätzlich schon vorhandenes Interesse ist in diesem Jahr noch mal angestachelt worden durch die Exkursionen mit Karl, Hartmut und Lothar. Sie haben nicht nur so manche Bestimmung vorgenommen, sondern auch erklärt, woran man die Art jeweils erkennt.


    Es freut mich auch, wenn meine Idee, mal alles aus einer Gattung gesammelt zu präsentieren, gut ankommt und dem ein oder anderen aus dem Forum weiter hilft.


    Euch allen einen schönen ersten Advent
    Gerd

  • Es freut mich auch, wenn meine Idee, mal alles aus einer Gattung gesammelt zu präsentieren, gut ankommt und dem ein oder anderen aus dem Forum weiter hilft.


    Gerd


    Hallo Gerd,


    was soll ich als einfacher Russula-Interessierter-Anfänger noch sagen...
    ...meine Hochachtung zu Deinem Täublings-Portrait.
    ...sowas gefällt mir und hilft mir. Danke.


    Liebe Grüsse aus der Rhön
    claus

  • Lieber Gerd,
    Kompliment, da hast Du eine prima aufbereitete Sammlung präsentiert.
    Täublinge - insbesondere Frauen-, Speise-, Pfirsich- (soooo lecker), grünfeldriger Täubling fanden wir auch zuhauf. Die restlichen von Dir präsentierten sind sehr interessant und wir werden uns dieses bzw. nächstes Jahr etwas mehr damit beschäftigen. Danke für die Präsentation und viele Grüße,
    Ja und Gerd

  • Hallo Claus, Ja und Gerd,


    es freut mich zu hören, dass meine Täublings-Zusammenstellung für Euch hilfreich ist.
    Ich habe mir auch vorgenommen, mich dieser Gattung im nächsten Jahr noch intensiver zu widmen; mal schauen, ob das klappt ...


    Claus: vielen Dank auch für Deine Bewertung - hat mich sehr gefreut!


    Euch Dreien wünsche ich ein gutes Täublingsjahr 2015 und einen guten Rutsch
    Gerd


  • Euch Dreien wünsche ich ein gutes Täublingsjahr 2015 und einen guten Rutsch
    Gerd


    Lieber Gerd,
    diese Wünsche geben wir gerne zurück.
    Lassen wir uns überraschen, mit was uns 2015 beglückt,
    Ja und Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Gerd,


    die Täublinge....einige erkenne ich sicher und hab sie auch sehr gern in der Pfanne!
    Hierbei gibt es die festfleischigsten Pilze, die mir bisher bekannt sind. Sonst kenne ich keinen, wie z.B. den Speisetäubling, die auch nach zwanzig Minuten köcheln in der Jägersoße so knackig sind! Einfach fein!


    Aber sonst? Hübsch anzusehen in vielen Fällen. So Vielfältig in ihrer Farbe.


    Trotzdem..."meine" Gattung wird das wohl eher nicht, weiß auch nicht warum.


    Danke auch für diesen Teil deines 20141


    lieben Gruß,
    Melanie

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
    _________________________________________________
    Keine Verzehrfreigabe im Internet! Hier, PSV-Liste, findest du deinen nächsten Pilzsachverständigen

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Dann musste ich natürlich gucken, ob hier auch Lösungen versteckt sind.
    Sieht aber alles clean aus. Klar, sonst wäre eingangs ja auch irgendwo eine Brille gewesen. :cool:
    Macht nichts, und ich höre auch gleich wieder auf, dir hinterherzuschreiben, Mähli.


    Aber was wäre das für eine geiles Rätsel, nur so drei, vier Millimeter Lamellenschneide von Russula illota zu zeigen. Und es wäre sogar lösbar.


    Angucken werde ich mir immer wieder Täublinge, aber ich bin sicher: Trotz der Schönheit und Faszinierenden Wandelbarkeit dieser Arten, werde ich mich in der Gattung nie so richtig auskennen.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Angucken werde ich mir immer wieder Täublinge, aber ich bin sicher: Trotz der Schönheit und Faszinierenden Wandelbarkeit dieser Arten, werde ich mich in der Gattung nie so richtig auskennen.


    LG, Pablo.


    Genau das meine ich! Das sind meine Gedanken!! 8| :D :thumbup:

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  • Angucken werde ich mir immer wieder Täublinge, aber ich bin sicher: Trotz der Schönheit und Faszinierenden Wandelbarkeit dieser Arten, werde ich mich in der Gattung nie so richtig auskennen.


    LG, Pablo.


    Genau das meine ich! Das sind meine Gedanken!! 8| :D :thumbup:


    Hallo Ihr Beiden,


    aber irgendwie reizen diese bunten Teile mich.
    Ich stehe ja noch ziemlich am Anfang, habe mir aber vorgenommen, mich intensiver mit den Täublingen zu befassen.
    Vor wenigen Tagen trafen die beiden Bände "Russularum" von Helga Marxmüller hier ein. Wenn man da so durchblättert, wird einem schnell klar: das ist ein Lebenswerk, da steckt soviel akribische Arbeit und Erfahrung drin.
    Da wird man dann ganz ehrfürchtig und fragt sich, wie weit man wohl selbst mit begrenzter Zeit und Möglichkeiten (kein Mikro) in dem Thema kommen wird ...
    Aber bangemachen gilt ja bekanntlich nicht.


    Viele Grüße
    Gerd