war ich Ende September im Fichtelgebirge.
Dazu muss ich sagen, dass ich mit Familie und Freunden seit beinahe 25 Jahren (Deutscher Einheit sei Dank ) ein bis mehrmals jährlich nach Vordorfermühle, einem idyllischen Dörfchen am Fuße des Schneebergs, fahre.
War es anfangs vor allem der Winter, der es uns angetan hatte (unvergessen sind z.B. Skitouren durch tiefverschneite Wälder), so ist es seit einigen Jahren die pilzreiche Herbstzeit, in der wir den Ort besuchen .
Der Gasthof "Zur Mühle", wo man vorzüglich regional speisen, trinken und auch gern feiern kann, ist der ideale Ausgangspunkt für wunderschöne Wanderungen in nahezu unberührte Wälder. Sowohl im Gasthof als auch im nahe gelegenen Gästehaus fühlen wir uns in preiswerten Gästezimmern bzw. Ferienwohnungen immer wieder wie zu Hause!
Diese Jahr hatten wir zu unserer jährlichen Freundesrunde noch zusätzlich Matthias an Bord, was wir alle als echte Bereicherung empfanden!
Seine Pilzfunde haben dieses Herbstwochenende zu etwas ganz besonderem gemacht.
Genug geschwafelt, nun sollen die Bilder sprechen.
Blick auf Vordorfermühle. Das Haus mit dem weißen Giebel links im Bild ist die Pension und Gaststätte, dahinter das Gästehaus. Rechts im Hintergrund der Schneeberg,
mit 1051m höchster Berg des Fichtelgebirges..
Dichte Wälder und weite Wiesen prägen die nähere Umgebung.
Die Rösla, hier noch ein idyllischer Gebirgsbach, wird nach nach einem Verlauf von knapp 50 km in die Eger münden.
An den steilen Hängen eines verwunschenen Hohlweges kann man etwas ganz erstaunliches entdecken. Hier dürfen hunderte Zwerge noch in freier Natur leben und müssen nicht in meist sterilen Vorgärten ihr Dasein fristen. Hier mal ein kleiner Einblick in diese besondere Welt, die nicht nur Kinderherzen höherschlagen lässt.
Nun kommen wir endlich zu unserer ersten Tour.
Am Sonnabend ging es direkt Richtung Wald, wo wir entlang eines schönen Rundweges um den Wolfstein allerlei Pilziges fanden.
Bereits wenige Meter nach unserem Quartier fällt ein imposanter Birnenbaum mit leuchtend orangeroten Blattflecken auf. Matthias ist diesen Flecken ganz dicht auf die Pelle gerückt und hat für euch ganz wunderbare Aufnahmen vom Birnengitter-Rost (Gymnosporangium sabinae) gemacht.
Vor der folgenden Schönheit darf man schon mal in die Knie gehen. In diesem kleinen Graben am Wegesrand entdeckte Matthias einen erst vor einem Jahr von einem ähnlichen abgetrennten und neu beschriebenen Pilz, der für uns beide ein Erstfund war!
Eine der grünen Erdzungen mit schuppigem Stiel, Microglossum griseoviride.
Diese wie die folgenden Aufnahmen sind wiederum von Matthias.
Von der eng verwandten Microglossum viride u.a. unterscheidbar durch andere ökologische Ansprüche, weniger Gelbkomponenten und schmalere Asci.
In unmittelbarer Nähe wuchsen große Gruppen des Graugezonten Risspilzes (Inocybe petiginosa). Keine Seltenheit, dennoch immer wieder schön anzusehen.
Bemerkenswert erscheint uns auch der Fund des Seggen-Stummelfüßchens (Deconica phillipsii), das an abgestorbenen Gräsern wuchs.
War der gerade gezeigte Pilz schon recht klein, so unterbietet ihn der folgende noch um einiges.
Nur 0,5 - 1 mm groß und in den dichten Polstern des Sparrigen Kranzmooses (Rhytidiadelphus squarrosus) für Normalsterbliche, außer natürlich für Matthias, nahezu unsichtbar ist der winzige inoperculate Moosbecherling Bryoscyphus rhytidiadelphi.
Der insgesamt etwas kompaktere Bryoscyphus dicrani kann zwar vermutlich am selben Moos vorkommen, reagiert jedoch überhaupt nicht mit Jod.
Im Gegensatz dazu zeigt B. rhytidiadelphi stets eine, wenn auch mitunter nur schwache, Reaktion.
Mit der Krausen Kraterelle (Craterellus sinuosus) werden die Pilze nun langsam wieder größer. Auch sie ist ein Meister der Tarnung und im dichten Grasteppich des Wegrandes nur für wirklich geübte Augen zu entdecken. Aber die hatte ich ja schließlich zu dieser kleinen Tour eingeladen.
Bei dem nun folgenden noch größerem Pilz durfte schließlich auch ich wieder mit der Fototechnik ran. Eigentlich sind es sogar zwei Pilze!
Na, den zweiten erkannt? Hier noch etwas größer, junge Zaunblättlinge (Gloeophyllum sepiarium).
Eine Pause an der Schmierofenhütte, wo auch der soeben gezeigte Riesenpilz zum Sitzen einlud, nutzten wir, um auf einem ehemaligen Holzlagerplatz noch etwas zu suchen.
Natürlich wurden wir fündig. Tiegelteuerlinge (Crucibulum laeve) überzogen den Platz. Kein spektakulärer Pilz, dafür von Matthias umso spektakulärer ins Licht gesetzt!
Zurück zur späten Mittags- bzw. frühen Kaffeepause leuchteten uns diese beiden Prachtexemplare des Schwärzenden Saftlings (Hygrocybe conica) direkt neben dem Außenbereich der Gaststätte entgegen. Natürlich waren es nicht nur zwei, es waren Hunderte, aber diese waren wohl die Schönsten.
Ab hier übernehme ich mal wieder kurz mit der Kamera.
Zum Abschluss des Tages konnte zur Abwechslung auch ich einmal dem Matthias einen Pilz zeigen, den er noch nicht gefunden hatte.
Maisbeulenbrand (Ustilago maydis). Sporenfoto: Matthias.
In unmittelbarer Nähe des Maisfeldes (quasi direkt unterhalb des Schneeberggipfels ) türmte sich ein riesiger Pferdemisthaufen auf. Von mehreren darauf wachsenden Tintlingsarten konnten wir zumindest eine sicher bestimmen.
Struppiger Tintling (Coprinopsis cinerea). Von makroskopisch ähnlichen Arten wie C. macrocephalus oder C. radiatus durch die kleinen Sporen gut zu trennen.
Am Sonntag ging es bei herrlichem Herbstwetter in eine andere Region und damit auch in einen anderen Waldtyp, wo nährstoffarme Kiefernwälder dominierten.
Sandröhrlinge, Kuhröhrlinge, Maronen oder Reifpilze, die allerdings schon über ihre Zeit waren, gab es dort. Aber natürlich auch einige andere Pilze.
Blaustiel - Schleimfuß (Cortinarius collinitus).
Matthias im Hexenring, aus dem heraus das darauf folgende Foto entstand.
Stahlblauer Rötling (Entoloma nitidum). So viele von denen hatten wir beide noch nie an einem Ort gesehen.
Kurz darauf entdeckte Matthias an Kiefernnadeln dieses hübsche Pilzchen. Heyderia pusilla, ein Nadel-Haubenpilz. Und fotografierte es bei der Gelegenheit gleich noch.
Fazit. Ein schönes verlängertes Wochenende mit guten Freunden in einer völlig entspannten Atmosphäre. So etwas wünscht man sich öfter.
Für die Pilzfreaks gab es reichlich interessante Funde, wovon ich euch einige vorstellen konnte.
Und für unsere z.T. von weither angereisten Freunde gab es jede Menge Speisepilze in bester Qualität. So kamen alle auf ihre Kosten.
Ich bitte alle um Verzeihung, die in den deutschen Steppengebieten leben, und sich dieses Jahr über jeden noch so kleinen Baumpilz gefreut haben. Ich hoffe, der Beitrag war nicht zu sehr Folter für euch. Und Kopf hoch, es kommen mit Sicherheit bessere Zeiten!
Matthias, für dein Dabeisein und für deine wunderschönen Bilder bedanke ich mich ganz besonders. Nächstes Jahr bist du bereits wieder fest eingeplant!
Das ist nicht nur meine Entscheidung, auch die Freunde wünschen das so!
Und bei euch allen bedanke ich mich für die virtuelle Begleitung und verabschiede mich mit dem Bild eines seltenen Grünhaarigen Moosgnolms.
LG Euer Nobi