Morcheln sammeln für die Wissenschaft

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  • Liebe Freundinnen und Freunde des holden Gemörchs,


    das Bestimmen von Morcheln auf Artniveau ist aufgrund der farben- und formenreichen Fruchtkörper sehr anspruchsvoll. Erbgutanalysen ergaben, dass sich allein hinter der Speise-Morchel in Deutschland und Frankreich eine Gruppe aus drei Arten verbirgt: Morchella crassipes, M. esculenta s. str. und M. spongiola. (Kellner at al. 2005) Leider ist eine Abgrenzung der Spezies anhand morphologischer Merkmale kaum möglich, weil zu wenige abgesicherte Funde makro- und mikroskopisch untersucht wurden, um etwaige spezifische Charakteristika zu erfassen.


    Bei meinen Recherchen für einen Aufsatz über Morcheln bin ich auch mit dem deutschen Wissenschaftler Harald Kellner in Kontakt getreten. Er hat angeboten, zugesandte Speise-Morcheln im Winterhalbjahr zu sequenzieren, solange er noch an seinem Institut beschäftigt ist. Aus diesem Grund habe ich einen bundesweiten Sammelaufruf ins Leben gerufen –“ nachstehend einige Fragen und Antworten:


    1.) Welche Arten sollen gesammelt werden?
    Die Sammelaktion betrifft ausschließlich Speise-Morcheln (siehe Bildergalerie am Seitenanfang), explizit keine Spitz- und Käppchen-Morcheln im weiteren Sinne, keine Verpeln und auch keine Lorcheln im weiteren Sinne.


    2.) Wie viele Fruchtkörper sollen gesammelt werden?
    Pro Aufsammlung genügen 2–“3 Exemplare, mehr als 5 brauchen es nicht zu sein.


    3.) Wie alt sollen die Fruchtkörper sein?
    Idealerweise umfasst eine Aufsammlung möglichst verschiedene Altersstufen –“ Primordien/unterirdische Fruchtkörperanlagen ausgenommen: jung und alt, aber nicht angegammelt, und ggf. ein Exemplar oder mehrere, dessen/deren Entwicklung dazwischen liegt.


    4.) Was ist bei der Dokumentation zu beachten?


      4.1) Drei Fotos pro Kollektion:
      - die Gruppe am Standort, also die Fruchtkörper in ihrer natürlichen Umgebung,
      - die Gruppe im "Studio", sprich die ganzen Frk. und die Hälfte eines längs halbierten Exemplars zusammen mit einem Lineal, Meterstab o. ä. drapieren oder das Ganze einfach auf kariertes Papier legen
      - und ein Standortfoto, d. h. eine (Weitwinkel-)Aufnahme von der Umgebung mit den vergesellschafteten Pflanzen
      Zusätzliche Detailfotos sind natürlich immer willkommen!


      4.2) Beschreibung der Fruchtkörper und ökologischen Parameter:
      Angaben über den Boden, die Meereshöhe und die Begleitpflanzen/ -pilze etc. können hilfreich sein, um Merkmalsunterschiede zu erkennen. Auf Anfrage versende ich gerne ein paar digitalisierte Beschreibungen per E-Mail zur Orientierung.


    5.) Muss ich meine Fundstellen verraten?
    Nein bzw. nur grob: Es reicht der nächstgelegene Ort ergänzend zur Beschreibung der Ökologie. Wer mag, kann selbstverständlich genauere Positionsdaten wie Messtischblatt, Quadrant und Unterquadranten oder GPS-Koordinaten angeben.


    6.) Soll ich die Morcheln frisch oder getrocknet verschicken?
    Ausschließlich getrocknet. Die Frk. bitte bei niedriger Temperatur dörren (30 bis maximal 35 Grad Celsius), und besser nicht erst ein oder mehrere Nächte lang im Kühlschrank lagern. Wer luftgetrocknetes Material versendet, möge mir bitte vorab Bescheid geben, damit ich das Material bei mir nochmals zum Nachtrocknen auf das Dörrgerät legen kann.


    7.) Wie sollen die Fotos und Beschreibungen übermittelt werden?
    Am besten digital per E-Mail –“ bei umfangreichem Bildmaterial versende ich auf Anfrage die Zugangsdaten für einen FTP-Zugang, damit die Fotos und Beschreibungen direkt auf meinen Webserver hochgeladen werden können. Alternativ einfach die Daten auf eine CD brennen und das Medium der Sendung mit den Fruchtkörpern beilegen.


    8.) An wen soll ich die Morcheln schicken?
    Die Sendungen bitte (anders als im Vorjahr 2013) direkt an Harald Kellner adressieren:


    Harald Kellner
    Umweltbiotechnologie
    Internationales Hochschulinstitut Zittau, TU Dresden
    Markt 23
    D - 02763 Zittau


    9.) Wer verbirgt sich hinter dem Alias AK_CCM –“ kann ich ihm trauen?
    Mehr über mich erfahrt ihr hier –“ die Vertrauensfrage muss jede/jeder für sich selbst beantworten.


    10.) Isst der Empfänger meine Morcheln auf?
    Nein. Sie werden ausschließlich für die Forschung verwendet. Nach Abschluss der Bearbeitung ist eine Lagerung in einem öffentlichen Herbarium geplant.


    11.) Bekomme ich Geld für die Morcheln?
    Nein. Es stehen leider weder fürs Sammeln, Dokumentieren, Trocknen noch fürs Versenden Gelder zur Verfügung.


    Bewerbt die Sammelaktion gerne in eurem Freundes- und Bekanntenkreis. Würde mich über eine breite Unterstützung sehr freuen.


    Einstweilen vielen Dank im Voraus!


    Schönen Gruß aus Augsburg


    Andreas

  • Nehmt ihr auch Schweizer Morcheln?

    Ein Pilzler Namens Guschti Frei

    fand im Wald ein Hexenei.

    Voll Gwunder pocht er ein`ge Male

    an die butterweiche Schale;

    ob wohl ein Vogel drinnen sei?


    Chipcount 68: 100 -15 Beitrag APR2017, +10 Platz 8 (APR2017), +14 Platz 2 (Platzwette APR2017), -15 Beitrag APR2018 +10 Platz 6 (APR2018) - 15 Beitrag APR2019,

    -10 Beitrag APR2020, +6 PLatz 9 (APR2020), +3 Platz 4 (Platzwette 2020), -10 Beitrag APR2021, -10 Beitrag APR2022

  • Hallo KiHo, hallo Eike,


    freut mich, dass ihr euch an der Aktion beteiligen wollt.


    Selbst habe ich in meinem Fungarium leider nur eine einzige Speise-Morchel-Kollektion vorrätig, weil mein Fokus auf Rötlinge und Wiesenpilze liegt. Die Aufsammlung war aber etwas Besonderes, weil sie in einem bodensauren Fichtenforst wuchs - allerdings am Rand eines Waldwegs mit Kalkschotterauflage, also ein Sekundärbiotop. Hatte nicht schlecht gestaunt, als ich auf dem Radl an den beiden Fruchtkörpern vorbeifuhr - war auf dem Heimweg von einer Exkursion. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich ein paar Sekunden gebraucht habe, ehe ich einen Blocker hingelegt habe. ;)


    Gruß, Andreas[hr]
    Hallo zusammen,


    zunächst einmal Danke für euer Interesse.



    Nehmt ihr auch Schweizer Morcheln?


    Harald Kellner hat mir berichtet, dass er bereits von einem Schweizer Pilzfreund Speise-Morcheln zur Sequenzierung erhalten hat. Insofern gehe ich davon aus, dass Zusendungen von anderen Eidgenossen ebenfalls willkommen sind.



    Fals Ich Morchel finde, bin auch dabei, wie stehet mit lorchel (gyromitra) ?


    Toll, dass Du mitmachst, wenn Du fündig wirst. Bitte nur Speise-Morcheln in allen möglichen Farben und Formen zusenden - danke.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,


    sollten wir das Glück haben Speisemorcheln zu finden, werden wir uns auch beteiligen.
    Von daher ist auch die Beschreibung deiner letztgenannten Funde hinsichtlich der Ökologie sehr interessant.


    VG, Markus

  • Hallo Markus,


    prima, dass ihr euch im Falle eines Fundes auch daran beteiligen wollt. :thumbup:


    Gruß, Andreas

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Klar, sollte ich zeitnah so Dinger auftun können, geht das in Ordnung.
    Aber mal im ernst: Wo soll das noch hinführen.
    Ich stelle mir mal die Situation in ein paar Jahren im Forum vor:


    "HungrigerHans" stellt seinen ersten Beitrag rein, anbei zwei verwackelte Bilder von M. esculenta s.l. Dazu die obligatorische Frage?
    "DasMorchel? JetztEssen?"


    Und was soll man da dem armen, HungrigenHans antworten?


    "Ja, sind Morcheln, nein, Verzehrfreigabe usw..."


    Total falsch!


    Die korrekte Antwort wird dann lauten:
    "Hallo, und Willkommen im Forum, HungrigerHans!
    So wie es aussieht, hast du da schon Pilze aus der Verwandschaft der Speisemorchel gefunden. Leider lässt sich nicht sagen, wie genau dein Fund zu benennen ist. Eine makro - oder mikroskopische Unterscheidung ist bei Gemörch leider nicht möglich. Aber du kannst mir den Fund gerne zuschicken, dann sequenziere ich den schnell (falls ich ihn nicht vorher verputze)!"


    Naja, vielleicht geht auch nur gerade meine Phantasie mit mir durch.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,



    Klar, sollte ich zeitnah so Dinger auftun können, geht das in Ordnung.


    Riesensache - danke im Voraus.


    Zitat

    Und was soll man da dem armen, HungrigenHans antworten?


    "Ja, sind Morcheln, nein, Verzehrfreigabe usw..."


    Ich würde etwas in der Art antworten:


    "Hallo HungrigerHans,
    völlig richtig: Du hast hier Morcheln gefunden - gratuliere! Die Fruchtkörper stammen von einer Art aus der Speise-Morchel-Verwandtschaft (Morchella esculenta agg.) Die Pilze sind essbar, sofern sie nicht zu alt und dadurch stellenweise angegammelt sind. Nicht vergessen: Die Pilze müssen vor dem Verzehr gegart werden."


    Zitat

    Aber du kannst mir den Fund gerne zuschicken, dann sequenziere ich den schnell (falls ich ihn nicht vorher verputze)!"


    Naja, vielleicht geht auch nur gerade meine Phantasie mit mir durch.


    Definitiv - wer hat schon das Gerät zur DNA-Sequenzierung im Keller stehen..!? :whistling:


    Gruß, Andreas

  • So habe gestern nocheinmal Speisemorcheln gefunden sogar in mehreren Altersstufen, nur keine ganz junge mehr.
    Ich wäre bereit ein paar exemplare zuzusenden (einschlieslich den geforderten parametern per mail) zur nächsten Woche.


    Besteht noch Interesse oder bin ich da zu spät?


    Gruß Heiner

    90 Pilzhips , 10 an Gerd aus der Fingerhut-Verpel-Wette

    Einmal editiert, zuletzt von KiHo ()

  • Hallo Heiner,


    prima! Werde die Einsendungen voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte weiterleiten, insofern bist Du gerade richtig dran. :)


    Gruß, Andreas

  • Okay dann werde ich die Morcheln nächste Woche absenden. :)


    Ich habe noch halbe getrocknete junge exemplare von der selben stelle nur eben 2 wochen früher gefunden . Wäre es Hilfreich auch ein solches exemplar beizulegen?

  • Hallo zusammen,


    nach dem ersten Spitzmorchelfund von HoBi in 2014 möchte ich diesen Beitrag aus 2013 von Andreas Kunze (AK_CCM) , nochmals aus aktuellem Anlass wieder ins Leben rufen. Die Saison scheint ja zumindest regional begrenzt schon begonnen zu haben.


    Wir haben uns für dieses Frühjahr, welches nach HoBis Fund eigentlich schon jetzt - rein gefühlt - begonnen hat, fest vorgenommen, Morcheln zu finden.
    Nicht das wir am verhungern wären. Aber des Reizes wegen sie zu finden und der Sache wegen. Auf der Seite von Andreas (siehe Benutzerprofil) ist mehr darüber zu lesen.


    Ich würde mich über Fundberichte und Beiträge zur Forschung freuen.


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Hm...gut, dass Du den Beitrag nach oben gezerrt hast.
    Wollte das Gemörch längst zu Harald Kellner geschickt haben.


    Gruß, Andreas

  • .... woraus ich schließe, auch aus Deiner Homepage "entoloma.de", dass das Forschungsprojekt noch nicht abgeschlossen ist und weitere Funde willkommen sind.


    Grüßle,
    Markus

  • Hallo Markus,


    hatte erst vergangene Woche per E-Mail mit Harald Kellner korrespondiert und ihm die aktuellen Paper aus der Morchelforschung geschickt. Er wartet jetzt noch auf meine Sendung und dann will er sich an die Arbeit machen. Aber wie schon geschrieben: Nur "yellow morels", also Gemörch aus der Speisemorchelverwandtschaft.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Doris,


    ob ich jetzt noch 1-2 Morcheln mehr dazu packe, macht das Kraut nicht fett.
    Übers Wochenende will ich die Sendung "verzurren" (klingt nach mehr *g*).
    In der darauffolgenden Woche geht das Ganze zur Post.


    Du kannst es also so machen, wie Du magst. :)


    Gruß, Andreas

  • Hallo Doris,


    ich habe Harald so verstanden, dass er die Untersuchungen fortführt, solange er die Möglichkeit dazu hat. Insofern sammle ich für ihn auch heuer Untersuchungsmaterial. Ich finde das Thema jedenfalls spannend und warum sollte man einen deutschen Wissenschaftler nicht unterstützen?


    Gruß, Andi

  • Hallo Andreas,


    klingt sehr spannend, das Projekt. Ich habe erst letztes Jahr meine ersten Morcheln gefunden, und war fasziniert von der Farben- und Formenvielfalt gerade der Speisemorcheln. Wenn also noch Bedarf ist, und falls die Speisemorcheln dieses Jahr wieder reichlich wachsen und ich welche finde, würde ich dir auch welche zukommen lassen.


    Viele Grüße,
    Clara

  • Hallo zusammen,


    Anfang Dezember (ja, hat ganz schön gedauert) habe ich Dr. Kellner alle Funddaten, MTB, Fotos vom Habitat, Pflanzenvorkommen etc. auf Datenträger zusammengestellt und zusammen mit den Exsikkaten zugeschickt. Die Untersuchungen laufen ja über das Winterhalbjahr, von daher war der Zeitpunkt passend.


    Als Resonanz kam eine sehr freundliche Email von Dr. Kellner, was mich dazu bewogen hat den Entschluss zu fassen, auch im kommenden Frühjahr wieder mitzumachen.


    Die Unterstützung des Projekts ist bislang leider noch sehr dürftig.
    Vielleicht steigert sich die Beteiligung im kommenden Jahr, das wäre für das Projekt sehr förderlich.


    Publikationen sind irgendwann im kommenden Jahr auch geplant, natürlich ohne genaue Funddaten. Ich bin schon gespannt.


    LG,
    Markus