Netzstielige Hexenröhrlinge

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 7.055 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Gemeinde,


    in letzter Zeit gab es hier das ein - oder andere Mal Diskussionen um verschiedene Arten / Varietäten des Netzstieligen Hexenröhrlings, insbesondere um Suillellus mendax.


    Ich möchte die das Thema nochmal beleben. Vor einiger Zeit konnte man hier recht viele Exemplare finden, die ich allesamt erstmal als Netzhexen ansprechen würde, sich aber augenscheinlich nach einigen Funden schon von Weitem in zwei verschiedene Sorten ( 8| ;) yeah! ) einteilen lassen wollten, da sie sich im Gesamtbild sehr deutlich unterschieden.


    Die einen mit durchgängig bedeckteren, eher düsteren, mehr weinroten Farben, (auch jung) mit weniger (aber vorhandenen) oliv-grauen und deutlich mehr rosa-Tönen auf der Huthaut, nie wirklich groß werdend, der Stiel manchmal etwas keulig (meist nicht und nie wirklich Boletus-artig), weniger festfleischig als sein Pendant, das Stielnetz in Teilen verwaschen oder (insbesondere an der Stielspitze und oft an einer Seite des Stiels) nicht oder kaum vorhanden.


    Die anderen mit Boletus - Habitus, viel freudigere Farben insbes. an Stiel und Poren, Huthaut jung gräulich-oliv, erst später mit rosa Tönen, sehr festfleischig, Netz immer deutlich ausgeprägt und durchgängig.


    Vielleicht habe ich einfach was(eine Art..) übersehen (betriebsblind/ zu wenig recherchiert..) :shy: - hellft mir "auf die Sprünge " ;) !






    LG


    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Super. :thumbup:
    Genau das ist jetzt auch mal ein Boletus mendax (Suillellus mendax) der auch in den makroskopischen merkmalen zur Beschreibung der Art passt. Mit Ausnahme des fehlenden roten Fleisches (vor allem im Stiel), aber das ist hier vielleicht nicht voll entwickelt.
    Und wunderbar auch mal den direkten vergleich zu echten Netzhexen zu haben. Also zu solchen, die auch dann noch Netzhexen (Suillellus luridus) wären, wenn sie einen mittleren Sporenquotienten von 2,7 hätten. ;)


    Fazit: Suillellus mendax sieht halt mehr aus wie Suillellus queletii als wie Suillellus luridus. Und das sollte man bei allem vertrauen in die Sporenmaße ebenfalls berücksichtigen.



    LG; Pablo.


  • Hallo Pablo,


    Danke für die Rückmeldung :thumbup: !
    Das Mikro habe ich gar nicht erst bemüht, weil nach allem, was ich gelesen habe die Variationsbreite der jeweiligen Sporenmaße wohl eher keine eindeutige Zuordnung zulässt.


    LG


    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Den mendax habe ich noch nicht untersucht. Bei den meisten Kollektionen sollte da der QM schon sehr hoch sein.
    Bei luridus steigt er kaum jemals über 2,6. Man kann da durchaus was herauslesen, bei deinem Fund würde mich ein QM von klar über 2,7 nicht wundern. Es müssen allerdings Sporen jeweils aus einem Abwurf sein und es sollte auch ein reifer fruchtkörper für den Sporenabwurf entnommen sein. Ansonsten kann es problematisch werden.



    LG; Pablo.


  • Hallo Andreas,


    genau das sind die auf die ich schon lange scharf bin. Gratulation zum Fund :thumbup: .


    VG Jörg


    Hallo Jörg,


    hier bei uns kamen die vor 2-3 Wochen (beide) so häufig, dass man sie schon wärend der Fahrt aus dem Auto an Abbruchkanten am Strassenrand unterscheiden konnte. Parallel dazu die Diskussion im Forum. Ich bin dann gezielt auf dem Weg zu einer Pilztour eine Stelle angefahren, von der ich wusste, dass ich sie da einfach holen konnte - zur Doku für ´s Forum. Zeit für den Beitrag hatte ich erst jetzt.
    Freu ´mich, dass ich wohl richtig lag.
    Zu verdanken habe ich das jedoch einem befreundeten "Pilzler", der mich auf einer Tour auf S. mendax aufmerksam gemacht hatte.


    LG


    Andreas

  • Verehrte Foristinnen und Foristen,


    in der Hoffnung, diesen etwas älteren Thread nochmal neu zu beleben, möchte ich Euch an dieser Stelle einige Bilder meines gestrigen Fundes zeigen. Aufgrund der blassen Hutfarbe dachte ich zunächst an Suillellus luridus. Rosatöne waren nicht festzustellen.




    Der Standort passte allerdings nicht, ich befand mich im sauren Mischwald mit Eichen, Buchen, Kiefern und Fichten sowie Heidelbeeren.


    Der Stiel mutete beim flüchtigen Hinsehen eher flockig an, in den Nahaufnahmen ist jedoch deutlich eine Netzstruktur zu sehen, die allerdings im oberen Drittel des Stieles schwächer wurde und in eine flockige Struktur überging. Die wenigen Netzstieligen Hexenröhrlinge, die ich bisher gesehen habe, hatten ein deutlich ausgeprägteres Netz.





    Da ich mal gehört hatte, dass Suillellus luridus oberhalb der Röhren eine rote Schicht aufweist, welche bei Neoboletus luridiformis nicht vorhanden ist, habe ich noch ein Schnittfoto angefertigt. Hier muss man mit dem Fotografieren schnell sein, sonst ist ohnehin alles blau. Die rote Linie blieb mir verborgen.



    Ich bin sehr gespannt auf Eure Meinungen und bedanke mich jetzt schon herzlich für Eure Hilfe.


    Ice Cubensis

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    mhh das Ding sieht komisch aus. So von der Beschreibung her, denn live habe ich die Art noch nie gesehen, muss ich spontan an Suilellus mendax denken. Vielleicht ist das auch ein etwas komisch gewachsener Flocki. Jod-Lösung hast du wohl nicht da?


    l.g.

    Stefan

  • Servus Ice Cubensis,


    für mich sieht das nach einem sehr typischen Suillellus mendax aus (bei mir ist der recht verbreitet). Bei Röhrlingen bitte immer auch ein komplettes Schnittbild zeigen, also den ganzen Fruchtkörper bitte halbieren. "Meine mendaxe" neigen dazu, sehr dunkel zu blauen und ohnehin ein sehr deutliches Rot im Stielfleisch zu zeigen. Ich messe aber immer die Sporen aus, um sicher zu gehen. Suillellus luridus ist ein Chamaeleon.

    An einen Neoboletus kann ich trotz der schönen Flocken nicht glauben.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, I.C.


    Die Tramahyphen im unteren Stielteil / Stielbasis sind bei den Röhrlingen aus der Suillellus - Gattung (also Netzhexen, Glatthexen, mendax) amyloid. Werden also in Melzer blau. Ich würde da auch nur Melzer nehmen und keine andren Jodlösungen, weil das der Richtwert aus der Literatur ist, und andere Lösungen mit anderen Stoffen gemischt sind (oder eben nicht) die das Ergebnis verfälschen könnten.
    Die reaktion lässt sich makroskopisch darstellen, allerdings ist das tricky, weil ja das Fleisch (und die Stielbasis) sowieso bei der gringsten Berührung schwarzblau wird.
    Darum wäre hier auch das Schnittbild so interessant, weil außer der positiven Reaktion auf Melzer unterscheidet sich Suillelllus von Neoboletus auch durch eine ganz andere Fleischkonsistenz: Viel lockerer, weicher, darum viel eher von Maden zerfressen und recht bald mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem weinrotem Stielfleisch von der Stielbasis aus (bisweilen ganzer Stiel und sogar Teile des Hutfleisches rot ). So ein Verhalten findet man bei Neoboletus (also Flocki) nur selten, ebenso wie das Neoboletus - Fleisch nur sehr selten wurmig ist.



    LG; Pablo.