Nomenklatur, Abkürzungen, Autorenzitate usw.

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 11.372 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mausmann.

  • Für alle, die es wissen wollen!


    Da immer mal wieder so kryptische Abkürzungen auftauchen, wie cf., det., nobis :D, spec..., stelle ich mal zwei Artikel vor, wo all das und vieles mehr genau beschrieben ist.


    Möglich, dass die ein oder andere Wissenslücke dadurch geschlossen wird.
    Würde mich freuen!


    Lieben Gruß vom Nobi

    • Offizieller Beitrag

    Das ist eine prima Sache, danke Nobi.


    Könnten wir das nicht festpinnen?


    liebe Grüße,
    Melanie

    • Offizieller Beitrag

    Könnten wir das nicht festpinnen?



    Doch.:)


    schankedön :)

  • Danke für die Resonanz!


    Was bedeutet eigentlich festpinnen?
    Findet man das Thema dann leichter?


    Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag


    Danke für die Resonanz!


    Was bedeutet eigentlich festpinnen?
    Findet man das Thema dann leichter?


    Nobi


    Jo, wenn du jetzt ins Unterforum Literatur schaust, dann steht dieses Thema unter "wichtige Themen" immer oben :)


    feine Sache, gelle? ;)


    lieben gruß, die Melle :D

  • Schanksgetön!
    Das ist schön! :D


    Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo,


    ich habe gerade diesen Thread entdeckt, und vor allem die hervorragende "Lesehilfe zu Autorenzitaten" von H.-J. Stahl und Eric Strittmatter.


    Hierzu hätte ich nur eine kleine Anmerkung zu Punkt 13: "non" denn das Beispiel ist etwas unglücklich meiner Meinung nach, weil es unnötig kompliziert ist und selten vorkommt. Die meisten Homonyme entstehen (bzw. würden entstehen) wenn gültig publizierte Arten umkombiniert werden. Entweder wenn eine Varietät zur Art erhoben wird, oder wenn eine Art in eine andere Gattung gestellt wird.


    kurzes Beispiel:
    Die weiße Farbform vom Steinpilz heißt Boletus edulis f. (oder var.) albus. Sie gründet sich auf den gültigen Namen Boletus esculentus (var.) albus Pers. Als BON auf die Idee kam, diese Varietät zur Art zur erheben, also zu Boletus albus (Pers.) Bon umzukombinieren, war dies nicht möglich, weil es auf Artebene in der Gattung Boletus schon eine gültige Art albus gab, nämlich Boletus albus Huds. 1762. Weil Bon das natürlich wusste, musste er einen neuen Namen vergeben (nom. nov. statt comb. nov.) um ein Homonym zu vermeiden. Er hat diese weiße Varietät auf Artebene dann Boletus persoonii genannt.


    weitere nomenklatorische Überlegungen dazu:
    Wer also der Meinung ist, dass reinweiße Steinpilze nur eine Forma sind, der nennt sie
    Boletus edulis f. albus (Pers.) J.A. Munoz.
    Wer denkt dass diese Pilze eine gute Varietät sind - der kann sie noch umkombinieren, denn es gibt keine gültig veröffentlichte Kombination Boletus edulis var. albus! (Zur Erinnerung: Bei Persoon hiesen diese Pilze ja Boletus ESCULENTUS var. albus).
    Wer aber der Auffassung ist, dass weiße Steinpilze eine gute Art sind, der muss sie Boletus persoonii Bon nennen, ganz ausführlich:
    Boletus persoonii Bon, Basionym: Boletus esculentus var. albus Pers., non Boletus albus Huds. 1762, nec Schaeff. 1774, nec Huds. 1778 (ja, der hat seine Art später gleich nochmal beschrieben ...), nec Bolton, nec Schank, nec Sowerby, nec Peck, .... - Boletus albus wurde locker 10x von verschiedenen Mykologen neu beschrieben, aber natürlich jedes Mal illegitim, weil Hudson 1762 der erste und damit einzig gültige Boletus albus ist.


    Ein etwas längeres) Beispiel:
    Der Sommer-Egerling, ursprünglich Agaricus aestivalis (F.H. Moeller) Pilát heißt nun Agaricus albosericellus Gminder (und dabei ist es jetzt unerheblich ob man ihn als Synonym zu A. altipes sieht oder als Art akzeptiert, denn es geht ja um die Gültigkeit ds Namens an sich!). Welcher Historie hat nun dieser Namen hinter sich:
    Ursprünglich wurde die Art von Moeller in der damals weit gebräuchlichen Gattung Psalliota beschrieben, und zwar als
    Psalliota aestivalis F. H. Moeller 1950
    Alles gut, die Art ist gültig beschrieben. Kurz darauf wurde die Gattung Agaricus allgemein anerkannt für alle Egerlinge und Pilát war einer der ersten der in seiner gerade erschienenen Monographie einen ganzen Teil der Arten umkombiniert hat, unter anderem eben auch die Psalliota aestivalis zu
    Agaricus aestivalis (F.H. Moeller) Pilát
    So weit so gut - wenn es nicht schon längst einen Agaricus aestivalis gegeben hätte, nämlich Agaricus aestivalis Schum. 1803. Was hätte Pilát also tun müssen? Richtig, er hätte einen neuen Namen wählen müssen (nom. nov.). Aber er hat's halt nicht gemerkt dass er da ein Homonym kreiert hat - damals gabs noch kein Index Fungorum und Computers und so ....
    Der erste der das gemerkt hat war Stephan Rauschert, er hat dann den neuen Namen Agaricus albosericeus vergeben:
    Agaricus albosericeus Rauschert, Basionym Agaricus aestivalis (F.H. Moeller) Pilát, non Schum. 1803
    Es hätte alles so schön und richtig sein können, hätte nicht Rauschert übersehen, dass es den von ihm gewählten Namen Agaricus albosericeus auch schon früher gab! Nämlich Agaricus albosericeus V. Brig. 1837. SOmit hat Rauschert also um ein ungültiges Homonym zu korrigeren ein neues Homonym kreiert. Shit happens ....
    Das blieb offenbar unbemerkt, sicherlich auch unter dem Einfluss von Nauta, die Agaricus aestivalis/albosericeus als synonym zu A. altipes führt und sich folglich keiner mehr so recht um den Namen gekümmert hat.
    Da ich der Meinung bin, dass der Sommer-Egerling ein eigenes Taxon ist, verschieden von Agaricus altipes, und eben kein gültiger Name verfügbar war, habe ich mir im Band 5 der Baden-Württemberg erlaubt, wiederum einen neuen NAMEN zu vergeben - hoffentlich der letrzte jetzt für den armen Sommer-Egerling:
    Agaricus albosericellus Gminder 2010
    Basionym: Agaricus aestivalis (F.H. Moeller) Pilát 1951, non Schum. 1803
    Synonym: Agaricus albosericeus Rauschert 1992, non V. Brig. 1837


    Noch komplizierter wird es dann, wenn zu ungültig beschriebenen Arten dann noch Varietäten existieren, denn man kann keine Varietät gültig beschreiben zu einer Art die selbst nicht gültig ist. Man kann sie auch nicht zu dieser Art kombinieren ....



    Ich biete gerne an, bei nomenklatorischen Fragen weiterzuhelfen - wer also Fragen/Probleme hat kann mir gerne eine Mail schicken.


    beste Grüße,
    Andreas

  • An der Stelle kann mir vielleicht mal jemand die Definition für eine "Gute Art" liefern.
    Man liest es oft und doch interpretiere ich nur bei dieser Begrifflichkeit. Von Pilz zu Pilz schwanke ich dann ob der wirklichen Bedeutung.
    Wer kann mir das mal genau erklären ?


  • An der Stelle kann mir vielleicht mal jemand die Definition für eine "Gute Art" liefern.
    Man liest es oft und doch interpretiere ich nur bei dieser Begrifflichkeit. Von Pilz zu Pilz schwanke ich dann ob der wirklichen Bedeutung.
    Wer kann mir das mal genau erklären ?


    Hallo,


    das ist eigentlich ein völlig sinnloser Begriff!
    Man will damit sicherlich subjektiv ausdrücken, für wie sicher man die Eigenständigkeit einer Art ansieht, also ob man ihren Artstatus als berechtigt anerkennt oder nicht.


    Was jeder einzelne als "gute" Art sieht, das ist subjektiv, da gibt es auch keine Vorschriften. Selbst die molekularen Daten geben da nur begrenzt Sicherheit und sind subjektiv interpretierbar.


    beste Grüße,
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Sehr anschaulich und nachvollziehbar erklärt, dazu noch gut zu lesen. Danke. :thumbup:


    Ein Gegenstück zur subjektiv "Guten Art" wäre vielleicht di subjektiv "strittige Art".
    Gute Art = gütig beschrieben + morphologisch von ähnlichen und nahe verwandten Nachbararten abgrenzbar + nachvollziehbare und klare Synonymie
    ...wäre meine individuelle Lesart dieses Begriffes. Aber wie Andreas sagt: Taxomomisch ist das kein relevanter Begriff.



    LG, Pablo.