Operculates UMO, orange

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Hier ist noch einer, mit dem ich gar nicht klar komme.
    Der wuchs vergesellschaftet mit >dieser Scutellinia<, also in einer feuchten Reifenspur in einem Waldstück bei Mannheim. Der Standort ist feucht, da befindet sich ein kleiner Froschtümpel am Fuß einer Flugsanddüne, die Ökologie ist also ein wenig speziell.
    Makroskopisch erinnert er ein bissel an eine Mischung aus Scutellinia crucipila (Farbe, Größe) und einer Octospora (Randhaare, Form).
    Eine Verbindung zu den schütteren Moospflänzchen konnte ich aber nicht feststellen (suche aber weiter nach Infektionen an Mooswurzeln).


    Makroskopisch werden die Becherchen 3-4 mm groß, ungestielt, die Fruchtschicht wölbt sich bei Rife nach oben und wird dann auch glänzig, die Apo - Ränder sind weißlich bewimpert.


    Fundort:


    Ansicht:


    Aufbau:

    Die Fruchtkörper sind undeutlich mehrschichtig aufgebaut.
    Ganz außen liegt eine Schicht breiter, teils (wie mir scheint) dickwandiger, globoser Zellen, die zur Basis hin immer größer werden.
    Darauf finden sich zwei Typen von Haaren: Einmal hyaline, dünnwandige Elemente und dazu schwach bräunlich pigmentierte, etwas dickwandige "echte" Haare.
    Die nächste Schicht nach innen besteht aus undeutlich prismatischen, dünnwandigen und recht großen Zellen, die aber zu den Becherrändern hin fehlen.
    Darüber liegt eine dünne Schicht aus eher horizontal angeordneten, kurzzylindrischen Zellen, die an den Becherrändern in hyaline, septierte Haare auslaufen. Zum Subhymenium hin mehr und mehr mit kleinen globosen Zellen und längeren, dünneren zylindrischen zellen untermischt.
    Vielleicht erklärt es eine Zeichnung:


    Haare der Außenwand als Photo:


    Apothecienrand:


    Was noch auffällig ist: An der Apobasis sind die großen, golbosen Zellen und die Haare teils stark verkrustet (was einfach Dreck sein kann), aber da sind noch zylindrische Algen (vermute ich jedenfalls), die in den Becher hineinwachsen.
    Kann freilich einfach ein Befall sein, ich weiß es nicht.


    Die Paraphysen sind merhfach septiert mit verdickten Gliedern, oft verzweigt:


    Die Asci sind 8-sporig, reagieren apikal negativ auf Iod:

    Der Paraphyseninhalt wird erst weinrot, dann grünlich.


    Besonders wunderlich sind die Sporen. Die sind in der Größe sehr variabel, meine Messungen ergeben 13-21 x 8-13 µm:

    Die Sporenwand ist doppelt, der Inhalt besteht reif aus etlichen Bläschen / Öltropfen. Jedenfalls nicht einheitlich.
    Irgendwie deutet sich in Wasser bei manchen Sporen an, daß die nicht ganz glatt sind.


    Nicht ganz triffts recht gut. Ein fein punktiertes Ornament ist schon drauf, aber recht flach wie es scheint, die Wärzchen manchmal recht gedrängt und etwas zusammenfließend. Jedenfalls blöd anzufärben, ob mit BWB kalt, BWB warm oder Kongo (letzteres geht noch am Besten).

    Irgendwie scheint nicht auf allen Sporen das Ornament deutlich zu sein. Bei Sporen im Ascus ist es quasi nicht zu sehen. Bei größeren Sporen ist es deutlicher, als bei den kleinen.


    Mit diesem Pilz kann ich gar nichts anfangen.
    Ein paar Gattungen habe ich mir angeguckt, die bryophilen natürlich, aber auch mal bei Tricharina und Kotlabaea reingelinst. Da scheint nichts wirklich zu passen.


    Hat vielleicht ejmand eine Idee oder zumindest eine Richtung?
    Das wäre super. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Du vernachlässigst wieder die Haare. :)


    Schau mal ob Du Lateralhaare findest, die m.o.w. zu zweit oder dritt aus einer Wurzel zu wachsen scheinen.


    So in etwa




    Falls ja, handelt es sich um vergriesgnaddelte S. crucipila. Falls nein, hätte ich gerne ein Pröpschen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf & Karl!


    Na, der hätte mich dann aber ganz schön ander Nase rumgeführt.
    Ehrlich gesagt halte ich eure Idee für möglich. Vor dem Mikroskopieren hieß der pIlz bei mir "wunderlich aussehende S. crucipila".
    Zwei Meter weiter gab es allerdings auch richtige crucipilas, mit den richtigen Haaren und Sporen, die erstens viel deutlicher ornamentiert sind und zweitens regelmäßiger in der Größe und einen Tik schlanker.


    Kurzcharakteristik Scutellinia crucipila:



    Sieht für mich schon etwas anders aus als die verworrenen Pilze im Startbeitrag. Insbesondere die Sporen und die Haare passen nicht, die Paraphysen sehen anders aus (wobei ich das nicht überbewerten will) und makroskopisch die Farben die etwas mehr ins rotorangene gehen, die reif glänzige Fruchtschicht und die eher fransigen als wimpernartigenm Randhaare.
    ich kann mir keinen Reim drauf machen, eine Scutellinia crucipila die zB durch Viren eine Wachstumsstörung erfahren hat ist vielleicht noch die beste Lösung.


    Ralf, ich schicke dir morgen gerne eine Probe zu. Ich hoffe, die Pilze sind nicht hinüber, bis sie bei dir ankommen (streikt die Post noch?). Momentan sind sie schon - naja - vollreif.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    die Probe ist heute angekommen und war auch noch in leidlich gutem Zustand.


    Ein definitives Ergebnis, außer dass es eine Scutellinia ist, und keine crucipila, kann ich leider nicht liefern.


    Die Apothecien sind allesamt im Wachstum gestört. Es finden sich Asci mit stark unterschiedlich großen Sporen in einem Ascus. Auch solche, in dem nur ein Teil scheinbar gut ausgebildet ist und der Rest verkrüppelt. Ein Ascus enthielt sogar 10 Sporen, zwei davon jedoch verkrüppelt. Die Ornamentation der Sporen ist ebenfalls sehr unterschiedlich und zudem undeutlich. Ich habe nach erhitzen in BWB auch Sporen gesehen, bei denen sich das Exospor abgelöst hat. Aber auch das ist bei so gestörten Proben kein sicheres Merkmal.
    Die Haare sind auf jedenfall einzeln, also kann man S. crucipila ausschließen. Die Haare sind sehr kurz und durchscheinend, ein Merkmal, das zu S. minutella passen würde. Allerdings mit so vielen Fragezeichen, dass ich dass noch nichtmal mit .cf unterschreiben würde.


    Tut mir Leid, aber sowas ist im Grunde für die Tonne. Schade.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Mittlerweile hatte ich es fast geahnt, daß da eine Wachstumsstörung vorliegt.
    Ich danke dir, daß du es trotzdem versucht hast. Diese seltsamen Asci mit den total wirr geformten Sporen sind schon sehr auffällig.


    Was ja direkt daneben wuchs, war Scutellinia torrentis.
    Direkt daneben heißt:

    Blauer Kasten = Scutellinia torrentis
    Roter Kasten = Geschädigte Scutellinia sp.


    Weiter unten, am Grund der Reifenspur befanden sich weitere Kollektionen orangener Becherchen, die ich ebenfalls der geschädigten Scutellinia zugeordnet hätte. Oder es wäre Scutellinia crucipila gewesen.
    Egal. Das ist hier nicht mehr aufzulösen.
    Natürlich könnte man nun noch die Frage stellen, was diese Bildungsabweichung hervorgerufen hat, da ja irgendwie nichts an dem Fund so richtig stimmt. Neben den Asci und Sporen sind auch die Paraphysen und die Haare irgendwie sonderbar.
    Aber das übersteigt bei weitem meine Möglichkeiten und Ambitionen. So müsste man erstmal sequenzieren, um überhaupt die Art zu kennen, dann weitere Tests machen um Umwelteinflüsse festzustellen, das Mycel auf Virenbefall untersuchen...
    Das ist für mich nicht zu bewerkstelligen.
    Also abhaken, die nächsten Pilze kommen sowieso. :)



    LG, Pablo.