Orangeroter Knorpelporling?

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.234 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Fredy.

  • Guten Tag allerseits!


    An den kräftigen Überresten eines Nadelbaumes (vermutlich Fichte, nicht Kiefer!) habe ich einen interessanten Porling gefunden, den ich der Beschreibung in meinen Büchern zufolge für einen Orangeporigen Knorpelporling (Skeletokutis amorpha) halten würde:



    Die Fruchtkörper weisen sehr deutlich den bei Laux erwähnten Algenbewuchs auf und haben (wo als Einzelexemplare erkannbar) eine Breite von 2 bis 5 cm. Hier eine Abbildung mit den dazugehörigen Poren:



    Dieses Bild bot sich mir auf drei Seiten des Baumes, auf der gegenüberliegenden Seite (Bild 1 rechts) fand ich aber zusätzlich noch frische Fruchtkörper, die besonders an der Zuwachskante ein lebendiges Orange aufweisen, die Oberseiten sind pelzig. Die Poren dieser jungen Exemplare sind relativ hell, teilweise fast weiß, im allgemeinen aber stets mit einer Tendenz nach Gelb:



    In einer Spalte habe ich auch diesen vollständig resupinaten "Ableger" entdeckt, der von oben nach unten über die gesamte Länge der Reste des Baumes gewachsen war (ca. 2,5 m):



    Zum Schluss noch eine Abbildung eines Schnittes, den ich angerfertigt habe:



    Der Geschmack entsprach übrigens auch der Beschreibung (bei Laux) und war ziemlich bitter :nana:.


    Glaubt Ihr, ich könnte Recht haben?


    Vielen Dank für Eure Hilfe! Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Hallo - da sich keiner traut, will ich ganz kurz was dazu sagen.
    Eine Skeletocutis ist das ganz bestimmt nicht. Schon garnicht amorpha, eine feine,
    zarte Art, die zwar große Beläge ausbildet, aber sehr dünn und anfangs weiß ist.
    Das ist für mich ein typischer Oxyporus und wenn nicht gerade Nadelholz genannt wäre
    (ich glaube ohnehin nur die wenigsten Holzbestimmungen, wenn ich einen gebrochenen Querschnitt nicht unter der Lupe selbst gesehen habe), würde ich O. populinus sagen. O. corticola (eine sehr seltene Art - kommt auch mal an Nadelholz vor) kenne ich eher schmächtiger.
    Hatte bisher aber nur einen Fund. Du solltest ein Exikkat und Holz von einem Porlingskenner mikroskopieren lassen. Die Bestimmung von Oxyporusarten ist ziemlich einfach und geht schnell. Gruß Mykado

  • Hallo Mykado!


    Vielen Dank für Deine Antwort!


    Ja, einige meiner Porlinge scheinen doch große Schwierigkeiten bei der Bestimmung zu machen und nur sehr wenige Forumsteilnehmer melden sich bezüglich dieser Themen. Ich habe mir schon überlegt, ob ich diesbezüglich das Forum wechseln sollte, denn es ist doch sehr mühsam, ständig auf privatem Wege um Bestimmung bitten zu müssen.


    Der Treppenförmige Steifporling (Oxyporus populinus) steht sogar bei Gerhardt, wie ich jetzt gesehen habe, die Beschreibung passt eigentlich auch, aber die Sache mit dem Substrat...


    Ich habe hier noch eine Vergrößerung des Stammes angefertigt, auf dem man die Rinde etwas besser erkennen kann. Also ich würde nach wie vor (auch in Hinsicht der in diesem Waldstück vorherrschenden Laubholzarten, nämlich: Eiche, Buche, Hainbuche, einige Eschen, wenige Linden und wenig Ahorn) Laubholz ausschließen. Ob es sich allerdings um die Reste einer Fichte oder um einer Tanne handelt kann ich Dir nicht sagen.



    Würdest Du eine Probe für mich mikrospieren? Ich könnte Dir eine frische Probe zukommen lassen und selbstverständlich auch eine Probe des Holzes. Was man beim Holz genau für ein Stück benötigen würde, müsste ich halt noch wissen. Bitte gib mir kurz per Mail bescheid, wie Du in dieser Sache verbleiben magst!


    Ich danke Dir für Deine Mühe und bis dann!


    Fredy

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  • Hallo Fredy, Holzbestimmung kannst Du leicht üben, am besten mit sicher erkanntem Holz, was du am besten trocken quer brichst. Im Querschnitt kannst Du mit der Lupe erkennen, ob es sich um Nadelholz (nur zerstreute Harzkanäle) oder um Laubholz (mit ringporigen oder zerstreutporigen Gefäßen, sogenannten Tracheen, handelt. Schaue mal hier:
    index.php?section=holz
    Auf dieser Seite aber auch auf vielen anderen Holzseiten im Internet findest du gute Hinweise. Breche mal einen trockenen Eichenast und einen trockenen Fichtenast durch und schaue dir die Bruchstelle mit der Lupe an, dann weist Du was ich meine. Die einzelnen Holzarten zu bestimmen ist dann -von wenigen Ausnahmen abgesehen - schon schwieriger.
    Ich kann dir derzeit leider keine Funde kontrollieren. Bin wenig zuhause und wenn: mein Schreibtisch ist noch voll mit Funden vom März bis Juli übersäät, die alle mal kontrolliert werden müssten. Frühestens im Spätherbst habe ich wieder etwas Luft. Tut mir leid.
    Ins Forum schaue ich aber immer mal wieder rein und äußere mich zu Funden. Gruß Mykado

  • Guten Abend Mykado!


    Vielen Dank für den tollen Link! Da kann man wunderbar stöbern und sehr viel lernen!
    Für den Pilz werde ich schon jemanden finden (oder jemanden mich...?)! Ich habe mich auch dazu entschlossen, mich noch in einem anderen Forum anzumelden. Das wird schon!
    Ich wünsche Dir einen schönen Abend und bis dann!


    Grüße, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

  • Nachtrag:


    Mittlerweile gibt es Klarheit bezüglich des Substrates: Nach einer (makroskopischen) Untersuchung des Baumes durch einen Fachmann handelt es sich eindeutig um Fichte (Picea abies).
    Auf der zersplitterten Oberseite des Stammes sowie an einem dazugehörigen abgebrochenen Teilstück, welches auf dem Boden lag, habe ich zudem Fenchel-Porlinge (Gloeophyllum odoratum) gefunden, welche die letzten Zweifel ausräumen sollten.


    Ab jetzt wird's also richtig spannend!

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

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  • Hallo liebe Pilzfreunde!


    Es wird wieder einmal Zeit, mich zu bedanken!


    Mein "Orangeroter Knorpelporling" wurde freundlicherweise von CHH (Christoph) mikroskopiert und eindeutig als Treppenförmiger Steifporling (Oxyporus populinus) identifiziert!


    Somit haben wir eine Besonderheit vorliegen, welche die ganze Sache eigentlich erst so richtig spannend gemacht hat, nämlich einen O. populinus auf Nadelholz!


    An dieser Stelle also ganz besonderen Dank an Christoph und auch an "meinen" Fachmann für Holzfragen, der sich leider nicht für Pilze interessiert. Vielen Dank auch an Mykado, der hier ebenfalls für einmal mehr seinen Sachverstand bewiesen hat, sowie an Werner E. und Frank D. aus dem Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft (BMG), die mit ihrer makroskopischen Bestimmung ebenfalls ins Schwarze getroffen haben!


    Freundliche Grüße an alle von


    Fredy

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