Pleurotus ostreatus (Jacq.) P. Kumm.
Austernseitling, Austernpilz, Sommer - Austernseitling
Synonyme:
- >reichlich vorhanden<
Basidiomycota --> Agaricomycetes --> Agaricomycetidae --> Agaricales --> Pleurotaceae --> Pleurotus --> Pleurotus ostreatus
Fruchtkörper: Hüte bis 25 cm breit; jung muschelförmig oder nierenförmig, später wellig - lappig, Rand dann teils ausgefranst; Hutoberfläche glatt, eingewachsen radialfaserig, feucht speckig glänzend, jung bereift, später verkahlend, im Alter etwas schrumpelig; farblich sehr variabel, graubraun, auch mit Blautönen, im Sommer oft cremeweiß oder blassbraun (Vgl. auch die Ware im Supermarkt), im Winter normalerweise ziemlich dunkel, alt zu schmutzig braun verblassend, teils gilbend.
Stiel kurz; seitlich, bei oben auf dem Substrat sitzenden Fruchtkörpern auch zentral; Basis striegelig - haarig
Lamellen: jung weiß oder graulich, alt bräunend oder gilbend; Schneiden glatt; untermischt, zum Stiel hin auch gegabelt; am Stiel mehr oder weniger stark herablaufend, dort auch mit Anastomosen (Verzweigungen)
Fleisch: weiß; jung weich und etwas fluffig; alt zähelastisch, vor allem zum Stiel hin korkig bis lederig; Geschmack mild, Geruch mit schwach metallischer Komponente
Speisewert: jung sehr guter Speisepilz; alt zäh und / oder bitter
Sporenpulver: weißlich bis cremefarben; Sporen zylindrisch; 7,5-11 x 3-4 µm (nach Fungo Nordica); glatt; inamyloid
Vorkommen: nahezu weltweit verbreitet; in Deutschland fast überall recht häufig; an diversen Substraten, vor allem aber Laubbäume, seltener an Nadelholz (dann meist Fichte). Insgesamt ist das Substratspektrum beachtlich und umfasst sogar Holunder, Eibe und Robinie.
Meistens werden Fruchtkörper von Spätherbst bis Frühjahr gebildet, aber auch im Sommer lassen sich frische Austernseitlinge in freier Wildbahn finden (vgl. unter –žAnmerkungen–œ); meist gesellig, büschelig oder dachziegelig an dickem Substrat wie stehenden oder liegenden, vitalen, absterbenden oder toten Stämmen, selten auch an dünnen Ästen oder gar Zweigen.
Verwechslungen: Etwas diffus ist die Unterscheidung zwischen Austernseitling (Pleurotus ostreatus), Lungenseitling (Pleurotus pulmonarius) und Rillstieligem Seitling (Pleurotus cornucopiae).
Auch die Litaraturangaben weichen hier ab.
So wird in den Großpilzen Baden –“ Württembergs (-1-) der Rillstielige zB ausgeschlüsselt nach dem Merkmal –žBasidiocarpien ungestielt–œ, was nicht stimmt, er ist meist deutlicher gestielt als die beiden anderen Arten.
Allerdings hätte der Rillstielige nach (-1-) im Hutfleisch sowohl dünnwandige als auch dickwandige Hyphen, was ihn von den beiden anderen Arten unterscheiden sollte. In der Funga Nordica (-2-) wird dieses Merkmal (Ausgabe 1992) nicht erwähnt. Einig sind sich beide Quellen zu den Hyphen der Lamellentrama: Teils dickwandig bei P. pulmonarius, immer dünnwandig bei P. ostreatus. Zu den Hyphen der Lamellentrama von P. cornucopiae schweigen sich beide aus (nach eigenen Beobachtungen bislang keine dickwandigen gefunden).
Die Sporengröße ist bei allen drei Arten ungefähr gleich, lediglich die Sporen von P. cornucopiae sollen nach (-2-) tendenziell etwas breiter sein.
Die Mikromerkmale werden anhand eigener Funde an dieser Stelle ergänzt (fühlt euch eingeladen).
Die Makromerkmale werden ebenfalls unterschiedlich bewertet. So gibt (-2-) zB für die Farbe des Sporenpulvers von P. cornucopiae –žvinaceous–œ (= weinrötlich) an. Nach eigenen beobachtungen ist die Sporenfarbe bei allen deri Arten recht variabel und schwankt zwischen weißlich / cremefarben und blassviolett.
Wuchsform: Bei P. ostreatus und P. pulmonarius eher fächerförmig, konsolig, seitlich gestielt; bei P. cornucopiae eher trichterförmig (wie ein Füllhorn) und eher zentrisch gestielt
Stielbasis: Bei P. ostreatus deutlich striegelig, bei P. pulmonarius und P. cornucopiae nur filzig
Geruch: Bei P. ostreatus unspezifisch und etwas metallisch (nie süßlich / anisartig), bei P. pulmonarius deutlich süßlich / anisartig, bei P. cornucopiae eher wie bei P. ostreatus, nach Literatur aber gelegentlich auch mit Anisnote (selbst noch nciht festgestellt).
Lamellen: bei P. ostreatus und bei P. cornucopiae deutlicher herablaufend und dabei am Grund gerne aderig verbunden, bei P. pulmonarius kaum je anastomosierend und nicht rippig herablaufend. Bei P. cornucopiae ist das Merkmal wohl am stärksten ausgeprägt, wobei die Lamellen und Anastomosen sicherlich nicht zwingend eine –žnetzartige Struktur–œ am Stiel bilden müssen.
Hutfarben: Unsicher; tendenziell aber bei P. pulmonarius nie so dunkel wie bei den beiden anderen Arten.
Ein weiteres Merkmal kann die Dicke des Hutfleisches sein, diese wäre bei P. pulmonarius recht dünn, so daß der Hut im Alter teils fast nur aus Haut und Lamellen besteht.
Erscheinungszeit: P. ostreatus erscheint schwerpunktmäßig im Winter (tritt aber ganzjährig auf), P. pulmonarius und P. cornucopiae sind eher Sommerpilze.
Reaktion auf Sulfovanillin: Nach meinen bisherigen Versuchen reagieren alle drei Arten (P. ostreatus, P. cornucopiae, P. pulmonarius) positiv.
Zu weiteren Verwechslungsmöglichkeiten:
Der Berindete Seitling (Pleurotus dryinus) lässt sich durch sein sehr beständiges Velum an Hut und Stiel und die wurzelnden Basidiocarpien gut unterscheiden.
Der Laubholzknäueling (Panus conchatus) sieht im Alter sehr ähnlich, wenn sämtliche Violettöne verschwunden sind. Sein Fleisch ist tendenziell zäher.
Der Gelbstielige Muschelseitling (Sarcomyxa serotina) unterscheidet sich durch den scharfen Lamellenansatz am Stiel, den fein schuppigen, jung deutlich gelben Stiel und vor allem jung mehr ockerliche Lamellenfarben.
Der Ohrförmige Seitling (Pleurocybella porrigens) bildet stiellose, schmächtigere Fruchtkörper, bleibt rein weiß und wächst ausschließlich an Nadelholz.
Der Erdmuscheling (Hohenbuehelia petalodes) wächst scheinbar auf dem Erdboden an vergrabenem Holz (was P. ostreatus sehr selten tut), wird dabei ziemlich groß und hat einen geschlitzten Hut.
Der Muschelkrempling unterscheidet sich durch seine filzige Hutoberfläche und bräunliches Sporenpulver, er wächst nur an Nadelholz.
Anmerkungen: Vom Austernseitling gibt es Zuchtformen, die sich nur unwesentlich von der wildwachsenden Hauptform unterscheiden (meist heller gefärbt). Beispielsweise brauchen sie anscheinend keinen Frostreiz, um Fruchtkörper zu bilden. So finden sich im Sommer gerne ausgebüxte Zuchtformen oder Hybriden, die dann –“ auch wegen der helleren Hutfarben –“ Anlass zu Irritationen geben.
Bilder:
Mit ungewöhnlich radiafaserig aufreißender Huthaut:
Fund im Spätsommer:
Alte Schlappen:
Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
>Pleurotus pulmonarius = Lungenseitling<
>Pleurotus cornucopiae = Rillstieliger Seitling<
>Pleurotus dryinus = Berindeter Seitling<
>Panus conchatus = Laubholz –“ Knäueling<
>Sarcomyxa serotina = Gelbstieliger Muschelseitling<
>Pleurocybella porrigens = Ohrförmiger Seitling<
>Hohenbuehelia petalodes = Erdmuscheling<
>Tapinella panuoides = Muschelkrempling<