Resupinater Rindenpilz auf Weide (Salix): Phellinus spec.

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 6.045 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Guten Abend,


    Nach den Erfahrungen der letzten Zeit mit der Gattung Phellinus bin ich mir vom Gefühl her sicher, dass es sich auch hierbei um eine Art der Gattung Phellinus handelt. Dieses Mal ist es eine echt resupinate Art.


    Fundort: Bernsfeld, Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg, ca 300 m hoch gelegen, kühl. (Rand des NSG Eisenkaute von Bernsfeld).
    Substrat: eine alte Weide (Salix spec.), abgebrochener Ast, aber noch am Stamm hängend, im oberen Bereich in ca 2 m Höhe.


    (1) Blickrichtung vom Stamm in Richtung Astende (auf der Erde)


    (2) Bildausschnitt. Der Fruchtkörper wirkt auf mich feinporig.


    (3) Der Aststummel war schon auf Bild 1 zu sehen


    (4)


    Dem ersten, vorsichtigen Versuch einer Probennahme hat der Pilz sich widersetzt. Der Rand liegt fest an. Da ich heute schon einiges gefunden hatte, hat mein Ehrgeiz nachgelassen. Ich kann es die nächsten Tage aber noch mal versuchen.


    Es gibt in den GPBW eine Reihe von resupinaten Feuerschwämmen. Die meisten scheiden auf Grund der Ökologie aus, z.B. wenn sie es warm mögen oder nicht auf Weide (Salix) vorkommen.


    Die beiden Kandidaten, die auf Grund der Ökologie nach den GPBW meiner Meinung nach vor allem in Frage kämen, sind:


    - der Polsterförmige Feuerschwamm (Phellinus punctatus), und
    - der Rostbraune Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus), beide mit kleinen Poren


    An sich ganz einfach: P. ferruginosus hat hymeniale Setae, P. punctatus hat keine. Also: mikroskopieren! 8| (wenn man nicht weiß, wie das aussieht, was man finden bzw. nicht finden soll).


    Oder gibt es andere Anhaltspunkte?


    Viele Grüße
    Lothar
    [hr]
    In den GPBW steht im Bestimmungsschlüssel bei P. punctatus: "die jüngeren Schichten bedecken die alten Schichten am Rand nicht völlig".
    Damit ist vermutlich sowas gemeint:
    http://www.naturgucker.de/?bild=1308900964


    Dann kommt P. punctatus nicht in Frage.


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Oh, diese resupinaten Phellinus Arten haben mich auch gerade zum Verzweifeln gebracht bei [url=http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,432.msg21298.html#msg21298]>Rudis Rätselpilz<[/url]. :D
    Also: Wenn nicht an Faulbaum, denn immerhin nicht Phellinus rhamni.
    Diese Risse kann Phellinus punctatus auch und auf die sich überlagernden Ränder würde ich nicht allzuviel Gewicht legen.


    Dann gäbe es ja noch P. ferreus und P. ferruginosus, die würde ich aber farblcih schon etwas anders einschätzen. Beide haben Seten, P. ferruginosus überall, P. ferreus nur im Hymenium.


    Guck einfach mal durchs Mikroskop, die Seten erkennst du sofort, wenn du sie siehst. Die sind fett, lang und dunkel. ;)


    Vorerst würde ich mich hier Jonas anschließen.



    LG, Pablo.

  • Oje:
    Gehst Du zum Feuerschwamm, vergiss die Säge nicht! :evil:


    Wird noch ein paar Tage dauern, bis ich wieder dort hin komme. Aber es ist ja kein Lamellenpilz, der dann schon wieder weg wäre.


    LG
    Lothar

  • Hallo,
    gestern habe ich es geschafft: ich konnte einige Bröckelchen herausbrechen, auch vom Rand.


    Anzahl der Poren pro mm: ca 5


    Unter der Lupe (56 fach):
    1. die Röhrenschicht hatte einen Bruchrand. Die Röhren sind voll mit hymenialen Seten , die unter der Lupe sichtbar sind Edit: mit einer weißen Substanz, in der einzelne nadelförmige Gebilde zu sehen sind. Laut Beitrag #9 von Frank (Tomentella) kommt das bei Phellinus-Arten vor.. Das erinnert sehr an Mineralien, wenn sich in Einschlüssen solche kleinen dünnen Kristalle bilden.


    (5) Mit einer billigen PC-Lupe :shy: sieht es so aus.

    Entschuldigung, ich habe nichts besseres.


    (6) + (7) In der Trama oberhalb der Röhrenschicht gibt es viele weißliche Bereiche, die auch aus Seten bestehen (setale Hyphen) .



    Nach den GPBW sowie Jülich ergibt sich:
    Rostbrauner Feuerschwamm (Phellinus ferrugineus)
    auch ohne mikroskopische Messungen (die könnten nur verwirren ;) )


    Edit: Auf Grund der Argumente in den folgenden Beiträgen handelt es sich um Phellinus punctatus


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar,


    Saeten sind dornenförmige, dickwandige und dunkelbraune Gebilde. Die kann ich in deinen Bildern nicht erkennen. :)
    Es gibt z.B bei Phellinus ferruginosus am Rand bis 300 µm lange Saeten, die man mit einer Lupe (10 x) schon erkennen kann. Fehlen diese, ist es nicht Ph. ferruginosus. Gleiche Saeten hat noch Phellinus contiquus, der hat aber größere Poren (1P/mm).


    LG
    Frank

  • Hallo Frank,
    hm, dunkelbraune Gebilde? Dann muss ich noch mal schauen und nehme alles zurück.


    Was waren dann aber die glänzenden, schmalen und langen spitzen Gebilde, die ich mit dem "richtigen" Binokular (56-fache Vergrößerung) in den Röhren deutlich gesehen habe (In der Masse dann weißlich wirkend)? Sie sehen aus wie die Glashaare bei manchen Moosen. So habe ich mir die hymenialen Seten vorgestellt.


    Ok, ich schaue sie mal unter der Lupe an und messe sie auch noch, aber vermutlich erst Montag ff.


    Dass man auf den Bildern die Seten selbst nicht erkennen kann, war mir klar. Ich war der Meinung, die weißlichen Schichten seine ein Hinweis darauf. Leider haben weder Bino noch Mikroskop einen Fototubus. Ich hätte auch keine passende Kamera. :rolleyes:


    Viele Grüße und vielen Dank für den Hinweis
    Lothar

  • Hallo Lothar!

    Zitat


    Nach den GPBW sowie Jülich ergibt sich:
    Rostbrauner Feuerschwamm (Phellinus ferrugineus)


    Sollte das stimmen, werde ich mich wundern.


    Diese Wuchsweise (im Fruchtkörperzentrum am dicksten = "Polster", siehe deutschen Namen) und die Schoko-Farbe bei ansitzenden Fruchtkörpern würden mich nicht an Ph. ferruginosus (Rostbrauner Feuerschwamm) denken lassen, sondern schon an Ph. punctatus (Polsterförmiger Feuerschwamm).


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

  • Hallo Lothar und Ingo,


    die weisen Ablagerungen findet man oft in den Poren bei Phellinus-Arten, vor allem bei älteren Funden.


    @Ingo- mit Phellinus punctatus wirst du wohl recht haben.


    LG
    Frank


    PS. Den Namen Phellinus ferrugineus gibt es nicht. :) Entweder Ph. ferruginosus oder Ph. ferreus, neuerdings Fuscoporia ferruginosa bzw. Fuscoporia ferrea.

  • Guten Abend,
    da der Habitus anscheinend eindeutig auf Phellinus punctatus hinweist, habe ich oben meinen Beitrag geändert und die Änderungen gekennzeichnet. Ich bin gespannt, ob ich Phellinus ferruginosus auch noch zu sehen bekomme.


    Eigentlich hatte ich vor, mir zunächst einmal hymeniale Setae bei Phellinus ingniarius anzusehen, da der hier häufiger vorkommt. Es war schon schwer, jetzt außerhalb der Wachstumsphase ein Tortenstück mit Porenschicht herauszuschneiden. Inzwischen ist es noch härter geworden. Da die Seten nur ca 20 µ groß sind, muss man das mit dem Mikro machen. Es gibt gelegentlich im Netz auch Bilder hierzu mit Blick in einen dünnen Schnitt quer zur Röhre. Aber:


    Wie macht man einen Schnitt quer zur Röhrenschicht bei so hartem Material? Lange in Wasser einweichen und dann mit der Rasierklinge?



    Herzlichen Dank an alle Kommentatoren :thumbup:


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Eine sehr gute Frage!
    Denn mir bereiten sie auch Probleme in der Präparation, die Porlinge. Wobei ich sie sogar lieber getrocknet verarbeite, als frisch.
    Jedenfalls sehe ich da noch einiges an Verbesserungspotential und bin gespannt auf Tips.



    LG, Pablo.