Hallo zusammen,
das Pilzjahr 2017 scheint der reine Wahnsinn zu werden - auch in Göttingen sprießen die Seltenheiten. Seit 2005 kartieren Mitglieder des Naturschutzvereins "Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen e.V." (BSG) diverse Magerwiesen und -weiden in der Region für eine Publikation zu Wiesenpilzen - aber auch nach mehr als einem Jahrzehnt des Kartierens finden sich nach wie vor noch neue Raritäten.
Auf einem Magerrasen auf Keuper/Rhätsandstein, mit bodensauren, neutralen und basischen Bereichen fanden sich gestern einige für Niedersachsen außergewöhnliche Saftlings-Arten. Hübsch sind sie auch noch, deswegen seien sie hier präsentiert
Hygrocybe spadicea - Schwarzbräunlicher Saftling:
Gekennzeichnet durch die namensgebenden dunklen Hutfarben, tritt diese schöne Art oft in den trockensten Bereichen der Rasen auf und fruktifiziert hier nur sehr sporadisch. Bereits 2015 (wohl ein bundesweit sehr gutes Jahr für die Art) fanden sich Dutzende Exemplare auf der Fläche. Die wohl auch global gefährdete Art befindet sich derzeit im Prozess der Ausweisung als Art der Roten Liste der IUCN.
Hygrocybe intermedia - Feuerschuppiger Saftling:
Auch dieses ist eine gut kenntliche Art, die im Forum bereits mehrfach gezeigt und auch portraitiert wurde. Typisch der beschuppte Hut, andere Arten mit schuppigem Hut sind deutlich kleiner. Meines Erachtens die schönste Saftlings-Art (keine einfache Entscheidung bei der Konkurrenz!), der Fund hat mich sehr gefreut. In Niedersachsen galt die Art bis dato als ausgestorben, bzw. verschollen (RL0).
Hygrocybe citrinovirens - Gelbgrünlicher/Kurzsporiger Saftling:
Ein Erstfund für Niedersachsen. Typisch laut BOERTMANN (2010) der grün-gelbliche Farbton, der trockene, radialbefaserte Hut und der ebenfalls trockene, oft tief gefurchte Stiel. Von der IUCN wird die Art als "vulnerable" (weltweit gefährdet) eingestuft.
Und zum Schluss eine Art, die sich bisher nur 2015 auf der Fläche fand, aber die ich auch 2017 sehnsüchtig erwarte:
Hygrocybe punicea - Granatroter/Größter Saftling:
Die Art macht ihrem deutschen Namen alle Ehre und weist oft wirklich sehr große und massive Fruchtkörper auf. Laut Boertmann einer der besten Indikatoren für sehr pilzartenreiches, über einen langen Zeitraum extensiv genutztes Grünland. Solche Standorte sind mittlerweile ja leider stark bedroht, deshalb möchte die BSG durch die geplante Publikation auf die Notwendigkeit der Unterschutzstellung dieser Habitate hinweisen.
Auf der Fläche konnten seit 2013 jetzt insgesamt 22 Saftlings- und Ellerlings-Arten nachgewiesen werden, dazu ca. 2 Dutzend Rötlinge und zahlreiche Geoglossaceen und Clavariaceen. Und ein Ende scheint nicht in Sicht zu sein.
Liebe Grüße
Fionn