Schwarzschuppiger Erd-Ritterling: Frage an die Experten

Es gibt 33 Antworten in diesem Thema, welches 9.092 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Josef-08.

  • Hallo,


    Wer kennt sich mit schwarzschuppigen Erdritterlingen (Tricholoma atrosquamosum) aus?


    Ich war heute in einem Kalkgebiet unterwegs und habe einige schöne und nicht alltägliche Funde gemacht,
    u.a. Schwärzender Saftling, Krönchenträuschling, Goldzahnschneckling u. diverse andere Schnecklinge. Daneben fand ich auch noch mehrere prächtige grüne Knollis, jede Menge frischer Stockschwämmchen, grüne Anistrichterlinge und sogar noch einige frische Sommersteinpilze und natürlich auch diese Ritterlinge.


    Da ich mich mit Ritterlingen noch nicht so gut auskenne, suchte ich die Pilzberatungsstelle auf.
    Da der PSV zufällig heute ebenfalls auf Kalk unterwegs war, hatte er, bis auf die Raritäten, so ungefähr die gleichen Pilzarten gefunden, u.a. auch die gleichen Ritterlinge.


    Der PSV bestätigte mir, dass es sich um den Schwarzschuppigen Erd-Ritterling (Tricholoma atrosquamosum) handele, und machte mich darauf aufmerksam, dass ihm aufgefallen sei, dass seine Ritterlinge an der Stielbasis blaue Verfärbungen hätten, was dann auch bei den meinigen zutraf. Wir haben dann in verschiedenen vorhandenen Büchern nachgeschlagen, aber nirgendwo einen Hinweis darauf gefunden.


    Nun meine Frage an die Experten:
    Kann mir jemand diese Beobachtungen bestätigen, bzw. ist jemand eine Literaturstelle bekannt, wo dies beschrieben ist?


    Leider konnte ich heute abend mangels ausreichender Beleuchtung keine Fotos mehr machen.


    Herzliche Grüße und vielen Dank für die Mühe im voraus
    Josef


    Nach nochmaligen Betrachten: Die Verfärbungen könnten auch grünlich sein (je nach Licht)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Josef!


    Du darfst natürlich gerne auch ein paar Bilder zeigen, von Ritterlingen sowieso.
    Zu den Verfärbungen: Ist wie bei tricholoma columbetta und den beiden rötenden Arten ein kann, aber kein muss.
    Ich kenne Tricholoma atrosquamosum nicht, aber die Nachbarart Tricholoma squarrulosum (also den mit dem schwarz schuppigen Stiel). Da färbte nichts blau.
    Die mögliche Blaufärbung bei T. atrosquamosum wird aber - wenn ich das gearde richtig im Kopf habe - in >diesem Buch< erwähnt.



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    das ist u.a. auch für T. atrosquamosum so beschrieben (in meinem Ritterlingsbuch: Fungi of northern europe Vol. 4).
    Allerdings gibts eine Reihe ähnlicher Arten. Am ähnlichsten ist T. orirubens der sich durch ein gelbes Basalmycel unterscheidet.
    Dann gibt es weitere Arten die sich durch schwarze Schuppen oder Fasern am Stiel unterscheiden.
    Und nat. noch andere graue Ritterlinge.


    VG
    Konrad


  • Hallo Pablo,
    Herzlichen Dank für die rasche Antwort.
    Ich werde mal meinen PSV fragen, ob er das Buch hat. Ich befürchte: nicht, da er sich eher mit Cortinarien beschäftigt.
    Ich konnte leider noch keine Bilder davon machen; ich versuche es mal morgen bei Tageslicht
    VG, Josef
    [hr]


    Vielen Dank, Konrad,
    Der Ritterling hat keine schwarzen Schuppen oder Fasern*) am Stiel; es handelt sich auch mit Sicherheit nicht um einen der grauen Ritterlinge.
    Der PSV, der mir den Pilz bestimmt hat, ist ein sehr erfahrener Mann, der auch Seminare abhält und beim DGfM als Prüfer zugelassen ist.
    Ich glaube nicht, dass er sich da geirrt hat. Sämtliche Merkmale des schwarzschuppigen Ritterlings treffen zu. Es geht hier lediglich um die leichte Blau(grün) Färbung an der Stielbasis, die in den Büchern, die zur Verfügung standen, nicht beschrieben ist (Es war allerdings auch kein spezielles Ritterlingsbuch dabei).
    Gruß, Josef


    *) Sorry, nach nochmaligem Betrachten: es befinden sich doch zarte Fasern am Stiel, die aber nicht sehr auffällig sind und die ich auch nicht unbedingt als schwarz bezeichnen würde.

  • [quote pid='302058' dateline='1445371685']
    Der Ritterling hat keine schwarzen Schuppen oder Fasern am Stiel; es handelt sich auch mit Sicherheit nicht um einen der grauen Ritterlinge.
    Der PSV, der mir den Pilz bestimmt hat, ist ein sehr erfahrener Mann, der auch Seminare abhält und beim DGfM als Prüfer zugelassen ist.
    Ich glaube nicht, dass er sich da geirrt hat. Sämtliche Merkmale des schwarzschuppigen Ritterlings treffen zu. Es geht hier lediglich um die leichte Blau(grün) Färbung an der Stielbasis, die in den Büchern, die zur Verfügung standen, nicht beschrieben ist (Es war allerdings auch kein spezielles Ritterlingsbuch dabei).
    Gruß, Josef
    [/quote]



    Hallo Josef,


    hier im Forum halten wir es ja so, dass wir, auch wenn das gezeigte Bild noch so eindeutig daherkommt, den (unerfahrenen) Sammler darum bitten, sich den Fund bei einem zugelassenen Pilzsachverständigen (PSV) absichern zu lassen. Da du dies getan hast, solltest du der Bestimmung vertrauen, zumal du hier auch kein Bild zeigst.
    Allerdings muss man dazu wissen, dass geprüfte PSV sich zwar mit den meisten gängigen Speise- und Giftpilzen auskennen, aber nicht unbedingt für alle Gattungen Spezialisten sind. Dafür müsste der betreffende PSV nämlich speziell geschult sein oder/und über die gängige Spezialliteratur verfügen.
    Für Tricholoma benötigt man dazu nicht nur das besagte aktuelle Werk der Skandinavier (FNE4) sondern auch die Monographien von Bon und Riva.


    Da du schreibst, dass dein Fund keinerlei Schuppen am Stiel aufweist und sich an der Basis des Stieles (im Schnitt?!?) blaugrün verfärbt, kommt eigentlich nur Tricholoma orirubens in Frage. Ein Schnittbild und ein Foto ausgewachsener Exemplare sollte hier finalen Aufschluss bringen.


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Aber T. atrosquamosum sollte doch einen einigermaßen glatten stiel haben?
    Und ohne jetzt bei Riva und Bon verglichen zu haben: Heilmann-Clausen / Christensen erwähnen da ja gerade auch die (wenn auch wohl nicht konstanten) blauen Flecken speziell im vergleich zu T. orirubens.
    Aber du hast schon recht: Ohne Bilder könne wir hier viel spekulieren.



    LG; pablo.

  • Hallo Pablo, Konrad und Ingo,


    Vielen Dank, dass Ihr Euch soviel Mühe gemacht gehabt.


    Aber anscheinend wurde meine Frage entweder mißverstanden oder ich habe mich nicht richtig ausgedrückt.


    Ich verlange hier keine Pilzbestimmung.
    Der Pilz wurde von einem PSV (allerdings kein Ritterlingsspezialist) als T. atrosquamosum bestimmt. Dieser Aussage muss ich zunächst einmal vertrauen.
    Es ist auch nicht so, dass ich diese bezweifle oder hier eine Bestätigung oder ein anderes Ergebnis erwarte.


    Ich wollte eigentlich nur wissen, ob irgendjemand weiß, oder ob es in der Literatur eine Fundstelle gibt, in der beschrieben ist, dass dieser Pilz an der Stielbasis blau zw. blaugrünlich gefärbt sein kann.
    Ich meine damit nicht, dass er beim Anschnitt blau anläuft. Ich habe den Pilz noch nicht angeschnitten, da ich ihn morgen bei Tageslicht noch fotografieren möchte. Das Foto liefere ich nach, sofern darauf etwas zu erkennen ist. Die Blau(blaugrün)-Färbung ist bereits von aussen sichtbar. Sie ist aber nicht sehr stark ausgeprägt und auf einen kleinen Bereich an der Stielbasis beschränkt. Nachdem ich den Pilz jetzt einige Zeit im Kühlschrank liegen hatte, ist sie fast verschwunden. Da könnte die Aussage von Pablo mit den nicht konstanten blauen Flecken schon zutreffen.


    Übrigens: Ich habe mir den orirubens mal angesehen. Der soll weiße, von den Schneiden her rötende Lamellen haben.
    Der Meinige hat jedoch creme-graue schwarzpunktierte Lamellen, genau wie beim atrosquamosum beschrieben.


    LG Josef

  • Hallo,


    Anliegend meine Bilder
    Die blauen Stellen habe ich mit Pfeilen gekennzeichnet.
    Leider sind sie inzwischen schon etwas verblasst. Beim frischen Pilz waren sie deutlicher zu sehen.


    VG Josef


    Die Flecken von aussen:

    Von innen:


    Der Hut:


    Die Lamellen:


    Der Stiel:


    Inzwischen habt Ihr mich mit dem orirubens doch etwas unsicher gemacht.
    Bin mal gespannt, ob die Bilder was bringen.
    Am Freitag werde ich mich wieder mit dem PSV treffen und ihm mal Eure Meinungen und Argumente vortragen.

  • Hallo,


    also ich denke bei T. orirubens/atrosquamosum sind wir schonmal richtig - die einfachste Unterscheidung bietet das weiße bzw. gelbe Basalmycel.
    Auf den Bildern ist das schwer zu erkennen... aber ich meine das sieht eher nach gelb aus (orirubens).


    VG
    Konrad

  • Hallo zusammen,
    nach dem neuen CHRISTENSEN/HEILMANN-CLAUSEN-Werk ("FNE4") ist das einzig wirklich belastbare Unterscheidungsmerkmal zwischen T. atrosquamosum und T. orirubens


    - das weiße bis weißliche (mal wird "whitish" und anderswo "white" als Adjektiv gebraucht)
    - vs. das deutlich gelbe ("sulphur yellow" auf S. 135 und 137, "greenish yellow to straw yellow" auf S. 136), also wohl kaum als weiß interpretierbar gefärbte Myzelium (mit Myzelium sind die kleinen Pseudowürzelchen an der äußersten Stielbasis gemeint)


    In allen anderen Merkmalen sind sich die Arten so ähnlich bzw. gleich, dass keine Unterscheidung möglich ist.
    Die Autoren von FNE4 vertreten ferner die Ansicht, dass T. atrosquamosum ein ausgesprochener Nadelwaldpilz und T. orirubens ein strenger Laubwaldpilz sei.


    Die hier neben den beschriebenen blauen bzw. magentafarbenen Verfärbungen im Bereich der Stielbasis vorhandenen GELBEN Verfärbungen vermag ich nicht erhellend zu deuten - in FNE4 werden sie auf jeden Fall nicht erwähnt. Vor zwei Jahren fand ich jedoch im Laubwald über Jurakalk ein Exemplar, das ich damals als T. orirubens bestimmt hatte, mit ähnlicher, noch leuchtenderer Gelbverfärbung oberhalb der Stielbasis, also nicht im Basismyzel. Vielleicht geht die gelbe Farbe des Basismyzels auch auf die Stielrinde über.


    Ergänzend möchte ich erwähnen, dass ich gehört habe, dass das Artkonzept von T. atrosquamosum, das in FNE4 vertreten wird, von anderen Ritterlingskennern angezweifelt wird - mit der Begründung, dass eine Art, die einen glänzend weißen (vgl. ebenda, S. 134), glatten und unbeschuppten Stiel habe, nicht der Originalbeschreibung von SACCARDO entspräche und demzufolge nicht so bezeichnet werden könne. Auch fällt auf, dass auf S. 138 Exemplare von T. orirubens "showing distinctly sulphur yellow mycelia at stem basis" gezeigt werden, an deren Basismyzel durchaus nichts Gelbes zu erkennen ist.


    In dem hier diskutierten Fall - das haben ja die Vorschreiber auch so gesehen - sollte man also nach Basismyzel suchen und beurteilen, ob dieses tendenziell weiß oder DEUTLICH gelb ist. Ich für meinen Teil erkenne an den gezeigten Basismyzelien nichts Gelbes, so dass ich diesen Fund als T. atrosquamosum im Sinne FNE4 (ob auch im Sinne SACCARDOs?) benennen würde. Ich habe schon das besagte gelbe Basismyzel live gesehen, und das war richtig gelb. Wenn ich etwas mehr Zeit habe, versuche ich das entsprechende Foto hier noch nachzureichen.


    Abschließend möchte ich noch sagen, dass dies mMn eine äußerst präzise und gelungene Funddokumentation ist, wie man sie nur selten findet.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo,
    ich bin zwar nicht Konrad, aber das sieht mir deutlich gelb aus.
    FG
    Oehrling

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    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Da schließe ich mich mal an: Der Pilzfund ist in der Tat sehr gut dokumentiert. :thumbup:
    Die Frage die sich mir gerade stellt: Welche Autoren außer Christensen & Heilmann-Clausen erwähnen eigentlich noch das gelbe Basismycel bei Tricholoma orirubens? :/



    LG, Pablo.

  • EDIT: ihr seit ja alle schon viel weiter: Ja Josef! ich sehe auch gelb - als T. orirubens nach FNE4 - Danke für deine Geduld!


    Die hier neben den beschriebenen blauen bzw. magentafarbenen Verfärbungen im Bereich der Stielbasis vorhandenen GELBEN Verfärbungen vermag ich nicht erhellend zu deuten - in FNE4 werden sie auf jeden Fall nicht erwähnt. Vor zwei Jahren fand ich jedoch im Laubwald über Jurakalk ein Exemplar, das ich damals als T. orirubens bestimmt hatte, mit ähnlicher, noch leuchtenderer Gelbverfärbung oberhalb der Stielbasis, also nicht im Basismyzel. Vielleicht geht die gelbe Farbe des Basismyzels auch auf die Stielrinde über.


    Diese orange-gelben Verfärbungen habe ich bei T. orirubens auch schon beobachtet.


    Zitat


    Ergänzend möchte ich erwähnen, dass ich gehört habe, dass das Artkonzept von T. atrosquamosum, das in FNE4 vertreten wird, von anderen Ritterlingskennern angezweifelt wird - mit der Begründung, dass eine Art, die einen glänzend weißen (vgl. ebenda, S. 134), glatten und unbeschuppten Stiel habe, nicht der Originalbeschreibung von SACCARDO entspräche und demzufolge nicht so bezeichnet werden könne. Auch fällt auf, dass auf S. 138 Exemplare von T. orirubens "showing distinctly sulphur yellow mycelia at stem basis" gezeigt werden, an deren Basismyzel durchaus nichts Gelbes zu erkennen ist.


    Naja. Das stimmt so aber nicht, in FNE4 werden lediglich Arten mit einer dichten, deutlichen Beschuppung/Befaserung von Arten mit einer zerstreuten Beschuppung unterschieden - so steht dort geschrieben T. atrosquamosum kann diese auch haben.. Auch in der Abbildung sind die schwarzen Schuppen gut zu sehen (ob das 100% zur Originalbeschreibung passt weiß ich nicht, dennoch haben wir es ja mit einer kosistenten Art zu tun, falls die molekualren Analysen mit der entsprechenden Sorgfalt durchgeführt wurden).
    Was die Abbildung von T. orirubens angeht ist dieses wohl der Tatsache geschuldet, dass das Bild ncht groß genug ist.. ich jedenfalls erkenne die gelbe Farbe mit Mühe.


    Zitat


    In dem hier diskutierten Fall - das haben ja die Vorschreiber auch so gesehen - sollte man also nach Basismyzel suchen und beurteilen, ob dieses tendenziell weiß oder DEUTLICH gelb ist. Ich für meinen Teil erkenne an den gezeigten Basismyzelien nichts Gelbes, so dass ich diesen Fund als T. atrosquamosum im Sinne FNE4 (ob auch im Sinne SACCARDOs?) benennen würde. Ich habe schon das besagte gelbe Basismyzel live gesehen, und das war richtig gelb. Wenn ich etwas mehr Zeit habe, versuche ich das entsprechende Foto hier noch nachzureichen.


    Naja das Basalmycel fehlt hier einerseits fast komplett andererseits sind die Bilder ja nicht farbecht usw.


    Hier was ich meine:


    Hier wie es aussehen soll:
    im Ansatz:

    komplett:


    VG
    Konrad

  • Hallo Pablo,
    vgl. GPBW Band 3, S. 551. Da steht's auch. Woher es KRIEGLSTEINER wusste, hm...
    Aus dem RIVA (1988) sicher nicht. Da ist nichts dergleichen erwähnt. RIVA hat das Basismyzel vermutlich gar nicht beachtet bzw. ihm war nicht klar, dass da ein konstantes Bestimmungsmerkmal drin steckt.
    Dafür sind in der Ikonografie im RIVA auf S. 461 als T. orirubens gleich vier FK abgebildet, die an der Stielbasis von unten nach oben folgenden Farbverlauf haben: blaugrün, gelblich, violettrötlich. T. atrosquamosum (vgl. S. 457) hat dagegen nur eine schmale gelbliche Zone in der Stielbasis.
    Glaubt man dem RIVA (ich selbst glaube immer mal wieder eher dem RIVA statt FNE4!), kann der hier diskutierte Fund nur T. orirubens sein.
    Inzwischen haben sich ja auch die Anzeichen verdichtet, dass das Basismyzel gelb war, was in die gleiche Richtung weist.
    FG
    Oehrling

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stephan & Konrad!


    Interessant. Auf die Idee, in die Großpilze zu gucken, bin ich jetzt gar nicht gekommen. Aber es kann eben nie schaden.
    Solche Diskussionen sind super. Für mich ahben sich alleine druch's Lesen schon wieder einige Fragen geklärt. Andere haben sich neu gestellt, aber man soll's ja auch nicht übertreiben.
    Erstmal müsste man die beiden fraglichen arten auch in der Hand haben.



    LG, pablo.

  • Du könntest beide Arten momentan finden. T. orirubens solltest du im Kalkbuchenwald suchen, da wo Phlegmacien und Korallen stehen, T. atrosquamosum könnte man im Fichten-/Tannenwald über neutralem, leicht mineralischem Boden finden (z. B. Innerer Schwäbisch-Fränkischer Wald, westlicher Schwarzwald).

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    • Offizieller Beitrag


    T. atrosquamosum könnte man im Fichten-/Tannenwald über neutralem, leicht mineralischem Boden finden (z. B. Innerer Schwäbisch-Fränkischer Wald, westlicher Schwarzwald).


    Hmmm...
    Taunus? :/
    Ich glaube, das ist doch ein wenig zu sauer.
    Aber ich habe ein paar Ecken hier in der Ecke im Auge. ;)



    LG, pablo.

  • Hallo Oehrling


    Herzlichen Dank für Deine aufschlussreichen und sehr fundierten Ausführungen, die zudem auch noch so verständlich abgefaßt sind, dass sogar ich als Laie sie verstehe und etwas damit anfangen kann.


    Ich hätte nicht gedacht, dass meine Frage eine solch interessante Diskussion auslösen würde. Auch wenn ich mangels entsprechender Kenntnisse und Literatur hier nicht mitdiskutieren kann, ist das ganze doch für mich höchst interessant und lehrreich.


    Ich möchte aber dennoch etwas zum Fundort bemerken:
    Im Gegensatz zu den o.a. Autoren schreibt Bon beim T. atrosquamosum zum Vorkommen: Laubwälder und Buchen-/Tannenbestände im Gebirge, seltener auch unter Fichte; Laux schreibt im Kosmos Pilzführer: in Laub- und Nadelwäldern.
    Ich habe den Pilz in einem Laubwald auf Muschelkalk (überwiegend Buchen mit hin und wieder einer Lärche dazwischen) in ca. 400 m Höhe gefunden.


    Ich möchte mal kurz zusammenfassen:
    Wenn ich das alles recht verstanden habe,
    - sind T. atrosquamosum und T. orirubens nur sehr schwer (bzw. nur an der Mycelfarbe) zu unterscheiden, so dass es kein Beinbruch wäre, die beiden zu verwechseln,
    es sei denn, es befindet sich noch etwas Mycel an der Basis (was ich normalerweise natürlich zu vermeiden versuche).
    - Die Verfärbungen scheinen für die Bestimmung unbedeutend zu sein, so dass die meisten Autoren davon nichts erwähnen.
    - Die meisten tendieren hier zu T. orirubens
    - Es besteht jedoch Einigkeit, dass es sich entweder um T. atrosquamosum oder T. orirubens handelt.


    ---------
    Au weia, ich glaub' was ich da geschrieben habe, ist schon wieder überholt. Ich sehe schon weitere Beiträge. Da komm' ich gar nicht mehr nach mit dem Schreiben. Was hab' ich da bloß angerichtet! http://www.pilzforum.eu/board/images/smilies/hmmm.gif


  • Hallo Josef,



    gar nicht so schlimm! Von den von dir beschworenen Ritterlings-Spezialisten hatten sich ja einige gemeldet. Ich möchte noch einmal ein meiner Meinung nach wichtiges Merkmal ins Feld führen - das der Ökologie.
    Wie du selbst schriebest, fandest du die Pilze in einem eher kalkhaltigen Laubwald mit Buchen und eingestreuten Lärchen.
    Abschleißend (nur für mich) halte ich deinen Fund damit mit hoher Wahrsheinlichkeit für T. orirubens.
    Imho wäre damit auch meine These erhärtet, dass ein PSV auch nicht alles wissen muss. Das macht aber nichts. Schließlich sind Pilzsachverständige keine Bestimmungswerke! Bei Ritterlingen sollte es etwa ausreichend sein, die Sektion zu benamsen. Speisepilze im eigentlichen Sinn gibt es da eh nicht.


    Gruß Ingo

  • An Alle


    Nachdem ich denke, dass meine Fragen ausreichend beantwortet sind,
    möchte mich bei allen, die sich hier zu Wort gemeldet und mitdiskutiert haben, zunächst einmal recht herzlich bedanken.


    Es ist immer wieder schön, auf kompetente Leute zu treffen, die bereit sind, ihr Wissen mit anderen zu teilen und weiterzugeben.
    Schön finde ich auch, dass man hier auch als Anfänger o. fortgeschrittener Anfänger ernst genommen und mit in die Diskussion einbezogen wird.
    Pilze sind nun mal ein schönes und interessantes Hobby und ich wünsche allen hier weiterhin eine erfolgreiche Pilzsaison.


    Das bedeutet aber nicht, dass ich hier das Thema abschließen möchte. Ich würde mich schon sehr über weitere Beiträge freuen und werde die Diskussion auch weiterhin mit Interesse verfolgen, werde mich aber nicht mehr bei jedem Beitrag zu Wort melden können, da mein Urlaub bald zu Ende geht und ich wenigstens noch einmal vorher in die Pilze möchte.


    An Pablo:
    Ich habe irgendwo im Forum gelesen, dass Du Geburtstag hast.
    Herzlichen Glückwunsch und Alles Gute im neuen Lebensjahr, auch von mir.


    Es grüßt Euch alle herzlich und nochmals vielen Dank
    Josef

  • Hallo zusammen


    Ich hatte schon geplant, einen Bericht über schwarzfaserige bis -schuppige Riterlinge zu machen, bis ich auf diesen Beitrag stieß. Ich habe die Diskussion mit großem Interesse verfolgt und tendiere ebenfalls zu T. orirubens. Interessant wäre noch zu wissen, ob eine Rotfärbung auf Lamellen, Hut oder Stiel aufgetreten ist.


    Ich habe einen sicherern Fund von T. orirubens vom letzten Jahr aus einem Kalk-Fichtenwald in der Nähe von Gerolstein. Auch in FNE4 steht, dass die Art in Zentraleuropa unter Fichte vorkommen kann. Der Frk. auf Bild 2 war herausgerissen und angetrocknet.



    Ein Fund von 2010 der ebefalls eine deutliche Rotfärbung zeigt stammt aus einem Kalk-Buchenwald bei Bad Münstereifel. Leider habe ich diesen damals nicht näher untersucht, da mir die Rötfärbung nach der damals verfügbaren Literatur als sicheres Bestimmungsmerkmal ausreichte. Die Fruchtkörper standen am Waldrand und waren einer Austrocknung durch starken Wind ausgesetzt.



    Von einem Fund aus diesem Jahr habe ich leider keine Detailbilder, da meine Kamera den Geist aufgab. Es waren im weiteren Verlauf der Reihe jedoch ebenfalls ältere, rötende Frk. vorhanden und das Basismyzel war blass schwefelgelb, wie beim Fund von Josef. Das deutliche Röten der Fruchtkörper tritt nach meiner Beobachtung bei frischen Fruchtkörpern erst nach mehr als 24 h auf.



     
    Hier noch ein als T. atrosquamosum bestimmter Fund von letzter Woche, bei dem mich das Blauen zunächst völlig irritiert hat, bis ich FNE 4 gelesen habe. Das am nächsten Tag überprüfte Basismycel war weiß.



    Alle Funde auf Kalkboden und Fundorte mehr oder weniger reich an Phlegmacien.


    LG Karl

  • Hallo Karl


    Schön, dass Du Dich so spät noch gemeldet hast. Ich wollte mich gerade abmelden. Da kamen Deine Fotos.


    Nein, eine derartig deutliche Rotfärbung ist bisher nicht aufgetreten. Ich glaube zwar, bei einem der Pilze eine leichte beginnende Rotfärbung an den Schneiden zu bemerken, aber ich bin mir da nicht sicher, ob ich mir das nicht bloß einbilde "bei all den T. orirubensen". Bei dem anderen Pilz kann ich nichts feststellen. Ich lasse sie mal noch bis morgen im Kühlschrank und sehe bei Tageslicht noch einmal nach. Da kann man das besser beurteilen. Hoffensichtlich sind bis dahin nicht ganz hinüber. Sie sehen jetzt schon nicht mehr so ganz gut aus.
    Aber auf Deinen Fotos scheinen beide Arten auch diese blauen Stellen an der Stielbasis zu haben, oder täusche ich mich da etwa?


    LG Josef

  • An alle,


    Ingo schrieb:
    Zitat: "Imho wäre damit auch meine These erhärtet, dass ein PSV auch nicht alles wissen muss. Das macht aber nichts. Schließlich sind Pilzsachverständige keine Bestimmungswerke! Bei Ritterlingen sollte es etwa ausreichend sein, die Sektion zu benamsen. Speisepilze im eigentlichen Sinn gibt es da eh nicht."


    Ich habe das seltene Glück, dass es in hier in der Nähe eine offizielle Pilzberatungsstelle gibt, wo auch Pilzwanderungen u. Seminare für Anfänger u. Fortgeschrittene angeboten werden. Ich bin inzwischen mit dem dortigen PSV befreundet u. komme durch ihn auch mit weiteren PSV u. anderen erfahrenen Pilzleuten zusammen. Dadurch weiß ich, dass auch ein PSV nicht alles wissen kann u. muss. Dazu ist das Gebiet einfach viel zu umfangreich und die entsprechende Fachliteratur ist auch nicht gerade billig, so dass man sich früher oder später wohl auf eine Gattung konzentrieren muss. Ich denke, dass der PSV, der mir den Pilz bestimmt hat, mir nicht böse sein wird, dass ich mich hier an das Forum gewandt habe u. dass die hier stattfindende Diskussion auch ihn interessieren wird, zumal auch hier teilweise kontroverse Ansichten vertreten wurden.


    Leider waren die von mir gefundenen Pilze nicht so deutlich rötend, wie die auf den von Karl gezeigten Bildern; sonst wäre man sicherlich zu einem anderen Ergebnis gekommen. Erst jetzt (3 Tage nach der Beratung) fingen die Pilze an zu röten. Nun bin auch ich überzeugt, dass es sich um den T. orirubens handeln muss.


    Nochmals herzlichen Dank an Alle für ihre Beiträge zu dieser spannenden und lehrreichen Diskussion, die auch gerne weitergehen darf.


    LG Josef


    Nachtrag:
    Die Standortfrage Laub- oder Nadelwald würde ich persönlich nicht so hoch bewerten. Hier gibt es offensichtlich unterschiedliche Standpunkte. Ich kenne FNE4 leider nicht, aber soweit ich hier mitbekommen habe, sollen die Autoren Skandinavier sein. Aus meinen Aufenthalten in Mittelschweden weiß ich, dass es dort und weiter nordwärts z.B. keine Buchenwälder mehr gibt. Wenn Laubwald, dann eher Birken, Espen und Pappelarten. Da könnte es natürlich sein, dass Pilze, die bei uns auch in Laubwäldern vorkommen, dort ausschließlich in Nadelwäldern wachsen.