Nachdem ich die kleine Serie mit zwei coprophilen, also dungbesielnden Ascomyceten, begonnen habe, möchte ich Euch als dritte Art eine terricole,
sprich erdbesiedelnde Species vorstellen.
Auch hier wieder eine kurze Geschichte vorab.
Anfang Oktober 2016 erreichte mich eine Mail von Frank Dämmrich (Tomentella) mit folgendem Wortlaut.
"Bei mir im Garten wachsen schwarze Becherlinge mit einem violettem Hauch. Sie sind höchstens 8 mm groß, erst kelchförmig, dann fast ausgebreitet.
Die Außenseite ist körnig. Sie wachsen auf nackter mit Nadeln bedeckter Erde. Die Sporen sind warzig, amyloid, mit zwei Öltropfen, durchschnittlich 25 x 10 µm.
Kannst Du mit diesen wenigen Angaben schon eine Richtung vorgeben?"
Mein Interesse war natürlich geweckt und ich antwortete, dass es eine Peziza mit apikulaten Sporen sein könnte und erwähnte, dass die Gattung Smardaea ebenfalls infrage käme.
Das mir von Frank zugeschickte Material bestätigte meine letztere Annahme.
Solch extrem violettes Pigment (Zellen, Paraphysen, selbst Asci) hatte ich noch nie gesehen.
Meiner Meinung nach kamen nach mikroskopischer Untersuchung nur Smardaea purpurea oder protea infrage, wobei ich wegen der Sporenornamentation zu letzterer tendierte.
Die Warzen waren deutlich isoliert und kaum zusammenfließend.
Auch wenn Benkert 2005 protea provisorisch zu purpurea stellt, zweifle ich nicht an der Eigenständigkeit der Art!
Um alle Zweifel zu beseitigen, schickte ich einige Apothecien an Matthias (Mreul).
Ich hoffte auf ein paar gute Mikroaufnahmen und wurde wie immer nicht enttäuscht!
Auch Matthias war sich sicher, dass es sich um Smardaea protea handelt.
Er schrieb: "Wegen der klar isolierten Warzen der Sporen und deren Länge bis 26 µm komme ich auf S. protea."
Nun möchte ich Euch die Art aber auch zeigen.
Standortfoto von Frank.
Ab jetzt beglückt uns wieder Matthias mit seinen wunderschönen Mikroaufnahmen. Ist dieses violette Pigment nicht unglaublich!
Bereits ohne Anfärben kann man die charakteristische Sporenornamentation erkennen.
Natürlich hat Matthias auch für dieses Portrait wieder zwei Collagen angefertigt. Dafür und für die Fotos nochmals ganz herzlichen Dank!
In Baumwollblau kann man das isoliert-warzige Sporenornament ganz deutlich erkennen.
Das ist eines der wichtigsten Merkmale, welches die Art von Smardaea purpurea trennt.
Wie bereits bei den beiden vorangegangenen Portraits gibt es auch zu dieser interessanten Art wenig Literatur.
Ein Grund dafür ist sicher auch hier der Umstand, dass es nur recht wenige Fundmeldungen gibt. Frank schrieb diesbezüglich:
"Für Sachsen ist das auf jeden Fall ein Erstfund. Wie es deutschlandweit aussieht, weiß ich nicht. Auf Pilze-Deutschland.de gibt es keinen Eintrag!"
Das wenige, was ich zusammentragen konnte, hänge ich wieder zu Vergleichzwecken als PDFs an.
Da ist einmal die Originalbeschreibung von Zhuang & Korf nach einem Fund von Svrcek, Tschechien.
Desweiteren eine ausführliche Beschreibung eines Schweizer Fundes von Renè Dougoud (Fungi non delineati, XVIII, 2002)
sowie eine Arbeit zur nahestehenden Smardaea purpurea mit Gattungsschlüssel.
LG Nobi