Täubling, Wulstling und Gekrabbel

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.699 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alexander.

  • Hallo Forianer,
    die Bilanz von gestern und heute: zu trocken, erster (madiger) Perlpilz, (madige) Graue Wulstige, ein (madiger) milder Täubling, ein tadelloser 1A Schönfuß, Krabbeltiertragödien und das alles unter Pilz-(Gnolm?) Beobachtung. ==Gnolm5


    Zu Täublingen habe ich eine grundsätzliche Frage. Ich bin bislang immer der Täublingsregel gefolgt, dass milde und nichtbittere essbar sind. Ist daran etwas auszusetzen, sofern man nicht unter absoluter Geschmacksverirrung leidet und Täublinge makroskopisch bestimmen kann? Ich gestehe aber, dass ich eigentlich nur Frauentäublinge und Wieseltäublinge mitnehme, weil ich keine Lust habe meine Geschmacksnerven auf längere Zeit außer Betrieb zu setzen, weil ich wieder einmal einen ganz schlimm scharfen probiert habe.


    Der erste Perli- außen hui, innen pfui==Gnolm2




    Dann zwei kleine Amanitas - Ich tippe auf Graue Wulstige - oder?




    Dann ein unbekannter seltsamer grünlicher Monsterpilz
    von hier ab fühlte ich mich irgendwie beobachtet
    ==Gnolm5




    Dieser riesige Schönfuß war bislang der hübscheste Pilz des Jahres und hat seinem Namen alle Ehre gemacht.




    Auf Bärwurz ein paar hübsche Krabbelkäfer mit langen Antennen - könnten das Bockkäfer sein?



    Hier ein Täubling. Welche kämen infrage? Lamellen hellocker/cremefarben. Mild im Geschmack ansonsten schon so gut wie gegessen - von Maden und Schnecken.





    Dann kam diese dicke Hummel ins Spiel:



    Weiter ging es mit einem Melodram, da ist ja einer immer irgendwie eine/r überflüssig. Der Eine wandte sich folgerichtig dann auch frustriert ab.




    Und etwas später dann der dramaturgische Höhepunkt. Es ging es um Leben und Tod. Mord oder Selbstmord von einer/m der Überflüssigen? Wir werden es nie erfahren.



    Am Ende fiel mir dann ein, warum ich mich die ganze Zeit beobachtet gefühlt hab. Logisch, ein kopfstehender Gnolm-Pilz.==Gnolm9




    Das war's. Danke für's Durchhalten, für Täublingsvorschläge und dafür, dass es dieses wunderbare Forum gibt. Erfolgreiche Pilzausflüge am Wochenende, viele Grüße von den gerade hyperaktiven Glühwürmchen und liebe Grüße


    von Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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    Einmal editiert, zuletzt von Wutzi ()

  • na, wenigstens hast Du Etwas gefunden.
    Bei uns hier ist gerade Pilzwüste...


    Dein Krabbelkäfer kann der hier sein:
    http://tierdoku.de/index.php?title=Kleiner_Schmalbock



    LG
    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

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  • Danke Peter,


    das ist doch schon mal etwas. Bei mir ist Pilzhalbwüste. An den Bachrändern und den Wegrändern hält sich ein wenig Feuchtigkeit. Aber das Pilzsammeln ist alles andere als zufriedenstellend mit so ein paar wurmstichigen Kandidaten. Glücklicherweise hat die Natur noch mehr zu bieten als Pilze.


    LG Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Hmja, es ist wirklich deprimierend mal wieder. Vor allem wo die für vorgestern angekündigte Wetterbesserung halt schlichtweg ausgefallen ist, und in der gesamten kommenden Woche soll das Wetter abscheulich werden, keine Besserung in sicht. <X
    Das Schlimme ist ja, daß 2017 eben nur eines in einer ganzen Folge von viel zu trockenen und zu warmen Jahren ist. Das macht sich inzwischen nicht nur an den Pilzen bemerkbar. Zusammen mit der katastrophalen Bodenüberdüngung und dem Zerfall von natürlich bewirtschafteten Nutzflächen tun die wiederholten schweren Dürrekatastrophen der letzten Jahre ihre Wirkung. Eschensterben, die drastische Bestandsabnahme von Insekten (leider nicht allen) und Vögeln ... Das sind die Folgen, die sich unmittelbar beobachten lassen im Moment.


    OK, aber lassen wir das. Vielleicht müsste den Sommer einfach in Ländern mit freundlicherem Klima verbringen, wie Patagonien, Alaska, Norwegen, Tasmanien oder Kamtschatka.


    Der kopfstehende Gnolm dürfte ein Flacher Lackporling (Ganoderma applanatum) sein. Mit kleinerer Option noch auf einen Zundersfchwamm (Fomes fomentarius), aber Gefühl sagt hier eher Ganoderma.



    LG, Pablo.


  • Hallo Pablo, also auf nach Feuerland. Es soll ja sehr schön sein dort. Aber nur, wenn ich mich beamen lassen kann und wenns da Pilze gibt. Ich mache mir jenseits des Artensterbens Sorgen, dass es mehr Waldbrände geben könnte.


    Danke für den Tipp für meinen kleinen Monsterpilz. Der wird ja noch etwas wachsen. Ich besuche ihn gelegentlich, dann werden wir sehen was aus ihm wird.


    Lieben Gruß Claudia


    Lieben Gruß

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,



    Zu Täublingen habe ich eine grundsätzliche Frage. Ich bin bislang immer der Täublingsregel gefolgt, dass milde und nichtbittere essbar sind. Ist daran etwas auszusetzen, sofern man nicht unter absoluter Geschmacksverirrung leidet und Täublinge makroskopisch bestimmen kann? Ich gestehe aber, dass ich eigentlich nur Frauentäublinge und Wieseltäublinge mitnehme, weil ich keine Lust habe meine Geschmacksnerven auf längere Zeit außer Betrieb zu setzen, weil ich wieder einmal einen ganz schlimm scharfen probiert habe.


    Ich bin kein Experte, aber so weit ich weiss gibt es in Mitteleuropa keine Täublinge die gefährlich giftig wären. Ob eine mild schmeckende Art lecker ist oder nicht - das ist eine andere Frage. Ich habe schon sehr verschiedene Täublinge probiert, es gibt da große Unterschiede im Geschmack und teilweise auch in der Konsistenz. Ein Weißtäubling war zum Beispiel nach langer Zeit in der Pfanne immer noch etwas knackig obwohl andere Pilze schon lange gar waren. Und es gibt Täublinge die einfach sehr lecker schmecken, Geschmacksrichtung Steinpilz roh probiert!


    Ich selber nehme mild schmeckende Täublinge immer gerne mit, es sei denn sie sind auffällig leichtgewichtig und brüchig. Bestimmen konnte ich nur etwa fünf bis zehn Arten davon.


    Und nur so am Rande erwähnt: in Ländern wie Russland werden alle hemische Täublinge und Milchlinge siliert. Egal welcher Art und egal ob scharf oder nicht. Nach 2-3 Tage Wässern und danach optional Abkochen werden sie mit Salz und Gewürzen vermengt und wie Sauerkraut milchsauer eingelegt. Schärfe oder unangenehmer Geschmack ist dann weg. Mein russischer Großvater war ein Meister dieser Zubereitungsart, er hat durch diese traditionelle Methode sogar Stinktäublinge halbwegs schmackhaft hingekriegt! Ich habe letztes Jahr zum ersten Mal versucht Täublinge selbst zu silieren, und es ist mir überraschend gut gelungen. Es waren 1 kilo ganz junge Bucktäublinge, Russula caerulea.


  • Ich habe letztes Jahr zum ersten Mal versucht Täublinge selbst zu silieren, und es ist mir überraschend gut gelungen. Es waren 1 kilo ganz junge Bucktäublinge, Russula caerulea.


    Hallo Alexander, vielen Dank für die ausführliche Erklärung. So hatte ich das auch immer verstanden, wollte aber noch mal die Meinung von einem Menschen hören, der Täublinge auch selber isst, nachdem ich hier immer wieder lese, wie kompliziert die Bestimmung ist.
    Hast Du in Rezept, wie Du die Täublinge siliert hast? Manchmal habe ich hier Unmengen Täublinge und auch Reizger, da müsste das doch auch funktionieren, oder?


    Lieben Gruß


    Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Das Schlimme ist ja, daß 2017 eben nur eines in einer ganzen Folge von viel zu trockenen und zu warmen Jahren ist. Das macht sich inzwischen nicht nur an den Pilzen bemerkbar.


    ... und ausgerechnet in der Phase flammt meine Pilzbegeisterung auf... ich kenne es gar nicht anders... freue mich schon auf nasse Jahre.


    Claudia,
    da hast Du doch schon einige schöne Funde gemacht. Dahinter stecken wahrscheinlich wie bei vielen wieder stundenlange Waldmärsche, bis man ein kleines Pilzchen entdeckt....

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18

  • hallo claudia,
    gratuliere, da waren doch einige schöne funde dabei. was mir gefällt ist das auge für die welt neben den pilzen! und natürlich der gnolmpilz-herrlich!
    lg joe

  • Hallo Marco, hallo Joe,


    jaja, frau muss zur Zeit ganz schön suchen, bis es was Pilziges gibt. Das da oben ist die Beute von zwei Tagen und ohne das "Füllgetier" wäre es auch etwas dünne und lohnte das Zeigen nicht. Schön, dass es Euch gefallen hat. Der Gnolmpilz steht unter Beobachtung. Nächste Woche sehe ich nach, ob und wie er sich verändert hat. Bei Gnomen ist ja bekanntermaßen Vorsicht geboten==Gnolm3


    LG Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Hallo Claudia,


    ich habe es mir für dieses Jahr vorgenommen den ganzen Prozeß zu dokumentieren und hier samt Fotos zu beschreiben. Ich hoffe dass ich im Herbst mich mit so einem Thema hier melde. Viele Skandinaven und Osteuropäer lieben silierte Pilze aber hierzulande ist Silieren noch recht exotisch, aber warum nicht selbst probieren?


    Im Grunde genommen ist das Verfahren genau dasselbe wie bei Sauerkrautherstellung. Statt Kraut nimmt man halt abgekochte Pilze und man wählt andere Gewürze, ansonsten ist es dasselbe.
    Ergebnis ist Geschmacksache, genau wie bei Sauerkraut, Salzgurken und sonstigen fermentierten Lebensmittel - einem schmeckt es super, dem anderen schmeckt es überhaupt nicht.


    "Rezept"
    Grundrezept für silierte Täublinge ist relativ einfach: 1kg Pilze + 50g Salz + Gewürze.
    Mann soll am besten ausschließlich junge Täublinge sammeln mit noch halbkugeligen Hüten. Ich habe nur mild schmeckende Arten siliert, diese braucht man vorher nicht zu wässern.
    Pilze nur grob mit Wasser putzen, 10-20 Minuten abkochen bis sie fast gar sind, abtropfen lassen. Kochwasser samt Reste vom Dreck wird weggeschüttelt.
    Mit Salz und Gewürzen in einem sauberen Glas bzw. Gärtopf vermengen. Das Glas am besten vorher mit kochendem Wasser sterilisieren, genau wie beim Einkochen.
    Die Pilze gut abdecken (mit Untertasse in ein Tuch eingewickelt oder so), nach unten drücken damit kein Luft darunter bleibt und mit Gewicht beschweren.
    Nicht luftdicht verschlissen weil das ganze gärt! Im Kühlschrank aufbewahren. Nach etwa 10 Tagen ist es fertig.


    Gewürze sind nach persönlichem Geschmack auszuwählen. Täublinge brauchen eher mehr Gewürze, Reizker dagegen gar keine weil sie von sich aus viel Eigengeschmack haben. Beispiele: grob gehackter Knoblauch, Pfefferkörner, Lorbeerblätter, Chilischoten, usw. Traditionell werden gerne Blätter der Schwarzen Jochannisbeere und Dillblumen benutzt.


    Größtes Problem ist Schimmel. Mann soll die Pilze alle paar Tage kontrollieren. Ist oben etwas Schimmel zu sehen - muss man die obere Reihe entfernen und die Abdeckung (Untertasse) sterilisieren bzw. austauschen. Darunter sind die Pilze i.d.R. noch ganz OK.


    Andere Arten Silieren
    Mit Reizkern funktioniert es fast genau so. Sie werden vorzugsweise ohne Abkochen siliert, dann verlängert sich die Gärzeit auf 30-40 Tage und auch die Schimmelgefahr wird größer. Mir persönlich schmecken silierte Täublinge besser, Reizker haben ja diesen harziger Geschmack... Ansonsten habe ich im Herbst letztes Jahres auch Violette Röttelritterlinge und Hallimasch siliert, alles in relativ kleinen Mengen (etwa 500g). Hallimasch schmeckte mehr oder weniger OK, Violette Röttelritterlinge schmeckten mir dagegen ganz furchtbar, diese haben wir dann großteils entsorgt. Vielleicht liegt es daran dass unsere Buckeltäublinge und Hallimasche noch jung waren, mit geschlossenen Hüten, die Röttelritterlinge aber schon groß und ganz aufgeschirmt.


    Ich habe ein Video gefunden wo das ganze gezeigt wird, allerdings ist dieses Video komplett auf Russisch...

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  • Vielen Dank Alexander,


    das werde ich ausprobieren, wenn irgendwann wieder Pilze wachsen und dann berichte ich Dir über das Ergebnis. Ich bin gespannt.


    Lieben Gruß Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


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  • Vielen Dank Alexander,


    das werde ich ausprobieren, wenn irgendwann wieder Pilze wachsen und dann berichte ich Dir über das Ergebnis. Ich bin gespannt.


    Lieben Gruß Claudia


    Gerne würde ich Dein Bericht lesen!
    Wie gesagt, möchte ich nächstes mal das Silieren nach russischer Art besser dokumentieren und hier ausführlich beschreiben, mit Fotos und Praxistipps.
    Die sonst ungenießbare Milchlinge können ja durch ähnliche Zubereitungsart auch essbar und schmackhaft gemacht werden, vor allem Birken-Milchlinge (Lactarius torminosus, Lactarius pubescens).