unbekannter Saccobolus an unbekanntem Dung

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    hab folgende Dungkollektion gestern aus dem Elbsandsteingebirge mitgenommen. Leider habe ich keine Ahnung, was das sein kann. Die einzelnen Köttel waren so um die 1-2 cm groß. Was meint ihr. Für Hase passt mir die Form und die Konsistenz nicht so recht. Rothirsch oder Reh vielleicht?



    Daran war ein interessanter Saccobolus mit mehr oder minder stark warzig ornamentierten Sporen:



    Einzelsporen: 17-19 x 8-9,5 µm
    Sporencluster: 42 x 16 µm
    Asci: 90 x 17-19 µm


    Was meint ihr? Bestimmbar? Über Ideen wäre ich sehr dankbar.






    Als kleines Dankeschön im Voraus gibts kleine Sonnen äähmich meinte natürlich ein Bild von Lasiobolus macrotrichus. (Erstfund für mich) Bei so einem trüben Wetter freut man sich auch über die kleinen schönen Dinge. ;)



    l.g.
    Stefan


    Edit: ich hab gerade einen schönen Saccobolus-Schlüssel gefunden. Ich komme auf S. succineus; passt das?

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

  • Hallo Stefan,


    Saccobolus ist eine extrem schwierige Gattung, wo ständig neue Arten beschrieben werden.
    So sind seit der van Brummelen Monographie laut Doveri (2004) 23 neue Arten hinzugekommen!
    Einige Hinweise zur Bestimmung gebe ich Dir weiter unten.
    Widmen wir uns erstmal dem Substrat.



    Leider habe ich keine Ahnung, was das sein kann. Die einzelnen Köttel waren so um die 1-2 cm groß. Was meint ihr.
    Für Hase passt mir die Form und die Konsistenz nicht so recht. Rothirsch oder Reh vielleicht?


    Nun, +/- kugelige, z.T. abgeplattete Köttel "können" in unserer Region an sich nur Hase und Kaninchen.
    Schafdung kann mitunter eine ähnliche Form haben; hier wäre die Frage, ob das vom Fundort möglich wäre.
    Die Konsistenz würde zu letzterem passen, allerdings variiert sie grundsätzlich je nach Jahreszeit und Nahrung.
    Reh- und Hirschlosung ist in der Regel deutlich langgestreckt.
    Hier hatte ich mal zu einigen Exkrementen verlinkt.



    1. Die Sporen sind sehr stark warzig, da gibt es nur ganz wenige Arten.
    2. Die Maße der Sporen, Asci und Cluster passen zu keiner Art, die ich spontan benennen könnte.
    3. S. succineus ist es mit Sicherheit nicht. Deren Sporen sind sehr fein punktiert. Siehe auch die Originalbeschreibung.
    4. Bestimmbar? Dafür braucht es mehr Angaben.


    Um überhaupt sinnvoll zu schlüsseln, ist es zuallererst notwendig, die Sektion festzustellen.
    Nach van Brummelen unterscheiden wir die beiden Sektionen Saccobolus (Apothecien +/- gelb, daher Paraphysenspitzen mit gelblichem Inhalt, charakteristische Sporenanordnung, siehe van Brummelen 1967, S. 41) und Eriobolus (Apothecien +/- hyalin, Paraphysenspitzen idR nicht gefärbt, manchmal mit braunem oder violettem interzellulärem Pigment, andere Sporenanordnung).


    Achten sollte man unbedingt auch auf die Gelhülle, die die Cluster umgibt.
    Ist sie einseitig, wie in Deinem Fall, oder ist sie zweigeteilt und umhüllt die Pole?
    Die Sporenform und ~ornamentation sollten exakt erfasst werden.
    Notizen zum Aufbau der Textura können natürlich auch nicht schaden.


    Die ungefärbten Paraphysen und die Sporenanordnung verweisen Deinen Fund klar zu Eriobolus.
    Aufgrund der sehr groben Ornamentierung solltest Du im Umfeld von Saccobolus beckii und verrucisporus suchen.


    LG Nobi


    PS. Glückwunsch zu Lasiobolus macrotrichus.
    Mit seinen schmal spindeligen Sporen und den kräftigen Haaren eine unverwechselbare Art.

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nobi,


    herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. :thumbup: Ich werde mal die Originallieteratur durchforsten (also den Van Brummelen von 1967 usw.)


    Ansonsten habe ich gerade nochmal vergleichen. In dem Schlüssel ist S. beckii bisher die einzige Option. Da passen die Sporenmaße; bei S. verrucisporus nicht (zumindest nicht in dem Schlüssel) Ich werde mich nochmal auf die Suche begeben (auch auf dem Dung). ;)


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    also ich hab nochmal nachgemessen (mit 2 anderen Apothecien):


    ich komme nun auf folgende Werte:


    Ascosporen: 19-21 x 8-9 µm
    Sporencluster: 48-50 x 27-30 µm
    Asci: viele ca. 100-105 x 47-50 µm
    verenzelte Asci sogar über 120 µm lang und 59 µm breit


    Was ist eigentlich die Textura und wo finde ich Infos darüber? Außer den Asci finde ich an der Ascusbasis ein Wust an hyalinen Zellen, wo ich aufgrund der Präparatdicke keine weiteren Strukturen erkennen. Ich meine aber einige kugelige Zellen gesehen zu haben. Ähnliche Strukturen wurden von euch in anderen Threads Textura angularis genannt.


    l.g.
    Stefan


  • Mit den grobscholligen Sporen und den neu ermittelten Maßen kommt an sich nur noch Saccobolus beckii infrage.
    Ich denke, den kannst Du jetzt so festmachen, Stefan.
    Wie ich ja soeben von Dir telefonisch erfuhr, gibt es auch einige Gämsen in der Sächsischen Schweiz. So gesehen könnte das Substrat auch durchaus Gamsdung sein. Das würde auch gut zu den beiden von Dir gezeigten Arten passen, da diese Dung vom Schalenwild zu bevorzugen scheinen.



    Was ist eigentlich die Textura und wo finde ich Infos darüber?


    mykopedia.com erklärt das folgendermaßen:


    Textura: Schicht des Excipulums eines Ascomyceten; man unterscheidet:


    1. Textura angularis: aus vielflächigen, nicht fädigen Elementen ohne Zwischenräume
    2. Textura globulosa aus ± kugeligen Elementen mit Zwischenräumen
    3. Textura intricata: aus fädigen, miteinander stark verflochtenen Elementen ohne parallel verlaufende Wände und durch Zwischenräume getrennt
    4. Textura epidermoidea: aus richtungslosen Elementen von ± gleichmäßigem Querschnitt, deren Wände miteinander verbunden sind, so dass Zwischenräume fehlen
    5. Textura porrecta: aus dünnwandigen, parallelen, locker miteinander verbundenen Hyphen
    6. Textura oblita: aus dickwandigen, englumigen, parallelen Hyphen mit verklebten Wänden
    7. Textura prismatica: aus quaderförmigen, ± parallelen, fest miteinander verbundenen Zellen ohne Zwischenräume
    8. Textura inflata: Mischung aus kugeligen Zellen mit schlanken, stellenweise aufgeblähten Hyphen


    Bei Breitenbach & Kränzlin Band 1 gibt es folgende Tafel:



    Ich hoffe, das hilft Dir etwas weiter.


    LG Nobi

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nobi,


    danke für die ausführliche und sehr hilfreiche Antwort.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.