Auch hier: Ramaria stricta?

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.652 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bwergen.

  • Guten Abend,
    am Sonntag habe ich an einem morschen Baumstumpf, vermutlich Fichte, vier Exemplare einer Ramaria-Art gefunden.
    Exemplar 1:

    Exemplar 2:

    Exemplar 3, leider unscharf

    Exemplar 4, ca 4 cm hoch:

    Fundort: Windwurf-Fläche, Fichtenbestand, Höhenlage: ca 300 m, nördlicher Vogelsberg. Boden: in der Regel basisch, aber kein Kalk.
    Aus Exemplar 4 geht meines Erachtens hervor, dass die Art auf Holz lebt. Ich gehe davon aus, dass alle zur gleichen Art zählen, Exemplar 1, das im Aussehen deutlich abweicht, halte ich für ein altes Exemplar.
    Geschmack von Exemplar 4 (kleines Stück): mit der Zeit etwas bitter, unangenehm. Geruch: unauffällig (was bei meiner Nase nicht viel besagt).


    Laut dem Buch Großpilze in Baden-Württemberg, Band 2, gibt es nur eine überschaubare Anzahl von Ramaria-Arten, die auf Holz leben (R. vinaceipes, R. ochracea, R. stricta, R. rubella, R. apiculata). Die mit Abstand häufigste ist Ramaria stricta, die Steife Koralle. Die Astspitzen sollen "gelb bis grünlichgelb" abgesetzt sein.


    Bei Ramaria apiculata heisst es, die Astspitzen seien "gelblichgrün bis grün", was eigentlich auch nicht passt, auch wenn ich eine leichte Farbverfälschung nicht ausschließen kann. Zudem ist sie viel seltener, was mich sehr skeptisch macht.


    Liegen die Exemplare noch in der Variationsbreite von R. stricta? Ich habe mit Ramaria gar keine Erfahrung.


    Leider habe ich keine Ausrüstung, mit der ich die Sporen mit der notwendigen Auflösung incl. Chemie anschauen könnte.


    Viele Gruesse aus dem Vogelsberg
    Graubart
    Wie ist Eure Meinung.

  • Ramaria ohne Mikroskop ist ja wie Sternhaufen ohne Teleskop bestimmen. Würd ich sagen :D


    trotzdem, aufgrund der grauen Farbe, solltest du mal Richtung Ramaria fennica gucken. Wäre jetzt nur ein Tip ;)


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Lieber Björn,
    anfangs hatte ich R. fennica auch im Verdacht. Leider ist diese Art bei den Großpilzen Baden-Württembergs etwas unübersichtlich weggekommen, weshalb ich sie nicht weiter beachtet habe: die Morphologie wird nur teilweise im Schlüssel zu den drei Varietäten beschrieben: var. fennica, var fumigata und var. griseolilacina. Mein Problem: die Beschreibung bei var. fennica weicht zum Teil heftig von Walter Jülich: Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze. Leipzig 1984. ab.


    Bei Jülich gibt es eine eigene Art Ramalina fumigata, bei der mir nicht klar ist, ob sie mit der Varietät von R. fennica identisch ist. "fumigata" , rauchfarben, hört sich in Bezug auf meine Fotos gut an, soll laut Jülich aber "meist unter Quercus" (Eiche) vorkommen. Meine Fotos wären evtl. auch mit der Beschreibung in den "Großpilzen BW" verträglich "Äste rauchgrün-lila, lila oder mit fliederviolettlichen bis amethystviolettbraunen Farben". Amethystviolettbraun - da wird meine Phantasie in Bezug auf die Farben stark herausgefordert.
    Für Baden-Württemberg werden aber nur wenige Fundorte angegeben, "meist in mesophilen Rotbuchenwäldern über Kalk oder Mergeln".
    Hm.


    Die aktuellen Beschreibungen der Varietäten gehen auf Herrn Schild (1995) zurück, sie sind im Internet zu finden, zum Beispiel:
    Ramaria fennica var. fumigata:
    Ramaria fennica var. fumigata


    Bei mycobank finden sich auch die anderen Varietäten. Ich finde es sehr gut, dass man dort die Originaltexte findet. Ich fürchte aber, dass ich als Laie einen Tag Urlaub nehmen muss, um diese zu verstehen.


    Insgesamt kann ich mich, jetzt am Ende meiner Antwort, mit Ramaria fennica ganz gut anfreunden.


    Nur eine Frage: Werden die Sporen nur an den Astspitzen gebildet oder auf der ganzen Astlänge? Und wo liegt das Hymenium - zwischen der Oberfläche und der Trama, dem Fleisch? Ich muss wohl doch mal schneiden und grob mikroskopieren.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Die Sporen werden auf der Oberfläche gebildet, und zwar auf dem gesamten oberen Teil (auf etwa 80% des Fruchtkörpers). Der Strunk selber hat kein Hymenium.


    Das Hymenium ist oft etwas gefärbt, es besteht aus einer etwas andersartigen Hyphenschicht, in die die Basidien eingebettet sind. Diese Schicht kann auch "abblättern" oder abgekratzt werden, sodass darunter das meist weißliche Fleisch sichtbar wird.


    Einfach mal aus dem oberen Teil etwas von der Oberfläche rausschneiden und unters Mikro legen.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau