Von Brandstellenpilzen und sonstigen Matschbewohnern

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  • Guten Abend,


    vor ein paar Tagen hab ich eine kurze Exkursion in den Hürtgenwald (Brandenburger Tor) gemacht und hab dabei gezielt zwei Pilzchen gesucht, wie ihr gleich sehen werdet, auch erfolgreich gefunden.


    Es handelt sich bei diesen um zwei kleine Becherlinge, genauer gesagt, um operculate Pezizales der Gattung Ascobolus. Ups, zuviel Fachgequatsche...also mal langsam:


    Becherlinge gehören zu den Schlauchpilzen, und solche Schlauchpilze bilden ihre Sporen in sogenannten Sporenschläuchen. Diese Sporenschläuche heißen im Fachjargon "Ascus", Mehrzahl "Asci". Je nachdem, wie sich der Sporenschlauch öffnet (denn die Sporen müssen ja rauskommen), nennt man dies "operculat" (= mit Deckel) oder "inoperculat" (mit Ring). Wie genau sowas aussieht, zeige ich in einem separaten Beitrag anhand von Mikrobildern.


    Damit ist also schonmal klar: bei den hier vorgestellten Arten öffnet sich der Sporenschlauch mittels eines Deckels, der sich an der Spitze aufklappt und damit die Sporen rauslässt.


    In der Systematik bedeutet ein Begriff mit der Endung -ales immer eine Ordnung. In dieser Ordnung befinden sich mehrere Familien, in den Familien wiederum Gattungen. Pezizales ist eine relativ umfangreiche Ordnung mit sehr unterschiedlich aussehenden Pilzen, von denen ihr in den Beiträgen "Pilzfestival I und II" schon eine Menge gesehen habt (eigentlich waren fast alle der dort gezeigten Becherlinge operculat, also zu den Pezizales gehörend).


    Jetzt muss man nur noch wissen, wie man die Begriffe operculat und Pezizales in Verbindung bringt. Es gilt: Alle Pezizales sind operculat! Aber nicht jeder operculate Becherling ist zwingend eine Pezizales.


    So und die Gattung, zu der die hier gezeigten Arten gehören, nennt sich Kotbecherling (= Ascobolus). Die Gattung enthält gut 40 mitteleuropäische Arten, von denen mehr als 3/4 auf Dung von Pferden, Kühen, Hasen, Hunden usw. wachsen. Die restlichen 1/4 besiedeln Brandstellen, Erde und faulende Pflanzenreste. Zusammen mit Ascobolus viridis habe ich die letzten Tage 3 von den nicht-coprophilen (coprophil: dungbewohnend!) Arten gefunden.


    Zu den Arten:


    ascobolusbehnitziensis1.jpg


    ascobolusbehnitziensis1.jpg
    Behnitz's Kotbecherling, Ascobolus behnitziensis (Funde: 2010, 2011)
    Kennmerkmale: 0,5-6 mm breite, dick linsenförmige Fruchtkörper mit oft aufgebogenem Rand, anfangs grünlich, dann braungrün, olivbräunlich, undeutlich gepunktet durch dunkle Sporen. Sporen elliptisch, mit labyrinthartig verlaufendem, sehr feinem Ornament.


    ascoboluscarbonarius1a.jpg


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    ascoboluscarbonarius1e.jpg
    Großer Brandstellen-Kotbecherling, Ascobolus carbonarius (Funde: 2004, 2005, 2011)
    Kennmerkmale: Fruchtkörper 2-7 mm breit, anfangs gelbgrünlich, dann schnell violettbraun bis schwarzviolett verfärbend durch reifende Sporen. Sporen breitelliptisch, mit groben Warzen bedeckt, die vor allem an den Enden sehr verdichtet sind.



    Für Fragen stehe ich wie immer zur Verfügung :)


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

    • Offizieller Beitrag

    Einfach super, Björn!


    Danke für die viele Mühe! Spongebob lässt grüßen ;) :D

    Gnolmige Gnüße, Gnelmanie die Rote

    "In den Wäldern sind Dinge,
    über die nachzudenken,
    man jahrelang im Moos liegen könnte."

    -Franz Kafka-
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