Melanie, Björn und ich haben in den letzten Wochen ja ab und an über unsere Exkursionen in Sachen Kleinstpilze berichtet.
Z.B. hier:
http://www.pilzforum.eu/board/…-mountainbikehuegelpilzen
http://www.pilzforum.eu/board/thema-pilzfestival
Nun ist es sicher nicht jedermanns Sache mit der Nase über der Erde nach diesen Winzlingen zu suchen. Doch vielleicht hat der Eine oder Andere "Blut geleckt" und möchte auch gerne mal in die große Welt der kleinen Pilze eintauchen. Sei es aus purem Interesse, oder dass derjenige eine Kamera hat, mit der sich sehr gut Makros fotografieren lassen. Denn dafür ist diese verborgene Welt gradezu ideal.
Vorweg gesagt, ich bin keinesfalls Experte für diese kleinen Pilze was das Bestimmen angeht. Und auch kein begnadeter Makrofotograf.
Aber finden kann ich sie.:)
Ich kann mir auch vorstellen, dass nicht wenige sich fragen, wie zum Teufel man in einem mehrere Quaratkilometer großen Waldgebiet Pilze von nur wenigen Millimetern Größe finden soll.
Eigentlich ist es nichts anderes, als die Suche nach großen Pilzen.
Auch dabei läuft man ja nicht planlos durch die Wälder, sondern sucht zunächst die " Hot spots", also Stellen, die vom Anschein her geeignet sind, dass man dort Pilze finden kann.
Auch bei der Winzpilzsuche gilt das Augenmerk solchen "Hot spots".
Der Größe der Objekte der Begierde angepasst, sind solche Stellen auch oft sehr klein, sicher aber sehr speziell.
Aber, sie sind recht gut zu entdecken.
Beste Möglichkeiten hat man an beschädigten Stellen. Also überall da, wo es zu mechanischen oder Erosionsbedingten Verletzungen der Oberfläche gekommen ist. Diese dürfen nur nicht zu frisch und natürlich nicht zu trocken sein. Es sind quasi "heilende" Verletzungen. Das sind Wegränder, Böschungen, Fahrspuren, Karrenwege, Umgestürzte Baumwurzeln und ähnliches. Es sollten sich schon Moose oder Algen gebildet haben, auch niedriger Krautbewuchs ist gut. Es muss halt zumindest hier und da ein wenig Erde zu sehen sein.
Nicht geeignet sind ganz frische Verletzungen oder noch in der Erosion befindliche Stellen.
Ach, ich nehme Euch einfach mal mit auf einen virtuellen Spaziergang und zeige Euch Stellen, wo es sich zu suchen lohnen kann.
Gleich bei Eintritt in den Wald stoßen wir auf eine Zufahrt zu einer Wiese. Hier ist der Boden durch den gelegentlichen Fahrbetrieb von Landmaschinen verletzt.
Schaut man genau hin, sieht man neben frischen Spuren auch ältere, wo sich schon Kräuter und Moose angesiedelt haben. Da lohnt es sich, mal in die Knie zu gehen.
Ein Stück weiter war der Weg wohl zu schmal für den Trecker. Am Fuß der Böschung haben die Reifen Ihre Spuren hinterlassen. Auch dort kann man fündig werden.
An den Wurzeln umgestürzter Bäume finden sich oft noch Stellen, die vom Moos nicht vollständig bedeckt sind. Becherlingalarm!
Hier ist der Boden noch zu frisch erodiert, bzw. noch in der Erosion befindlich. Da gibt es kaum was zu holen.
Hier wurde in diesem Frühjahr die Böschung beim schleppen gefällter Bäume abrasiert und verfestigt. Noch ist das zu frisch, aber es ist ein idealer Hot spot für die kommenden Jahre.
Ideal ! Alte Treckerspur mit Moos und Kräutern bewachsen und hier und da schaut noch nackte Erde hervor.
Ein uralter Karrenweg. Sieht ja schon ziemlich zugewachsen aus.
Doch bei näherem Hinsehen sind auch hier noch freie Stellen zu finden.
Da muss es was geben.
Auf dem Hauptweg angekommen schaut man rechts und links im Grenzbereich zwischen Weg und Randvegetation.
So sieht das da aus.
Die Böschung des Weges selber ist meist zu stark bewachsen. Doch gibt es Tritte ( von Pilzsammlern, die hier vom Weg abgeschweift sind?). Sieht aus wie ein Miniatursteinbruch. Und an den Steinbruchwänden, da kann man fündig werden. Hier fühlen sich z.B. Kastanienbraune Becherlinge wohl.
Gesehen?
ELDORADO !
Genau so muss es aussehen, dann sind die Chancen groß.
Eine "Treppe" in der zu stark bewachsenen Böschung. Da heißt es nachsehen.
Na also, ein "Treppenfund".
Und noch ein alter Karrenweg mit tief eingeschnittenen Fahrspuren.
Auf die Knie !
Insbesondere die " Böschungen" in der Fahrspur sind interessant.
In dieser hier stehen hunderte von kleinen Stielbecherlingen. Grad jetzt macht der Akku des Fotoapparates schlapp. Naja, müsst Ihr Euch hat selber welche suchen.;)
So, genug davon. Ich denke das reicht um Euch eine Vorstellung zu vermitteln, wo man suchen muss. Wir (meint Björn) werden Euch sicher in Zukunft noch mit einigen Bildern dieser kleinen Schönheiten belästigen.
Vielleicht, wenn meine Kamera "abgeschrieben" ist, bekommen ich auch eine Makrotauglichere und kann die kleinen Winzlinge selber ablichten.
Ach ja, folgendes solte man noch beachten.
Wenn man nicht grade über die Sehschärfe eines Kondors verfügt, muss man runter auf die Knie. Zwar sieht man orangene, weiße und sehr große Exemplare auch mal aus dem Stand, aber bevor das passiert, ist man schon an einem Dutzend anderer, einzelner oder weniger augenscheinlicher, vorbeigelaufen. Bei der Kleinpilzsuche kommt Genauigkeit vor Strecke.
Und weil man halt oft auf die Knie geht, sind Knieschoner (Baumarkt) eine sehr komfortable Sache.
Kleinpilze sind keineswegs auf die hier vorgestellten Plätze begrenzt. Sie wachsen quasi überall. Ich wollte Euch hier jedoch die Stellen präsentieren, an denen die Fundwahrscheinlichkeit am höchsten ist. Auch wenn natürlich nicht an jeden noch so ideal erscheinenden Platz auch Pilze wachsen. Oder zumindest nicht grade zu der Zeit, wo wir die Nase an die Erde bringen.
Wer aber einmal Blut geleckt hat, wird schon von selbst auf die Idee kommen, auch andere Stellen abzusuchen.
Ganz toll wäre es, wenn denn der eine oder andere mal selbst auf die Suche geht, ein kleines Feedback zu erhalten.