Was haben wir denn da heute gefunden?

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 5.590 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Stefan M. Jung.

  • Hallo liebes Forum,


    nun benötige ich heute auch mal Hilfe bei der Bestimmung dieser Pilze


    Fundort: in einem Waldstück mit viel Gestrüpp und vorwiegend Laubbäumen, direkt an einem See.


    Nr.1:


    ca. 8cm Durchmesser
    ca. 6cm langer Stiel
    ca. 10cm der gesamte Fruchtkörper
    Hutoberfläche glatt und trocken, keine Verfärbung im Schnitt, Bei Druck auf den Hut wird die Druckstelle etwas dunkler, Geruch würde ich irgendwie als leicht sauer einschätzen.


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    Nr.2:


    der Große: ca. 7cm, der Kleine: ca 3cm Durchmesser
    Stil: der Große: ca 6cm, der Kleine ca 3cm
    Gesamtfruchtkörper: der Große 8cm, der Kleine ca 4cm
    Hutbeschaffenheit: "buckelig", trocken, glatt
    Keine Verfärbung im Schnitt, keine Reaktion auf Druck, riecht irgendwie nach Nichts.


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    Nr.3:


    ich bin mir nicht sicher, ob es evtl. auch zwei verschiedene sind.


    2-4 cm Durchmesser, ca. 10 - 12cm Stillänge
    Gesamtfruchtkörper: 10-12 cm
    Hut: glatt, schmierig, Kegelförmig, der Hellere ist trocken
    Keine reaktion auf Schnitt oder Druck, Geruck kann ich auch hier schlecht einschätzen, eher unbedeutend.


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    Sagt bitte Bescheid, wenn ihr noch eine Angabe benötigt, ich danke schonmal im Vorraus!

  • Hallo,
    leider sind die Bilder etwas dunkel geraten, sodass die Farben schwer zu beurteilen sind.
    Nr. 1: hier wäre auch der Geschmack (bitter?) interessant gewesen. Mich erinnert der Fruchtkörper vor allem an einen Weichritterling, Melanoleuca. Aber auch ein Fälbling, Hebeloma, ist vorstellbar.
    Nr. 2: hier ist zumindest die Gattung klar, Täubling, Russula. Sieht sehr nach Ockertäubling aus, andere ähnlich gefärbte Arten sind aber auch denkbar.
    Nr 3: Sieht nach Faserling, Psathyrella, aus. Unter Umständen ja P. conopilus mit kleinen dunklen Härchen auf dem Hut, Lupe!. Oder P. corrugis und seine Verwandten.
    In allen Fällen gilt: das muss man ganz genau anschauen, um bis zu einer Art zu kommen.
    Grüße
    hübchen

  • Bei der Psathyrella sollte man sich angucken, ob die Lamellenschneide genauso gefärbt ist, wie die Fläche, glatt oder gewimpert ist, oder aber ob sie sich sogar rötlich abhebt. Was die anderen beiden Arten angeht, sehe ich es ähnlich wie hübchen, die erste Art halte ich für einen Fälbling (Hebeloma), die zweite für einen Ockertäubling (Russula ochroleuca).


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Gelbstieliger Milchseitling? Wat is dat denn? Hast du dafür auch einen botanischen Namen??


    meinst du vielleicht Sarcomyxa serotina? Der nennt sich Gelbstieliger Muschelseitling.


    lg björn

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  • Hallo Stefan,


    also eßbar ist der Samtfußkrempling schon ,allerdings wird er schnell bitterlich. Als Speisepilz würde ich den Samtfußkrempling deshalb nicht bezeichnen ;), ich kenne allerdings Leute die junge Exemplare schon gegessen haben. Er zählt deshalb eher zu den "Kriegspilzen", sprich wenn ich nichts zu essen habe, dann nehme ich auch den mit ;).


    Der Pilz hat "Kumpel" ohne samtigen Fuß, diese solltest du abgrenzen können und nicht essen. Der Kahle Krempling ist nicht nur roh stark giftig, sondern kann zum Tode führen wenn man ihn immer wieder auch über Jahre hinweg ißt. Man spricht dabei vom Paxillus-Syndrom. Dem Erlenkrempling wird ähnliches zugesprochen.


    Die Kremplinge haben typisch für ihren Namen eine Art Hutkrempe, sprich einen umgekrempelten Hutrand und sind so relativ leicht anzusprechen.


    Gruß

    Pilzsachverständiger DGfM - Pilzberatung und Lehrwanderungen in Hessen
    Genaue Bestimmung der Funde und Essensfreigaben gibt es nur von Pilzsachverständigen vor Ort

    Einmal editiert, zuletzt von Derpilzberater ()

  • Moin,


    dazu hätte ich mal eine Frage. Ich habe den Samtfuß-K. auch schon mal probiert, als sehr junges Exemplar. Und ich muss schon sagen: ganz toll ;) Irgendwie wie nasses Holz.


    Meine Frage bezieht sich aber auf das Paxillus-Syndrom. Dieses wird ja in der Regel auf den Kahlen K. bezogen. In manchen Quellen werden als Auslöser aber Kremplinge im Allgemeinen genannt, was folglich auch den Samtfuß-K. umfassen würde.


    Deshalb meine Frage.


    --> Ist das eine Ungenauigkeit in manchen Quellen, dass alle Kremplinge über einen Kamm geschert werden.
    --> Besteht wirklich der begründete Verdacht, dass auch der Samtfuß-K. dieses Syndrom auslösen könnte.
    --> Oder weiß man bisher einfach nichts genaues und der Samtfuß-K. ist möglicherweise am Ende so ein Pilz, der erst in einigen Jahren als giftig oder giftverdächtig ausgewiesen wird.


    Wisst ihr da zufällig näheres darüber? Es ist nicht so, dass ich nicht auf den Geschmack von moderigem Holz verzichten könnte, aber es interessiert mich einfach mal :D


    Grüße
    Charleston.

  • Hallo Charleston,


    Zitat : Deshalb meine Frage.


    --> Ist das eine Ungenauigkeit in manchen Quellen, dass alle Kremplinge über einen Kamm geschert werden.


    sehe ich ähnlich.


    --> Besteht wirklich der begründete Verdacht, dass auch der Samtfuß-K. dieses Syndrom auslösen könnte.


    davon ist mir nichts von bekannt.


    --> Oder weiß man bisher einfach nichts genaues und der Samtfuß-K. ist möglicherweise am Ende so ein Pilz, der erst in einigen Jahren als giftig oder giftverdächtig ausgewiesen wird.


    gute Frage, nach neuesten Studien könnten auch Steinpilze einen Muskelzerfall wie der Grünling auslösen ( laut einem mir bekannten Mykologen ) 8| ich sage mal vorsichtig " liegt bestimmt an der Dosierung" :rolleyes:


    Gruß


    P.S. was hast du gegen modriges Holz :D:D

    Pilzsachverständiger DGfM - Pilzberatung und Lehrwanderungen in Hessen
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  • Danke für deine Einschätzung.


    Ich zitiere mal Andreas Gminder:


    "Der Samtfuß-Holzkrempling schmeckt so scheußlich, dass bisher noch niemand ein Rezept gefunden hat, um ihn genießbar zu machen."


    [Handbuch für Pilzsammler. Stuttgart: 2008, S. 92.]


    Ein bisschen wird da ja mein Ehrgeiz geweckt, wenn ich sowas lese :D Obwohl ich mir fast sicher bin, dass in irgendeiner entfernten Ecke Russlands auch dieser Pilz in den Töpfen landet. Wahrscheinlich zusammen mit den Gelben Knollenblätterpilzen, die man dort ja offenbar rege sammelt.


    Grüße
    Charleston.


  • Hallo Charleston,


    dazu kann ich dir vielleicht einiges sagen. Das Paxillus-Syndrom gilt prinzipiell für die Artengruppe um Paxillus involutus s.l. Gemeint sind damit Paxillus involutus s.str. (definitiver Giftgehalt nachgewiesen), Paxillus rubicundulus (=P. filamentosus) (Giftverdacht) und Paxillus validus (Giftverdacht).


    Der Samtfuß-Krempling heißt zwar auch Krempling, ist aber in einer anderen Gattung: Tapinella.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

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    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo Björn,


    auch dir nochmal danke. In einem Teil meiner Bücher steht der Samtfuß-K. noch unter der Gattung Paxillus. Jetzt wo ich darauf achte, ist er in den neueren unter Tapinella eingeordnet. Danke für den Tipp.


    Wenn die auch einfach immer Arten hin und her verschieben, ohne mir Bescheid zu sagen ;)


  • ..war bestimmt der Björn :D;)


    Genau. Ab morgen heißt der Samtfußkrempling Charlestomyces atrotomentosus :P


    recht so?

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  • (...)

    "Der Samtfuß-Holzkrempling schmeckt so scheußlich, dass bisher noch niemand ein Rezept gefunden hat, um ihn genießbar zu machen."

    (...)


    Hmm...also ehrlich gesagt kann ich das nicht wirklich nachvollziehen. Ich nehme häufiger junge (!) Samtfüße mit und esse sie ziemlich gerne. Allerdings kommt es auf die Zubereitung an (von Oma & Opa gelernt ;) :( man sollte sie, in Scheiben geschnitten, gut abkochen, danach eignen sie sich super zum (sauer) Einlegen oder gebraten als Salatpilze. Einen eigenen, zT etwas sauren Geschmack behalten sie zwar, aber der ist nach dem Kochen nicht mehr penetrant oder gar scheußlich. Vielleicht liegt es ja auch an der Erwartungshaltung...mit dem typischen Pilzgeschmack sollte man einfach nicht rechnen :)


    Grüße, Erik

  • Hallo Erik,


    na dann Glückwunsch. Sofort Patent anmelden ;)


    Das werde ich vlt. mal ausprobieren. Ich stelle sie mir aber ziemlich gummiartig vor, wenn sie gekocht und eingelegt sind, weil sie frisch eigentlich schon diese Konsistenz aufweisen. Oder ändert sich das zum Positivem?


    Grüße
    Charleston.

  • Nein, an der Konsistenz ist nichts auszusetzen, gummiartig sind sie gar nicht. Ziemlich bissfest und saftig.
    Beim Kochen übrigens nicht erschrecken: das Kochwasser verfärbt sich intensiv violett und auch die Pilze haben dann einen grauvioletten Farbton. Werden (bzw wurden...) daher im Übrigen auch zum Färben von Wolle verwendet. Deswegen am besten alleine kochen ;)