Baumpilze an Laubhölzern

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.102 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bwergen.

  • Hallo Pilzgemeinde,
    normale Lamellen- und Röhrenpilze finde ich kaum noch, aber Baumpilze.
    Z.B.

    Dieser Pilz wuchs auf einem sehr morschen Aststück, vermutlich von einer
    Birke. Der flächenförmige Fruchtkörper auf dem Foto war ca. 20cm breit.
    Auf Druckausübung erfolgte keine Verfärbung.
    Oder

    Dieser Pilz, auf einer alten gefällten Eiche (es kämen aber auch andere
    Bäume in Frage z.B. Kiefer, es ließ sich leider nicht mehr genau feststellen) war ca. 5cm breit. Mir fiel da gleich der fleischrote Gallertbecher ein, bin mir aber nicht sicher ob hier eventuell auch was anderes in Frage kommt (z.B. ein Schlauchzitterling).
    Oder

    Dieser eher flächenförmige Pilz (Schichtpilz?) hatte eine Größe von ca.
    2 bis 3cm Breite. Vermutlich war das Substrat auch ein Todholzast eines
    Laubbaumes, garantieren kann ich das aber nicht. Auf Druckausübung
    erfolgte keine Verfärbung.
    Kann jemand zu diesen drei Pilzen etwas sagen?
    Viele Grüße
    Waldi26

  • Nr. 1: Möglicherweise Merulius tremellosus (Gallertfleischiger Faltling) - hast du den Pilz angefasst? Fühlte er sich fleischig-gelatinös an? - Ich habe allerdings Merulius eher rosafarben in Erinnerung mit sich von der Fläche abhebenden Hüten und ohne größere weiße, das Substrat bedeckend Flächen. Die Hutränder dagegen sind weiß.


    Nr. 2: Ich denke, dass es sich um Ascocoryne sarcoides (Fleischroter Gallertbecher) oder Ascocoryne cylichnium (Großsporiger Gallertbecher) handelt. Im Feld sind diese beiden Arten nicht zu unterscheiden. Der Habitus kann durchaus Ascotremalla faginea (Buchen-Schlauchzitterling) ähneln, belegt aber größere Flächen (bis 10 cm) und kommt nicht ausschließlich auf Buche und Erle vor.


    Nr. 3: Dazu habe ich keine Meinung.


    Gr Dryocopus

  • Bei dem zweiten dachte ich zunächst an Tremella foliacea, wobei mir mein zweiter Gedanke mit Exidia saccharina fast besser gefällt.


    Gruß


    Buliz[hr]
    Ja, da war ja noch einer. Der Vorschlag von Dryocopus gefällt mir dazu am besten. Das ist Ascocoryne.

  • [1] Serpula himantioides, Wilder Hausschwamm.


    [2] Falls gewunden: Ascotremella faginea, falls becherförmig: Ascocoryne sarcoides/cylichnium.


    [3] mach ich mir noch Gedanken drüber, obwohl die Qualität der Bilder hier nachgelassen hat.


    lg björn

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  • Hallo zusammen, hallo Björn!


    Klasse! Die erste Art (Wilder Hausschwamm) habe ich noch nie gefunden! Kannst Du mir die (makroskopischen) Unterschiede zum Gallertfleischigen Fältling (Merulius tremellosus) kurz erläutern und mir sagen, wo ich den Pilz finden könnte?


    Bei den Zitter-Bildern 3 und 4 (...Waldi: Du stellst uns immer wieder vor gigantische auswertungstechnische Hürden..., so langsam frage ich ich, ob Du das nicht mit Absicht machst :D !) kann man trotz der nicht ganz 100%igen Bildqualität einen Schichtpilz (Arten der Gattung Stereum) wohl auschließen, dessen Fruchtschicht glatt ist. Ich hätte vermutet, dass die Poren auf Druck leicht bräunen, aber das scheint ja nicht der Fall zu sein...!


    Gruß, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()

  • Zunächst mal ne taxonomische Sichtweise: Die Gattung Serpula gehört zu den Boletales, die Gattung Merulius in die Meruliaceae und diese in die Polyporales. Damit sind beide Arten überhaupt gar nicht miteinander verwandt.


    Serpula und Leucogyrophana-Arten zeichnen sich durch völlig resupinate, mehr oder weniger stark gewundene (=merulioide) Fruchtkörper aus, die weiß begrenzt und ansonsten gelbbraun, blassgelblich oder ockerfarben sind. Im Gegensatz zum Gallertfleischigen Fältling finden sich hier keine fleischfarbenen Töne. Merulius tremellosus hat zudem, mindestens aber bei seitlichem Wachstum, abstehende Hutkanten und somit auch eine Hutoberfläche (diese ist filzig). Ist diese Art völlig resupinat, so wäre sie nie gelb oder gelbbraun, sondern immer blass fleischfarben, blassrosa oder höchstens rosabräunlich.


    lg björn

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  • Serpula und Leucogyrophana-Arten zeichnen sich durch völlig resupinate, mehr oder weniger stark gewundene (=merulioide) Fruchtkörper aus, die weiß begrenzt und ansonsten gelbbraun, blassgelblich oder ockerfarben sind. Im Gegensatz zum Gallertfleischigen Fältling finden sich hier keine fleischfarbenen Töne. Merulius tremellosus hat zudem, mindestens aber bei seitlichem Wachstum, abstehende Hutkanten und somit auch eine Hutoberfläche (diese ist filzig). Ist diese Art völlig resupinat, so wäre sie nie gelb oder gelbbraun, sondern immer blass fleischfarben, blassrosa oder höchstens rosabräunlich.


    lg björn


    ...womit ich etwas über Serpula gelernt habe. Die Art ist mir noch nicht in die Quere gekommen; ich freue mich jedoch auf eine Begegnung.

  • Hallo Björn!


    Vielen Dank! Ist ja mal erfreulich, dass man zwei Arten zumindest relativ sicher an Hand von makroskopischen Aspekten unterscheiden kann!


    Hier zwei Bilder vom Gallertfleischigen Fältling (Merulius tremellosus), die Deine Erklärung in jeder Hinsicht verdeutlichen, wobei die Hutbildung noch wesentlich deutlicher ausgeprägt sein könnte:



    Grüße, Fredy

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    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()


  • Ich habe eigentlich nicht von 2 Arten, sondern eher von mindestens 3 Gattungen gesprochen (Serpula, Leucogyrophana, Merulius). Die Anzahl der Arten könnte sich auf etwa 10 belaufen (alle 3 Gattungen betrachtet).


    lg björn

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  • Lieber Björn!


    Du weißt so gut wie ich, dass ich in diesem Falle von der Unterscheidung zwischen dem Gallertfleischigen Fältling (Merulius tremellosus) und dem (von Dir eindeutig als solcher bestimmten) Wilden Hausschwamm (Serpula himantioides) geschrieben habe. Das macht genau 2 Arten!


    Dass Du wesentlich mehr als 2 Arten für den Fall der Fälle auf Lager hättest habe ich überhaupt nie angezweifelt!


    Gruß, Fredy

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  • Stimmt. Aber sagen wir es besser so: Nicht nur Serpula himantioides kannst du von Merulius tremellosus unterscheiden, sondern die kompletten Gattungen Serpula und Leucogyrophana. Es hätte ja sein können, dass eine gewisse Serpula spec. oder Leucogyrophana spec. dem Gallertfleischigen Fältling so nahe kommt, dass diese makroskopisch nicht unterscheidbar sind. Damit das deutlich wird, dass das nicht so ist, habe ich meine Ausführungen einerseits auf den Fältling, andererseits auf Serpula und Leucogyrophana gestützt.;)


    lg björn

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