Welcher Stäubling?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.929 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,
    manchmal bleiben einige Fotos liegen. Jetzt bei dem stürmischen Wetter ist Gelegenheit, noch mal an die Klärung zu gehen.


    Bei diesem Stäubling ist mir nicht klar, um welche Art es sich handelt.
    Der Flaschenstäubling Lycoperdon perlatum kommt nicht in Frage, da bei ihm die große "Stacheln" von kleinen umgeben sind. Beim Stinkenden Stäubling Lycoperdon nigrescens sind die Stacheln aus mehreren Auswüchsen der Oberhaut zusammengesetzt.
    http://www.pilzforum.eu/board/…bling-lycoperdon-perlatum


    Die Farbe war nicht rein weiß sondern gelblich.


    Standort: Alter Laubwald (vor allem Rotbuche, dazwischen Stieleiche)
    Untergrund: Lehm, darunter basischer Basalt.
    Datum 23.10.2011


    Zum Größenvergleich eine Buchecker.

    [1] [2]
    Ich finde leider keine so richtig überzeugenden Alternativen (L. umbrinum wächst im Nadelwald). Dann also doch Lycoperdon nigrescens = L. foetidum?


    Viele Grüße
    Graubart

  • Liebe Sabine,
    den Igelstäubling halte ich nicht für wahrscheinlich. Er hat wesentlich längere Stacheln, nicht so kegelförmige. Ich habe auch kein Bild vom Igelstäubling gesehen, bei dem nur die Spitzen dunkel sind. Nach JÜLICH "meist in Kalkbuchenwäldern", das würde auch nicht passen.


    Ich frage mich, ob die Gattung stimmt. Es gibt bei Google Bilder von jungen Hasenbovisten, die so ähnlich aussehen. Die meisten Bilder stammen aus Grasland, aber bei JÜLICH steht, dass sie auch in lichten Laubwäldern vorkommen können. Sie werden allerdings sehr groß, während mein Exemplar ja ziemlich klein ist, wie man an der Buchecker sieht.


    Gastein im Bild - Naturbilder/Pilze - Hasen-Stäubling


    Viele Grüße
    Graubart

  • Ein Bestimmungsmerkmal war mir entgangen. Auf dem Foto von dem "großen" Fruchtkörper waren auch noch kleine zu sehen. Das heisst vermutlich, der Pilz wächst gesellig. Das spräche (neben der Größe) gegen den Hasenstäubling?


    Fund-Datum war der 23. Oktober, Region: nördlicher Vogelsberg.
    [3]


    Hier ein Bild von einem Flaschenbovist vom 9. Okt.
    [4]


    Allerdings frage ich mich: was ist dann das hier? (15. Sept.)
    [5]


    Ist die Variationsbreite so groß?


    Es gibt ja gar nicht so viele Stäublinge, trotzdem bin ich jetzt etwas verwirrt. :rolleyes:


    Viele Grüße
    Graubart

  • Es gibt ja gar nicht so viele Stäublinge, trotzdem bin ich jetzt etwas verwirrt. :rolleyes:


    Viele Grüße
    Graubart




    Ich geh davon aus, dass deine oben abgebildeten Stäublinge den Flaschenstäubling (L. perlatum) zeigen, das Bild vom 15. Sept. aber den Weichlichen Stäubling (L. molle) oder den Grauen Stäubling (L. lividum). Es gibt übrigens wesentlich mehr Stäublinge, als du glaubst. Die Gattung Lycoperdon ist sehr unübersichtlich, da viele Arten in einschlägiger Literatur kaum behandelt werden und nur mit Spezialliteratur bestimmbar sind.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Lieber Björn,
    vielen Dank für den Hinweis auf Lycoperdon molle, den Weichen Stäubling bei Bild [5}. Ich hatte den nur im Vorbeigehen fotografiert, aber ich muss mir wohl was dabei gedacht haben, denn Flaschenstäublinge gibt es viele. Bei der Alternative L. molle und L. lividum kommt nur L. molle in Frage, da der Standort im Laubwald war. L. lividum kommt laut Großpilze Baden-Württembergs nur im Grasland vor. Dort steht auch, dass L. molle vermutlich unterkartiert ist, weil er möglicherweise mit L. umbrinum verwechselt wurde. Die Beschreibungen in den Büchern z.B. in Bezug auf die Stacheln passen sehr gut zu L. molle.


    Zur Anzahl der Stäublinge:
    In den GROSSPILZEN BADEN-WÜRTTEMBERGS gibt es 14 Arten der Gattung Lycoperdon, dazu kann man noch 2 aus der Gattung Calvatia (Beutelstäubling, Hasenstäubling) und den Wiesenstäubling (Vascellum pratense) rechnen. Davon kommt ein Großteil nur außerhalb von Wäldern vor. Auch bei JÜLICH gibt es nur ca 20 Arten der Gattung Lycoperdon.


    Zu den Bildern [1] und [2]:
    Ich denke, der Flaschenstäubling kommt nicht in Frage. Bei JÜLICH steht beim Flaschenstäubling (Lycoperdon perlatum): Stacheln ... kegelförmig, nicht eckig, an der Basis von isolierten Warzen umgeben.


    Bei dem Pilz auf dem Bild fehlen die Warzen völlig, und die Stacheln sind eckig. Im Bestimmungsschlüssel von JÜLICH steht vor L. norvegicum und L. foetidum = L. nigrescens : Stacheln lang-pyramidenförmig, eckig, oft konvergent. Von umgebenden Warzen steht dort nichts. Auf Grund der Ökologie kommt von den beiden nur der Stinkende Stäubling Lycoperdon nigrescens in Frage.
    Anscheinend müssen die Stacheln sich nicht unbedingt zusammenneigen.


    Bei den GROSSPILZEN BADEN-WÜRTTEMBERGS ist das dagegen eine Verzweigungsstelle im Schlüssel, nur bei zusammenneigenden Warzen kommt man zu L. foetidum. Das irritiert mich so bei den Bestimmungsbüchern.


    Be beide Quellen steht, dass L. foetidum auf sauren Böden vorkommt. Das ist hier normalerweise nicht der Fall, es kommen aber vereinzelt auch sauere Bodenstellen vor. Evtl. kommt auch noch eine andere Art in Frage, das will ich nicht ausschließen.


    Viele Grüße aus dem Vogelsberg in Hessen
    Graubart


    JÜLICH = Walter Jülich: Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze. Jena: 1984. S. 495-503.
    GROSSPILZE BADEN-WÜRTTEMBERGS = hier: Die Großpilze Baden-Württembergs. Bd. 2. Stuttgart: Ulmer 2000. S. 138-154