wie aus Brut Pilze werden
Hallo Leute, insbesonders unsere Starter.
Ihr habt Eure ersten Pilze aus Fertigkulturen geerntet, sicher ein erhabenes Gefühl. Nun wollt Ihr sicher schnell mehr. Dies ist nicht so kompliziert.
Ach ja, ich muß mich vorstellen. Pilzi ist mein Name, ich gehöre zur Familie der Austernseitlinge, die Botaniker sagen Pleurotus ostreatus, meine Geschwister heißen Pleurotus columbinus, (Winterausternseitling). Meine Ahnen waren in ganz Europa in den Wäldern zu Hause. Da den Menschen unser Fleisch aber so gut schmeckte, haben sie versucht, unsere Gene dazu zu bringen, auch in den Labors und den Kellern ihrer Häuser und in ihren Gärten zu fruchten.
Ich bin nicht ganz alleine, wir sind ein ganzer Pulk. Wir wurden in einem Labor aus identischem Genmaterial künstlich gezüchtet und zusammen mit ausreichend Proviant in Tüten verpackt. Das nennt Ihr wohl Brut. Ich liege seit ein paar Tagen im Kühlschrank meines neuen Ziehvaters. Da geht's mir nach der langen Reise im LKW recht gut.
Überhaupt hat mein Ziehvater einige Vorbereitungen getroffen, daß es meiner weiteren Entwicklung an nichts fehlt:
Vorbereitungen
Im Dachboden habe ich gesehen, daß er vieles an geeignetem Substrat, gelagert hat, auf dem wir Pilze wachsen sollen. Geeignet dazu sind alle Materialien, die wir auch in der Natur bevorzugen, allerdings in etwas reinerer Struktur:
Üblich sind vor allem:
A. Stroh in 2 cm-Stückchen geschnitten, Stroh-Mehl, auch als Strohpellets im Handel. Etwas Wiesenheu kann auch dabei sein. Alles findet Ihr bei der Kleintierabteilung im Supermarkt oder Tierhandlung.
B. Holz, bevorzugt Laubholz, als Schnitzel, oder mit Sägemehl verpreßt zu Briketts. dabei muß darauf geachtet werden, daß nur heiß verpreßtes Material und Holz ohne Rinde verarbeitet wurde. Reine Bio-Buchenholz-Presslinge (erkennbar an dunkler Farbe) eignen sich gut. Die Presslinge bekommt Ihr (zumindest hier in ländlicher Gegend mit Holzheizungen) bei Supermärkten oder Baumärkten. Sie sind in Folie verpackt und halten sich somit sehr lange.
C. Getreide, jede Art Getreide, gekörnt, geschrotet, mit/ohne Spelzen könnt Ihr verwenden. Mein Ziehvater hat Weizen. Es handelt sich dabei um das ganze Korn mit Schalen (Spelzen).
Die Substrat-Zutaten müssen immer behandelt werden. Es empfiehlt sich, das Material einzeln in Wasser zu fermentieren. Dazu wird es mindesten 1 Woche voll in Wasser gelegt. 1-2 cm sollte das Wasserstand über dem Material stehen. Oft wird auch ein einfaches Überbrühen mit kochendem Wasser empfohlen. Da aber fast immer Stroh im Spiel ist, und die Holzbriketts ohnehin aufquellen müssen, ist fermentieren die bequemere und sicherere Wahl.
Getreide und Heu samen oft in den Kulturen aus, dann habt Ihr eine schöne Wiese, aber wir Pilze haben keinen Platz mehr. Mein Ziehvater kocht deshalb dieses Material im Dampfdrucktopf 1/2 Stunde, dann sind die Sämlinge abgestorben.
D. Behälter zum Einweichen / Fermentieren: normale Haushaltseimer 10ltr.
E. Um das Substrat wieder von überschüssigen Wasser zu befreien, wären Leinen-Beutel gut geeignet. Sie lassen sich leicht quetschen und nachher gut auswaschen.
F: dann braucht Ihr noch Beutel oder mittelgroße Eimer für unsere Kultur. Brauchbare Größen sind 5-ltr-Eimer bzw. 50-60cm Beutel. Es gibt im Fachhandel viele Größen, auch bereits sterilisiert.
Zum Mischen der Substrate ist ein mit Plastik abgedeckter Küchentisch und ein mit Folie abgedecktes Backbrett ausreichend,
Nun kann's losgehen.
Kulurstart
13.Oktober 2011
Die Substrat-Eimer stehen seit 1 Woche in der Badewanne und blubbern etwas.
Nachdem die Fermentation abgeschlossen war, wurden die einzelnen Substrat-Anteile in Leinsäckchen umgefüllt und gut ausgequetscht, anschließend noch 2 Tage zum abtropfen aufgehängt. Dann hat mein Ziehvater jeweils gleiche Menge Holzmehl und Strohpellets gemischt, danach etwas reines Heu und eine Handvoll Hafer untergemischt.
16.10.2011
Ich darf nun auch aus dem Kühlschrank. Ich und meine vielen Geschwister, also das was Ihr Brut nennt, hat mein Ziehvater in 4 Schalen verteilt, sind wohl jeweils ca 250 ml.
3 große Eimer wurden mit jeweils 5 ltr Substratgemisch gefüllt und jeweils eine Partie mit 250 ml Körnerbrut wurde untergehoben. Diese Mischung kam dann in die bereitgelegten Beutel. Huch war das ein Stress.
Ach ja, eine Partie der Brut wurde nochmals geteilt, sie durfte für längere Zeit wieder als Depot in den Kühlschrank. Mein Ziehvater will neue Kulturen daraus machen.
Mycelwachstum:
Danach durften wir uns erholen. Im Keller bei 12-14 °C und schöner feuchter Atemluft konnten wir nun wachsen. Ein kleines Fenster versorgt uns mit Frischluft. Damit wir keine kalten Füße bekommen stehen die Beutel auf Spankistchen oder auf einem Bratgitter, unter dem ein feuchtes Tuch liegt. 4 Wochen haben wir uns an dem guten Substrat gelabt und wir zeigten unserem Ziehvater mit ersten weißen Stellen, daß es uns gut geht.
10.12.2011
Primordia Bildung:
Seit fast 7 Wochen sind wir nun schon in unserem neuen Zuhause. Uns geht's recht gut. Heute haben wir uns mal Mut gemacht. Einige kleine gelbliche Pusteln auf der Haut und winzig kleine Fruchtansätze sind erkennbar.
Das hat unseren Ziehvater erfreut, er hat sofort einige Schlitze in die Beutel geschnitten, damit wir Platz bekommen und Luft kriegen.
gedankt haben wir es heute schon, in der Nacht sind wir herausgekrochen und freuen uns, denn nun stehen wir auch noch etwas heller. Wir haben Licht, frische Luft, und es ist angenehm warm, während unsere Verwandschaft unter Schnee begraben auf den Frühling wartet. - Das Leben eines Pilzklons hat auch schöne Seiten.
inzwischen sind nur 4 Tage vergangen, die erste Blume wird erwachsen. Bisher sind alle 3 Beutel in bester Verfassung. Auf der gesamten Oberfläche, auch oberen im Luftraum der Beutels drängeln kleine Primordia ans Licht, sie werden sicher nach und nach größer werden. Unser Ziehvater hat uns aber getrennt, der fruchtende Beutel kam ins Bad, die beiden anderen sind noch im Keller, einer noch geschlossen, einer davon oben geöffnet, Sicher will er wissen, was uns besser zusagt.
wieder sind 3 Tage um. Die erste Ernte an einem Beutel ist reif.
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sie brachte 210 gr auf die Waage. ganz gut für einen einzigen Ast.
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es hat übrigens gut geschmeckt:
gebratene Frühlingsrolle aus TK, Pilzi mit Lauchwiebel grob geschnitten, in Olivenöl mit Chili gebraten, Kohlrabi in grobe Scheibchen blanchiert, in Kräuterbutter geschmelzt, dazu Chardonnay(SÜW).
Nun wurden die Öffnungen am Beutel erst mal wieder mit Folie verschlossen, danach kamen wir unter die Dusche. Nun sollen wir die im Start wartenden weiteren Triebe wachsen lassen.
Einer unserer Beutel im Keller bei 11 ° 80 ½LF, dunkel, ist inzwischen auch schon in Fruchtlaune. der andere bildet einen großen Minifrucht-Rasen. Es scheint als ob es wir lieber kalt haben wollen, die Fruchtkörper, diesen Winzlingen auf dem Beutel im Bad bei Licht, 28 ° 75%LF gefällt es garnicht, sie sind recht trocken.
wird fortgesetzt . . .