Donnerstag in der Mittagspause

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.449 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Fredy.

  • Gestern in der Mittagspause hab ich ein schönes Wäldchen in der Nähe entdeckt - dort gabs jede Menge Pilze.


    Vor allem bei den kleineren Lamellenpilzen komme ich auch mit meinen Büchern überhaupt nicht weiter. Vielleicht kann mir jemand anhand der Fotos den Weg im Schlüssel von einem der Bücher aufzeigen:
    - Rita Lüder: Grundkurs Pilzbestimmung
    - Andreas Gminder: Handbuch für Pilzsammler
    - Walter Pätzold: 1 x 1 des Pilzesammelns
    (oder wenn die Pilze sicher bestimmt wurden, dann versuche ich mal den Weg rückwärts, dann sehe ich auch woran ich scheitere). Meistens scheitern die Versuche an der Sporenpulverfarbe...


    Der Wald liegt auf 400 Meter über Meeresspiegel - richtig schöner Mischwald mit Buchen, Fichten, Kiefern, Birken, Eichen und noch einigen weiteren Laubbäumen.


    1. ka


    2. sieht mir aus wie ein Rübling...


    3. Den sehe ich so oft.. hab das Gefühl, dass das die Farbe viel kräftiger ist als vor ein paar Wochen - könnte daran liegen, dass es jetzt Regen gibt - keine Milch


    4. Eine Tramete - Schmetterlingstramete?


    5. Klebriger Hörnling


    6. Einige Rotfußröhrlinge


    7. Nebelkappen


    8. Cortinarius spec.


    9. ka


    10. wieder ein Rübling?


    11. Meine erste Koralle - aber welche? knappe 10 Exemplare in der Nähe


    12. ka


    13. wieder ein Rübling? Dieses mal auf Holz gewachsen.


    14. Auf Birke - hätte auf rotrandigen Baumschwamm getippt, aber bei Lüder steht meist auf Fichte... besonders die komplett schwarzen Exemplare sehe ich sehr häufig auf Birke.


    15. Wieder ein Rübling... per Bildersuche wäre ich auf den Butter-Rübling gekommen...

  • Viel Arbeit, die du da machst :D


    Ich glaube nicht, dass ich dir jetzt den Weg im Schlüssel beschreiben kann, ich hab die Bücher grad nicht vorliegen.


    Ich gebe hier nur ein paar Kommentare, vielleicht kannst du damit was anfangen:


    [1] Müsstest du mal Richtung Lepista flaccida gucken, andernfalls auch Rhodocybe gemina eine Möglichkeit wäre, schau einfach mal im Schlüssel nach, und vergleiche die Lamellenfarbe nochmal.


    [2] ist ein Rübling, da liegst du richtig, und zwar Rhodocollybia butyracea (f. asema)


    [3] der gleiche Fall wie bei [1], wenn du keine Milch siehst, dann ist hier auch keine da, denn: der Stiel bricht doch unten faserig ab. Kann also gar keine Russulaceae sein. Vergleiche nochmal mit [1]


    [4] sieht eher nach Trametes multicolor, Zonentramete aus. Es fehlen Blau- und Grautöne, der Rand ist zu weiß gefärbt. Aber mit Trametes lagst du schon richtig.


    [5] richtig


    [6] könnte auch richtig sein.


    [7] auch richtig.


    [8] interessant! Sieht nach einem Gürtelfuß (Cortinarius, UGatt. Telamonia) aus. Und zwar wäre Cortinarius (Tel.) umbrinolens eine Möglichkeit von leider sehr vielen.


    [9] riecht der vielleicht nach Fenchel/Anis? Schau dir mal den Fenchelporling (Gloeophyllum odoratum) an.


    [10] auch interessant. Ist jedenfalls kein Rübling, dagegen spricht der stark durchscheinend geriefte Hut und der Lamellenansatz. Könnte eher ein Helmling (Mycena) sein, ist aber so denke ich nur schwer bestimmbar.


    [11] schau dir mal die Graue Koralle, Clavulina cinerea, an. Die kannst du hier im Forum suchen, es gibt ein Bild in einem der Pilzfestival-Beiträge.


    [12] Buckeltramete, Trametes gibbosa. Immer auf den Buckel an der Ansatzsstelle sowie auf die etwas radial langgestreckten Poren achten, die sieht man sogar auf deinem zweiten Foto!


    [13] Denk dran: Rüblinge haben helles Sporenpulver, dieser hier hat braunes Sporenpulver. Kann also kein Rübling sein. Denk mal Richtung Gymnopilus, Flämmling. (= Gymnopilus penetrans).


    [14] vergiss, was die Lüder sagt. Der Fichtenporling kommt sehr häufig an Birke vor, und zwar regional abhängig (in manchen Regionen eher Fichte, in anderen eher Birke!). Trotzdem: Das ist kein Fichtenporling, sondern ein Zunderschwamm, siehe graue Poren und (undeutliche) Maserung an der Oberseite der Fruchtkörper.


    [15] ganz richtig.


    Insgesamt doch eine gute Sache, weiter so.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Hallo zusammen, hallo Wirderer!


    Ich weiß, dass hier ein paar wenige durchaus dazu in der Lage sind, Pilze "von der Stange weg" zu bestimmen, aber für den "Ottonormalpilzfreund" scheitert die Bestimmung Deiner Pilze mit ziemlicher Sicherheit nicht erst auf Grund des Fehlens einer Angabe zur Sporenpulverfarbe:


    Ich kann hier (wenn überhaupt) nur rudimentäre Angaben zu den notwendigen Bestimmungsmerkmalen erkennen, also so viel Arbeit ist das m. E. nicht, die Du Dir da machst.


    Gerade Angaben zu Gerüchen, dem genauen Baumpartner/Substrat oder zumindest ein Bild der Unterseite sollten doch das Allermindeste sein, was diesbezüglich geliefert wird (z. B. Bild 4: Trametes? Stereum? ---> Für mich überhaupt nicht offensichtlich!)!


    Ich denke auch, dass es ziemliche "Schönmalerei" ist, jemandem zu suggerieren, dass sich die Bestimmung einer Koralle auch nur ansatzweise im Rahmen eines Bildvergleiches durchführen lässt!


    Fazit:


    Schön und gut, wenn die Profis hier ihre Freude haben, aber bei solchen Massenanfragen macht es keinen wirklichen Spass mehr für den engagierten Hobby-Forumianer, ein bisschen mitmischen zu wollen (ich spreche hier zumindest mal für mich...)! Zu groß ist die Gefahr, dass Bestimmungsversuche auf Grund fehlender Angaben zu reiner Spekulation verkommen!


    M. E. wären hier (und nicht nur hier!) etwas "anleitendere Töne" durch die Experten angebracht!


    Ich glaube, wenn die Anfragen etwas präziser und liebevoller gestaltet wären (wie das in diesem Forum durchaus zeitenweise einmal üblich war...), dann würde sich auch die Anzahl der Bestimmungsversucher wieder deutlich erhöhen!


    Gruß, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()

  • Naja, war nicht so gemeint, dass er viel Arbeit hat, sondern er UNS viel Arbeit macht. Und das macht er definitiv, in dem er die Angaben relativ karg hält und die Pilzfruchtkörper eben nicht so darstellt, dass deren Bestimmung offensichtlich wird.


    Ich mag gewissermaßen geduldig sein, aber ich hab es aufgegeben, darauf zu verweisen, dass etwas mehr Angaben vonnöten sind, denn es werden beim nächsten Mal ja doch wieder nur die üblichen wenigen Angaben gemacht.


    lg björn


    --------------
    zu der angesprochenen Tramete: Die Unterseite würde wesentlich zur Bestimmung beitragen. Anhand der scheinbaren Dicke der Fruchtkörper komme ich hier auf "Tramete". Fotografierst du das Teil von unten und wir sehen wider Erwarten doch keine Poren, dann hast du hier eben einen Schichtpilz (Stereum) erwischt, der ungewöhnlich dick geraten ist.


    ALSO: beim nächsten Mal Pilze von allen Seiten fotografieren, oder ALLE Seiten in einem Foto zeigen, wie auch immer!

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    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

  • Guten Abend!


    Zitat

    ...aber ich hab es aufgegeben, darauf zu verweisen, dass etwas mehr Angaben vonnöten sind...


    Siehst Du Björn, dazu bin ich ja da: Ich bin sozusagen "Knecht Ruprecht", mache mich stets unbeliebt, ziehe immer die bösen Worte auf mich und bin dennoch von hier nicht wegzudenken :D!


    Aber mal im Ernst:


    Ich glaube, man sollte das Anleiten nicht aufgeben, denn letztendlich profitiert der engagierte Pilzfreund ja davon (und weiß das in der Mehrzahl der Fälle sogar zu schätzen!).
    Und ich bin mir sicher, dass auch Wirderer dazugehört, denn das große Interesse am Thema "Pilz" ist ja offensichtlich vorhanden :)!


    Einen schönen Abend wünscht Euch Fredy!

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()

  • Hallo Fredy,
    da muss ich dir Recht geben. Jetzt könnte mein Beitrag schon zu Ende sein :)


    Ich bin zur Zeit etwas übermotiviert - in jeder freien Minute, z.B. in der Mittagspause eile ich schnell in die umliegenden Wälder und entspann mich beim Pilzsuchen. Und als Neuling ist quasi jeden Meter ein neuer Pilz, meist unbekannt.
    Wenn ich dann am Auswerten bin, ärgere ich mich selbst darüber dass ich kaum auf Details geachtet habe - da ging mal wieder der Jagdtrieb mit einem durch.


    Ich bin ja froh dass Björn teilweise aus "100 Metern" und innerhalb von Minuten alles bestimmt, aber eine - durch unzureichende Merkmale begünstigte - Onemanshow tut dem Forum bestimmt nicht gut.


    Ich hätte da eine Idee. Ich druck mir kleine Zettel aus, auf denen pro Pilz bestimmte Merkmale abgefragt werden, die man auf Fotos nicht erkennt.
    -Geruch
    - Umgebung
    -Geschmack
    - Maße
    -was noch?
    Aber ich muss euch warnen, hab noch ca 15 solcher Serien, und bevor ich Montag die Kärtchen drucken kann, sind noch zwei Tage, wobei diese mit Vorweihnachtsstress gesegnet sind.


    PS: Mit dem Smartphone Forumsbeiträge zu schreiben macht nicht gar so viel Laune
    PPS: Wenn ich mal etwas mehr Fachwissen angesammelt habe, werde ich mich auch auf ausfühdliche Merkmale freuen und den ein oder anderen Pilz besrtimmen.

  • Hallo Wirderer!


    ...da lade ich doch einfach mal die Kopie eines Auszuges aus einem relativ aktuellen Beitrag meinerseits hoch :):


    (...) Ich interessiere mich selbst ganz besonders für "Baumpilze" und vielleicht können Dir diesbezüglich die nachfolgenden "Spezial-Tipps" für die Zukunft hilfreich sein:


    Es gibt ein paar Dinge, die man bei Porlingen (also insbesondere im Sinne des relativ weitgefassten Begriffes "Baumpilze") etwas genauer ins Auge fassen sollte, als bei anderen Pilzen bzw. die bei der Bestimmung derselbigen sehr hilfreich sein können oder diese erst ermöglichen:


    1. Immer die Form und die Größe der Poren begutachten (sofern überhaupt vorhanden ---> Schichtpilze!) oder zumindest schauen, ob sie rund sind oder gar eine andere Form haben (z. B. eckig, länglich, labyrinthisch oder sogar lamellig).


    2. Immer die Konsistenz überprüfen: Sind die Fruchtkörper hart, steinhart, wässrig, weich etc.?


    3. Immer an den Poren kratzen und/oder drücken: Gibt es Verfärbungen, kann man darauf malen?


    4. Neben Bildern der Ober- und der Unterseiten stets ein Bild des Schnittes liefern (wichtig z. B. für den Aufbau, die "inneren" Größenverhältnisse und der farblichen Aspekte)!


    Diesbezgl. Anmerkung: Bei Einzelexemplaren oder vermuteten Seltenheiten habe ich persönlich immer etwas Skrupel, den Pilz zu zerschneiden. Entweder versuche ich mich dann, darum herumzumogeln oder schneide so wenig wie möglich ab. Tatsächlich habe ich schon bemerkt, dass kleinere Wunden relativ rasch wieder verwachsen (z. B. bei Phellinus).


    5. Zumeist empfielt es sich, die Konsistenz der Hutoberfläche auszutesten (insbes. bei Verdacht auf Fomitopsis pinicola oder auch bei versch. Ganoderma-Arten) und kurz mit einer Flamme zu probieren, ob diese schmilzt (brutzelt) oder ob sich keine Reaktion zeigt.


    6. Was bei Porlingen oftmals "vergessen" wird: auch diese Pilze besitzen teilweise recht spezifische Gerüche! Also immer mal kurz mit der Nase ran, das kostet weder Zeit noch Geld!


    Das sind (wie gesagt) nur ein paar spezielle Punkte, denen ich persönlich bei diesen Pilzarten besondere Aufmerksamkeit schenke und natürlich könnte man die Anzahl der lieferbaren Bestimmungsmerkmale unendlich erweitern, aber für den Anfang sind das, glaube ich, ein paar ganz gute Hinweise, deren Beachtung eine tolle Grundlage für eine erfolgreiche Bestimmung dieser Pilze sein sollte. Vielleicht fehlt hier auch der eine oder andere Punkt, aber im Laufe der Zeit wirst Du schon selbst daraufkommen, welche Angaben die Experten lieben und brauchen, um uns weiterhelfen zu können!


    Ansonsten ist es immer besser, für jede Art einen eigenen Thread zu eröffnen, frei nach dem Motto: Weniger ist mehr ---> Besser wenige Pilze mit guten Angaben, als viele Pilze mit wenigen Angaben!(...)


    Dieser Beitrag bezog sich, wie Du vielleicht aus dem Kontext bereits herauslesen konntest, insbesondere auf die Bestimmung von "Baumpilzen".
    Er zeigt aber zumindest ansatzweise auch auf, was generell für eine Bestimmung aller Pilze von Bedeutung ist!
    Mit der Beachtung und der "Lieferung" unzähliger Bestimmungsmerkmale von Pilzen sind wir übrigens noch lange nicht bei der Auswertung von mikroskopischen Merkmalen angekommen, aber das ist eine andere Geschichte...


    Gruß, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!