Im Sinne der Pilzforschung möchte ich euch hier (auch an Weihnachten) einen kleinen wissenschaftlichen Beitrag liefern, dies auf Basis mir neu vorliegenden Wissens und Beobachtungen.
Wie ihr wisst, gibt es verschiedene Pilzgruppen (siehe Beitrag zur Taxonomie, Vortrag Pilz-Arbeitskreis Jülich). Die Rindenpilze stellen dabei eine der am schwierigsten bestimmbaren Gruppen überhaupt dar. Das liegt einerseits an der wenig zugänglichen und kostenintensiven Literatur, sowie auch an notwendigen Erfahrungen im Bereich der Präparation der Mikro-analyseobjekte. Im Allgemeinen untersuche ich Rindenpilze in 20% KOH und nehme etwas Kongorot hinzu, um die Zellen anzufärben. Die Bilder bearbeite ich neuerdings mit einer aktuellen Version von ACDSee, ein Programm, mit dem ich jahrelange Erfahrungen habe.
Doch zum vorliegenden Fall. Heute war ich kurz unterwegs (20 Min.) und fand an einem feuchtliegenden Stämmchen von Rubus (Brombeere) einen fahl rosafarbenen Rindenpilz, der mich an Corticium roseum aus dem Bergischen Land erinnerte. Wie sich schnell herausstellte, war auch der hier gemachte Fund dieser Art zuzuordnen.
Im Gegensatz zum Fund aus dem Bergischen Land hatte ich hier jedoch massenhaft stark baumartig verzweigte Strukturen, die zwischen den Sporenständern (=Basidien) aus der Fruchtschicht herausragen. Sie werden in der Mykologie Dendrohyphidien genannt. Das kommt einerseits von "dendros", dem gr. Wort für Verzweigung und "-hyphidien" für das hyphenähnliche Aussehen.
Bemerkenswert ist dabei der Sinn dieser bäumchenartig verästelten Endzellen. Verschiedene Studien sollen gezeigt haben (u.a. veröffentlicht im TINTLING am Beispiel des Austernseitlings), dass derartige Strukturen Fallen für Mikroorganismen sind, d.h. diese verfangen sich in den Endzellen und werden von diesen regelrecht ausgesaugt.
Soweit zur Theorie. Zwar liegen mir persönlich keine Praxisbeobachtungen vor, doch sollte sich da etwas tun, werde ich euch hier natürlich am Laufenden halten.
Es folgt eine kleine Bildergalerie. Ich habe die Bildchen, vor allem doch die Mikrobilder, aufwendig nachcoloriert, und ich finde, das Programm hat gute Arbeit geleistet. Wieder was gelernt (auch wenn es extrem aufwendig war).
Corticium roseum, Rosafarbener Rindenpilz, Obermaubach 24.12.2011
Sieht cool aus ne? That's mycology, sag ich da nur
lg und weiterhin frohes Fest,
lg björn