Gallerte mit Filz? - Gezonter Ohrlappenpilz!

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.126 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Dryocopus.

  • Liebe Pilzfreunde,


    auf einem Weidenast habe ich sehr schwabbelige scheibenförmige Gebilde gefunden. Der Durchmesser beträgt 1-3 (-5) cm. Der Rand zeigt einen weißlichen Filz, der sich auf der Unterseite fortsetzt, später aber diese Farbe verliert und die bräunliche Färbung des übrigen Pilzes annimmt.


    Es scheint sich nach meinen bisherigen Recherchen um keinen Schlauchpilz (Ascomycota) zu handeln. Was ist es aber dann?


    Gr Dryocopus


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  • Hallo zusammen - die Feiertage gut überstanden? Schön ich habe noch Urlaub :P


    Klar habe ich keine Ahnung, aber dies ist doch ein Schimmelpilz auf Glibberpilz - oder?


    Wieso antwortete denn keiner?



    gruß - ohr

  • Hallo Dryocopus!


    Ich denke, dass die glatte, braune Seite, die in diesem Falle nach "oben" zeigt, die Fruchtschicht (bzw. die "Unterseite") ist.
    Die "bepelzte Oberseite" ist hier dem Substrat zugewandt. Dieses "schichtpilzartige" Wachstum und die Art der filzig-haarigen Oberfläche der (oft sehr schmalen) Hutkanten deuten für mich auf den Gezonten Ohrlappenpilz (Auricularia mesenterica).


    Vergleiche mal mit diesem Bild von Auricularia mesenterica



    oder anderen Quellen.


    Beachte dabei bitte: Das Farbspektrum des Gezonten Ohrlappenpilzes geht von Brauntönen bis zu Purpur-/Violetttönen, sein Aussehen ist recht variabel ("schichtpilzartig" aufgewachsen oder abstehend mit deutlicher Hutbildung).
    Hier scheint es sich zudem um ein noch recht junges Exemplar zu handeln.


    Einen ausgesprochenen Aha-Effekt konnte ich meinerseits nicht verzeichnen, aber ich hoffe, dass mein Bestimmungsversuch wenigstens als Diskussionsgrundlage dienen kann.


    Anbei noch ein paar Fragen:


    1. Zeigt das mittlere Bild die von Dir beschriebene "Unterseite"?
    2. Hast Du den Pilz so vorgefunden wie auf dem ersten Bild oder ist er dort umgedreht oder sonstwie manipuliert (z. B. Substrat umgedreht)?
    3. Ließ sich der weiße "Pelz" abstreifen oder nicht?


    Könntest Du nicht bitte das nächste Mal ein Übersichtsfoto liefern, auf dem man die Größenverhältnisse und Lage des Substrates und des Pilzes sowie die Ökologie des Fundes beurteilen kann?


    Gruß, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()

  • Danke, Fredy,


    für deine Bestimmungsimpulse, mit denen du vielleicht richtig liegst. Bild 1 und 3 zeigen den Pilz so, wie ich ihn vorgefunden habe. Da er aber auf einem Ast war, der von einem Baum abgebrochen ist, könnte es sein, dass er ursprünglich auf der Astunterseite war.


    Bild 2 lässt die Unterseite erkennen.


    Auricularia mesenterica kenne ich (wächst auf einem Spielplatzbaum nur 50 m von meinem Haus entfernt), doch habe ich das Initialstadium noch nicht gesehen. Den borstigen Filz habe ich bisher auch nicht registriert, aber er ist auf vielen Fotos zu sehen.


    Ich denke, ich muss einfach noch einmal an den Standort und Material für eine genauere Untersuchung mit nach Hause nehmen.


    Gr Dryocopus

  • Nach Fredys Tipp, doch an den Gezonten Ohrlappenpilz (Auricularia mesenterica) zu denken, habe ich mein "Hausexemplar" noch einmal unter die Lupe genommen und konnte auch dort Teilbereiche feststellen, die mit dem obigen Befund übereinstimmen. Es ist manchmal nicht einfach, Ober- und Unterseite auseinanderzuhalten. Im Idealfall ist die Oberseite mit dem angedeuteten Borstenfilz überzogen, der bei älteren Hüten auch eine Zonierung und mehr oder minder deutliche Graufärbung aufweist. Die Fotos belegen die Richtigkeit von Fredys Vermutung:


    Foto 1: das "Ohrlappen"-Gekröse auf der Substratunterseite


    auriculariamesentericjfoyo.jpg


    Foto 2: die gezonten Hutoberseiten


    auriculariamesenterictwrlr.jpg


    Foto 3: junge Hüte mit weißem Filz; Ober und Unterseite sind nicht klar definiert:


    auriculariamesentericqbr5w.jpg


    Foto 4: Der junge Pilzkörper im Vordergrund entspricht dem in der Anfrage geschilderten Befund: oben gallertig, unten borstig-filzig:


    auriculariamesentericrgqbj.jpg


    Foto 5: Es geht noch filziger:


    auriculariamesentericdapma.jpg


    ...das wäre eigentlich ein schönes Rätsel gewesen, aber wenn man selbst keine Ahnung hat, kann man es nicht stellen.


    Noch einmal Dank an Fredy, der mich genaues Hinschauen lehrt!


    Gr Dryocopus

  • Hallo Dryocopus!


    Vielen Dank für Deine Mühe, hier noch mehr Informationen und Bilder zu Deinem Fund zu liefern. Das ist durchaus keine Selbstverständlichkeit!


    Es zeigt sich für einmal mehr, dass verschiedene Perspektiven und deren (sorgfältig erstellten :thumbup:!) Bilder davon Wunder wirken können! Wenn man zudem die verschiedenen Altersstadien sowie die Wandelbarkeit mancher Arten von Pilzen in Betracht zieht (also nicht nicht nur die vom Gezonten Ohrlappenpilz!), dann werden einem die Tücken der Bestimmung nach Bild hier für einmal mehr vor Augen geführt! Selbst der Blick in die "gängige" Literatur bietet (insbesondere ohne "Anfangsverdacht") manchmal keinen Aufschluß, weil dort zumeist nur die Fruchtkörper in einem "optimalen" Zustand und einem einzigen Stadium gezeigt werden, die mit den vielen anderen Möglichkeiten nicht immer viel gemein haben müssen.


    So mancher "Standard-Pilz" kann ohne eine entsprechende Beschreibung (also der Darstellung nach Bild wie auch dem Liefern aller anderen nötigen Bestimmungsmerkmale) zum "unbestimmbaren Objekt" mutieren.


    Klasse dann, wenn sich der Interessent besonders im Zweifelsfalle nochmals auf die Socken macht, um Zusatzinfos zu bringen, das zeugt von wahrer Freude am Hobby und bringt auch dem Bestimmer die wohltuende Erlösung :) !


    Ich halte den Gezonten Ohrlappenpilz übrigens für einen der schönsten Pilze überhaupt. Seine teilweise "exotischen" Farben und Formen sowie seine "Kuschel-Borsten" sind doch immer wieder einen Hingucker wert:



    Viele Grüße, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!


  • Hallo, Fredy,


    es war kein Problem, mich noch einmal "auf die Socken" zu machen, denn das Vergleichsobjekt wächst direkt vor meiner Haustür. Auch das Rätselobjekt ist nur 300 m entfernt.


    Freude am Hobby habe ich - natürlich!


    Ich kann bestätigen, was du schreibst: Der Ohrlappenpilz ist ein echter Hingucker. Die verschiedenen Entwicklungsstadien sind wirklich nur selten abgebildet. Daher ist es gut, dass es dieses Forum gibt, in dem man die Enge von gedruckten Büchern sprengen kann.


    Gr Dryocopus