Hallo,
angesichts eines schönen Fundes von Lepista personata, Lilastiel-Rötelritterling, möchte ich euch hier auf mikromorphologischer Ebene skizzieren, wie ein Pilzfruchtkörper aufgebaut ist. Selbstverständlich ist die Gattung Lepista nicht repräsentativ für die ganze Agaricales (Ordnung der "Lamellenpilze"), hat aber gewisse Merkmale, die absolut typisch sind für einen Pilz, der Fruchtkörper mit Hut, Lamellen und Stiel bildet.
Die Gattung Lepista, zu deutsch Rötelritterling, ist eine vergleichsweise kleine Gattung mit etwa 20 mitteleuropäischen Arten, die sich in der Familie der Ritterlingsverwandten (Tricholomataceae) befindet. Ritterlinge sind gewöhnlich robuste Pilzarten mit dicken Stielen und kompakten Hüten. Sie weisen mikroskopisch keinerlei Besonderheiten auf, d.h. weder strukturell auffallende Zystiden, keine Sporenoberflächenstruktur und keine pigmentierten Sporen. Sie stehen somit weit unten auf der evolutionären Leiter innerhalb der Agaricales. Die Lepista-Arten dagegen haben nicht nur leicht gefärbte Sporen, diese sind auch noch mit einer Oberflächenstruktur versehen (fein warzig). Mehr zu dem Thema Evolution gibt es aber in einem Vortrag ab April 2012 zu sehen.
Kommen wir doch zur Mikroskopie. Wie man mikroskopiert und welche Gegenstände notwendig sind, um dies auch richtig zu machen, habe ich bereits in Kapitel I erläutert. Weit verbreitet ist das Anfertigen eines sogenannten Quetschpräparats, dabei wird das Objekt einfach zwischen Objektträger und Deckgläschen mit Hilfe eines Radiergummis leicht gequetscht, sodass die Hyphen auseinandertreiben und sich somit die Sichtbarkeit einzelner Strukturen deutlich verbessert. Man sollte nur vor allem bei Oberflächenpräparaten nicht zuviel quetschen, sonst erkennt man unter dem Mikroskop nicht mehr, was die Oberfläche eigentlich ausgemacht hat.
So hier aber erstmal das "Material":
Lepista personata, Lilastiel-Rötelritterling
Hyphen im Stiel. Die meisten verlaufen geradewegs nach oben, sind dünnwandig, regelmäßig septiert und jeweils mit Schnallen (nächstes Foto). In jedem der Zellen befinden sich 2 Kerne (=dikaryotisch). Die Hyphenlänge hat eine gewisse Grenze, das heißt ab einer bestimmten Phase teilen sie sich nicht mehr, sondern wachsen nur noch in die Länge. Das macht im Sinne des Wachstums der Hyphen auch Sinn.
Hyphe mit Septierung und Schnalle. Solche Schnallen entstehen bei der Teilung der Kerne, wobei einer geradewegs in die jeweils vorangegangene Zelle wandert, der andere einen "Bogen" und somit die Schnalle macht.
Stieloberfläche mit herausstehenden Hyphen, welche im Ganzen den Stiel rau, faserig, genattert oder schuppig erscheinen lassen kann.
Schnitt durch eine Lamelle. Gut erkennbar ist unten das regulär verlaufende Lamellentrama (Hyphen verlaufen parallel zur Lamellenschneide hin und biegen knapp unter der Lamellenfläche zur Bildung des Hymeniums um (das Hymenium mit den Basidien ist im Bild oben zu sehen).
Blick auf das Hymenium mit Sporen im Vordergrund.
Blick auf die Hutoberfläche. Oben erkennt man irregulär verlaufende, dünne Hyphenstrukturen mit Zwischenräumen. Dies ist die Huthaut des Pilzfruchtkörpers, und diese ist hier etwas gelatinös, d.h. die oberen Hyphen sind in eine gelatinöse Schicht eingebettet. Darunter sind die Hyphen dicker.
Hyphen der Huttrama (Hutfleisch) deutlich dicker.
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In der Präsentation sieht dies dann so aus:
Mikromorphologie von Lepista personata
Die Art wurde übrigens mitten in Köln auf einer kleinen Grasfläche zwischen einem Fahrradweg und des Ehrenfeldgürtels gefunden.
lg björn