The Chemistry Cabinet: Chrysozystiden

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  • Hi


    in diesem verrückten Beitrag stelle ich von Zeit zu Zeit ein Bild eines Mikropräparats vor, welches ich mit z.T. mehreren Reagenzien in unterschiedlicher Reihenfolge der Anwendung behandelt habe. Insofern könnte man diesen Beitrag auch als dritten Teil der Pilzmikroskopie betrachten.
    Ich möchte hier insbesondere zeigen, was man mit den unterschiedlichen chemischen Mitteln anstellen kann, wenn man die Pilzarten mit den entsprechenden Mikrostrukturen vorliegen hat. [hr]

    Chrysozystiden


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    p1190096.jpg
    Chrysozystiden als Pleurozystiden auf der Lamellenfläche vom Orangeroten Träuschling, Stropharia aurantiaca, angefärbt mit Patentblau V und mehrmaligem Auswaschen in Ammoniak.


    Chrysozystiden enthalten einen basischen Inhalt, der sich mit Patentblau V anfärben lässt. Säurehaltige Substanzen werden in Patentblau V grünlich gefärbt. Heutzutage wird die Chemikalie als Lebensmittelfarbstoff (u.a. für blaue Smarties... :D ) verwendet.



    Guten Appetit.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

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  • Begriffe:


    Pleurozystiden = Zystiden der Lamellenfläche. Zystiden werden dabei alle Zellen genannt, die aus einer Fläche mehr oder weniger deutlich herausragen.


    Chrysozystiden findet man bei Träuschlingen und Schwefelköpfen.


    [hr]
    Freut mich sehr, dass es dir gefällt, Andreas :)

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  • Willkommen zu einer neuen "Ausgabe" des Chemistry Cabinets, in der ich etwas näher auf die sogenannten Gloeozystiden eingehen möchte.


    Was sind Zystiden?
    Es handelt sich hierbei um mehr oder weniger stark aus der Oberfläche eines Pilzes (besonders häufig bei Rindenpilzen) herausragende Zellstruktur, genauer gesagt, eine "Endzellstruktur". Die Hyphen in einem Fruchtkörper laufen zur Oberfläche und bilden an ihrem Ende sozusagen eine Zelle aus, welche eine ganz bestimmte Merkmalskombination aus Oberfläche, Form, Farbe, Größe, Abundanz und chemischer Reaktion hat.


    Gloeozystiden sind spezielle Zystiden, welche sich mit Sulfovanilin anfärben lassen. Sie sind im "Rohzustand" hyalin, also durchsichtig oder ganz leicht gelblich gefärbt. Mit der Chemie werden aus solchen eher unscheinbaren Zell-Enden dann auffallend schwarzblau gefärbte Objekte.


    Was ist Sulfovanillin?
    Sulfovanillin muss jeweils vor dem Anfertigen eines Mikropräparats angefertigt werden aus mind. 65% Schwefelsäure (H2SO4) und einigen Vanillinkristallen. Dazu die Kristalle auf einen Objektträger legen, einen Tropfen H2SO4 danebenlegen und mit einer Präpariernadel beides vermischen, bis die Vanillinkristalle sich aufgelöst haben (so ganz aufgelöst kriegt man sie wohl nicht, aber das macht nichts). Die Substanz wird sodann gelblich und kann für das Anfärben von Gloeozystiden genutzt werden.


    Man schneidet ein Fragment aus dem Fruchtkörper des zu untersuchenden Objekts (welches möglichst klein sein sollte) und legt dieses in das Sulfovanillin. Bei einer hohen Abundanz von Gloeozystiden färbt sich das Fragment bereits makroskopisch sichtbar dunkelblau. Unter dem Mikroskop erkennt man dann dieses hier:


    peniophoraincarnata1d.jpg


    peniophoraincarnata1e.jpg
    Gloeozystiden im Hymenium des Rindenpilzes Peniophora incarnata


    Welche Auswirkungen hat das Vorhandensein von solchen Zystiden auf das System der Pilze?
    Die Gattung Peniophora, zu deutsch Zystidenrindenpilz, befindet sich in einer eigenen Familie (Peniophoraceae) und diese befindet sich innerhalb der Täublingsverwandschaft (Russulales).
    Täublings- und Milchlingsfruchtkörper bestehen neben normalen Hyphen und vielen sog. Sphaerozysten aus Gloeohyphen. Ihr könnt euch schon denken, worauf das hinausläuft. Das Vorhandensein von derartigen Hyphen oder Zystiden ist bedeutend für die Zusammenstellung einer monophyletischen Gruppe, deren Vertreter eine gemeinsame "Stammart" besitzen (hier: Rindenpilze als Stammgruppe der Russulales und Täublinge bzw. Milchlinge als Station der evolutiven Genese, deren Ziel die hypogäische Gasteromycetation ist).


    Zitat


    Merkbox:
    Der Zystidenrindenpilz ist verwandt mit dem gewöhnlichen Täubling. Dies macht man an einem gemeinsamen Merkmal, den Gloeohyphen bei den Täublingen und Milchlingen bzw. den Gloeozystiden bei den Zystidenrindenpilzen.
    Der Zystidenrindenpilz ist nur eine Stufe der Evolution, nämlich die corticioide Stufe (= Rindenpilzstufe). Der Täubling oder der Milchling sind in die Lamellenpilzstufe einzuordnen. Diese unterschiedlichen Stufen hindern das System nicht daran, beide Gruppen in eine Klasse zu stecken!


    lg björn

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