Pilzfestival XV: Wintersonne

Es gibt 47 Antworten in diesem Thema, welches 14.042 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von pACmani.

  • Gestern abend haben Björn und ich uns kruz entschlossen auch heute, trotz kräftiger Minusgrade, eine Exkursion zu unternehmen.


    Bereits vorgestern hatte ich einen Spaziergang in der Paffrather Kalkmulde unternommen und war dabei auf einen steilen Südhang gestoßen, an dem die Mittagssonne den strengen Frost etwas zu verdrängen vermochte.


    Flüchtige Blicke im Vorbeispazieren offenbarten hier und da Porlinge, Kern- und Rindenpilze. Der Hang ist mit einer Vielzahl von Bäume, Gehölzen und Sträuchern bewachsen, was zumindest für den Frühling und Sommer abwechslungsreiche Funde verspricht. Buche, Eiche, Hasel, Erle, Esche, Brombeere, Waldrebe und vieles mehr.


    Eigentlich hatte ich kaum große Erwartungen, bei dem Frost viele Funde zu machen, doch das war wieder einmal ein Irrtum.


    Wir hatten auf jeden Fall Kaiserwetter.


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    Allte, mächtige Waldreben (Clematis vitalba) rankten sich, skurril verbogen, dem Himmel entgegen.


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    Bei Fuchsens hingen Girlanden über dem Eingang.


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    Und wir wurden gestalkt. Einem Rotkehlchen kam unser Treiben so merkwürdig vor, dass es unablässig um uns herum turnte. Meist zeigte es der Kamera. dick aufgeplustert, nur das Hinterteil.


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    Doch einmal konnte ich es überraschen und erwischte sein Profil.


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    Einer der wenigen Farbtupfer im winterlichen Wald, eine türkisfarbene Flechte.


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    Pilze gabs auch.


    Annulohypoxylon multiforme


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    Mächtige Gloeophyllum ondoratum (Fenchelporling) konnte ich gestern schon ablichten.


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    Natürlich fanden wir auch wieder ein paar Häufchen und sogar das Gewölle einer Eule, die unter Björns Obhut ihre mögliche mykologische Fracht zeigen sollen.


    Im Feld wurden bereits 23 Arten visuell bestimmt:


    1.) Annulohypoxylon cohaerens, Zusammengedrängte Kohlenbeere
    2.) Annulohypoxylon multiforme, Vielgestaltige Kohlenbeere
    3.) Auricularia auricula-judae, Judasohr
    4.) Bertia moriformis, Maulbeer-Kugelpilz
    5.) Bjerkandera adusta, Angebrannter Rauchporling
    6.) Byssomerulius corium, Lederig-häutiger Fältling
    7.) Cyphellopsis anomala, Rasiges Hängebecherchen
    8.) Diatrype disciformis, Buchen Eckenscheibchen
    9.) Diatrype bullata, Blasiges Eckenscheibchen
    10.) Diatrype stigma, Flächiges Eckenscheibchen
    11.) Diatrypella quercina, Eichen Eckenscheibchen
    12.) Eutypa spinosa, Stacheliger Krustenhöckerpilz
    13.) Exidia pithya, Teerflecken-Drüsling
    14.) Fomitopsis pinicola, Fichtenporling
    15.) Gloeophyllum trabeum, Balkenblättling
    16.) Gloeophyllum odoratum, Fenchelporling
    17.) Hypoxylon fuscum, Rotbraune Kohlenbeere
    18.) Hypoxylon fragiforme, Rötliche Kohlenbeere
    19.) Kretzschmaria deusta, Brandkrustenpilz
    20.) Plicaturopsis crispa, Buchen-Adernzähling
    21.) Trametes ochracea, Ockerfarbene Tramete
    22.) Trametes gibbosa, Buckeltramete
    23.) Trichaptum abietinum, Gemeiner Violettporling


    Mindestens eine Art verspricht eine noch nicht für NRW gelistete Art zu sein, bedarf aber ebenso mikroskopischer Untersuchung, wie die vielen Proben, die Björn mitgenommen hat.


    Diese Ergebnisse, wie auch weitere Fotos, demnächst von Björn.

  • Hallo, Ralf,


    Glückwunsch zum Kaiserwetter und natürlich zu den noch zu bestimmenden Funden.


    Das Gewölle - hast Du Fotos davon?


    LG
    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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  • Das Gewölle - hast Du Fotos davon?


    Hallo Peter,


    leider Nein. War aber typisches Eulengewölle. Mitten im dichten Jungwald vor einem knapp brusthohen Baumstumpf. Hellgrau mit Haaren und Knochenresten.
    Wenn Du Gewölle suchst, empfiehlt es sich solche halbhohen Stumpen, oder auch einzelne Zaunpfähle, abzusuchen.

  • 23.) Trichaptum fuscoviolaceum, Zahnförmiger Lederporling


    Schön wärs, aber unser Fund war nur Trichaptum abietinum!


    Hysterographium fraxini ist bestimmt worden. Definitiv ein Fund dieser Art :)


    demnächst dann mehr dazu.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • 23.) Trichaptum fuscoviolaceum, Zahnförmiger Lederporling


    Schön wärs, aber unser Fund war nur Trichaptum abietinum!


    Hehe, ein Konglomerat Deiner Nuschlei und einer mykofreudschen Fehlleistung mit meiner Schwerhörigkeit und irggeleiteter Kombinationgabe.


    Vorgesagt und aufgeschrieben war Trichaptum violaceum. Gibbet nicht. Kombiniere, hab das "fusco" überhört kann also nur fuscoviolaceum gewesen sein.:D


    Jetzt, nach kurzem Gehirneinschalten ist T.abietinum klar.


    Ist doch ein Vorteil, wenn man zu zweit drüberschaut.


    Ist schon korrigiert.

    • Offizieller Beitrag

    Und wieder ein schöner Tag! Bin schon gespannt, was da noch alles kommt. Ihr habt ja wieder gut gefunden!


    Hoffe die Finger und Zehen sind noch alle dran ;)


    lieben Gruß,
    Melanie

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  • Hehe, ein Konglomerat Deiner Nuschlei und einer mykofreudschen Fehlleistung mit meiner Schwerhörigkeit und irggeleiteter Kombinationgabe.


    Dann man viele Grüße an Nuschel (Björn) von Kuschel :D :D :D


    Und Ralf, Du solltest Dir ein Ohr leihen (es wachsen ja gerade genügend an Holundern) *hihi* :D


    ;)

  • So, die Ausarbeitung der Funde war von meiner Seite diesmal nicht so umfangreich, ich hätte auch schon vorgestern alles hochladen können, allerdings habe ich gestern Abend im Sinne der Pilzarbeitsgemeinschaft Kleve einen Vortrag gehalten. Daher war ich auch 2 Tage nicht hier.


    Es gab viele Nebenfruchtformen, und auch bei mehreren Präparaten und Abkratzen großer Teile der Stiele von Brombeere oder Rosen gab es nichts bemerkenswertes.


    fibulomycesmutabilis2a.jpg


    fibulomycesmutabilis2b.jpg
    24. Fibulomyces mutabilis, Veränderlicher Vliesschwamm (= Leptosporomyces m.)
    An stehendem Stamm von ?Lärche/Fichte.


    hysterographiumfraxini1.jpg


    hysterographiumfraxini1.jpg


    hysterographiumfraxini1.jpg
    25. Hysterographium fraxini, Eschen-Spaltkugelpilz [pers. Erstfund]


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    eutypasponrosa1c.jpg
    26. Eutypa lata, Dickwandiger Krustenkugelpilz
    An Rosenstängeln.


    27. Hyphodontia arguta, Ledergelber Zähnchenrindenpilz an Nadelholz.


    Der resupinate Porling (Ceriporia) habe ich bis jetzt nicht genauer untersucht, mir ist diese Gattung gerade noch ein Gräuel, weil man die Fk nur schwer untersuchen kann (ziemlich zähfleischig). Die werden aber später auch noch drankommen.


    lg björn

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  • Tolle Arbeit, lieber Björn! :thumbup:


    Auch wenn vieles für mich noch "böhmische Wälder" ist, lese ich Deine Berichte sehr gerne und die Bilder sind wie "nicht-von-dieser-Welt"!


    Neben mir liegt inzwischen der Abrissblock für die 5-Sterne-Fraktion ;)
    Ich reiß Dir hiermit feierlich ein Blatt ab ;)


    LG,
    Kuschel

  • lopadostomaturgidum1a.jpg


    lopadostomaturgidum1b.jpg


    lopadostomaturgidummess.jpg


    verteilungsdichtevolume.jpg
    28. Lopadostoma turgidum, Eingesenkte Kohlenbeere [pers. Erstfund]
    Die Art wächst hier an einem dicken Buchenast. Nach unzähligen Kollektionen seit 2004 ist also endlich einmal Lopadostoma dabei!


    Diesmal auch, das habe ich Jens ja versprochen, zusätzlich mit statistischer Auswertung der Mikrodaten (Sporengröße).


    lg björn

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  • Sehr schön. Die Auswertung der Mikrodaten will ich aber ab jetzt bei noch nicht für NRW gelisteten Funden immer haben. :D


    Diese Art ist aber schon gelistet.


    Hab ich mir gedacht. (gilt für beide deiner Aussagen) :D


    Lopadostoma turgidum ist aber trotzdem nicht häufig. Man kann ja schließlich nicht andauernd dran vorbeilaufen, die Art wächst schließlich an Buchenästen und derer gibt es in meiner Gegend Unmengen. Die makroskopische Erscheinung erinnert so stark an Eutypa quaternata, dass ich die Art schon fast nicht mehr mikroskopiert hatte. Ein Blick unters Mikro aber machte deutlich, dass es NICHT die "Quaternaria" ist.
    lg björn

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  • Seit wann beschäftigst du dich mit der Wissenschaft? :D


    Hm schwierige Frage, kommt drauf an, was du noch erfahren willst. Lopadostoma ist mit seinen Sporen (braun, mit Längs-Keimspalte) ganz klar eine Xylariaceae, Holzkeulenverwandtschaft. Die Gattung enthält noch einige weitere Arten, z.B. L. gastrinum, L. polynesium oder L. pouzarii. Allen gemeinsam ist das flächige Wachstum unter der Rinde mit kaum vorstehenden, eher noch vertieften Perithezienmündungen.


    Reicht das? Oder brauchst du noch kulinarische Hinweise? :D


    lg björn

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  • Für die Lopadostoma? Die ist doch nicht neu für NRW oder?^^


    Ich weiß jetzt nicht, was ich noch sagen soll, alle Daten sind den Bildern zu entnehmen (insbesondere Sporengröße, Substrat).


    Die Sporen der Kollektion waren nur etwa 1 µm unter dem Maß, das für ihre Breite in der Literatur angegeben ist (5-6 µm breit, unsere Kollektion 4-5 µm).


    lg björn

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  • Nänänänä, Stop.


    Ich hab Dich, glaub ich, verwirrt.


    Also, um eine für NRW noch nicht gelistete Art zu melden, brauch ich so viele - auf diese Art bezogene - Daten wie möglich.


    Die schönen statistischen Auswertungen kannte ich von Dir noch nicht.
    Die sind gut und wertvoll.


    Drum hab ich gefragt, ob Du noch weitere deterministisch/statistische Daten erfasst, die ich noch nicht kenne. Die hätte ich, wenn, zukünftig dann auch gerne.


    Klar, immer nur für noch nicht in NRW gelistete Arten. Nicht für die Lopadostoma, die ist schon gelistet.

  • Auwei, ne, ich hab nicht noch mehr Daten, das sollte auch nicht so gemeint sein, dass ich hier irgendwas verheimliche oder so, sondern ich hab lediglich das Programm von Jens (Krötenhocker) ausprobiert. Er hat es vor ein paar Tagen hier im Forum vorgestellt und ich habe es lediglich getestet.


    Es ist für mich aber insgesamt etwas zu aufwändig, jeden Fund auf diese Weise zu erfassen. Dazu müssen weit mehr als nur 5 Sporen gemessen werden. Aufgrund der oft zu bearbeitenden Datenmenge beschränke ich aber die Messungen etwas, ohne dass dabei aber die Präzision unter die Räder kommt.


    Für die Anwendung des Programms ist es allerdings sinnvoll, mindestens 10 Sporen zu messen. Das könnte man hochrechnen auf vielleicht 10 Arten, die ich am Tag mikroskopiert und bestimmt kriege. Macht also 100 Sporenmessungen. Ohne alles andere betrachtet oder fotografisch festgehalten zu haben. Ich denke mal, das zieht die Bearbeitung nochmal unnötig in die Länge und führt nicht unbedingt zu präziseren Ergebnissen.


    lg björn

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  • Hat nix mit verheimlichen zu tun. Manchmal denkt man ja auch nicht an etwas.


    Ob und wann Du das Progamm anwendest, entscheidest Du. Und wenn Du ´s bei einer noch nicht gelisteten Art anwendest, dann hätt ich das gerne.


    Jetzt hamwers.:D

  • Ich werd mich bemühen :D


    übrigens, es gibt zusätzlich noch die Möglichkeit, ein Streudiagramm zu erstellen:


    lopadostomaturgidumstre.jpg




    lg björn

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  • Nö, ich glaub das Diagramm brauchen wir nicht, zumindest nicht für die Meldung.


    Aber sag, tut sich bei Dir was auf dem mitgenommenen Gewölle oder auf den Pferdekötteln?


    Ich hab grad orangefarbene (Saccobolus sp. ???? ) Pilzchen auf dem horse dropping :) gefunden gefunden. Ich weiß, auf dem Foto erkennt man nicht viel, besser gehts noch nicht.


    9500472oss.jpg

  • Hi Ralf,


    sieht auf jeden Fall interessant aus. Du musst beobachten, ob die Fruchtkörper im Alter schwarze Punkte bilden. Das kann man gewöhnlich schon bei ca. 40fach gut erkennen.

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