Dungpilze

Es gibt 601 Antworten in diesem Thema, welches 200.659 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi_†.


  • Hehe, nee das stimmt voll und ganz.


    Selbstgefunden, selbstbestimmt und noch nicht gelistet. Somit ein Neufund. Und natürlich auch schon gemeldet. :nana:


    Tja, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.


    Was interessiert es mich, ob der anno pief schonmal von jemandem gefunden wurde der zu faul war den Fund zu melden.

  • Ein wirklich winziges Pilzchen. Diesmal auf Rehdung.


    Mit Auflicht für mich kaum zu fotografieren. Die Fruchtkörper sind tief eingesenkt, nur die Perithecie schaut raus.



    Da ich noch nicht messen kann, hier mal zum Größenvergleich neben einem Haar.



    Komplettansicht



    Struktur der Hülle



    Unreifer Ascus



    Die Sporen sind mit einer Gelhülle ? umgeben.



    Die Keimspalten sind nicht gerade, sondern haben einen leichten Knick, sind also in sich geschwungen. Ich weiß nicht, ob das in den Schlüsseln mit "diagonal" gemeint ist.







    Nach den wenigen mir vorliegenden Bestimmungsunterlagen und ohne Meßeinrichtung würde ich in Richtung S. lageniformis vermuten.

  • So etwas würde ich auch als S. lageniformis bezeichnen. Aber warte mal die Meinung von Nobi ab, der hat mehr von den Sporormiella gesehen als ich :D

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • So, nun habt Ihr aber genug über die Sporormiella spekuliert ;)
    Zeit, dass ich versuche, etwas Licht in das Dunkel zu bringen :D


    Vorab: Sporormiella lageniformis möchte ich ausschließen.
    Die Septen liegen oft deutlich schräg zur Längsachse, wodurch einzelne Zellen in ihrer Form +/- an ein Parallelogramm erinnern.
    Außerdem sind die Asci nicht so kurzstielig, wie auf den immer besser werdenden Fotos schön zu sehen ist (Kompliment, Ralf :thumbup: )
    Vom mikroskopischen Gesamteindruck her halte ich das am ehesten für Sp. australis / intermedia. Ohne Maße können wir uns den Arten natürlich nur annähern :(


    Um das Gesagte etwas zu illustrieren, füge ich mal zwei Vergleichsbilder an, die ich aus der Sporormiella - Abeit von Ahmed & Cain kopiert habe.


    1. Sporormiella lageniformis



    Die von mir beschriebene charakteristische schräge Septierung ist hier gut zu sehen, wodurch die Sporen ein unverwechselbares Aussehen erhalten.


    2. Sporormiella australis / intermedia



    Schön dargestellt sind die Keimspalten. Du siehst, das die KS von intermedia denen "Deiner" Art weitgehend entsprechen. Die von australis sehen meiner Erfahrung nach übrigens oft ebenso aus.


    Sehr schön erkannt und fotografiert hast Du die Gelhülle, welche die Sporen umhüllt. Das sieht man nicht immer so deutlich. Das Merkmal ist typisch für die Gattung und trägt zur Abgrenzung zur Nachbargattung Preussia bei, deren Sporen keine Gelhülle aufweisen.


    Ich hoffe, ich konnte etwas weiterhelfen.


    Herzliche Grüße vom Nobi

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  • Hm das heißt dann wohl, dass ich am Sonntag ein Messokular mitbringen müsste, um die Sporen abzumessen, oder aber ich hol mir das Teil zu mir und ich fertige wie immer Makro- und Mikrofotos davon an, dann wird sich schon rausstellen, was es genau ist ;)


    Ob ich Sonntag aber kann, muss ich noch abklären.


    lg björn

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  • nobi_†


    Mal wieder hervorragend erklärt und illustriert. Danke !!


    An der Fotoqualität arbeite ich noch, ist halt ziemlich viel auf einmal. Aber das wird noch.


    Björn


    Du kannst gerne ein paar Kuddeln davon mitnehmen. Ich denke Du kannst zu Hause ruhiger und besser arbeiten als bei mir. Meßokular ist schon bestellt. Was noch fehlt ist dieses Mikrometerdingens zum eichen.
    Da wollen die schlappe 100€ für haben und ich brauch das ja wohl nur ein einziges mal. Die haben doch den Knall nicht gehört.



    Nächstes Problem.


    Ich hab mal so im Internet rumgeschaut, was es da an Bestimmungsunterlagen zu finden gibt. Deutsch und englisch kann ich, den Rest eher nicht. Und ich weiß natürlich nicht, welche Unterlagen aktuell sind/ von kompetenter Seite gemacht wurden.


    Konkret: Wie komme ich an geeignete Literatur zur Bestimmung ?


    Ich bin gerne bereit, dafür auch den einen oder anderen Taler auszugeben, aber mein Budget ist begrenzt.


    Tausch gegen sehr gut geschliffene Achate oder schöne Mineralien wäre willkommen ?:D

  • Hast du es aufgegeben, mich nach Literatur zu fragen? :D


    eigentlich liegst du erschreckend nahe an einer überaus umfangreichen Literaturquelle, nämlich genau dann, wenn sich mein Laptop in deiner Wohnung befindet.


    Beim nächsten Mal können wir die Zeit auch gerne mal nutzen, um solche Dinge ausführlicher zu besprechen.


    lg björn

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  • Heut hab ich den hier ins Visier genommen. Und komm überhaupt nicht klar damit.
    Die Fotos sind grauslich, krieg ich heute auch nicht auf die Reihe.



    32 Sporen hat er, und nur drei oder vier Asci, soweit ich das sehen kann. Und klein ist er auch, grad mal einen Millimeter, dabei sehr schlank. Es gibt auch nur noch zwei weitere Exemplare auf dem Wildschweindung, drum hab ich auf weitere Zerstörung verzichtet, falls das was interessantes ist und Björn nachprüfen will.







  • Nun so schlecht sind die Aufnahmen doch nicht.
    Für die Artbestimmung reicht es allemal:


    Thecotheus pelletieri


    LG Nobi

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  • Sehr gut! Thecotheus pelletieri. Komm ich übermorgen abholen.


    lg björn

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    Einmal editiert, zuletzt von bwergen ()

  • Ja wie jetzt ???


    Den hatte ich anhand der Mikromerkmale im Verdacht, wollt mich aber ausnahmsweise mal nicht blamieren, weil der makroskopisch vollkommen anders aussieht.


    Verdammt, da hätt ich so tun können, als wüsste ich was.:D


    Weioweiowei.....:)

  • Hi Ralf,


    noch einige ergänzende Angaben von mir.


    Thecotheus pelletieri ist durch seine großen 32-sporigen Asci unverwechselbar. Selten kann man allerdings auch 16- oder 64-sporige beobachten.


    Bei mir in der Region ist er die mit Abstand häufigste Art der Gattung. Von mehr als 50 Funden fand ich ihn zu ca. 60% an Rind, zu ca. 40% an Pferd; nur sehr selten an anderen Substraten.


    Die Apothecien sind +/- tonnenförmig, jedoch gelegentlich auch regelrecht zylindrisch, wie von Dir gezeigt.


    Anbei noch zwei Vergleichsbilder von mir, wobei es sich um alte Analogaufnahmen handelt, die erst kürzlich digitalisiert wurden.




    Herzliche Grüße Nobi


    PS: Du schreibst:


    Zitat

    wollt mich aber ausnahmsweise mal nicht blamieren


    Vor wem willst Du Dich denn hier blamieren. Wir sind doch alle Lernende.
    Also, wenn Du in Zukunft eine Idee hast - her damit!

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  • Hallo Nobi,


    danke für die Ergänzungen. Ich saug das alles auf.:)







    Und gleich ein Betthupferl.:)


    Diesen hab ich als Saccobolus (beckii??) identifiziert.


    Sehe ich das richtig, dass das Sporenpaket im Ascus nochmal mit einer braunen Hülle umgeben ist? Und ist das ein Art- oder Gattungsmerkmal ?







  • Das dürfte Saccobolus depauperatus sein. Ziemlich häufig an Dung unterschiedlicher Pflanzenfresser. Als selbsternannter "Saccobolus-Jäger" wäre ich an solchen Funden natürlich immer interessiert. Wenn ich also komme, liegen die Döschen sozusagen schon parat zum Mitnehmen :D


    Es ist eigentlich keine Hülle, sondern die Oberfläche der Sporen, die sich da bei Reife ablöst. Sowas kommt bei vielen Arten der Gattung vor, z.T. auch bei Ascobolus.


    lg björn

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  • Na wenigstens die Gattung war richtig.:)


    Du meinst also, jede einzelne Spore hat eine Hülle ? Hmm....das muss ich nochmal genau nachschauen, hab mich da wohl verkuckt.


    Ansonsten weißt Du doch: Meine Kötteldosen sind Deine Kötteldosen.:D



    Ach so, Substrat war Rehdung.


  • Na wenigstens die Gattung war richtig.:)


    Du meinst also, jede einzelne Spore hat eine Hülle ? Hmm....das muss ich nochmal genau nachschauen, hab mich da wohl verkuckt.


    Jo, die Sporen sind allerdings auch mittels einer klebrigen Masse zusammengesetzt und brechen je nach Art innerhalb oder erst außerhalb des Ascus auseinander. Dadurch fallen dann auch diese Sporenhüllen ab, auf denen sich ja auch das Ornament befindet (auf dem letzten Foto sind kleine Risse erkennbar, welche für S. depauperatus durchaus typisch sind).


    Für ne genaue Artzuordnung muss man die Sporen-, Cluster- und Ascusgröße wissen.

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    • Offizieller Beitrag

    Moin ihr Dungpilzexperten,


    meijeijei, das ist echt irre was hier abgeht! Fantastische Bilder, Super interessante Pilze und dazu auch noch so fotogen.


    Ich habe ja echt keinen Plan von diesen Pilzen und kann deswegen nur über eure Arbeit staunen und sie bewundern. Danke für diese tolle "Aufklärungsarbeit" der sonst so Unscheinbaren/Unsichtbaren!!


    lieben Grüße,
    Melanie