Letzten Samstag war ich auch nochmal "alleine" (kommt ja eher seltener vor) unterwegs in Richtung des kleinen Kiefern-Douglasien-Birken-Lärchen-Buchen-Eichen-Mischwaldes mit der Intention, einen bestimmten, rindenartigen Schlauchpilz an der Innenseite der Lärchen- und Kiefernrinde zu finden. Ich kanns vorweg nehmen: daraus ist leider nichts geworden. Vielleicht aber findet sich diese Art ja noch im Bergischen Land, wer weiß. Ich werde auf jeden Fall davon berichten, auch wenn es nur für ne Liste gut sein sollte.
Jedenfalls gab es genug andere interessante Dinge, derer man sich widmen konnte, und so komme ich nun auch kurz dazu, euch ein wenig in die Braun- und Weißfäulegeschichten zu entführen.
Es gab zunächst mal diesen Stamm hier, eine umgefallene Birke, die durch die zersetzende Fäule in einzelne Klötze zerlegt wurde.
Wenn man sich die Bruchstellen genauer anguckt, sieht man in etwa dieses hier:
Da wird man sich als "Außenstehender" vielleicht nicht viel bei denken, aber das Holz hat auffallend zwei unterschiedliche Färbungen, nämlich einmal braun und einmal weiß. Wie kommt sowas zustande? Klar, durch Pilzbefall. In diesem Baum haben sich Fichtenporlinge und Birkenporlinge breit gemacht. Und zwar in einer Art Konkurrenz miteinander. Der Fichtenporling verursacht dabei die Braunfäule, denn er baut die Zellulose ab, welche er für den Bau von Fruchtkörpern braucht. Zellulose ist ein stabilisierender Faktor für das Holz, es macht Holz hart. Und wenn es Holz hart machen kann, dann kann es auch Pilzfruchtkörper hart machen. Und das sieht man dann am Fichtenporling.
Der Birkenporling dagegen verursacht die Weißfäule. Er entzieht dem Holz das Lignin, welches für die Braunfärbung von Holz verantwortlich ist. Das Holz wird typisch hell, fast weißlich. Der Fruchtkörper des Birkenporlings ist aber dadurch nicht so hart wie der vom Fichtenporling.
So aber schauen wir uns das Holz mal genauer an:
Links: Weißfäule, rechts: Braunfäule
Weißfäule erkennt man daran, dass es in länglische Fasern zerfällt, man kann es zerdrücken und es ist sehr feucht. Im Prinzip ähnelt die Konsistenz einem Schwamm. Und es ist eben typisch weißlich gefärbt.
Hier nochmal eine Detailaufnahme der Weißfäule:
Braunfäule erkennt man daran, dass es in würfelförmige Stücke zerfällt, die ihrerseits noch hart sind, da die Zellulose ja noch im Holz drin ist. Dennoch lässt sich das Holz relativ problemlos abbrechen. Hier eine Detailaufnahme:
So das dazu. Aber was passiert jetzt, wenn zwei Myzelien unterschiedlicher Arten zusammentreffen? Da könnte man ja denken, dass sie vielleicht ineinander wachsen. Tun sie aber nicht. Hier:
Ihr seht schwarze Linien, die durchs Holz verlaufen. Hat was von einer fraktalen Struktur oder? Jedenfalls sind die schwarzen Linien klare Grenzen zwischen zwei Pilzarten, bei genauem Hinschauen kann man sogar die unterschiedliche Färbung des Holzes erkennen, welche bei so einem flachen Schnitt nicht leicht zu sehen ist. Außen ist der Befall des Birkenporlings, innen der des Fichtenporlings (= Kernfäule). Es ist aber auch zu bemerken, dass der Birkenporling sich ebenfalls fast bis zum Kern vorgearbeitet hat.
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1. Peniophorella pubera, Flaumiger Zystidenrindenpilz
2. Tulasnella violea, Lilafarbene Wachskruste
3. Ciliolarina pinicola, Nadelholz-Feinhaarbecherchen [pers. Erstfund] an Lärchenästen
Bemerkungen:
zu [1]: Der Zystidenrindenpilz wächst hier an Nadelholz. Er fällt vor allem mikroskopisch sofort durch die pyramidalen Lamprozystiden auf, welche über die Fruchtschicht verteilt sind. Diese sind stark mit stiftförmigen Kristallen besetzt, welche sich leicht ablösen lassen. Wer diesen Pilz untersuchen möchte, sollte daher nicht allzu feste quetschen.
zu [2]: Die Lilafarbene Wachskruste ist eine vor allem im Winterhalbjahr häufige Art. Ihr erkennt sie makroskopisch an den dünnen, violetten Überzügen, welche durch die wachsartige Konsistenz etwas opalisieren. Mikroskopisch macht der Pilz einiges her, aber nur für diejenigen, die genauer hingucken. Ihr seht vor allem in Bild [2.4] die Basidienform. Diese besteht aus einer Hypobasidie, welche eine Art Grundzelle darstellt, aus der zunächst kugelige, dann elliptische und zuspitzende Sterigmen herausragen. An deren Spitze befinden sich die kugeligen Sporen [2.2].
zu [3]: Das Feinhaarbecherchen ist für mich ein Erstfund. Es wächst hier an hängenden Lärchenzweigen. Die Fruchtkörper sind gerade mal knapp 0,1 mm breit und mit bloßem Auge nur als weiße Punkte erkennbar, falls überhaupt. Selbst unter der Lupe wirken sie noch winzig. Erst unter dem Mikroskop unter 40fach [3.1] bzw. 100fach [3.2] ist ihre Form und ihre wahre Schönheit erkennbar.
Der Pilz gibt auch mikroskopisch etwas her. Die Asci sind klar erkennbar, selbst die sonst schwierig zu beobachtende Ascusbasis ist gut hervorgekommen. Hierbei ist es wichtig, ob diese eine hakenartige Ausstülpung hat oder nicht. In Bild [3.6] ist klar erkennbar, dass es keine Ausstülpung an der Ascusbasis gibt. Die Sporen sind bei Reife zweizellig und keimen teilweise sogar ganz gut aus. Die Art ist mit allen diesen Merkmalen relativ eindeutig bestimmbar, bedarf jedoch gewisser Kenntnisse und vor allem eine gute Übersicht.
Ich hoffe ich konnte euch damit eine kleine Freude machen.
lg björn