Knollenblätterpilz neben Anischampignon

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 7.709 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ohr.

  • Hallo,


    mein Beitrag ist insbesondere für die "Neuen, Unbedarften":
    Da traf ich im Wald auf einen ergiebigen Hexenring voll bester Anischampigons. Im Ring befanden sich aber auch zwei weiße Knollenblätterpilze. Selbst mir lief erstmals der Schrecken über den Rücken. Es nützt nichts, ich/man ist dringend gehalten, sich in der Tat jeden einzelnen Pilz genau anzusehen (gerade wenn es um Champignons geht). Das Bild zeigt nur den Anischampignon-Hexenring, leider in nicht guter Qualität, aber hier geht es ja nur um einen wichtigen Warnhinweis:


    nh10jju2.jpg


    vG, Bernhard

  • Dankeschön.

    Solche Warnungen, besonders anhand von Beispielen, wie leicht es eben doch zu Verwechslungen kommen kann, kann man nicht oft genug hören.


    Herzliche Grüße!


    Merlena

  • Ich sehe nur Dünnfleischige Anischampignon - Agaricus silvicola, weiss nicht was ihr habt.


    Ne im Ernst welch beiden sind es? - Die beiden die aus dem Ring tanzen ist mein Tip.


    ;) Das Ohr

  • Moin,


    diese beiden Arten auseinander zu halten kann in der Tat ein bisschen problematisch sein.


    Man muss sagen, dass es eigentlich ziemlich viele Unterscheidungsmerkmale gibt. Allerdings sind einige nicht Hieb und Stichfest.
    Ich beziehe mich auf den Kleinen Anisegerling/A. silvicola, der auch unter der treffenderen Bezeichnung "Schiefknolliger Anisegerling" bekannt ist.


    Unterscheidungsmerkmale, die mir einfallen sind:


    Geruch: süßlich vs. anisartig. Wobei ich finde, dass nicht jeder Anis-E. auch wirklich wahrnehmbar nach Anis riecht.


    Stiel: Dieser ist beim Knollenblätterpilz häufig genattert/gefasert. Beim Anis-E. ist das nicht der Fall. Da die Betonung aber auf häufig liegt, bzw. die Natterung mitunter kaum zu erkennen ist, ist dieses Merkmal auch nur bedingt geeignet. Sofern eine Natterung ersichtlich ist, haben wir natürlich ein absolutes K.O.-Kriterium.


    Lamellenfarbe: Knollenblätterpilze haben weiße Lamellen, die höchstens im hohen Alter dezent gelb/bräunlich werden. Champignons haben bekanntermaßen in der Jugend rosafarbene und im Alter braune Lamellen. Auch hier ist meine Erfahrung, dass man bei sehr jungen Anis-E. kaum zwischen weißen und blass-rosa Lamellen unterscheiden kann.


    Fleischfarbe: Beide Arten haben weißes Fleisch. Knollenblätterpilze verfärben sich (wenn überhaupt) nur beim Entfernen der Huthaut leicht grünlich/ocker/bräunlich. Anis-E. verfärben sich durchaus auffällig gelb. Besonders bei Verletzungen und Druckstellen ist dies gut ersichtlich. Eine derart kräftige und schnelle Gelbverfärbung wie beim Carbol-Champignon findet aber nicht statt.


    Der Ring: Ein relativ schönes Merkmal ist der geriefte Ring des Knollenblätterpilzes. Beim Anis-E. ist dieser glatt. Da bei sehr jungen geschlossen Exemplaren Hut und Stiel noch verbunden sind, ist es jedoch schwierig eine (nicht-) vorhandene Riefung des Rings festzustellen.


    Stielbasis: Ein sehr ergiebiges Unterscheidungsmerkmal ist die Stielbasis. Beide Pilze sind am unteren Ende knollig verdickt. Knollenblätterpilze haben eine eher symmetrische Knolle, beim Anis-E. ist diese eher schief und kantig vom Stiel getrennt.
    Interessanter ist aber, was um die Knolle herum ist :) Der Stiel des Anis-E. und auch von allen anderen Champignons steckt nie in einer Volva. Knollenblätterpilze weisen stets eine Volva auf, die je nach Art mal mehr und mal wenige eng-anliegend ist. Wichtig ist es hierbei, den Pilz behutsam zu behandeln. Das bedeutet gegebenenfalls vorsichtig das Erdreich um die Stielbasis zu entfernen, um den Blick auf das wesentliche freizulegen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Volva abfällt oder in der Erde zurückbleibt und man in der Folge falsche Schlüsse zieht...


    Vor allem, wenn die letztgenannten Merkmale beachtet werden, kann man Knollenblätterpilze und Anis-E. sicher unterscheiden. Insofern man auch nur bei einem Merkmal Ungereimtheiten entdeckt, sollte man tunlichst die Finger davon lassen.
    UND vor allem sollte man bei den ersten Sammelversuchen des Anis-E. (auch wenn man sich absolut sicher ist) zur letzten Gewissheit einen Fachmann aufsuchen, der einen auch in Ruhe noch einmal auf die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale hinweisen kann.


    Falls noch jemanden andere wichtige Merkmale einfallen oder irgendwo ein Fehler entdeckt wurde, darf sich gerne gemeldet werden ;)


    Ansonsten schöne Grüße an alle
    Charleston.


    PS: Der Anisgeschmack ist übrigens nicht jedermanns Sache. Ich mag ihn überhaupt nicht.

  • Hallo,


    schon mal vielen Dank Charleston für Deine umfangreichen Hinweise.
    Das Bild hatte ich gemacht, bevor ich ans Schneiden ging. Während des Schneidens hatte ich dann auch den Knollenblätterpilz in der Hand!
    vG, Bernhard


  • Hallo,


    schon mal vielen Dank Charleston für Deine umfangreichen Hinweise.
    Das Bild hatte ich gemacht, bevor ich ans Schneiden ging. Während des Schneidens hatte ich dann auch den Knollenblätterpilz in der Hand!
    vG, Bernhard


    Welcher ist es denn nun? Der Knollenblätterpilz.


    Das Ohr nervt ;)

  • Schöner Beitrag Bernhard :thumbup:
    Ich gebe zu, ich habe auch größten Respekt vor Pilzen, die den Knollenblätterpilzen ähnlich sehen. Ich werde immer wieder üben, üben und nochmals üben, bevor ich einen brate, der evtl. verwechselt werden könnte.


    LG,
    Kuschel

  • Danke Bernhard,


    leider kann ich mit den Schifffahrtskoordinaten nichts anfangen, aber ich weiß ja wo sie stehen.


    Hier:



    Besten Dank - oh ihr wisst es besser, na dann auf ZEIGEN


    Das Ohr ;)