Safari kommt aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie "Reise". Die komplette "Reise", die ich mittels meines Mikroskops gemacht habe, kann ich euch gar nicht zeigen, da ich in den letzten Tagen soviele Nebenfruchtformen und abgestorbene Kernpilzarten gefunden und untersucht habe, dass es ineffektiv wäre, sie alle hier zu zeigen.
Der rein makroskopische Unterschied zwischen Konidien- und Hauptfruchtformen ist nach wie vor fließend und führt immer wieder dazu, dass der Fokus auf die für uns relevanten Arten Irritationen unterliegt.
Wenn zudem noch Arten gefunden werden, deren Bestimmung trotz intensiver Nachforschungen nicht gelingen mag, dann könnte man meinen, dass "Kernpilzforscher" deprimierte Zeitgenossen sind.
Deprimiert bin ich aber nicht, im Gegenteil, angesichts der Erfolge, die man immer wieder macht und der Fortschritte, derer wir (Ralf und ich) uns erfreuen, blicken wir sicher in eine effiziente Zukunft, in der "irrelevante" Funde seltener werden sollten.
Leptosphaeria acuta, Zugespitzter Kugelpilz
Die "Mutter aller Kugelpilze". Für Sucher ein absolutes Muss, denn die Art fehlt im Frühling an keinem abgestorbenen Brennnesselstängel. Und zwar am besten an deren Basis. Einfach die alten Halme rauszupfen und absuchen. Finden sich schwarze Kügelchen mit etwas hervorstehender Spitze, dann ist es mit ziemlicher Sicherheit diese Art.
Acrospermum graminum, Gras-Flachkeulchen [Erstfund für NRW]
Eigentlich eine recht häufige Art, wer gezielt alte, abgestorbene Grashalme oder sogar die Blätter von Gräsern (wie in diesem Fall) absucht, wird schnell fündig. Allerdings sind die Fruchtkörper gerade mal etwa 1 mm hoch.
Gnomonia gnomon, Flacher Schnabelkugelpilz [pers. Erstfund, Erstfund für NRW]
An abgestorbenen, auch völlig trocken liegenden Blättern, gerne von Erlen, Hasel usw. Fruchtkörper bis etwa 0,5 mm hoch und bestehend aus einem winzigen, flachen Perithezium, aus welchem eine bis 0,5 mm lange Mündung heraussticht. Absolut typisch für ein Vertreter der sog. "Diaporthales": Die Sporenschlauchspitze (hier: in Kongorot gefärbt).
Ophiobolus ponticus, Flockenblumen-Schlangenwerferkugelpilz [pers. Erstfund, Erstfund für NRW, Erstfund für Deutschland]
Wie ich finde, eine überaus erfreuliche Überraschung. Wir haben also jetzt 2 Neufunde für Deutschland, beide an relativ ungewöhnlichen, sehr speziellen Standorten. Die relativ wenig bekannte Ophiobolus wächst an Wiesen-Flockenblumen (Centaurea jacea). Drei Präparate waren notwendig, ehe ich 2 reife Fruchtkörper von etwa 0,25 mm Breite gefunden habe. Hätte ich nach zwei Präparaten aufgehört, wäre es nix gewesen mit Neufund.
Phyllachora graminis, Grasbewohnender Stromakugelpilz [pers. Erstfund]
Ich hab mir an dieser Stelle gedacht, die schwarzen Flecken an Grasblättern (!) mitzunehmen, weil ich den Verdacht hatte, dass da ein Kernpilz dahintersteckt. Und in der Tat. Mit seinen 0,3 mm breiten Perithezien passt er so grade in das Blatt rein. Die Perithezien sind in ein schwarzes Stroma eingebettet, welches von beiden Blattseiten deutlich sichtbar ist. Arten der Gattung Phyllachora befallen ihre Substrate bereits im lebenden Zustand (hier allerdings war das Gras abgestorben).
Amphisphaeria aff. umbrina
Bis jetzt gibt es hierfür keinen anderen als den oben genannten Namen. Amphisphaeria umbrina kommt nach Barr (1994) am nächsten, insbesondere was die Sporengröße betrifft. Es gab an dieser Stelle das Konzept, alle didymosporen, unitunikaten Kernpilze in die Gattung Amphisphaeria zu stecken.
Ophiobolus ponticus ist für das Bergische Land zu listen. Alle anderen Arten wurden bei mir heute gemacht.
lg björn
[hr]
Ich muss natürlich korrigieren: Amphisphaeria aff. umbrina wurde auch im Bergischen Land gefunden, und zwar an Kirsche (Prunus). Ich hab soeben im Ascofrance-Forum den Hinweis erhalten, dass es vielleicht Amphisphaeria vibratilis sein könnte, der von Wang (2004) auch tatsächlich an Prunus beschrieben wird. Allerdings enthielten alle Perithezien nur unzureichend Asci und Sporen in reifem Zustand...daher lässt sich weder eine Aussage über die Hülle, noch über eventuelle Reaktionen mit Melzer oder Lugol machen, oder gar ob die Sporen bei endgültiger Reife nicht doch fein warzig punktiert erscheinen. Beim nächsten Mal vielleicht, Standort unbedingt im Auge behalten.